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Land der Angepassten

Land der Angepassten

Die Mitläufer des übergriffigen Maßnahmenstaats sind Produkt einer auf Gehorsam gedrillten Lohnarbeitsgesellschaft.

Ursprünglich wollte ich darüber berichten, wie jüngst im Petitionsausschuss des Thüringer Landtages die Narrative der Befürworter der Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen zusammenbrachen. Wie der Arzt Erich Freisleben erschütternde Tatsachen über allein gelassene Impfgeschädigte darlegte. Wie der Datenanalyst Tom Lausen nachwies, dass die Krankheitslast besonders dort hoch ist, wo viel geimpft wurde.

Doch die Narrative der Befürworter in Politik und Medien sind in Wahrheit seit Langem widerlegt. Das seltene wie löbliche Anhören von Kritikern in einem Landtag ist nur die eine Seite. Die andere ist: Sie machen immer weiter, trotz aller Beweise dafür, dass sie lügen oder aktiv gegen die Interessen der Mehrheit handeln, und zwar in jeder Hinsicht, ob mit dem Coronatheater oder der Kriegstreiberei, den Russlandsanktionen, der desaströsen Energie- und Verarmungspolitik. Dass ihnen das gelingt, hat auch sozialpsychologische Gründe: Kapitalismus erzeugt eine Gesellschaft aus kollektiv fremdbestimmten Mitläufern.

Offene Täuschung

Genannt seien ein paar Beispiele aus der Causa Corona. Nach wie vor behaupten Politiker, Mediziner und viele Medien, wie hier die Rheinische Post, die mRNA-Präparate bewahrten die Menschen vor schweren Corona-Erkrankungen. Dabei sprechen die Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in den Wochenberichten des Robert Koch-Instituts (RKI) seit vielen Monaten eine andere Sprache.

Schon im April dieses Jahres lag demnach der Anteil der Ungeimpften, die mit einem positiven Test auf einer Intensivstation liegen, mit 20,3 Prozent unter dem Anteil, den diese Gruppe in der Gesamtbevölkerung ausmacht. Seitdem ging er immer weiter zurück, lag zuletzt bei um die 11 Prozent — fast 80 Prozent waren sogar dreifach, knapp 20 Prozent vierfach geimpft.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Wäre der Grund für insgesamt weniger Intensivpatienten mit positivem Corona-Test tatsächlich die mRNA-Behandlung, müssten die Stationen zwangsläufig mit Ungeimpften gefüllt sein. Das sind sie aber nicht.

Die seit Monaten präsentierten DIVI-Zahlen widerlegen die Behauptung von einem Schutz vor schweren Verläufen immer wieder aufs Neue. Man hätte das längst klären können, mit Studien und Analysen — hat man nicht und will man wohl nicht. Es gibt keinen Beweis für derlei Behauptungen, trotzdem verbreiten die Propagandisten sie weiter.

Auch hinsichtlich der Sicherheit der Genpräparate täuschen sie, bis sich die sprichwörtlichen Balken biegen. Jedes andere Medikament, für das binnen eineinhalb Jahren fast 324.000 Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen, darunter rund 55.000 schwerwiegende (0,03 Prozent auf 183 Millionen Impfdosen) und über 3.000 Todesfälle gemeldet worden wären, wie aus dem zuletzt veröffentlichten Sicherheitsbericht des zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) hervorgeht, wäre längst vom Markt genommen worden. Doch hier veranlassen diese Meldungen die Verantwortlichen nicht einmal dazu, näher hinzusehen.

Das Interesse der Regierung und ihrer Institutionen, die Bevölkerung hierüber zu belügen, ist offenbar riesig. Das PEI verweigert nicht nur bereits seit Beginn dieses Jahres die Veröffentlichung und Herausgabe der Anzahl der gemeldeten schweren und tödlichen Verdachtsfälle bei Kindern und Jugendlichen, wie ich im Rubikon bereits berichtete. Das PEI sucht auch auf derart pseudowissenschaftliche Art und Weise nach Risikosignalen, dass es gar keine finden kann.,

Beispielsweise müssten bis Ende Juni dieses Jahres insgesamt mehr als 186.000 Todesfälle mit einem Verdacht auf Impfzusammenhang gemeldet worden sein, um einen allerersten leisen Alarm auszulösen. Ja, Sie haben richtig gehört. In einem Artikel für *RT DE *habe ich die Praxis ausführlich beschrieben. Kurz gesagt: Das PEI vergleicht die kleine Teilmenge gemeldeter Verdachtstodesfälle mit sämtlichen statistisch erwarteten Sterbefällen in der Impfgruppe.

Währen beispielsweise statt gut 3.000 inzwischen 100.000 Todesfälle mit Verdacht auf einen Impfzusammenhang beim PEI angezeigt worden, würde in dem Institut, das dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) unterstellt ist, niemand mit der Wimper zucken. Es müsste erst zu einem Massensterben kommen, bevor die Alarmglocken klingeln. Das klingt unglaublich, wird aber genauso praktiziert.

Kollektive Selbsttäuschung

Mit Blick auf die genannten Beispiele ist zweierlei festzustellen: Erstens sind zahlreiche über Politik, Institutionen, Wissenschaft und Medien verbreiteten Lügen auch für Laien inzwischen so offensichtlich, dass fachliche Inkompetenz und Unwissen nicht alleinige Gründe für ihr Festhalten an der Agenda sein können.

Zweitens dringen warnende Stimmen offenkundig nicht in die bereite Bevölkerung hinein. Dies ist vor allem, aber keineswegs ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass die Mahner nicht über politische und mediale Macht verfügen.

Man muss aber resümieren: Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung weigert sich vehement, unschöne Nachrichten zur Kenntnis zu nehmen, und verteidigt teils aggressiv die Herrschenden. Es grassiert ein gespenstisches Stillhalten, ein Totschweigen von Tabus.

Um das mit „anekdotischer Evidenz“ zu verdeutlichen: Mir sind allein in einer unmittelbaren Nachbarschaft etwa zwei Dutzend Personen bekannt, die schwerwiegende gesundheitliche Probleme seit ihrer ersten, zweiten oder dritten Impfung haben. Viele reden erst jetzt und nur auf gezielte Nachfragen zu ihrem ersichtlich schlechten Gesundheitszustand hinter vorgehaltener Hand darüber. Sie leiden an Atemnot, Herzproblemen, Lähmungserscheinungen, Nervenschmerzen, Müdigkeit, Muskelschwäche, oft Gürtelrose und ähnlichen Beschwerden. Die meisten im arbeitsfähigen Alter sind seit Monaten krankgeschrieben.

Von allen mir bekannten Fällen wurde nur ein einziger dem PEI gemeldet, und zwar vom Betroffenen, einem jungen Mann, selbst. Der Rest ahnte im Gespräch mit mir zwar, dass ihre Impfung dazu wohl beigetragen habe, wehrte diese Einsicht aber gleichzeitig ab. Die Ärzte bläuten ihnen stets ähnliche Geschichten ein: Es liege wohl am Stress, an der Psyche oder, falls sie zwischendurch Corona hatten, an „Long-Covid“.

Das stiftet Verwirrung bei den Betroffenen, und am Ende winken sie ab: Sie seien selbst schuld. Schlimmer noch: Viele rannten trotz schwerer Schäden erneut zum Impfen. Es scheint eine Art kognitive Dissonanz zu herrschenden, eine kollektive Selbsttäuschung, ein gespenstisches Totschweigen von Tabus.

Gehorsam lohnabhängig

Festzustellen bleibt: Beide Seiten machen wider besseres Wissen, trotz massenhafter Alarmsignale und Gegenbeweise immer weiter mit. Warum, um alles in der Welt, verstoßen Mitarbeiter das PEI so eklatant gegen wissenschaftliche Grundlagen, verheimlichen aktiv Daten vor der Öffentlichkeit und untergraben damit letztlich ihre eigene Kompetenz? Warum leugnen selbst viele schwer Betroffenen den nahe liegenden Verdacht eines Impfschadens oder wischen diesen Skandal — und das ist es — einfach beiseite?

Wenn alle Seiten eisern an der herrschenden Agenda festhalten, großteils gegen ihre eigenen Interessen, muss man von einem kollektiven Mitläufertum sprechen, sowohl auf der Seite der politischen Institutionen und Medien als auch auf der Seite der Betroffenen. Um dem Grund dafür auf die Spur zu kommen, genügt es nicht, den Mitläufern negative, individuelle Charaktereigenschaften zuzuschreiben. Da es sich um ein kollektives Phänomen handelt, wäre dies zu kurz gegriffen. Man muss tief in die gesellschaftlichen Strukturen samt ihrer materiellen und psychologischen Triebkräfte schauen.

Die hervorstechendste gemeinsame Eigenschaft von (Mit-)Tätern und Betroffenen ist die Tatsache, dass fast alle lohnabhängig beschäftigt sind. Sowohl die Mitarbeiter im PEI und in anderen staatlichen Behörden und Ministerien als auch die meisten Geschädigten — hier und da dürfte es sogar Überschneidungen geben — arbeiten für Lohn und Gehalt. Sie verrichten fremdbestimmte Arbeit.

Über die letzten paar Generationen ist der globale Kapitalismus durch und durch zu einer Lohnarbeitsgesellschaft geworden. Die allermeisten Menschen arbeiten auf Anweisung „von oben“ — Dienst nach Vorschrift gegen Bezahlung, fremdbestimmte Arbeit zum Lohnerwerb, um leben zu können oder seinen Lebensstandard zu halten.

Was produziert, verwaltet oder staatlich verfügt und durchgesetzt wird, bestimmen nicht die Ausführenden, sondern das Unternehmen, der Konzern oder der Staat.

Die Konkurrenz unter den Lohnabhängigen, insbesondere um privilegierte Jobs, ist dabei enorm. Um auf der Karriereleiter voranzukommen oder auch nur, um nicht in Arbeitslosigkeit und Armut zu rutschen, ist extreme Anpassung gefordert. Wer sich am diensteifrigsten unterwirft, hat die besten Chancen, einen Arbeitsplatz mit passabler Bezahlung zu ergattern und zu verteidigen, sei es als Pressesprecher einer Behörde, als Teamleiter in einem Automobilkonzern oder als Kundenberater einer Bank.

Mit anderen Worten: Die heutige kapitalistische Lohnarbeitsgesellschaft erfordert eine umfassende körperliche, geistige und psychische Unterwerfung des Individuums. Gehorsam ist zu einer Art Überlebensstrategie geworden. Er wird in bürgerlichen Demokratien nicht mehr mit offener Gewalt erzwungen, sondern mit existenzieller und sozialer Erpressung. Wer besonders gehorsam ist, gilt als „erfolgreich“ und „fleißig“ — eine lukrative Demagogie der Herrschenden ganz in ihrem Sinne.

Zwang zur Unterwerfung

Die lohnabhängige Klasse hat diese Demagogie weitgehend übernommen. Sie unterscheidet selbst nicht mehr zwischen Arbeit und Lohnarbeit, wertet erste ab und lobt Letztere als Existenzsicherung in den Himmel. Das Wesen der Lohnarbeit ist kaum noch jemandem bewusst. Heute gibt es Arbeitsgesetze und Arbeitsverträge, ummantelt mit sozialdemokratischer „Sozialpartnerschaft“, die dafür sorgen, dass zumindest in den Industrienationen kein Arbeiter mehr im Elend dahinvegetieren muss.

Dies verschleiert den grundsätzlichen Ausbeutungscharakter der Lohnarbeit, die Tatsache eben, dass Profit fürs Kapital allein aus dem Mehrwert eingekaufter Arbeitskraft stammt. Es rückt die grundsätzliche Fremdbestimmung und damit verbundene Unfreiheit, den Gehorsamszwang aus dem Fokus. Nicht das Arbeitsprodukt, sondern Lohn- und Gehaltserwerb ist für Beschäftigte der Hauptzweck ihrer Arbeit. Das Produkt, die Art der Leistung und somit auch die dienlichen Taten werden unwichtig.

Um zu verstehen, warum das auch im Staatsdienst funktioniert, muss mit einer Fehlannahme über den Staat und sein Wesen aufgeräumt werden. Viele denken, in eine bürgerliche Demokratie könne sich jeder mehr oder weniger einbringen, anders gesagt: der Staat seien irgendwie „wir“ alle. Für den Staatsapparat samt Regierung, Parlament und Institutionen trifft das allerdings nicht zu. Jeder weiß, dass die Möglichkeiten der Einflussnahme auf Politik und Gesetzgebung mit dem Vermögen zunimmt. Kapitalvermögen generiert nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Macht.

Die mächtigsten Kräfte der herrschenden Klasse haben den Staat schon immer als ihr Machtinstrument genutzt. Es ist ersichtlich, dass die Politik auch heute durchsetzt, was sie ihm auftragen: Sie managt die Klassengesellschaft in ihrem Sinne, und dies durchaus mit massiver, wenngleich meist verdeckter Gewalt.

Die Politik sorgt dafür, dass sich Lohnabhängige dem Arbeitsmarkt unterwerfen, effektiv ausgebeutet werden können und nicht aufmucken. Ein besonders treffliches Beispiel aus dem 21. Jahrhundert ist das repressive Hartz-IV-System, das auch die moderne Form der Gewalt gut verdeutlicht: Erwerbslose Lohnabhängige werden unter Androhung der Vernichtung ihrer Existenz mittels Sanktionen in jedwede Arbeitsknechtschaft auch zu widrigsten Bedingungen gezwungen.

Mitläufertum als Überlebensstrategie

Die bürgerliche Demokratie hat es heute geschafft, die Gewaltförmigkeit der kapitalistischen Barbarei genauso wie die Macht selbst fast vollständig zu verschleiern. Sie hat es geschafft, demagogisch falsche Glaubensmuster über Staat, Kapital und wirtschaftliche Eigentumsverhältnisse zu verbreiten. Das Freiheitsmärchen vom Tellerwäscher zum Millionär hat sich einerseits längst als Farce entpuppt, zugleich beherrscht es in abgewandelter Form wie nie zuvor die Glaubenswelt der Lohnabhängigen.

Das mittels Lohnarbeit erzwungene Anpassungsverhalten, also das kollektiv aufgenötigte, aber als positiv verklärte Mitläufertum, ist über Generationen zur Überlebensstrategie der abhängig Beschäftigten geworden. Die Masse empfindet es nicht mehr als entwürdigend und übergriffig, auch nicht mehr als schlicht notwendiges Übel aufgrund der eigenen materiellen Lage, sondern als positiven Beitrag für die gesamte Gesellschaft.

Selbst Menschen, die nachweislich für die Gesellschaft unnütze oder gar schädliche Berufe ausüben — man schaue in die Rüstungskonzerne, die Ministerien, die Banken, die Pharmaindustrie und viele große Unternehmen — glauben oftmals an ihren positiven Beitrag. Dies nicht etwa mit Blick auf das Produkt ihrer Arbeit, sondern allein auf die Tatsache, dass sie Steuern zahlen — die perfekte Entfremdung.

Mitläufertum gilt als erfolgversprechend, als fleißig und gut. Man muss annehmen, dass die Masse so ein Verhalten derart internalisiert, also in die Persönlichkeit integriert hat, dass genau das herauskommen muss, was wir erleben: Widersinnige, anmaßende Coronamaßnahmen, Impfdruck, Kriegstreiberei und diktatorische Meinungsvorgaben werden zu gesellschaftlichen Selbstläufern, kollektiv hierarchisch verstärkt, durchgesetzt und überwacht von einer in die totale Konformität manipulierten Gesellschaft zu ihrem eigenen Nachteil. Von einer Lohnarbeitsgesellschaft, die von sich selbst, ihrer Umwelt, ihren Mitmenschen und ihrem Arbeitsprodukt entfremdete Individuen produziert, die ihre Ketten kollektiv verleugnen.

Sind Persönlichkeitsmerkmale wie Konformität gegenüber einer Obrigkeit erst einmal zur gesellschaftlichen Normalität, ja zum Ideal, zur Überlebensstrategie der lohnabhängigen Massen geworden, die realen Ketten aus dem kollektiven Bewusstsein verbannt, ist das erlebte infantile Klammern an den Diktaten der Obrigkeit in allen Instanzen und Schichten eine denkbare Folge, die wenig verwundert.

Eine Abkehr von so manifestierten Überlebensmustern ist nur durch den radikalen Bruch mit ihnen und die unvermeidliche Konfrontation mit Unsicherheit und Todesangst möglich. Notwendig ist die Reflexion der tatsächlichen, eigenen materiellen Lage im großen Ganzen. Notwendig ist ein Kampf gegen die kollektivierte Selbsttäuschung im Land der Angepassten.


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