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Hypersensible Tyrannen

Hypersensible Tyrannen

Die woke Bewegung hat eine Heidenangst vor Literatur, die ihrer Ideologie nicht genügt — selbst Klassiker fallen da schon mal der Zensurschere zum Opfer.

Es ist aussichtslos. Das Resümee bitterlich: Jegliche Form der intellektuellen Selbstverteidigung wird zum Fallstrick. Es gibt offensichtlich kein Entrinnen. Der bleiernen Stumpfheit mag sich noch begegnen lassen und über die sogenannte Bauernschläue gar ein Lächeln breiten. Die komplexe Dummheit, diese „höhere, anspruchsvolle Dummheit“, von der Robert Musil spricht, dagegen hat es in sich, sie hat längst die meisten Köpfe, vor allem die der Journalisten, infiziert. Sie zeigt sich gut vorbereitet und hat nach- und aufgerüstet. Der Wahrheit gilt ihre Verachtung. Verbreitete sie sich im 16. bis 18. Jahrhundert über das Zeitungswesen und manch literarisches Werk nur endemisch, so ist ihre Ausbreitung seit dem Einzug der Massenmedien in die Öffentlichkeit geradewegs pandemisch geworden. Als Seuche grassiert die vielstufige Dummheit in den (a)sozialen Medien, wird dabei in solch massiver Dosis abgesondert, dass sie nun selbst zur politischen Kraft sich entwickelt.

Freilich erscheint der Bockmist produzierende Dummkopf immer im Gewand des eifrig besorgten Zeitgenossen. Vor allem weiß er sich zu präsentieren: im Namen der Aufgewecktheit, der Moral, des Anstands und immer auch im Namen des Respekts. Dass irren menschlich, gar allzumenschlich ist, hat er vergessen oder es für sich selbst nie erwogen. Dabei ist so mancher Dummkopf intelligent, bisweilen sogar gebildet. Das hindert ihn freilich nicht daran, sich zum Richter aufzuschwingen und einen Scheiterhaufen aufzurichten, um im Namen weiterer Dummköpfe oder Ideologien den ach so „bösen“ Geist auszutreiben. Seine Verbotstafeln mit ihrem „Du sollst …“ hat er neu beschrieben. Im gegenwärtigen Geplärre, das allzu gerne als Diskurs daherkommt, interessiert längst fast niemanden mehr, ob das Gesagte wahr ist oder nicht. Einzig geht es noch um die Frage, ob es gut ankommt oder nicht. Massenverblödung heißt die Veranstaltung und ist zugleich das Ziel.

Die Romantiker begehrten gegen diese Ver-Rücktheit auf und setzten das Individuum als Kontrapunkt. Doch im 20. Jahrhundert wird dann auch die meiste Kunst dumm und verlogen, zu häufig wird sie zum Kitsch. Das ästhetische Urteilsvermögen so vieler ist längst an der Dummheit erkrankt. Sich dagegen zu wehren, endet(e) in Ermattung und Aufzehrung. Der Dummheit mit Argumenten zu begegnen, gleicht dem fruchtlosen Versuch, einem Gläubigen wahr und falsch nahe zu bringen. Das einstige Heilkraut der kritischen Vernunft wird bestenfalls noch in homöopathischer Dosis verwendet oder scheint überhaupt aufgebraucht.

Das Europäische Großreich Absurdistan

Vor Jahrzehnten schon schwappte eine gewaltige Welle der Blödigkeit über den großen Teich. Cancel Culture, Gender und manch anderer ideologischer Unrat fiel auf den aufnahmewilligen Boden des sich munter herausbildenden Europäischen Großreiches Absurdistan. Erkenntnisbefördernd dabei: Dummheit ist grenzenlos und trifft nur allzu oft auf entsetzlich fruchtbaren Grund. Laut Erasmus von Rotterdam kommt der Mensch ohne „gewisse Dummheit“ nun einmal nicht auf die Welt. Es brauchte deshalb wohl auch nur wenig Zeit innerhalb der atlantischen Welle, dass sich Gender und Cancel Culture „vereinigten“. An der Geburt des Begattungsproduktes Sensitivity-Reader ist jedenfalls nicht zu zweifeln. Schwieriger ist es schon, für die unsägliche Kopfgeburt einen passenden deutschen Begriff zu finden. Der von Google Übersetzer vorgeschlagene „Sensibilitäts-Leser“ führt bestenfalls zu zwerchfellerschütternden Lachsalven und wenn iTranslate meint, „Empfindlichkeitsleser“ wäre die adäquate Übersetzung, dann beruhigt sich das Zwerchfell keinesfalls.

Irgendwann kommt allenfalls eine gewisse Galligkeit hinzu. Allerdings ist in diesem Lachen eine Zweischneidigkeit, etwas Rebellisches, Einverständiges und ebenso Angsterfülltes und Begehrliches. Denn was soll durch diese Sensiblen anderes stattfinden als ein sprachlicher Zerstörungs- und Enteignungsprozess? Freilich, kaum jemand kann den gänzlich unsensibel und lautstark posaunten Beschwörungsritualen entfliehen. Wer wollte auch unempfindlich sein gegenüber „offenen“ und „bunten“ Menschen oder Gesellschaften? Und an „Nachhaltigkeit“, „Vielfältigkeit“, „Diversität“, „Geschlechtersensibilität“ soll es auch erst einmal nicht fehlen. Doch welcher Inhalt ist diesen Begriffen überhaupt gegeben? Wäre nicht ein sofortiges Hinterfragen angezeigt? Wie war es denn früher oder wenigstens vor ein paar Jahren noch? Herrschte im Westen wie Osten allerorten Unsensibilität? War Meinungsvielfalt aufgeteilt zwischen schwarz und weiß? Was nützt Quotierung ohne Befähigung? So findet sich in diesen Begriffen die gefährliche Eitelkeit des Dummschädels wieder, oftmals zudem die Selbstgefälligkeit einer Tautologie, die nichts bedeutet, eben weil sie immer wahr ist: „Gut ist gut.“

Die bekloppte Angst

Wie bekloppt darf und vor allem soll es also noch werden? „Die Autorin verwendet im Original den Begriff coloured, der sich am ehesten mit dem Wort Farbige übersetzen lässt. Die Herkunft aus der historischen Rassentheorie führt jedoch dazu, dass er selbst im Kontext eines Romans, der zu der Zeit spielt, als dieser Begriff gebräuchlich war, nicht verwendet werden sollte“, so die „editorische Notiz“ aus dem Heyne Verlag zu Delia Owens Roman Der Gesang der Flusskrebse. Die Absicht der Autorin scheint nebensächlich, was „authentisch“ ist, bestimmt der Sensible, sei er nun Lektor, Übersetzer oder Verleger. Welche „historische Rassentheorie“ gemeint sein könnte? Irrelevant! Der „Begriff“ im Kontext eines Romans? Kommt er nicht vielmehr im Roman vor? Ich befürchte dahinter die dumme Absicht, es allen recht zu machen und vor jedem Windhauch aus dem Internet sich zu ducken, noch bevor er weht.

Eine winzige Minderheit von Sensiblen, die Josef Kraus als „Antirassismus/Antikolonialismus/Antisexismus/Antifa/Cancel-Culture/Critical-Race-Theory/Cultural-Appropriation-Kritik/Me-too/White-Lives-Don’t-Matter-Mikrominderheiten-Community“ beschreibt, wittert eine grandiose Chance, über das Mittel der Sprache Macht über die Menschen zu gewinnen.

Die eigentlichen Orte der Meinungsfreiheit sollten nichts als deren Sicherung kennen, doch die Redaktionsstuben, die Filmförderungs- und Sendeanstalten und nicht zuletzt die Verlage zeigen sich angstbefallen. Angstbefallen vor einem Scheißesturm (= Shitstorm) der sich in den sogenannten sozialen Netzen zusammenbrauen könnte. Unangreifbarkeit scheint das seltsam einigende Ziel der Medienbranche.

Sensible Verblödung

Nur so ist zu verstehen, warum vormals angesehene Vereinigungen und Interessengemeinschaften fragwürdigste Gäste, wie eben sich selbstermächtigende Sensitivity-Reader, einladen und sich bei Kongressen und Verbandstreffen den Anschein eines Dialoges geben. Um das Themenfeld „Sensibilität/kulturelle Aneignung/Shitstorms“ kreiste die am 26. Januar 2023 stattfindende Jahrestagung der IG Belletristik und Sachbuch beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Denn längst ist im Literaturbetrieb das neue Berufsfeld des sensitivity reading zur Realität geworden. So teilte die Verlagsgruppe Randomhouse ihrem Autor Sören Sieg mit: Dieses sensitivity reading sei ein „wichtiges Standardverfahren, das wir seit einer Weile etabliert haben“. Die Angst einiger Literaten, es könnte somit bald keine Literatur mehr geben, wird von manchen als „melodramatische Beschwörung“ abgetan. Doch wie soll Literatur möglich sein, wenn Beschreibungen und Zuschreibungen zu unterbleiben haben?

Im Falle des Autors Sören Sieg, die Frankfurter Allgemeine berichtete am 28. Januar 2022 davon, hat beispielsweise die Sensitivity-Gutachterin alle Adjektive gestrichen. Du sollst nicht mehr, so das Verbot der Wachsamen, das Äußere von Personen beschreiben: „hübsch“, „schlank“, „füllig“, „dick“, „hellhäutig“, „mit ebenmäßigen Gesichtszügen“, „den Kopf glattrasiert“, „groß“, „klein“, „stämmig“, „wuchtig“, „kräftig“; selbst „warmherzig“. Ein befreundeter Kollege des Autors empfahl darum nach der Lektüre der zensierten Version: „Schreib am besten: ‚Eine Person ist von einem Kontinent zu einem anderen gefahren, der genauso war wie der eigene; dort ist sie Personen begegnet und wieder heimgefahren.‘“

Er habe gelernt, schreibt Sören Sieg, „dass schon das Schildern von Beobachtungen und Zitieren von Forschern diskriminierend sein kann: ‚Aus dem Wald kommt eine ältere Frau in schlichter Kleidung, wir sprechen kurz mit ihr; über der Schulter trägt sie ein Stück Holz, so lang wie sie selbst, so dick wie eine ausgestreckte Hand. Das Afrika südlich der Sahara ist ein Kontinent ohne Lasttiere. Immer noch übernehmen Menschen diese Rolle. Wie schreibt Thomas Sowell: ‚Der farbenfrohe Anblick von Subsahara-Afrikanern, die große Lasten auf ihrem Kopf tragen, ist in Wirklichkeit ein Hinweis auf die schwerwiegenden Transportprobleme, die diese Region seit Tausenden von Jahren in ihrer Entwicklung gebremst haben.‘

Die Sensitivity-Gutachterin eliminiert den Absatz und kommentiert: ‚Sie scheinen konsequent am liebsten Punkte herauszusuchen, die das Klischee der afrikanischen Rückständigkeit bestätigen. Da Sie das bereits häufig getan haben, könnten Sie diese Anekdote streichen und für mehr Ausgewogenheit vielleicht mal über Aspekte nachdenken, in denen afrikanische Länder oder Personen Vorreiter*innen sind.’”

Was hat es auf sich mit der Sensibilität dieser empfindsamen Zensorin, Entschuldigung, lektorierenden Gutachterin, die sogar aus Sören Siegs Buch mit dem Titel „Oh, wie schön ist Afrika!“ sämtlich die Worte „Afrika“, „Afrikaner“, „afrikanisch“ und auch die wiederholten Beteuerungen von Einheimischen: „That’s Africa!“ streichen — und zu guter Letzt konsequent den Titel ändern wollte?

Afrikaner, die zumeist selbst über Afrika sprechen, die sich häufig nicht über ihren Staat definieren, sondern über ihren Stamm und den Kontinent, mochte die Gutachterin nicht dulden, weil ihr „Afrika“ als eine Konstruktion erscheint, eine Erfindung von Weißen. Vermutlich eher zynisch als dummdreist teilt sie mit: „Sie wählen aus, was sie von der Reise berichten und wie Sie es berichten.“ Wer wollte da schon an Zensur oder Einflussnahme denken? Das Buch wird letztendlich auf den Markt gebracht: geändert der Untertitel wie der Klappentext, ein Disclaimer-Vorwort hinzugefügt, abgeschwächt etliche Formulierungen, gestrichen einige Passagen und sensibel umgeformt ein paar Begriffe noch: „Tribe“ statt „Stamm“, „Chief“ statt „Häuptling“, „Subsahara-Afrika“ statt „Schwarzafrika“. Immerhin: „Abwehren konnte ich auch die Forderung von Verlag und Gutachterin, ‚Schwarz’ großzuschreiben und ‚weiß’ klein und kursiv, um zu betonen, dass es sich um politische Kategorien handelt, die während des Kolonialismus entstanden sind’.” Wie weit werden Autoren sich wohl künftig selbst verleugnen, zensieren und kasteien?

Sensibles Zündeln — oder: „Irgendwann zünden wir die lit Branche an“

Die um sich greifende Verunmöglichung von Literatur prangert niemand an, spricht gar von einer „melodramatischen Beschwörung“. Wenn Worte getilgt werden und aus dem Kanon selbst der klassischen Kinder- und Weltliteratur verschwinden sollen, dann ist eine anmaßende Sprachzerstörung im Gange. Haben wir also demnächst nur noch A…Z-Worte? Nicht aussprechbar, sinnlose Kürzel sensibler Gutwilligkeit?

Die Freiheit der Literatur beginnt mit der Freiheit der Wortwahl.

Wenn Literatur nicht mehr herausfordern darf, nicht provozieren und kitzeln, dann wäre das Verstummen allerdings verdient.

Die von der IG Belletristik und Sachbuch zur Podiumsdiskussion eingeladene „freie Lektorin und Sensitivity Readerin“ Jade S. Kye verhehlte noch am Nachmittag ihre Empfindsamkeit nicht und zwitscherte: „Irgendwann zünden wir die lit Branche an uns bauen alles neu auf. Der Tag wird aber nicht heute sein.“

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Ein bisschen Zeit verbleibt nach der Androhung also noch für die (Rück-)Besinnung, was Literatur über die Jahrtausende eigentlich ausmacht(e). Und auch die Autorin hat noch etwas Zeit, sich mit der Sprache entsprechend der Rechtschreibung und Grammatik sensibel zu beschäftigen, die jämmerliche Twitter-Sprach-(Un)Kultur ihrer Tweets ist nicht entschuldbar. Die Zeit also, sich zu erinnern, dass zweifelhafte Charaktere die Fantasie befeuerten. Getötet wird in der Literatur, verletzt und beleidigt, es wird gehurt und gesoffen, es wird vergewaltigt und zärtlich geliebt. Die Spannbreite der Literatur ist die Spannbreite der Fantasie, das muss aus- und durchgehalten werden. Immer haderte Literatur, die den Namen verdiente und „groß“ genannt werden darf, mit den Normen und Moralvorstellungen ihrer jeweiligen Zeit.

Das Schöne, das Gute, das Wahre zu fördern ist keine vorrangige Aufgabe der Literatur, sich daran abzuarbeiten hingegen schon. Es ist darum erschütternd zu erleben, wie sogar Menschen an den angestammten Orten der Literatur das Basiswissen über ihre Bedeutung verlieren.

Die Angst um eine Literatur, die den Namen verdiente, treibt die Buchverlage offensichtlich nicht mehr um. Schund wurde schließlich schon immer gedruckt, die damit erzielten Umsätze waren und sind selbst bei diesen Ergüssen nicht zu verachten. Schund bedarf freilich auch keiner Triggerwarnung, Schund erhält dafür den Deutschen wie den Schweizer Buchpreis: „Ich wurde ein Werwolf, ein Wenwolf, ein Wenfickeichheute-wuff.“ Oder auch: „Wie unglaublich sanft und lebendig sich ein penetrierter Arsch anfühlt. Als wäre mensch ganz aus Seide gezimmert.“ Der Welt-Redakteurin Marie-Luise Goldmann wird warm ums Herz: „Beschreibungen wie diese entstehen im virtuosen Wechsel aus gefühlvoller Poesie und knallharter Materialität.“ „Ich wusste, oder nahm an …“, so Kim de l‘Horizon (= Dominik Holzer), sowohl mit dem Schweizer als auch dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Keine Gefahr also „umgeweht“ zu werden, von einem „Buch, das nicht die geringsten Anforderungen an Literatur erfüllt — sondern eher einem etwas zu langgeratenen Beipackzettel für die Verwendung von Sperma ähnelt“, wie der deutsche Schriftsteller und Dramaturg Klaus Rüdiger Mai schrieb. Das Preisträgerwerk wird keine „total krass traumatische Erfahrung auslösen, wenn man schon auf der dritten Seite ist“, gehört der Autor schließlich selbst ins empfindsame Umfeld, ist laut Wikipedia schließlich eine genderfluide nichtbinäre schweizerische Person.

„Die ganze Literatur ist eine Fußnote zum Faust“

Noch wird der Einfluss von „Vorprüfungen“ durch die sogenannten Publikumsverlage heruntergespielt, bei Suhrkamp und Hanser vertraut man auf „Sensibilität, das Sprachgefühl und die Fachkompetenz“ des jeweiligen Lektorats. Die Rowohlt-Verlegerin Nicola Bartels äußerte sich allerdings bereits unmissverständlich, es werde in „Ausnahmefällen auf externen Rat, auf ‚sensitivity reader‘“ zurückgegriffen. Ulrike von Stengelin, Programmverantwortliche bei Hanserblau, mag einen Klassiker wie Huckleberry Finn nicht mehr publizieren, will man doch auf „verletzende Sprache weitgehend verzichten“. Warum aber nur „weitgehend“? Die Frage sollte dann redlicherweise folgen.

Dass auch Gedichte nicht mehr das sind, was sie einmal waren, betont der Haymon-Verlag nachdrücklich: „Auch Romane oder Lyrik können triggern. Wir weisen deshalb an dieser Stelle auf Trigger im vorliegenden Buch hin: Yousif T. Ahmeds Gedichtband konfrontiert dich mit Fluchterfahrung, (sexueller) Gewalt, Rassismus und den Auswirkungen von psychischen Erkrankungen.“ Wie gelang eigentlich in früheren Tagen, die „Bewältigung“ von Literatur? Sind Leser inzwischen zu Idioten verkommen oder werden von Literaturerzeugern dafür gehalten? Verstehen sie er also nicht mehr, dass ihnen in einem Buch, welches Gewalt thematisiert, eben genau dieses Phänomen begegnen wird? Mit welch anmaßender Verachtung und Arroganz wird hier eigentlich der Leser überzogen?

„Du sollst …“, so tönt lächelnd und sanft, häufig als Rat getarnt, die aufgeweckte Angst vor der Literatur. Denn wiederum — Mensch und Autor — sei dir gesagt, was gut sei! Radikalisierte Dummheit führt unsinnige Vorhaben und überdimensionierte oder überambitionierte Projekte im Gepäck. Inzwischen bestaunen viele Menschen die angerichteten Verheerungen. Doch Staunen, so nützlich und anregend es zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Situationen sein mag, wirkt auch lähmend und lässt vergessen, den Schutt zu beseitigen. Und wäre nicht wenigstens die alte Verwunderung eines David Humes endlich aufzugreifen und neu in die Diskussionsrunden zu schleudern, dass doch eigentlich nur wenig mehr überrascht als „die Leichtigkeit, mit der die Vielen von den Wenigen regiert“ — dirigiert — werden? Doch wahrscheinlich Ist ohnehin alles falsch verstanden und es bleibt mit Woody Allen — dem Verpönten — über die Literatur nur zu sagen: „Die ganze Literatur ist eine Fußnote zum Faust. Ich habe keine Ahnung, was ich damit meine.“ Es ist eben aussichtslos …


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