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Im Labyrinth der Vertuschung

Im Labyrinth der Vertuschung

Abraham Zapruder hat das Attentat auf John F. Kennedy komplett gefilmt. Wie glaubwürdig ist das Dokument?

Redaktionelle Vorbemerkung: Hier finden Sie die Teile 1 und 2 dieser Serie.

Präsident Kennedy, der zusammenfährt und sich scheinbar an den Hals fasst. Der vor ihm sitzende Gouverneur von Texas, der sich umdreht und dann erkennbar getroffen wird. Die scheinbare Ewigkeit bis zum finalen Treffer. Die förmliche Explosion von Kennedys Schädel, bei der eine rote Masse nach hinten oben wegspritzt. Jackie Kennedy, die nach hinten klettert. Der Bodyguard des Secret Service, der den Wagen laufend erreicht. Und der Fahrer, der sich erst zu Kennedy umdreht und dann aufs Gas steigt, woraufhin die Todeslimousine unter einer Unterführung verschwindet.

Diese Bildfolge hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Es sind die Bilder, die ein Herr mittleren Alters, der Textilunternehmer Abraham Zapruder, am 22. November 1963 auf der Dealey-Plaza in Dallas mit seiner 8 mm Bell & Howell Zoomatic aufgenommen hat.

Der Zapruderfilm ist das bedeutendste Beweismittel des Kennedy-Attentats.
Sehen wir uns den Zapruderfilm in Zeitlupe an:

Dass wir den Zapruder-Film besitzen, ist für die Aufklärung des Attentats von überragender Bedeutung. Dieses Dokument bleibt ein unüberwindliches Problem für die anhaltenden Bemühungen, die These von Lee Harvey Oswald als Alleintäter durchzusetzen.
Denn wirklich jeder, der sich die wenigen Sekunden des Zapruderfilms ohne Vorwissen ansieht, wird spontan zu dem Schluss kommen, dass die entscheidende, tödliche Kugel nicht von hinten gekommen sein kann, aus dem sechsten Stock des Texas Schulbuchverlags. Sie kam offensichtlich von vorne rechts, vom Grassy Knoll, und warf Kennedy nach hinten links.

Tatortreinigung

Dass der Zapruderfilm überlebt hat und schließlich an die Öffentlichkeit kam, war in der komplizierten Aufklärungsgeschichte des Attentats ein Meilenstein - und eine der größeren Pannen im anderweitig perfekt orchestrierten Staatsstreich gegen Kennedy.

Die Aufräumarbeiten unmittelbar nach dem Attentat waren schließlich ein essentieller und wohlorganisierter Aspekt des Mordkomplotts gewesen. Die Schüsse waren kaum verhallt, als Geheimdienstleute und in die Verschwörung eingeweihte Polizisten auf die Jagd nach Filmen und Fotos gegangen waren. Mehrere Amateurfilme und ungezählte Fotoaufnahmen des Attentats wurden so eingesammelt. Sie tauchten nie wieder auf - schon gar nicht in den Ermittlungsakten. Einige gingen an die Eigentümer zurück, mitunter in manipulierter oder beschädigter Form.

Übrigens stammen die Fotos vom Tatort in der Regel von Lokalreportern oder von Hobbyfotografen. Ein Pressebus mit den Journalisten der Hauptmedien, der mit der Nummer Fünf versehen war, war aus unerfindlichen Gründen fast ans Ende des Autokorsos eingereiht worden. Die Kennedys Texasreise begleitende Presse sah dadurch rein gar nichts vom Verlauf des Attentats.

Abraham Zapruder dagegen hatte einen perfekten Standort gehabt, auf einem Betonsockel am Grassy Knoll. Von dort hatte den gesamten Attentatsverlauf gefilmt und den Tatort anschließend unbehelligt verlassen. Er ging in sein Büro, welches im vierten Stock des Dal-Tex-Buildings gelegen war, wenige Meter hinter der Dealey Plaza. Dort brach Zapruder weinend zusammen.

Bereits zwei Stunden nach dem Attentat wurde Abraham Zapruder dann live im Fernsehen interviewt. Er berichtete dort von seiner Filmaufnahme. Das Interview machte es hinterher schwierig, die Existenz seines Filmes zu leugnen.

Abraham Zapruder hat seinen Film dann dem Secret Service übergeben. Als er ihn zurückerhielt und er den Film gemeinsam mit einigen Agenten ansah, wurde ihm klar, dass er das Attentat auf den Präsidenten vollständig auf Film gebannt hatte.

Zapruder war mit dieser Situation restlos überfordert, wie es heißt. Binnen weniger Tage verkaufte er seine Filme an das Life-Magazin. Öffentlich gab Zapruder nur zu, 25.000 Dollar erhalten zu haben, die er an die Familie des ebenfalls ermordeten Polizeibeamten Tippit spenden werde. Tatsächlich hat Zapruder 125.000 Dollar von Life erhalten.

Life - Das Zentralorgan der CIA

Das Life-Magazin ist eine sehr spezielle Publikation gewesen und war im Cover-Up des Staatsstreichs äußerst aktiv. Der Eigentümer, Henry R. Luce, war ein dicker Kumpel des von Kennedy gefeuerten CIA-Chefs Allen Dulles. Den Herausgeber von Life, C.D. Jackson, nannte Carl Bernstein einmal „den persönlichen Emissär von Henry Luce bei der CIA“. Laut Bernstein reisten in den 50er Jahren viele CIA-Agenten mit einem Presseausweis des Life-Magazins als Deckung. Und Jackson soll es auch gewesen sein, der Henry Luces finanzielle Unterstützung für die illegalen Aktionen militanter Castro-Gegner über das Life-Magazin abgewickelt hat.

Life also stieg sofort groß ein in die Kennedy-Berichterstattung. Auf Drängen von Allen Dulles kaufte Life nicht nur den Zapruder-Film, sondern auch die Rechte an der Geschichte der Frau des vermeintlichen Alleintäters, Marina Oswald. Diese hatte Lee Harvey Oswald von seinem sagenumwobenen Russlandaufenthalt mitgebracht. Marina Oswald war vermutlich selbst in vielfältige Geheimdiensttätigkeiten verstrickt. Ihre höchst widersprüchlichen und vielfach eindeutig wahrheitswidrigen Aussagen haben viel dazu beigetragen, Lee Harvey Oswald als jenen sozial gestörten Irren zu portraitieren, dem man zutrauen konnte, im Alleingang einen Präsidenten erlegt zu haben.

Der Ghostwriter der Marina-Oswald-Geschichte im Life-Magazin war Isaac Don Levine. Das Trio Jackson-Dulles-Levine hatte bereits 1953 die Berichterstattung über den Tod Joseph Stalins in die Hand genommen. Damals war C.D. Jackson der Sonderbeauftragte der Regierung Eisenhower für psychologische Kriegsführung gewesen.

Life zog die fragwürdige Geschichte der Marina Oswald groß auf. Demgegenüber druckte das Magazin aus dem Zapruder-Film lediglich einige Fotoabzüge ab. Sogar hierbei musste noch eingegriffen werden. C. D. Jackson persönlich soll die bereits laufenden Druckmaschinen gestoppt haben, um den Abdruck eines Zapruder-Frames zu verhindern, der die verheerende Wirkung der entscheidenden Kugel und deren Ursprung vom Grassy Knoll allzu deutlich gezeigt hätte (Dale Scott, S. 55).

Anschließend verschwand das zentrale Beweisstück zum Hergang eines Präsidentenmordes. Life weigerte sich hartnäckig, die Aufnahmen des Abraham Zapruder zu veröffentlichen oder herauszurücken. Das holte der Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, nach.

Garrison zwang Life per Einstweiliger Verfügung zur Herausgabe. Und am Tag, nachdem eine ziemlich schlechte Kopie des Films in Garrisons Büro eingegangen war, hatte Mark Lane, den wir im ersten Teil dieser Serie bereits vorgestellt haben, hundert Kopien angefertigt, die er an Journalisten im ganzen Land verschickte.

Nicht ein einziger der Empfänger reagierte auf die explosive Postsendung (Lane, Last Words).

Aber der Zapruderfilm war in der Welt. 1975, 12 Jahre nach dem Attentat, wurde er in einer bemerkenswerten Ausgabe von „Good Night Amerika“ erstmals dem US-Amerikanischen Fernsehpublikum präsentiert. Die Sendung ist ausgesprochen sehenswert und die Reaktionen des Publikums sprechen für sich:

Viel später erzählte der ungemein schlechte Film „Parkland“ die Geschichte des Abraham Zapruder - dazu werden jede Menge tiefenstaatstragender Mythen rund um das Attentat verzapft.

Der Zapruderfilm wirft Fragen auf

Dank Abraham Zapruder besitzen wir ein zusammenhängendes Bild des Geschehens auf der Dealey Plaza am 22. November 1963, wenn auch nur aus einer einzigen Perspektive. Diese ist so gut untersucht worden, wie wohl kein anderes Filmdokument der Weltgeschichte. Jede einzelne Sequenz des Films ist immer wieder bis ins Letzte ausgeleuchtet worden.

Die fortgesetzte Untersuchung des Films allerdings hatte tragische Konsequenzen für eine ganze Generation von Kennedy-Forschern, die ihre Theorien über den Attentatsverlauf zentral auf diesen Film begründet hatten. Man kann ihnen keinen Vorwurf machen. An der Authentizität des Zapruderfilms schien es schon aufgrund seiner langen Geheimhaltung kaum Zweifel geben zu können.

Leider konnte weder ihnen noch kann der werten Leserschaft des Rubikon die betrübliche Kunde erspart bleiben, dass die schöne Geschichte von Abraham Zapruder und seinem Film, den wir soeben dabei waren, als sichere Basis unseres Wissens im großen Durcheinander lieb zu gewinnen, nach neueren Forschungsergebnissen zunehmend fragwürdig geworden ist.

Der Zapruderfilm ist mit höchster Wahrscheinlichkeit manipuliert worden!

Es ist sogar noch schlimmer: die Manipulationen haben vermutlich ein solches Ausmaß, dass der Film nicht mehr ohne weiteres als zuverlässige Quelle für den Ablauf des Attentats betrachtet werden darf. Er muss stattdessen mit großer Vorsicht behandelt werden.

Der Film läuft Foto für Foto ab, er setzt sich zusammen aus lauter einzelnen „Frames“. Die Vermutung, dass einige Frames fehlen und andere absichtlich beschädigt worden sein könnten, stand immer im Raum.

Die erste Frage betrifft dann auch einen Aussetzer im Ablauf des Films. Das Einbiegen der Präsidentenlimousine von der Houstonstreet auf die Elmstreet ist in der uns bekannten Fassung des Zapruderfilms nicht zu sehen. Man sieht Kennedys Wagen kurz vor der Kurve, dann setzt der Film aus - und als er wieder einsetzt, fährt die Limousine bereits auf der Elmstreet.

Die Erklärung der Vertuscher dafür lautet: Zapruder habe Film sparen wollen…

Kaum setzt der Film wieder ein, scheint Abraham Zapruder ein weiteres Malheur passiert zu sein: eine entscheidende Szene lang ist die Limousine Kennedys durch ein pompöses Verkehrsschild komplett verdeckt.

Dieses Verkehrsschild, das den „Stemmons Freeway“ anzeigte, stand in der Tat auf dem Grassy Knoll. Das Schild ist auch anderweitig ein wichtiges Beweisstück. Nach einigen Zeugenaussagen wies es nach dem Attentat einen Einschuss auf. Auf den Fotos vom Tatort, die am nächsten Tag geschossen wurden, fehlt das Stemmons-Freeway-Schild dann plötzlich. Es war über Nacht spurlos vom Tatort verschwunden, wie Bill Marrs berichtet. Später wurde es wieder aufgestellt und wies keine Spuren einer Kugel auf.

Ob dieses Verkehrsschild vor seiner ominösen Demontage und Rückkehr nun auch noch entscheidende Sekunden und Aspekte des Attentats von Zapruders Filmposition vollständig unsichtbar gemacht hat, ist fraglich.

Zudem verwundert erneut, dass Abraham Zapruder sich ausgerechnet so postiert haben sollte, dass er nicht die Straße, sondern die Rückseite eines Verkehrsschildes vor der Linse hatte. Und wie soll das jetzt eigentlich gewesen sein? Da hat der Herr Zapruder also den Präsidenten filmen wollen. Als er ihn voll im Bild gehabt hat, hat er plötzlich aufgehört zu filmen, um Material zu sparen - und dann hat er wieder zu filmen angefangen, kurz bevor Kennedy komplett hinter einem Schild verschwindet?

Das alles kann sich natürlich so zugetragen haben. Der Verdacht, dass entscheidende Szenen nachträglich unsichtbar gemacht wurden und ganze Sequenzen fehlen, steht dennoch im Raum.
Abraham Zapruder können wir dazu leider nicht mehr befragen. Er starb 1970, an Krebs.

Wenn bewegte Bilder lügen

Ein weiteres Problem ist, dass das, was wir in der heute zugänglichen Fassung des Zapruderfilms sehen, einer großen Anzahl von Zeugenaussagen, sowie anderen Film- und Fotodokumenten, teilweise eklatant widerspricht.

Im Zapruderfilm sehen wir eine Präsidentenlimousine, die durchgehend in Bewegung ist. Die Geschwindigkeit des Fahrzeugs scheint recht zügig und ziemlich stabil zu sein, bis der Fahrer schließlich hart aufs Gas steigt, um zum Krankenhaus zu rasen.

So ist es aber mit größter Wahrscheinlichkeit nicht gewesen. 50 Augenzeugen sagen aus, dass die Limousine angehalten oder fast bis zum Stillstand abgebremst hat - und zwar unmittelbar nach dem ersten Schuss. Anschließend ist die Limousine bis zum entscheidenden Treffer fast oder vollständig stehengeblieben. Erst nach der Explosion von Kennedys Schädel setzte sie sich wieder in Bewegung.

Einige dieser Aussagen haben wir im zweiten Teil dieser Serie bereits zitiert. Und zu diesen 50 Augenzeugen gehören ausgerechnet jene, die der Limousine zum Zeitpunkt, als die Schüsse fielen, am allernächsten gestanden haben.

Diese Frage ist natürlich von enormer Wichtigkeit. Wenn es so gewesen sein sollte, dass Kennedy die gesamte Schussfolge hindurch in einem stehenden Fahrzeug auf dem Präsentierteller saß, spricht sehr viel dafür, dass der Fahrer William Greer, sein Vorgesetzter Roy Kellerman auf dem Beifahrersitz und damit zumindest Teile des Secret Service aktiv an einer Verschwörung gegen Kennedy beteiligt gewesen sind

Die Bilder einer Limousine in durchgehender, gleichmäßiger Fahrt, die uns der heutige Zapruderfilm zeigt, stehen nun nicht nur im schärfsten Kontrast zu einer halben Hundertschaft Augenzeugen - sondern auch zu einem weiteren Filmdokument.

Es handelt sich um den Film von Orville Nix. Er ist das direkte Gegenstück zum Zapruderfilm, aufgenommen von der gegenüberliegenden Strassenseite. Der vollständige Film lag der Warren-Kommission vor. Der Film lag der Untersuchungskommission des Repräsentantenhauses vor. Nur der Öffentlichkeit wird der komplette Film bis heute vorenthalten. Die Frage, ob das zurückgegebene Filmfragment mit seiner ursprünglichen Aufnahme identisch sei, verneinte Orville Nix selbst kategorisch.

Seine Erben haben 2015 eine weitere juristische Anstrengung gestartet, das originale, vollständige Dokument zurückzuerhalten.

Selbst das Fragment des Nix-Films hat allerdings im Gegenlauf zu den wachsenden Zweifeln am Zapruderfilm an Bedeutung gewonnen. Unter anderem weil dort zu erkennen ist, dass die Präsidentenlimousine abgebremst wurde. Die Bremslichter leuchten.

Klaffende Wunden und schwarze Flecken

Somit hat der Zapruderfilm eine Frage von überragender Bedeutung aufgeklärt: die entscheidende Kugel kam vom Grassy Knoll!

Gleichzeitig hat der Zapruderfilm ein heilloses Durcheinander in Bezug auf den Gesamtkörper der Zeugenaussagen und Beweismittel angerichtet.

Denn es gibt noch weitaus mehr Widersprüche. Diese betreffen beispielsweise die Wunden des Präsidenten.

Zunächst einmal behaupten Leute, die das Original des Zapruderfilms gesehen haben, dass die auch in der jetzigen Fassung beeindruckende Fontäne aus Blut und Gehirn, die aus Kennedys Hinterkopf tritt, im Original noch wesentlich größer gewesen sei. Sie habe einen Meter über Kennedys Kopf gestanden.

Abraham Zapruder selbst berichtete, er habe gewusst, dass der Präsident tödlich getroffen sei, als er dessen Kopf wie einen Feuerwerkskörper explodieren sehen habe: „explode like a firecracker“
Das wirft die Frage auf, warum auf dem ausladenden Limousinenheck in der Folge des finalen Schusses kein Blut, keine Gehirnmasse oder überhaupt irgendeine Verunreinigung zu erkennen ist? Die spiegelglatt polierte Oberfläche des Fahrzeugs, auf der Jackie Kennedy herumklettert, um ein Stück des Gehirns ihres Mannes zu retten, scheint blitzsauber zu sein.

Mag das vielleicht an der Höhe der Fontäne gelegen haben? Warum waren dann sowohl die Kleider der links vor Kennedy sitzenden Frau des Governeurs Connally als auch die Uniform eines hinter der Limousine fahrenden Motorradpolizisten voll von Kennedys Blut und Gehirnmasse?
Zudem bleibt die Frage, warum die Austrittswunde an Kennedys Hinterkopf im Film nicht zu erkennen ist. Die Ärzte im Parkland Hospital hatten immerhin 40 Minuten lang um Kennedys Leben gekämpft. Jeder einzelne von ihnen hat diese Wunde identisch und sehr drastisch beschrieben: als ein Drittel des Hinterkopfs, das komplett fehlte. Im Zapruderfilm ist diese riesige Wunde aber auch in der besten Auflösung, die wir inzwischen haben, nicht zu erkennen.

Es kommt noch besser.

Die technischen Fortschritte der Bildanalyse hatten für die Kennedyforschung ohnehin regelmäßig Konsequenzen. So gelang es nach Jahrzehnten, auf einer Einstellung des Nix-Fragments und auf einem weiteren Foto zwei Personen auf dem Grassy Knoll sichtbar zu machen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das dortige Schützenteam sind - und die hervorragend zu diesbezüglichen Augenzeugenberichten passen.

Auch im Zapruderfilm konnten Bildanalysten seit den 1980er Jahren Details sichtbar machen, die bisher nicht erkennbar waren. Leider haben diese dazu beigetragen, die These einer Manipulation des Dokuments zu erhärten. Denn es ist nicht nur so, dass die klaffende Wunde in Kennedys Hinterkopf auch bei verbesserter Auflösung nicht zu erkennen ist. Vielmehr zeigte sich jetzt, dass sich an exakt dieser Stelle ein merkwürdiger schwarzer Fleck befindet. Der kann aufgrund des Sonnenstandes kein Schatten gewesen sein. Und die Experten des Filmlabors waren sich einig, dass wir es hier mit einer für die damalige Zeit vermutlich sehr komplizierten, aus heutiger Sicht aber ungemein plumpen Nachbearbeitung zu tun haben.

Ned Price, ein Spezialist für die Restauration historischen Filmmaterials bei einem der größten Hollywood-Studies hat ausgerufen: „Oh, das ist fürchterlich, das ist einfach grauenvoll. Das ist so eine miserable Fälschung!“ (Marrs, 512)

Neue, alte Zapruder-Frames … in Japan

Auch im Umfeld der Limousine gibt es Fragwürdigkeiten. Die Aktionen des Umbrellamans - wir haben ihn in Teil 2 ausführlich behandelt - fehlen im heutigen Zapruderfilm nahezu komplett. Sie verschwinden wiederum hinter dem großen Straßenschild, das am nächsten Tag wundersamerweise vom Tatort verschwunden war.

Leute, die das Zapruder-Original gesehen haben, sagen dagegen, die Handlungen des Regenschirmmannes seien sehr deutlich erkennbar gewesen.

Sieht man sich den Zapruderfilm mit dem Wissen um seine Manipulation an, mag man womöglich auch die Szenerie der Passanten rund um die Limousine etwas merkwürdig finden. Manche Forscher sind der Meinung, dass einige Augenzeugen im Film nicht dort zu sehen sind, wo sie sich befunden haben, während andere ganz fehlen.

Über all diese Fragen ist eine gigantische Debatte entbrannt und das Misstrauen bezüglich der Authentizität des Films ist in der Forschungsgemeinschaft ziemlich dominant geworden. Spätestens seit sich Postproduktionsstudios in Hollywood und andere Filmexperten mit dem Film beschäftigen, werden die Fragezeichen laufend mehr - und man kann mit verschiedenen Versionen und Diskussionen des Zapruderfilms ein halbes Leben auf Youtube verbringen.

Auch die Suche nach dem unveränderten Original des Films ist in vollem Gange. Sie blieb nicht völlig erfolglos. So gelang es dem japanischen Fernsehsender Asahi-TV im Jahre 2004, zwei separate, aber identische Fassungen des Zapruderfilms zu kaufen, die mindestens sechs bisher völlig unbekannte Frames enthalten.

Dass diese sechs Zapruder-Frames fünf Jahrzehnte nach dem Attentat über japanische Umwege auftauchen konnten, beweist, dass der bis dato zugängliche Film definitiv nicht die vollständige Originalaufnahme des Abraham Zapruder darstellt (Marrs, 306).

Aber wann und wie wurden diese Arbeiten am Original durchgeführt? Die Manipulationsgeschichte des Zapruderfilms stellt eine ganz eigene Kriminalgeschichte dar, wie der Kennedy-Komplex ohnehin einem System ineinander verschachtelter Labyrinthe gleicht. Aber diese Verworrenheit ist kein Zufall. Sie hat System. Und einmal mehr führt uns die Geschichte eines entscheidenden Beweisstücks des Attentats ins Herz der Finsternis.

Eine Fälscherwerkstatt der CIA

Was ist nun passiert mit dem Zapruderfilm auf seinem langen Weg von der Dealey Plaza über das Life-Magazin bis zum Büro Jim Garrissons?

Die zentrale Autorität in dieser Angelegenheit ist Douglas Horne. Er war als Chefanalyst für das „Assassinations Records Review Board“ (ARRB) Anfang der 90er Jahre tätig und hat seine Erkenntnisse akribisch aufgeschrieben.

Demnach wurden dem ARRB im Juni 1997 Hinweise bekannt, die auf die Herstellung modifizierter Versionen des Zapruderfilms deuteten. Diese Manipulationen sind laut Horne bereits am Wochenende nach dem Attentat, im Kodak-Werk in Rochester, New York durchgeführt worden. Dieses Werk, das National Photografic Interpretation Center (NPIC), wurde von Kodad betrieben, aber von der CIA finanziell unterstützt und ausgiebig genutzt.

Was aber ist im CIA-eigenen Kodak-Filmlabor mit dem Zapruderfilm passiert?

Die CIA hatte bereits 1975 eingeräumt, dass im NPIC in Rochester mit Zapruders Material gearbeitet worden war. Und zwar wurden dort Bild- und Zeitanalysen durchgeführt, Zwischennegative angefertigt und Drucktests durchgeführt. Zudem sind zahlreiche Frames aus dem Film stark vergrößert - und drei Kopien des Film angefertigt worden.

Weiteren Aufschluss gibt Homer McCone, der damalige Leiter des Farblabors des NPIC, sowie sein damaliger Assistent, Morgan Hunter. 1997 vom ARRB befragt, bestätigten beide, dass die Arbeiten am Zapruderfilm bereits am Wochenende nach dem Attentat im NPIC stattgefunden haben, nachdem der Film von Dallas her eingeflogen und von einem Agenten des Secret Service überbracht worden war.

Das würde mit Abraham Zapruders Bericht zusammenpassen, der den Film dem Secret Service übergeben haben will.

Laut Hunter war der Secret Service während der gesamten Arbeiten am Film anwesend und befahl, dass niemand der Beteiligten je über die Vorgänge sprechen dürfe.

Als McCone sich diesem Befehl 1997 endlich widersetzte, erzählte er dem ARRB, dass Kennedy nach seiner Erinnerung an den Original-Zapruderfilm „von sechs bis acht Kugeln aus drei verschiedenen Richtungen“ getroffen worden sei.

Nun ist die Manipulation eines Films im Jahre 1963 kein Kinderspiel gewesen - selbst nicht im als „Adleraugenwerk“ bekannten NPIC, das nach Aussagen seines damaligen stellvertretenden Direktors Pierre Sands „alles hatte“ und „die Kapazität, so ziemlich alles zu machen“: beispielsweise optische Kopierer, einen Filmdrucker für die Herstellungen optischer Effekte mittels spezieller Linsen und dergleichen mehr.

Sehr vieles wäre aber möglich gewesen, wenn man etwa Leute mit einer baugleichen oder noch besser mit Zapruders eigener Kamera, sowie mit Farbkopien und Vergrößerungen des Zapruderfilms an den Tatort geschickt hätte, um von Zapruders Standort aus neue Aufnahmen aus gleicher Perspektive anzufertigen - wie Robert West und Chester Brenneman das nach eigener Aussage am Tag nach dem Attentat getan haben…

Auch damit waren der Manipulation Grenzen gesetzt. Einen Kennedy-Kopf, der „wie ein Feuerwerkskörper explodierte“ konnte man auch damit nicht wegfälschen. Aber man konnte damit durchaus eine stehende Limousine in einen „fahrenden“ Hintergrund einsetzen, die Blutfontäne aus dem Hinterkopf verkleinern oder die klaffende Hinterkopfwunde abdecken
(Marrs, 510ff).

Der Zapruderfilm als historische Quelle

Was nun anfangen mit dem Zapruder-Film?

Letztlich ist das Dokument, das wir lange Zeit für einen 1:1-Mitschnitt des Attentats gehalten haben, als historische Quelle überaus fragwürdig geworden. Wir können nicht einfach als gegeben annehmen, was wir dort sehen. Umgekehrt können wir die Bilder auch nicht von vorneherein als Fälschung abtun. Denn es ist der Film des Abraham Zapruder, den wir sehen. Aber eben in einer verkürzten und manipulierten Fassung. Aber wie weit sind diese Eingriffe gegangen? Und wie soll man nun mit diesem Dokument sinnvoll umgehen?

Der Zapruderfilm muss zunächst in den Kontext der gesamten Quellenlage eingefügt werden. Dabei darf der Zapruderfilm aber nicht länger als der unzweifelhaft korrekte Rahmen behandelt werden, sozusagen als der Setzkasten, in den wir alle anderen Bildbeweise, Augenzeugenberichte und sonstige Quellen einfügen, um unser Bild des Attentatsverlaufs zu vervollständigen.

Die lange vorherrschende Tendenz, bei auftretenden Widersprüchen zwischen Zapruderfilm und anderen Indizien automatisch Zapruder den Vorzug zu geben, muss umgekehrt werden.
Wo Zapruders Film ganz alleine etwas darstellt, was den sonstigen Quellen widerspricht - eine durchgehend fahrende Limousine etwa, oder einen intakten Hinterkopf Kennedys - müssen wir eher den Film in Zweifel ziehen als die Gesamtheit der anderen Quellenbelege.

Wenn der Zapruderfilm sich in Übereinstimmung mit den sonstigen Quellen befindet, spricht das für seine Authentizität an dieser Stelle. Der Zapruderfilm zeigt beispielsweise, vermutlich in abgeschwächter Form, aber immer noch schockierend genug, den Impact des entscheidenden Schusses vom Grassy Knoll. Hier sind Zapruders Bilder in völliger Übereinstimmung mit einer großen Anzahl von Augenzeugen und anderen Bildbeweisen. Dass es trotz der Manipulationen nicht gelungen ist, diesen Bildern ihre Wirkung zu nehmen, mag ein Hauptgrund gewesen sein, dass die Herausgabe des Films so lange verhindert worden ist.

Die Veröffentlichung dank Jim Garrison bleibt deshalb ein enorm wichtiger Schritt zur Aufklärung des Attentats. Der Zapruderfilm hat in erheblichem Umfang dazu beigetragen, die Einzeltäterthese zu zerstören.

Insgesamt aber ist die einzige zusammenhängende Aufnahme des Attentats, die wir besitzen, als zuverlässige, historische Quelle implodiert.

Als neue Forschungsaufgabe ergibt sich damit, dass die Geschichte der Entstehung des Zapruderfilms weiter erforscht und der Film selbst kontinuierlich auf Hinweise auf Manipulationen abgeklopft werden muss.

Wir überlassen diese Frage den Filmexperten. Wer sich mit der Zapruder-Geschichte ausführlich beschäftigen will, könnte hier beginnen:

Wir wollen als Fazit Douglas Horne zitieren, der am Ende einer epischen Darstellung seiner Analysen für das ARRB zu diesem Schluss kam:

„Lassen Sie es mich hier und jetzt klarstellen, dass ich die Ermordung von Präsident Kennedy für ein Staatsverbrechen halte: das nationale Sicherheitsestablishment hat Ende 1962 oder Anfang 1963 die Entscheidung getroffen, Kennedy zu feuern, und das war ein breiter Konsens.
(…) Sobald der Forscher überzeugt ist, dass der Präsident von mehreren Schützen in einem Kreuzfeuer ermordet wurde - und dadurch versteht, dass er durch eine Verschwörung getötet wurde - werden die präzisen Details, wie diese Schießerei stattfand, irrelevant. Von gleicher oder noch größerer Wichtigkeit ist (…), dass die Bundesregierung die Fakten rund um seinen Tod vertuscht hat und zwar in der dreistesten und empörendsten Manipulation der physischen Beweise, die es je in einem Mordfall in der Amerikanischen Geschichte gegeben hat.“


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