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Mit dem Strom

Mit dem Strom

Heinrich Bedford-Strohm hatte mehr Kirchenaustritte zu verantworten als jeder evangelische Ratspräsident vor ihm – auch weil er mithalf, Ungeimpfte zu diskriminieren.

In den nächsten Tagen endet die Amtszeit des schlechtesten Lämmerhirten der Evangelischen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Vor neun Monaten haben wir in einem offenen Brief vorsichtig darauf hingewiesen, was der Grund seiner miserablen Bilanz sein könnte. Zwischen den verklärenden Worten des Abschieds hören die Sensiblen nämlich eine Stimme, die sagt: „Heinrich, wo sind meine Lämmer?“ Die Gefahr ist groß, dass diese leise Stimme vor lauter Lob nicht wahrgenommen wird.

Denn Politik und Kirchenführung kehren jetzt alles unter die roten Teppiche. Alle, die die Coronamaßnahmen mit ihren ungezählten Toten und Kriegsversehrten, mit ihren verwüsteten Seelen und Schicksalen erst möglich gemacht haben. Nicht nur unser Bischof, sondern auch die Herren Kanzler und Minister, die von der Leyens und Steinmeiers, die Harbarths in Karlsruhe, die Dorfrichter von Bochum bis Weimar, die Edelfedern und Maulhelden von Radio und Fernsehen genauso wie die professoralen Mietmäuler aus Wissenschaft und Kultur. Alles unter den Teppich. Da wird kein Familiengeheimnis draus, aber ein Staatsgeheimnis, das früher oder später auffliegt. Denn den feinen Damen und edlen Herren ist die Kultur von Sack und Asche fremd. Schuldbekenntnis und Vergebung verkamen zu reinem Feuilleton.

Ein wahrer Bischof aber hätte diese Kultur, diesen Grundpfeiler für jeden Neuanfang, retten müssen. Nicht so Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Der gehört seinem eigenen Selbstverständnis nach zu den Unverbesserlichen, die alles noch einmal so machen würden, wie sie es immer schon gemacht haben. Da kommt kein Jubel auf.

Doch am 31. Oktober, dem Reformationstag, an dem der Bischof geht, klopft womöglich ein anderer an die Schlosskirche zu Wittenberg.

Es wird ein schönes Fest sein. Eines, das zu unserem Bischof passt. Denn in der Schönheit liegt ein Trost, der die Seelen wärmt. Er stärkt, gibt neuen Raum zum Atmen, hält uns am Leben. Trost ist die Seidenschnur eines liebenden Menschenlebens. Ein schöner, alter, weißer Mann mit dem Tröstungspotenzial einer Mutter! Wo Schönheit ist, scheint das Ewige nicht fern. Ein Lichtblick also, eine Lichtgestalt, wo doch sonst im garstig kargen Protestantismus ausschließlich alles für Jesus Christus reserviert ist, dem einzigen Trost im Leben und im Sterben. Also – ein bisschen Schönheit und ein bisschen Harmonie hat doch den Evangelischen über die letzten 12 Jahre mehr als gut getan. Oder doch nicht? Was soll nur werden, wenn wir in den kommenden Talkshows diese Schönheit missen müssen?

Jesus aber, der ebenso bekannte wie umstrittene „Fresser und Weinsäufer“ – wie jüdische Mitbürger ihn zu Lebezeiten nannte –, zeigt sich von solch menschlichen Angewohnheiten, sich in allen Lebenslagen mütterlich konnotierten Trost zu verabreichen, „not amused“. Denn der Trost des Zimmermanns aus Nazareth ist von anderer Art. Er ist gar nicht mütterlich regressiv, zielt nicht ausschließlich auf das Aufgeben des eigenen Egos. Sein Trost ist eher progressiv väterlich orientiert. Jesus steht uns bei im Aufbruch, im Wachsein, im Erfolg wie im Misserfolg. Er ist auch da, wenn es durch das finstere Tal geht. Sein Trost geschieht nicht im Rückzug, sondern im Vollzug des Lebens. Denn in den Krisen des Lebens zerspringt der Trost der Schönheit wie der Krug des Propheten Jeremia in tausend Stücke.

Das eben ist die Crux eines schönen Bischofs. Und so könnte er am Ende aller seiner Dienstjahre ganz unerwartet erleben, dass ihn eine Stimme unter das Kreuz ruft und ihn fragt: „Heinrich, wo sind meine Lämmer?“

„Lämmer, welche Lämmer?“
„Die Lämmer, die du mir zu hüten versprachst.“

Dieses „Weide meine Lämmer!“ flüstert es durch die Jahrhunderte in den Herzen aller Hirten aller Kirchen. „Stärke sie in den Stürmen des Lebens mit meinem Trost.“ Genauso wie es die Bibel von der Beauftragung des ersten Hirten Simon Petrus durch Jesus berichtet.

Und so geschieht die leise Stimme des Herrn beim Abschiedsbankett:

„Also, mein Lämmerhirte Heinrich, der Schäferwagen, deine und meine Kirche, rumpelt in deinem Land mehr als anderswo. Er ächzt, ermüdet durch die Zeit. So, als wenn er belastet wäre mit allerlei unnötigem Gerümpel. Tausend Dinge sind das, von denen Ihr Hirten immer sagt, sie seien notwendig für die Schafe. Von den wachsenden Annehmlichkeiten für die Hirten selber, die da mitreisen, redet Ihr nicht. Also, wo sind sie denn nun, meine Lämmer? Heinrich, der Wagen bricht!“

Ja, wo sind sie denn? „Wo laufen sie denn?“, wie es in einem Cartoon von Loriot hieß. Die Antwort ist: Sie sind weg! Weggelaufen!

Kein Lämmerhirte hat je so viele Schafe und Lämmer Jesu verloren wie der strahlende Heinrich! Eine Katastrophe für unsere Kirche! Keiner verlor sie zu Tausenden und Abertausenden wie er, der Heinrich, als er sie voller Todesangst in die Finsternis der Coronazeit führte.

Denn genau hier, in dieser dunklen Zeit, verlor er Hunderttausende, die ihm auf seinem Weg in die gottlose Finsternis nicht folgen wollten.

Stellt ihn denn keiner zur Rede? Ist es allein der Zimmermann aus Nazareth, der sich für den Schwund der Lämmer interessiert? Haben die anderen Hirten längst ihren Frieden gemacht mit ihrem Versagen – und treffen sich nun zum Abschied bei Lammbraten, gewürzt mit Lorbeerblättern aus dem Kranz, der dem Scheidenden nun geflochten wird, nebst Trüffelrahmcreme mit Champagner?

Da verwandeln sich Brot und Wein in Worte: „Heinrich Bedford-Strohm, wo sind meine Lämmer?“

„Ist das jetzt wirklich wichtig? Ausgerechnet in dieser schönen Abschiedsstunde? In meinem Amt kann man nicht auf jeden einzelnen Einwurf reagieren. Nicht einmal ein deutscher Kanzler, der Dich und Deine Friedensjünger in der Hölle sieht, regt uns noch groß auf. Kanzlerworte sind wie Kanzelworte, in die doch morgen nur noch stinkender Fisch eingewickelt wird. Und dann: Quantität ersetzt doch nicht die Qualität. Das nur mal zum Grundsätzlichen.

Aber wenn Du es nun unbedingt wissen willst in dieser Stunde der Bilanz: Sie schrumpft, die Herde! Ja, sie schrumpft! Aber, sie schrumpft sich gerade gesund, o Herr! Die Herde wird kleiner. Das stimmt. Und was nun Deine Vorhaltungen betrifft, ausgerechnet bei mir fehlten mehr Lämmer als bei all meinen Vorgängern im Amt, so bleibe ich dabei: Je kleiner, umso feiner die Herde! Das sah schon der ebenso bayrische wie feine und ästhetisch auf höchstem himmlischem Niveau agierende Lämmerhirte und Papst Benedikt genauso. Besser fein und rein als versaut und laut!“

Dieses gemeinsame ökumenische Schrumpfen kommt nicht von ungefähr. Das atmet moderne Ökumene „at its best“! Das ist auch das Erbe der gemeinsamen ökumenischen Kreuzverleugnung von Kardinal und Bischof in Jerusalem Anno Domini 2016. Auf einer ökumenischen Pilgerreise hatten Kardinal Reinhard Marx und der damalige EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm beim Besuch des Tempelberges und der Klagemauer teilweise ihr Amtskreuz nicht getragen.

„Wir haben jetzt hüben wie drüben und Jahr für Jahr weniger von den kränkelnden und geistlich völlig unterernährten Mäulern. Im Grunde waren sie für unsere Kirchen nur ein Kostenfaktor. Sie zahlten kaum Beiträge, blökten die ganze Zeit dumm rum und beanspruchten dabei den vollen Service von der Wiege bis zur Bahre. Das hatte einfach keine betriebswirtschaftliche Perspektive. Insofern war es alternativlos, ihre Zahl stark zu reduzieren.

Und dann: Wir haben auch, dank vielleicht auch meiner Wenigkeit emsiger Bemühungen, jetzt weniger von diesen vorwitzigen Lämmern. Tiere, die an den Wegrändern ihre eigenen undefinierbaren Gräser suchten und fanden und sich – von unserer Strenge und Unnachsichtigkeit unbeeindruckt – lautlos von den anderen trennten. Unkraut schien ihnen Heilkraut zu sein. Jedem einzelnen dieser Lämmer nachzugehen und es zur Herde zurückzutragen, war allein aufgrund des Personalschlüssels in der Kirche nicht machbar. Und am Ende weiß man auch als guter Hirte nicht, ob die fremden Kräuter, die sie da in der weiten Welt eklektisch gefressen und wohl kaum verdaut haben, nicht die ganze Herde anstecken und verwildern lassen werden.“

Und wieder unterbrach dieselbe Stimme das wüste Geschwurbel:

„Ach Heinrich, wo sind meine Lämmer? Kommt denn da gar nichts mehr an Trauer, an Scham, an Versagensgefühlen, an krummem Holz, an Demut und spürbarer Liebe rüber? Kommt da gar nichts in der Stunde der Bilanz? Schau doch: Welchen Titeln bist du nachgelaufen und welchen Trends? An welchen Tafeln der Mächtigen hast du gesessen und dabei meine Lämmer aus dem Blick verloren?
Ich war in der Ukraine und war allein. Und ich war in Moskau und auch dort allein. Dabei war ich gekommen, um Menschen zu trösten, um Menschen zu retten.

Wahrscheinlich vertrautest du meinem Wort nicht. Du hattest keine Hoffnung. Du wusstest es wohl besser.

Ich glaube an die Macht der Liebe – und nicht an die Liebe zu Macht.
Ach Heinrich, mir graut vor Dir!

Ist denn vor den Panzerfabriken in München kein Platz, um von mir und meiner Menschenfamilie zu sprechen? Eine leere Munitionskiste als Kanzel hätte doch gereicht.

Deine Stimme, meine Stimme inmitten des tausendfach organisierten Tötens auf beiden Seiten! Ach Heinrich!

Aber das alles wird mich nicht hindern, dich in deiner Angst zu lieben.

So wie ich sie alle liebe: die Ukrainer und die Russen, den Putin und den Biden, die Palästinenser und die Israelis. In meinem Reich geht die Liebe nicht unter – ganz gleich, was Ihr predigt.“

Was sind das für verstörende Stimmen beim Abschiedsempfang auf dem roten Teppich. Schwankende Gedanken sind das, schwankende Gestalten, die in der Nacht auftauchen und am Morgen wieder verschwinden. Lasst uns lieber anstoßen! Das wird die Schwermut heilen. Lasst uns noch einmal die Gläser erheben auf unseren Altbischof Heinrich! Prosit auf all die Jahre! Es war eine Lust, mit ihm zu leben.

Die Lust zu glauben aber wurde kleiner und kleiner.

Und wenn sie nicht gestorben ist, dann wird sie auferstehen.


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