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Fremdbestimmt

Fremdbestimmt

Das Gerede von Freiheit ist eine hohle Floskel — schon immer gehörte der Mensch allen möglichen Kräften, nur nicht sich selbst.

Hier im Westen rühmen wir uns unserer Freiheit. Wir schicken Soldaten in andere Länder, um unsere Freiheit zu verteidigen oder die Freiheit dorthin zu exportieren. Ereignet sich ein Terroranschlag, so heißt es fast immer, die islamistischen Terroristen seien neidisch auf unsere Freiheit oder sie verachteten die Freiheit. Freiheit ist auch Teil der deutschen Nationalhymne, des französischen Wahlspruchs „Liberté, égalité, fraternité“ oder des amerikanischen Selbstverständnisses. Ja, wir hier im Westen, wir sind wirklich frei. Das ist zumindest die kollektive Erzählung. Doch wie steht es mit der Wirklichkeit?

Die Wahrheit sieht tatsächlich vollkommen anders aus. Denn die Menschen, die in diesen angeblich so freien Ländern leben, sind vom Beginn ihres Lebens bis zu ihrem Ende fremdbestimmt. Zu keinem Zeitpunkt haben sie die freie Wahl, nie können sie wirklich frei über ihr Leben bestimmen. Stets sind sie eingezwängt in ein Korsett von Vorgaben und Bestimmungen.

Schon vor ihrer Geburt sind sie Teil eines resoluten Regelungs- und Ordnungsapparates. Kontrolluntersuchungen der Schwangeren, ob das Kind sich nur ja entwickelt, wie es irgendjemand einst als normal definiert hat, markieren den Anfang eines Lebens in vollkommener Fremdbestimmung. Ist diese Fremdbestimmung — und jene durch die Eltern — in den ersten Jahren noch nachvollziehbar, denn sie findet, zumindest meistens, im Interesse der gesunden Entwicklung des Kindes statt, so trifft das auf alles Nachfolgende nicht mehr zu.

Von der häuslichen Fürsorge geht das Kind direkt in die Fremdbestimmung der Schule über. Hier wird ihm Lernstoff aufgezwungen, vollkommen unabhängig von Interesse, Stärken oder Entwicklung.

Es wird gezwungen, sich den Anordnungen des Lehrers unterzuordnen, zu Anpassung und Gehorsam erzogen. Nicht umsonst ist die allgemeine Schulpflicht im deutschen Kaiserreich eingeführt worden mit dem Ziel, gehorsame Untertanen heranzuzüchten. Auch das ist heute der primäre Zweck der Schule. Sie erschafft unterwürfige Arbeiter und willige Konsumenten.

Die Kinder werden konstant zu Objekten fremder Bewertung gemacht, die sich in Schulnoten und Maßregelungen ausdrückt. Hierüber wird die Anpassung und Unterordnung konditioniert, wie bei pawlowschen Hunden.

Nur die Angepassten erhalten gute Noten und damit Aussicht darauf, in der Gesellschaft weiterzubestehen und voranzukommen.

Die Fremdbestimmung geht auch nach der Schule unvermindert weiter. Universitäten sind heutzutage, ebenso wie Schulen, zu reinen Lernfabriken verkommen und dienen als Durchlauferhitzer für die eigene Karriere, die natürlich nur durch den entsprechenden Gehorsam überhaupt eröffnet wird. Ausbildung und Arbeit knüpfen ebenso an die Fremdbestimmung der Schule an. Auch hier diktiert einem der Vorgesetzte, was zu tun ist, wann und wo es zu erledigen sei. Ein freier Tag, um sich seinem eigenen Leben zu widmen, muss erst beantragt und generös bewilligt werden.

Die Freiheit des Individuums wird den ökonomischen Interessen des Arbeitgebers untergeordnet. Dies zieht sich bis zur Rente, auch die eine Anmaßung an Fremdbestimmung. Denn wie viel man bekommt, hängt natürlich davon ab, wie viel man zuvor einbezahlt hat. Du hattest keinen hoch bezahlten Job? Tja, Pech gehabt, das Rentensystem bestimmt, dass du in Altersarmut vor dich hin zu vegetieren und Pfandflaschen zu sammeln hast.

All das ist begleitet von einer anmaßenden, bürokratischen Regelungsmanie, die vorgeblich der sozialen Sicherung dient. Die Krankenversicherung will über den Status des Versicherten stets unterrichtet werden. Hat sich dieser geändert, dann ändern sich auch die Beiträge. Und nur wenn die Beiträge gezahlt werden, hat man überhaupt Anspruch auf eine medizinische Versorgung. Was genau dabei abgedeckt ist, entscheidet auch nicht der versicherte Mensch selbst. Meist wird man mit dem ökonomischen Minimum abgespeist, also der denkbar schlechtesten Leistung zum geringstmöglichen Preis.

Um eine optimale Versorgung der Menschen geht es dabei nie. Diese ist wiederum nur möglich, wenn man es sich leisten kann, großzügige Zusatzzahlungen zu leisten. Nebenbei werden den arbeitenden Menschen ständig Steuern auferlegt, sodass sie das mühsam und aufopferungsvoll Verdiente gleich zu großen Teilen wieder an den Staat abtreten müssen, der davon Waffen kauft und Kriege führt, die Polizei aufrüstet und einen Sicherheits- und Überwachungsstaat einrichtet, der den Bürger unterdrückt.

Wer keine Arbeit hat, den trifft es noch schlimmer. Denn er muss auf Verlangen ständig bei der entsprechenden Arbeitsagentur vorstellig werden, sich jeder noch so sinnbefreiten Zwangsmaßnahme unterwerfen und jedes noch so entwürdigende Jobangebot annehmen, da ihm ansonsten Kürzungen der Bezüge drohen, während diejenigen, die Milliarden scheffeln, nicht einmal Steuern zahlen.

Die Fessel des Geldes

Der Mensch hängt, das sollte mittlerweile klar sein, an der Kette des Geldes. Vom Geld ist er sein ganzes Leben lang abhängig, und dieses zu erlangen ist daher die einzige als legitim erachtete Motivation jedes Handelns. Darauf ausgerichtet ist auch das ganze sogenannte Bildungssystem von Anfang an. Es geht nur um die Erlangung einer Arbeit, die dann Inhalt des Lebens werden soll, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Ohne diesen Lebensunterhalt ist der Mensch schnell von der Gesellschaft ausgeschlossen und dem Tode überlassen.

Daher unterwirft der Mensch sich denjenigen, die dieses Geld haben, lässt sich von ihnen bestimmen und sein Leben vorschreiben, nur um sich ein leidlich unfreies Leben einrichten zu können.

Wer aber nun denkt, wenigsten im Privaten sei er frei und ungezwungen, der irrt. Schon die Entscheidung des Wohnortes steht einem nicht wirklich frei. Denn dieser richtet sich zunächst nach der Arbeit. Zuerst hat man nämlich eine Arbeit zu finden und sich dann danach zu richten, wo sich diese befindet, um dort eine Wohnung zu finden. Du möchtest eigentlich auf dem Land leben? Schade, da gibt es keine Arbeit. Also ziehe in die Stadt oder verschwende jeden Tag wertvolle Lebenszeit, indem du mit dem Auto im Stau stehst.

Die Wohnung wiederum ist ganz in der Hand privater Vermieter. Wenn man dem Vermieter nicht gefällt, bekommt man sie einfach nicht. Bekommt man sie, muss man sich über jede Kleinigkeit mit ihm auseinandersetzen. Eine winzige Veränderung für mehr Lebensqualität, zum Beispiel ein Fenster im Bad, um Schimmel vorzubeugen? In der Regel zu teuer. Man will, dass der Partner oder die Partnerin einzieht? Muss man erst um Erlaubnis fragen. Darüber hinaus muss man stets beim Staat seinen Wohnort anmelden. Frei bewegen kann man sich auf diese Weise auch nicht.

Fremdbestimmt ist ein jeder auch in seinen Wünschen und Vorstellungen. Du glaubst, die imposante Hochzeit in Weiß auf einem Schloss oder dergleichen sei deine Idee gewesen? Falsch gedacht, sie stammt aus Hollywood und wurde dir als Ideal verkauft, ganz fremdbestimmt. Du denkst, du benötigst ein teures Auto, Handy, eine Rolex, um deinen Status auszudrücken? Glückwunsch, da hast du dich von der Werbung schön fremdbestimmen lassen. Du denkst, es sei dein Wunsch, dich in die Heerscharen der Arbeitnehmer einzureihen und ein „ganz normales Leben“ zu führen? Sehr gut, da hat die gesellschaftliche Formatierung durch die Bildungseinrichtungen und den gesellschaftlichen Zwang hervorragend funktioniert.

Auch das soziale Umfeld ist ein Disziplinierungsinstrument. Denn Achtung und Anerkennung bestimmen sich nicht nach den eigenen individuellen Stärken und Schwächen, sondern nach der Anpassung an ein vorgegebenes „Normal“. Dies ist hervorragend in heutigen Zeiten zu beobachten, in denen Menschen mittels sozialen Drucks zu einer Gentherapie genötigt werden, die sie eigentlich ablehnen.

Jede Mode, jeder Trend wird sorgfältig produziert und durch ein Heer an Propagandainstitutionen an die Menschen gebracht. Diese bilden sich dann ein, durch ihren freien Willen auf die entsprechende Idee gekommen zu sein, und beziehen einen nicht unerheblichen Teil ihrer Identität aus ihrem fremdbestimmten Konsum. Auch das eigene Weltbild, die Wertvorstellungen und Ideale, die Meinungen über Gut und Böse, zum Thema Russland, Syrien, die transatlantische Partnerschaft, Atomwaffen, Corona, China, die neue Seidenstraße sind Produkte einer Propagandaindustrie, die davon lebt, Meinungen in die Köpfe der Menschen zu pressen. Die westlichen Kulturen sind daher auch von einer bemerkenswerten Stumpfsinnigkeit und erschöpfen sich im reinen Konsum.

Sogar im Sterben wird einem keine Freiheit gelassen. Eine anmaßend übergriffige Medizintechnikindustrie wird dich krampfhaft vom Sterben abhalten, egal wie alt und dem Tode geweiht du bist. Für Bestattungen gibt es strikte Vorschriften, bestimmte Plätze und klare Abläufe. Mittlerweile geht der Staat sogar so weit, einem medizinische Eingriffe vorzuschreiben, ungeachtet der verheerenden Konsequenzen und des nicht existenten Nutzens.

Von Anfang bis Ende ist der Mensch unfrei. Er wird zur reinen Verfügungsmasse von Staat und Kapital degradiert und nur nach deren Bedürfnissen herummanövriert, Maßnahmen und Zwang unterworfen, ausgebeutet und schließlich entsorgt.

Freiheit ist hier im Westen nichts weiter als eine hohle Propagandafloskel, mit der die Staaten sich selbst gegenüber anderen Kulturen aufwerten.

Der Weg in die Freiheit

Freiheit können wir nur erlangen, wenn wir radikal alle vorgegebenen Vorstellungen und Ideale hinterfragen und uns gegebenenfalls von ihnen frei machen. Dazu ist es notwendig, sich von der Gesellschaft zumindest zeitweise abzukapseln und sich auf sich selbst zu besinnen. Man könnte sich die Frage stellen, welchen Sinn man mit all dem verbindet, was man so tut und denkt. Man könnte sich die Frage stellen, woher die als „eigen“ verklärten Vorstellungen eigentlich kommen. Man könnte sich daran erinnern, welche Träume und Wünsche man noch als Kind hatte, bevor die volle Gewalt der pädagogischen Folter einen zerstört hat. Man könnte sich auch fragen, was man mit all dem Konsum verbindet, ob man den ganzen Kram wirklich benötigt, wie frei man sich angesichts eines übergriffigen, reglementierten Staates, Arbeitgebers, Lehrers und so weiter eigentlich fühlt.

Eine solch intensive Befreiung von der Fremdbestimmung ist zunächst keine schöne Angelegenheit. Sie führt zu der bitteren Erkenntnis, dass man sein Selbst aus fremden Idealbildern zusammengesetzt hat. Doch sie kann dazu führen, dass man sich von derart fremden Einflüssen und Bestimmungen abzukapseln in der Lage ist und sein Potenzial entdeckt, für sich selbst einzutreten. Damit eckt man bei einer vollkommen fremdbestimmten Gesellschaft natürlich an. Zeit also, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun, die sich ebenfalls von der Fremdbestimmung befreit haben. Nur dadurch können wir eine freie Gesellschaft schaffen, die diese Bezeichnung tatsächlich verdient.

Nichts ist dieser Tage wichtiger und dringender, als uns aus der Abhängigkeit, der Fremdbestimmung zu lösen und damit ein despotisches System zu entmachten. Gewinnen wir also unsere Autonomie zurück, ermächtigen wir uns und machen uns von der Fremdbestimmung frei.


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