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Die Zukunft im Osten

Die Zukunft im Osten

Was wir als „westliche Werte“ bezeichnen, ist in Ländern Osteuropas wie Bulgarien derzeit am besten aufgehoben.

Ende Februar veröffentlichte der bulgarische YouTuber Martin Petrushev auf seinem Kanal „Rationaler Widerstand“ ein kurzes Interview mit Jordan Peterson, geführt bei einer Veranstaltung der Alliance for Responsible Citizenship (ARC) in London. Der kanadische Psychologe, Autor von „12 Rules for Life. Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt“ (2021) und „Konservatives Manifest“ (2023), ist Mitbegründer des britischen Unternehmens ARC, das bürgerlich-konservativen Kreisen zugerechnet wird.

In dem Interview sagt Peterson, er hoffe und glaube, dass die Osteuropäer, einschließlich der Balkanregion, führend sein werden bei der Wiederbelebung des Westens. Peterson sieht die Zukunft Europas im Osten. Auf seinen Reisen durch die Region habe er eine echte Wertschätzung westlicher Werte feststellen können. Osteuropäer hätten ein besseres Verständnis für alle wesentlichen Dinge als Westeuropäer.

In seinem Vortrag „Russland und Deutschland — Gemeinsame Interessen (und Werte?)“, gehalten vor der Evangelischen Akademie Bad Boll im Oktober 2006, stellte Egon Bahr fest, dass Werte eine sehr variable Größe sind. Sie würden sich ändern, seien modeabhängig und auch abhängig von dem Ort, an dem sie formuliert würden. Werte seien darüber hinaus situationsbedingt. Der Reiche folge anderen Werten als der Arme, und eine Wohlstandsgesellschaft habe anderen Prioritäten als eine Mangelgesellschaft.

Auch ich tue mich mit dem Begriff „Werte“ schwer. Mit den von Peterson ins Spiel gebrachten „wesentlichen Dingen“ kann ich mehr anfangen.

Die wesentlichen Dinge sind für mich gesunder Menschenverstand, Herzensbildung, Intuition und Instinkt. Dinge, die den Menschen im Westen immer mehr abhandengekommen sind, ihnen regelrecht abtrainiert wurden.

Dieses Urteil erlaube ich mir, weil ich seit Corona zwischen Berlin und Bulgarien pendle und immer mehr Zeit im Herkunftsland meines Vaters verbringe, wo ich die „wesentlichen Dinge“ häufiger als in Deutschland finde, auch weil sich mein Leben auf das Wesentliche reduziert hat.

Mein Trinkwasser beispielsweise hole ich mir an einer Mineralwasserquelle, von denen es in Bulgarien so einige gibt. Nicht wenige Nahrungsmittel bekomme ich aus dem eigenen Garten, von Nachbarn oder auf dem Markt; den Rest kaufe ich in Supermärkten. Viel Zeit verbringe ich in der Natur und in den Bergen, die mich umgeben. Wenn ich in Bulgarien bin, halte ich mich meist auf dem Land auf und nicht in der Hauptstadt Sofia. Ablenkungen wie in Berlin gibt es, abgesehen vom Internet, das ich für die Arbeit brauche, so gut wie nicht.

Viel habe ich in Bulgarien gelernt — ich habe hier darüber geschrieben. Beispielsweise, dass es nicht darum geht, Recht zu haben, sondern dem anderen zuzuhören, um zu verstehen. Aber auch Duldsamkeit, für die die Bulgaren bekannt sind. Im Gegensatz zu den Deutschen, die für ihre Folgsamkeit bekannt sind.

Das wusste schon Nietzsche, der meinte: „Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut: Denn er gehorcht, wo er kann, wie dies einem an sich trägen Geiste wohl tut.“

Schwer zu sagen, woher die Folgsamkeit des Deutschen kommt. Etwas leichter ist es beim Bulgaren. Dessen Duldsamkeit dürfte mit seiner Geschichte zu tun haben. Bulgarien war 500 Jahre Teil des Osmanischen Reiches — länger als jedes andere Land. Trotz dieser langen Zeit haben die Bulgaren ihre nationale Identität und ihre Sprache bewahren können. Das ist nicht selbstverständlich und war auch nicht immer einfach. Ein bulgarisches Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Einen gesenkten Kopf trifft kein Schwert.“

Einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Sprache und der nationalen Identität leistete die bulgarisch-orthodoxe Kirche und ihre zahlreichen Klöster, die teilweise versteckt in den Schluchten des Balkans liegen. Sie halfen auch mit bei der Rettung der bulgarischen Juden während der Zeit des Nationalsozialismus. Gemeinsam mit Politikern und Intellektuellen, aber vor allem durch Massenproteste der Bevölkerung und mit der Zustimmung des bulgarischen Zaren Boris III. war dies möglich. Und das, obwohl Bulgarien Verbündeter des Deutschen Reiches war, und dieses die Auslieferung der in Bulgarien lebenden Juden forderte.

Die Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff reiste 1939 mit ihrer Mutter und ihrer Halbschwester nach Bulgarien aus und brachte sich damit in Sicherheit. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk Kultur sagte die Autorin über diese Zeit:

„Diese bulgarischen Menschen sind ja was ganz anderes als die Deutschen. Das waren alles kleine Mütter, die mich in die Arme nahmen, die merkten, was für eine Angst und Scheu ich hatte, und dass irgendwas nicht stimmte. Und die mich behandelt haben mit der größten Fürsorge und Wärme.“

In den letzten Jahren erlebte die bulgarisch-orthodoxe Kirche erneut einen enormen Zulauf, ähnlich dem nach der politischen Wende von 1989. Wann immer ich eine Kirche oder ein Kloster in Bulgarien betrete, sind diese gut besucht. Kinder werden getauft, Ehen geschlossen. Dass an einer Kirche oder einem Kloster eine Regenbogenfahne hängt, ist in Bulgarien undenkbar. Genauso undenkbar ist es, dass ein Politiker Minister wird, der — so wie Robert Habeck — Vaterlandsliebe zum Kotzen findet, und der mit Bulgarien noch nie etwas anzufangen wusste. Die Regenbogenfahne spielt auch sonst im Stadtbild — selbst in der Hauptstadt Sofia — keine Rolle. In Bulgarien nimmt die traditionelle Familie, also Mann, Frau und Kind(er), bis heute die zentrale Rolle im Alltag ein.

Nicht nur die bulgarisch-orthodoxe Kirche sieht dies so, sondern auch viele Politiker, und das ganz unabhängig davon, welcher politischen Couleur sie angehören. Wie Der Spiegel berichtet, wurde eine von der Partei „Wiedergeburt“ eingebrachte Gesetzesnovelle auch von Parlamentariern des Parteienbündnisses GERB-SDS, der Partei „Es gibt ein solches Volk“ (ITN), der Bulgarischen Sozialistischen Partei und Teilen der Partei DPS unterstützt, die in erster Linie die Interessen der türkischen Minderheit vertritt. Gegen die Novelle stimmte lediglich das Parteien-Bündnis PP-DB. Die Änderungen verbieten die Propaganda nicht-traditioneller sexueller Orientierungen in Schulen und Kindergärten.

Elternorganisationen richteten laut dem Bulgarischen Nationalradio in diesem Zusammenhang einen offenen Brief an eine Reihe internationaler Organisationen und Institutionen, denen Bulgarien angehört, wie etwa die UNO, das Europäische Parlament und die Europäische Kommission. Darin erinnern die Eltern daran, dass Bulgarien ein souveräner Staat ist, der das Recht und die Pflicht hat, die öffentliche Bildung und Moral im Einklang mit seinen nationalen Interessen und seiner Rechtsordnung zu regeln. Laut Georgi Georgiev, Abgeordneter von „Wiedergeburt“, habe man mit diesen Änderungen den Einfluss sogenannter Gender-Ideologien auf bulgarische Kinder und ihr Verhalten in Schulen und Kindergärten eingeschränkt.

Es sei eine Situation geschaffen worden, in der Nichtregierungsorganisationen, die mit ausländischen Geldern subventioniert wurden und schädlichen Einfluss auf Schulen und Kindergärten ausüben, geschlossen werden können.

Dies wurde möglich, weil es in Bulgarien keine Brandmauer gibt und niemand vom demokratischen Spiel ausgeschlossen wird. So kommen beispielsweise Mitglieder der Partei „Wiedergeburt“, die der AfD nahesteht, ganz normal zu Wort — also ohne die hierzulande üblichen Adjektive wie „rechtsradikal“, „nationalistisch“ oder gar „ultranationalistisch“ — und das selbst im staatlichen Rundfunk und Fernsehen. Offensichtlich traut man den Menschen in Bulgarien noch zu, sich selbst eine Meinung zu bilden. Aber nicht nur das ist anders.

In Bulgarien sind, wie ich mehrfach geschrieben habe, die Kopfbewegungen genau umgedreht: Nicken bedeutet hier Nein, und den Kopf zu wiegen Ja. Allerdings nicht im deutschen Sinne von: Ja, du hast Recht, sondern im Bulgarischen: Du ich versteh‘ dich. Anders ist auch die Impfquote. Offiziell sind in Bulgarien nur knapp über 30 Prozent einmal geimpft. Zieht man diejenigen ab, die sich die Impfung „gekauft“ haben — das waren so einige, und manchmal hat sogar der Arbeitgeber bezahlt — dann dürfte die wahre Impfquote eher zwischen 20 und 25 Prozent liegen, wenn überhaupt.

Zum Vergleich: In Deutschland haben 77,9 Prozent der Bevölkerung eine Impfdosis erhalten. Es soll auch hierzulande Fälle gegeben haben, in denen sich Menschen die Impfung „gekauft“ haben. Da hier — im Gegensatz zu Bulgarien — nicht offen darüber gesprochen wird, kann man nur vermuten, wie viele dies getan haben. Und noch etwas ist anders:

Während in Deutschland die Mehrheit der Geimpften bis heute verächtlich, wenn nicht gar mit Verachtung, auf die Minderheit der Ungeimpften blickt, schaut die Mehrheit der Ungeimpften in Bulgarien eher mit Mitleid und Mitgefühl auf die Minderheit der Geimpften, die sich zum Teil auch impfen ließ, um ihre Familie weiter ernähren zu können.

In Bulgarien treffe ich praktisch nur Menschen, die von Anfang an nicht an die Corona-Erzählung geglaubt haben. Natürlich gibt es auch Bulgaren, die daran glauben, vorzugsweise in den großen Städten. Oft müssen sie auch daran glauben, weil sie im oder für das Ausland arbeiten. Komme ich nach Deutschland, wovor mir jedes Mal mehr graut, ist das Bild genau umgedreht: Hier treffe ich fast nur Menschen, die an das gängige Narrativ glauben und es dementsprechend auch nicht kritisch hinterfragen. Zugegeben, die vorzugsweise jungen Menschen beispielsweise in Berlin sind schön anzusehen. In Bulgarien bin ich von alten Menschen umgeben, die einfach, aber nicht dumm sind. In Deutschland ist es umgedreht: Die Menschen sind kompliziert, und wenn sie den Mund aufmachen, frage ich mich oft, wo sie die letzten fünfeinhalb Jahre gelebt haben.

Spricht man in Bulgarien von der Zeit nach 1989, spricht man nicht von der Wende, sondern von nach der „Demokratie“ — „Demokratie“ ganz bewusst in Anführungszeichen, das Vertrauen in sie ist dementsprechend: Seit Jahren liegt die Wahlbeteiligung in Bulgarien meist unter 40 Prozent. (Oktober 2024: 38 Prozent, Juni 2024: 34 Prozent, 2023: 40,6 Prozent, 2022: 39 Prozent). Zum Vergleich: In Deutschland lag die Wahlbeteiligung 2024 bei 82,5 Prozent, dem höchsten Wert seit der Wiedervereinigung, 2021 bei 77 Prozent und 2017 bei 76 Prozent. Die „Partei der Nichtwähler“, wenn es sie gäbe, ist seit Jahren die stärkste Partei in Bulgarien.

Warum noch wählen gehen, wenn die Regierenden sowieso machen, was sie wollen? Drei Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Die Mehrheit der Bulgaren war gegen die Impfung und gegen die Maßnahmen — die Regierung kauft große Mengen Impfstoff von der EU und führt Maßnahmen ein. Die Mehrheit der Bulgaren hält Waffenlieferungen für keine gute Idee — die Regierung schickt Waffen in die Ukraine. Die Mehrheit der Bulgaren lehnt den Euro ab — die Regierung will ihn einführen. Auch wenn es sie nicht gibt, so ist die „Partei der Nichtwähler“ Ausdruck eines großen Misstrauens gegenüber den Herrschenden, das möglicherweise von der türkischen Fremdherrschaft während des Osmanischen Reiches herrührt. Dies vermutet auch Dr. Marin Guentchev, der darüber hinaus meint, die Bulgaren hätten die Gabe, eine Tyrannei zu erkennen.

Der Arzt und Neurochirurg, der in Wien studierte und in Heidelberg habilitierte, führt heute eine eigene Praxis in Sofia. Im letzten Jahr veröffentlichte die Bulgarin Sibila Tasheva, die in München Jura studiert hat und Autorin von „111 Gründe, Bulgarien zu lieben“ ist, ein Interview mit ihm. Dr. Guentchev sagt dort (31:17), dass es eines der großen Talente der Bulgaren sei, eine Tyrannei zu erkennen und sich dagegen zu wehren — passiv, aber dennoch widerständig. Prinzipiell erkenne der Bulgare eine Tyrannei sehr schnell, denn Bulgaren sind sehr freiheitsliebende Menschen. Ein Österreicher habe dem Arzt und Vater von sieben Kindern einmal gesagt, dass er das Gefühl habe, wenn er nach Bulgarien komme, alles sagen zu können. Das habe so geklungen, als ob er in Österreich nicht alles sagen könne — und das stimme auch, so Dr. Guentchev.

Hier hat man ein Gespür dafür, wer einem nichts Gutes will. Das kann die Mafia oder ein Oligarch sein, genauso gut aber auch ein Philanthrop, ein selbsternannter Menschenfreund.

Für viele Bulgaren ist Brüssel ein neues Moskau, von wo Befehle oder Vorgaben kommen, die mit ihrer Lebensrealität nichts zu tun haben. Für wie viele genau, das lässt sich nur schätzen. Ich würde sagen, irgendetwas zwischen 60 und 80 Prozent — auf jeden Fall die Mehrheit, da bin ich mir sicher.

Andererseits hat die Partei GERB von Boiko Borissov, einem Merkel-Mann, auf dem Land zahlreiche Bürgermeister installieren können — und das, obwohl viele Borissov für einen Mafioten halten. Auch hier würde ich von einer Mehrheit ausgehen. Dass sie es trotzdem mit „Bruder“ Boiko halten, wie der frühere Ministerpräsident auch gerne genannt wird, hat ein Bürgermeister mir gegenüber einmal so begründet: „Bruder Boiko ist ein alter Bandit, der abgibt. Die jüngeren und die Neuen aus dem Ausland, wollen erst noch satt werden.“

Für viele Bulgaren ist bis heute nicht der Staat oder die Regierung, sondern die Familie das Wichtigste, und dass es ihr gut geht. Die EU wird man genauso überleben wie die „Demokratie“, den Kommunismus und das Osmanische Reich. So erkläre ich mir das oft anzutreffende Desinteresse vieler Bulgaren an Politik, das mitunter als Apathie anmutet.

Natürlich gibt es auch Bulgaren, die sich für Politik interessieren – beispielsweise für Waffenlieferungen an die Ukraine. Laut einer Umfrage der Denkfabrik „European Council on Foreign Relations“ vom Juli vergangenen Jahres halten 63 Prozent der Bulgaren eine Ausweitung der Munitions- und Waffenlieferungen an die Ukraine für eine „schlechte Idee“. Dies ist der höchste Wert in der Europäischen Union. Gefolgt wird Bulgarien von Griechenland mit 54 Prozent und Italien mit 53 Prozent. Eine Umfrage für ZDF-„frontal" vom Februar dieses Jahres besagt, dass 67 Prozent der Deutschen hinter der militärischen Unterstützung für die Ukraine stehen.

Anfang nächsten Jahres soll nun der Euro in Bulgarien eingeführt werden, obwohl es auch hier eine klare Mehrheit dagegen gibt. Eine Umfrage hatte Anfang dieses Jahres ergeben, dass 57 Prozent der Bulgaren gegen die Einführung sind. Trotzdem lehnen sowohl Regierung als auch Verfassungsgericht ein Referendum als verfassungswidrig ab. Im Mai hatte sich der bulgarische Präsident Rumen Radev, der eigentlich nur eine repräsentative Aufgabe hat, zu Wort gemeldet und mehr Demokratie angemahnt. Zuvor hatte die Partei „Wiedergeburt“ eine Volksbefragung gefordert und dazu bereits 600.000 Unterschriften im Inland gesammelt — eine große Zahl, wenn man bedenkt, dass es nur neun Millionen Bulgaren gibt, von denen drei Millionen im Ausland leben.

Laut einer geleakten Tonaufnahme wollte Ursula von der Leyen Bulgarien bereits vor drei Jahren in die Euro-Zone „schleusen“. Die Präsidentin der Europäischen Kommission soll dabei explizit zugestimmt haben, die Regeln gegebenenfalls zu „umgehen“, wie Telepolis berichtete. Bis heute gibt es Zweifel daran, dass Bulgarien die Kriterien für den Euro-Beitritt erfüllt. Ivelin Mihaylov, Vorsitzender der Partei „Velichy“ (Größe), sagte im Juni gegenüber dem Bulgarischen Nationalradio BNR: „Alle Bulgaren, egal ob sie für oder gegen den Euro sind, wissen, dass Bulgarien die Kriterien für die Eurozone nicht erfüllt.“

Anfang Oktober war Ursula von der Leyen nun selbst in Bulgarien, um eine neue Munitionsfabrik von Rheinmetall zu inspizieren. Dabei soll ihr Flugzeug Ziel einer GPS-Störung geworden sein. Wie die ARD berichtet, soll der Pilot mithilfe analoger Karten gelandet sein, und Bulgarien vermutete eine Attacke Russlands.
Beim Bulgarischen Nationalradio BNR liest es sich ganz anders. Demnach wurde das GPS-Signal im Flugzeug von Ursula von der Leyen nicht gestört. Im Bereich des Flughafens Plovdiv seien laut Messungen keine Frequenzänderungen festgestellt worden und es seien auch keine Meldungen von anderen Flugzeugen eingegangen. Dies erklärte der amtierende bulgarische Premierminister Rosen Scheljaskov während seiner Anhörung und fügte hinzu, dass es keine Daten zu einem russischen Hybridangriff gebe.

Am Ende noch etwas, das Hoffnung macht und zugleich die Eingangsthese von Jordan Peterson unterstützt: Wie der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (IWD) schreibt, nimmt die Geburtenrate in den meisten EU-Mitgliedsstaaten seit Jahren ab. Eines der wenigen Länder, in denen im Jahr 2023 mehr Babys auf die Welt kamen als im Jahr zuvor, ist Bulgarien. Die Geburtenrate betrug dort 1,81, Deutschland lag mit 1,39 im Mittelfeld, Schlusslicht ist Malta mit 1,06.

Während der IWD meint, dass selbst mit einer Geburtenrate von 1,81 Bulgarien ohne Zuwanderung die Bevölkerungsgröße nicht konstant halten könne, berichtet das [Bulgarische Nationalradio] (https://bnr.bg/radiobulgaria/post/102063007/za-parvi-pat-ot-1985-g-se-otchita-pochti-nulevo-namalavane-na-naselenieto-u-nas) (BNR) im Oktober 2024, dass in Bulgarien im Jahr 2023 zum ersten Mal seit 38 Jahren das Verhältnis zwischen dem Gesamtwachstum (Neugeborene und dauerhaft Ansässige) und dem Rückgang (Sterblichkeit und Abwanderung) der Bevölkerung nahezu null ist.

Weiter berichtet das Bulgarische Nationalradio, dass es in den Jahren 2020 und 2021 eine große Zahl an Rückkehrern nach Bulgarien gab. Mittlerweile sei die Zahl der Rückkehrer sogar größer als die der Ausreisenden. Insgesamt kehrten die meisten bulgarischen Staatsbürger im Jahr 2021 zurück, was auf die Covid-Pandemie zurückgeführt wird.

Sämtliche Rückkehrer, mit denen ich gesprochen habe, sagten mir, dass sie die Freiheit in Bulgarien einem restriktiven Leben im Ausland vorziehen, auch wenn der Wohlstand dort größer ist — noch.

Statistiken zeigen, dass im Jahr 2023 dreimal mehr Bulgaren zurückkehrten, als das Land verließen, um im Ausland zu arbeiten und zu leben.

Ganz zum Schluss soll noch einmal Dr. Marin Guentchev zu Wort kommen. Der Arzt und Neurochirurg aus Sofia ist davon überzeugt, dass es die Liebe zur Freiheit und zur Meinungsäußerung ist, die man in Bulgarien lernen könne — auch wenn man manchmal das Gefühl habe, dass die Meinungsfreiheit, die es in Bulgarien gibt, ein bisschen zu weit gehe. Aber, so Dr. Guentchev weiter:

„Besser so als das Gegenteil: Alle haben die gleiche Meinung, keiner traut sich irgendwas zu sagen, und alle marschieren in die Richtung, in der wir nicht sein sollten.“


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