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Quo vadis Friedensbewegung?

Quo vadis Friedensbewegung?

Immer mehr Menschen wachen politisch auf und benötigen Ermutigung.

„Ostermärsche haben eine lange Tradition und ihre Rituale. Übers Jahr werden die Aufrufe debattiert, veröffentlicht, mobilisiert. Angesichts der real existierenden Kriege greifen die Rituale zu kurz.“

Zu diesem Schluss kommt Manfred Ziegler auf seinem Blog Balqis Info nach einer Auswertung sämtlicher Aufrufe zu den Ostermärschen, die die Friedenskooperative veröffentlichte (1). Ziegler weiter:

„Fragen wir, was ist die Rolle Deutschlands in den real existierenden Kriegen? Was ist die Rolle Deutschlands in Syrien? (…) In einem der blutigsten Kriege der letzten Jahrzehnte ist Deutschland unmittelbar involviert. Mit den Sanktionen, die Syrien erdrücken, mit der politischen und medialen Unterstützung für die Dschihadisten in ihrem Kampf gegen Syrien. Und mit ihrer militärischen Unterstützung im Rahmen der NATO. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – das scheint die Politik vieler Organisatoren der Ostermärsche“ (2).

Zu dieser konkreten, aktuellen Schwäche der deutschen Friedensbewegung kommen generelle Vorbehalte und Ressentiments gegen Befreiungskräfte und bewaffneten Widerstand. Hierzu zählt zum Beispiel die notorische Hetze auch der Flüchtlingsbewegung gegen die Taliban. Generell wird die Auffassung gepflegt, dass militärische Interventionen den „Nährboden für Terrorismus und Extremismus“ bildeten (3).

Dass militärische Interventionen des Westens auch zu Widerstand, auch zu legitimem bewaffneten Widerstand führen – davon will die Friedensbewegung nichts wissen. Im Gegenteil, dieser Widerstand wird unter „Terrorismus und Extremismus“ eingeordnet.

Hinzu kommt – und darum soll es in diesem Artikel vor allem gehen – eine generelle Denunzierung der Verteidigungspolitik Russlands und Chinas. Die nicht-imperialistische Außenpolitik dieser beiden Länder wird verkannt und ihre enormen Beiträge zum Weltfrieden werden ignoriert. Dies gilt auch für ihre Nuklearpolitik.

Die erhöhte Aufmerksamkeit und das direkt auffällige Interesse der Bevölkerung an den Demonstrationen ist offensichtlich der steigenden Kriegsgefahr geschuldet, die immer stärker spürbar wird. Das Angebot der organisierten Friedensbewegung ist in diesem Zusammenhang mager bis abwegig. Das dürfte auch ein wesentlicher Grund sein, warum diese „Friedensbewegung“ politisch nicht vom Fleck kommt.

Die Militärausgaben Russlands und Chinas werden denunziert

Im Aufruf der Augsburger Friedensinitiative zum Ostermarsch heißt es beispielsweise zu den Militärausgaben und ihren Folgen:

„Bereits heute geben die NATO-Länder für ihre Armeen zusammen 921 Milliarden US-Dollar aus – davon die USA allein 611 Milliarden. China folgt mit 215 Milliarden, Russland alimentiert sein Militär mit 69 Milliarden US Dollar, will die Ausgaben aber kürzen. Weltweit sind die Militärausgaben 2016 auf fast 1,7 Billionen US-Dollar gestiegen. Mit diesem Geld könnte man überall auf der Erde den Hunger bekämpfen sowie Bildung und Gesundheit für alle Menschen finanzieren. Stattdessen werden Konflikte angeheizt, Machtstrukturen erhalten und Ausbeutung zementiert“ (4).

Damit reiht die Augsburger Friedensinitiative die Militärausgaben Russlands und Chinas unterschiedslos ein in die Militärausgaben der NATO-Länder und die globalen Militärausgaben. Dabei macht die Friedensbewegung mindestens vier gravierende Fehler.

Erstens. Durch den Vergleich der Militärhaushalte in absoluten Zahlen werden die Relationen verzerrt, die sich aus den unterschiedlichen Bevölkerungszahlen ergeben. Pro Kopf geben die USA 1880 Dollar für das Militär aus, die Russische Föderation 479 Dollar mit sinkender Tendenz, Deutschland 458 Dollar mit stark steigender Tendenz.

Mit dem Ziel eines Rüstungshaushalts in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts würden die Pro-Kopf-Ausgaben Deutschlands auf 875 Dollar steigen. China gibt demgegenüber 156 Dollar pro Kopf für das Militär aus.

Zweitens. Es wird unterschlagen, dass Russland und China von den USA und der NATO eingekreist und zunehmend bedroht werden. Damit wird verkannt, dass die Militärausgaben Russlands und Chinas in erster Linie der eigenen Verteidigung dienen und nicht Mittel einer aggressiven und expansiven Außenpolitik sind.

Drittens. Es wird generell – also auch Russland und China – unterstellt, ihre Ausgaben für das Militär würden bei der Bekämpfung des Hungers sowie der Finanzierung von Bildung und Gesundheit für alle Menschen fehlen.

Dabei wird die innere Entwicklung Russlands und Chinas verkannt, die gerade deswegen Fortschritte machen kann, weil die Verteidigungsausgaben relativ niedrig sind und diese Länder mit allen Mitteln ein Wettrüsten mit dem Westen vermeiden wollen.

Angesichts der enormen Erfolge Chinas bei der Bekämpfung der Armut, die im Gegensatz zur Verschlechterung der globalen Bilanz stehen, ist diese Passage im Aufruf der Augsburger Friedensinitiative geradezu eine Frechheit, die vielleicht dazu dient, die Grünen als Unterstützer des Aufrufs zu gewinnen, aber den Realitäten in keiner Weise gerecht wird.

So hat die Weltbank im neuesten Länderbericht erst vor wenigen Wochen China bemerkenswerte Erfolge in den Bereichen Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung attestiert. Laut Weltbank wird die extreme Armut in China im Jahr 2018 voraussichtlich unter 1 Prozent fallen.

„Chinas Realeinkommen pro Kopf ist zwischen 1978 und 2014 um das Sechzehnfache angestiegen. Die Rate der extremen Armut ist von 88,3 Prozent im Jahr 1981 auf 1,9 Prozent im Jahr 2013 gefallen. Das hat mehr als 850 Millionen Menschen von der Armut befreit“ (5).

Viertens. Die Methoden des Imperialismus des Westens, Konflikte anzuheizen, Machtstrukturen zu erhalten und Ausbeutung zu zementieren, werden unterschiedslos auch Russland und China angelastet. Dabei unterscheidet sich die Außenpolitik Russlands und Chinas grundsätzlich von der des Westens.

Während der Westen zum Beispiel auch Syrien zerstören und teilen will, um nach dem Öl zu greifen und wegen geopolitischer Ziele, wie er das mit Libyen und dem Irak gemacht hat, leistet Russland einen Beitrag an der Seite der syrischen Regierung zur Stabilisierung eines souveränen Staates und erträglicher Lebensbedingungen für die syrische Bevölkerung.

Die Initiative, die China mit der neuen Seidenstraße ergreift, wird die wirtschaftliche Entwicklung und die Lebensbedingungen in vielen Teilen der Welt in historischem Ausmaß verändern. Die Seidenstraße ist auch ein ganz praktischer und enormer Beitrag zum Frieden in vielen Regionen der Welt.

Das Feindbild Russland wird nicht demontiert

Reinhard Lauterbach schreibt in der jungen Welt vom 23. März unter der Überschrift „Schwerpunktentwicklung. Weniger Rüstung, mehr Infrastruktur. Wladimir Putin hat sich für seine Legislaturperiode ehrgeizige Ziele gesetzt“:

„Der wiedergewählte russische Präsident will offenbar Ernst machen mit seinem Programm zur internen Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Am Montag, einen Tag nach der Präsidentschaftswahl, erklärte Wladimir Putin in einer Besprechung zum Abschluss der Wahlkampagne, Russland werde sich nicht auf einen Rüstungswettlauf einlassen. Das Land habe alles, was es zu seiner Verteidigung brauche, einschließlich sicherer Reserven. Er bestätigte, dass die Rüstungsaufwendungen in diesem und im kommenden Jahr gesenkt werden sollen.
Als Prioritäten für die nächsten Jahre nannte Putin, wie in seiner Botschaft an die Nation am 1. März skizziert, die Entwicklung von Gesundheits- und Bildungswesen, Verkehrs- und Dateninfrastruktur. Wichtigstes Ziel sei es, die Arbeitsproduktivität und das Sozialprodukt pro Kopf während der anlaufenden Präsidentschaft um insgesamt 50 Prozent zu erhöhen. Die Lebensqualität der Menschen solle sich deutlich erhöhen. Das Vorhaben ist ehrgeizig, denn es setzt jährliche Wachstumsraten um etwa fünf Prozent voraus. Solche Steigerungen hat Russland seit langem nicht mehr gesehen
“ (6).

Wenn das, was der wiedergewählte Präsident Russlands zum Abschluss der Wahlkampagne äußerte, gelingt, wäre das ein gewaltiger Fortschritt in die Richtung, die sich die Friedensbewegung eigentlich wünscht. Nämlich die „Gewaltspirale zu durchbrechen“ und „mit allen Menschen weltweit (...) gemeinsam eine friedliche, solidarische und gerechte Welt auf(zu)bauen“ – wie es im Augsburger Aufruf heißt.

Der Jammer ist nur, dass die Friedensbewegung nicht erkennt, dass in Russland gerade Schritte in diese Richtung erfolgen beziehungsweise versucht werden.

Leider findet sich auch in der Zeitung gegen den Krieg, die bei den Ostermärschen verteilt wurde, eine unhaltbare Agitation gegen Russland (7). Es heißt dort ausgerechnet im Leitartikel unter der Überschrift „Feindbild Russland. Oder: Wie Kriege im Kapitalismus entstehen“:

„Salisbury = Sarajewo? Wohl (noch) nicht. (Salisbury steht für die britische Stadt, in der am 4. März ein Giftanschlag gegen die Familie Skripal verübt wurde; Redaktion) Doch es war ein Test. Mit dem gezeigt wurde, wie weit die Kriegstreiber bereits gehen. Den Kriegstreibern wiederum wurde gezeigt, dass sie bereits sehr weit gehen können. Dabei geht es nicht allein darum, dass das Führungspersonal in London, Washington, Paris, Berlin und Brüssel zynisch und bereit zum Spiel mit dem Feuer ist. Es geht darum, dass dieses Personal letzten Endes nur scheinbar die große Politik bestimmt. Die Triebkräfte, die spätestens seit 2014 auf einen neuen großen Krieg orientieren, sind weit mächtiger und gefährlicher. Da ist erstens die gigantische Rüstungsindustrie: Diese entfaltet zunehmend eine innere Eigendynamik – und das nicht nur in den USA und Europa, sondern durchaus auch in China und Russland. Da ist zweitens die atomare Gefahr: Derzeit modernisieren alle Atommächte ihre nuklearen Massenvernichtungswaffen. Indem sie Systeme entwickeln, die schneller zum Einsatz gelangen und ‚präziser‘ treffen können, senken sie die Schwelle für einen atomaren Vernichtungskrieg. Und da ist drittens das Prinzip der kapitalistischen Weltmarktkonkurrenz: Diese kann den aktuellen Handelskrieg in einen heißen Krieg umschlagen lassen.“

Im zitierten Abschnitt wird gesagt, dass das Führungspersonal in den Hauptstädten des Westens beziehungsweise der NATO „nur scheinbar“ die große Politik bestimmt. Die Triebkräfte, die seit Jahren „auf einen neuen großen Krieg orientieren“, seien „weit mächtiger und gefährlicher“. Zu diesen Triebkräften wird die „gigantische Rüstungsindustrie“ „durchaus auch in China und Russland“ gezählt – eine haltlose Argumentation.

Außerdem wird auch Russland und China angelastet, die „Schwelle für einen atomaren Vernichtungskrieg“ zu „senken“. Angesichts der gewaltigen und existenzbedrohenden militärischen Überlegenheit der USA und der NATO haben Russland und China zur Zeit wohl kaum eine andere Wahl, als ihre atomare Zweitschlagsfähigkeit glaubhaft zu erhalten.

Ferner wird im zitierten Abschnitt aus der Zeitung gegen den Krieg auch Russland und China das Prinzip der kapitalistischen Weltmarktkonkurrenz angelastet. Das geschieht ganz simpel dadurch, dass diese beiden Länder umstandslos als kapitalistisch bezeichnet werden („Da die – durchaus auch kapitalistischen – Länder Russland und China …“).

Aus dieser kapitalistischen Weltmarktkonkurrenz ergebe sich der „aktuelle Handelskrieg“ und diese Weltmarktkonkurrenz könne den Handelskrieg „in einen heißen Krieg umschlagen lassen“. Mit solchen Formulierungen werden Russland und China direkt mitverantwortlich gemacht für die Kriegsgefahr, ja sogar für die Gefahr eines neuen Weltkriegs.

Dieser ungeheure Vorwurf, den sehr wahrscheinlich der verantwortliche Redakteur Winfried Wolf im Leitartikel der Zeitung gegen den Krieg erhebt, wird prinzipiell erhoben. Das abgefeimte an dieser Argumentation ist, dass damit auf die konkrete Politik dieser Länder gar nicht eingegangen werden muss: Für Winfried Wolf und andere an der Zeitung gegen den Krieg beteiligte liegt es schlicht an System der „kapitalistischen Weltmarktkonkurrenz“, die auch Russland und China zu Kriegstreibern mache.

Dies ist leider nicht das einzige Beispiel aus dieser Zeitung gegen den Krieg. Auch in zahlreichen anderen Artikeln in dieser Zeitung wird unverfroren gegen Russland und China gehetzt (8).

Die Friedensbewegung respektiert nicht, was China für den Frieden tut

Im folgenden Abschnitt skizzieren wir in vier Punkten, warum die VR China allen Grund hat, sich zu verteidigen. Ferner deuten wir in zwei Punkten stichwortartig an, welche enormen Beiträge die VR China zum Weltfrieden leistet.

  1. China ist einer Umzingelung mit 6 Marinestützpunkten der USA ausgesetzt: 3 in Japan, 1 in Südkorea, 1 auf Guam und 1 in Australien. Dazu kommen das geplante Raketensystem in Südkorea und die Atomwaffen von den U-Booten aus.
  2. China ist wiederholt seit seiner Gründung von den USA mit einem Atomschlag gedroht worden. Auch wenn entsprechende Pläne nicht umgesetzt wurden.
  3. Die USA haben nicht aufgehört, separatistische Bewegungen – auch durch Waffenhilfe und direkte CIA-Unterstützung wie im Falle Tibets – zu fördern. Seit neuem wird mit der Aufgabe der Ein-China-Politik geliebäugelt. Im letzten Jahrhundert wurden auch bewaffnete Infiltrationsversuche seitens Taiwans auf dem Festland von den USA unterstützt.
  4. Die Aufteilung Chinas wird seit 1949 im Westen diskutiert und erreichte einen unrühmlichen Höhepunkt bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2012 an den chinesischen Dissidenten Liao Yiwu. Als er in seiner Dankesrede mehrfach rief „Dieses Imperium muss auseinanderbrechen“, wurde er von den anwesenden Politikern (unter anderem der damalige Bundespräsident Gauck, Ministerpräsident Bouffier, der Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann) und Prominenten wie Biermann, Wallraff „mit stehenden Ovationen“ (FAZ) gefeiert.
  5. China antwortet mit Friedensaktivitäten durch das Konzept der weltweiten Schicksalsgemeinschaft und einer ökonomischen Kooperation zum gegenseitigen Vorteil, wie es vor allem mit der Neuen Seidenstraßeninitiative bereits erfolgreich umgesetzt wird. Verfeindete Staaten wie Israel, Iran und Saudi-Arabien werden zu gemeinsamen Gründungsmitgliedern der Asiatischen Investmentbank und bemühen sich in Projekte eingebunden werden, die vom Prinzip ausgehen, niemanden auszuschließen. So wird jetzt sogar die Teilnahme Indiens am China-Pakistan-Wirtschafts-Korridor diskutiert, um Streitigkeiten über Kaschmir beizulegen. Russland und die Ukraine wollen genauso wie Polen im Rahmen der Seidenstraße wirtschaftlich mitarbeiten. Israel erhofft sich über die Seidenstraßenkooperation eine bessere Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten. Pakistan und Indien wurden gleichzeitig in die SOZ (Shanghai Organisation für Zusammenarbeit) aufgenommen.
  6. Konflikte sollen durch Verhandlungen und Wirtschaftskooperation gelöst werden, wie am Beispiel von umstrittenen Inseln mit den Philippinen und Vietnam gezeigt wird. Auch die Bereitschaft von Nordkorea zu Gesprächen mit Südkorea und den USA ist wesentlich auf diese Strategie Chinas zurückzuführen und nicht einfach auf den von den USA ausgeübten Druck.

Die Friedensbewegung sollte registrieren, welche Positionen die VR China zur atomaren Bewaffnung hat

Die Friedensbewegung hatte bei den diesjährigen Ostermärschen als zentrales Thema „Atomwaffen verbieten!“. Im Vordergrund stand dabei die Euphorie über den Vertrag zum Verbot von Atomwaffen, den 122 Staaten in der UN vergangenes Jahr beschlossen haben (9).

Jürgen Scheffran gibt aber in Wissenschaft und Frieden zu bedenken:

„Wie weiter nach dem Verbotvertrag? Es ist klar, dass sich die atomwaffenfreie Welt ohne eine Mitwirkung der Nuklearwaffenstaaten nicht erreichen lässt“ (10).

Es ist aber irreführend – wie es die Friedensbewegung gern tut – China zu unterstellen, es boykottiere ein UN-Verbot. Im Gegenteil, China arbeitet seit Jahrzehnten in diese Richtung. Im Hinblick auf die anstehende Resolution für ein Atomwaffenverbot sagte Xi Jinping im Januar 2017 in einer viel beachteten Rede vor der UNO (11) , die natürlich von der Friedensbewegung nicht beachtet wurde:

„Die Länder sollten Partnerschaften fördern, die auf Dialog, Nicht-Konfrontation und Nicht-Allianz beruhen. Die Großmächte sollten die Kerninteressen und Hauptanliegen der anderen respektieren, ihre Differenzen unter Kontrolle halten und ein neues Modell der Beziehungen zwischen Nicht-Konflikt, Nicht-Konfrontation, gegenseitigem Respekt und Win-Win-Kooperation aufbauen. Solange wir die Kommunikation aufrechterhalten und uns aufrichtig behandeln, kann die ‚Thukydides-Falle‘ vermieden werden. Große Länder sollten kleinere als gleichwertig behandeln, anstatt als Hegemon aufzutreten, der anderen ihren Willen aufzwingt. Kein Land sollte die Büchse der Pandora öffnen, indem es absichtlich Kriege führt oder die internationale Rechtsstaatlichkeit untergräbt. Atomwaffen, das Damoklesschwert, das über der Menschheit hängt, sollten im Laufe der Zeit vollständig verboten und gründlich zerstört werden, um die Welt von Atomwaffen zu befreien.“

Wir können dieses Thema hier leider nicht vertiefen, daher im Folgenden nur ein paar knappe Verweise. Auf China.org.cn wurden im Jahr 2005 sieben wichtige Artikel in deutscher Übersetzung zur Verfügung gestellt zum Thema: Für eine atomwaffenfreie Welt. Chinas Beiträge zur atomaren Abrüstung und Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen (12).

Die Absicht der USA, eine Billion Dollar in den Ausbau seines Atomwaffenarsenals zu investieren, bezeichnete das chinesische Verteidigungsministerium im Februar diesen Jahres als „Panikmache gegenüber der chinesischen Atomkraft“ (13). China „verfolge nach wie vor einen pazifistischen Kurs“, so Ren Guoqiang. „‚Die Volksrepublik werde unter keinen Umständen zuerst Atomwaffen einsetzen. China verspreche den bedingungslosen Verzicht auf den Einsatz und die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen gegenüber atomwaffenfreien Ländern und Regionen. Die Atomwaffenkapazität Chinas besitze den für die nationale Sicherheit notwendigen niedrigsten Stand‘, erklärte der Sprecher weiter.“

Damit bestätigte die VR China ihren bekannten Kurs einer defensiven Atomwaffenpolitik, den sie immer wieder bekräftigte, gerade auch bei den Konferenzen zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags in Genf, wie zum Beispiel vor fünf Jahren: „Die chinesische Regierung habe stets aktiv den internationalen Prozess der nuklearen Abrüstung gefördert und werde sein nukleares Arsenal zur Verteidigung seiner nationalen Sicherheit weiterhin auf ein Minimum beschränken“ (14).

Strategisch versucht China – ganz kurz gefasst – seine Zweitschlagsfähigkeit zu erhalten mit dem geringstmöglichen Aufwand, während der Westen und vor allem die USA diese Möglichkeit Chinas, auf einen nuklearen Angriff zu reagieren, ständig infrage zu stellen versuchen.

Erst vor zweieinhalb Jahren noch kam das Massachusetts Institute of Technology in einer Studie zu dem Schluss, dass China seine zurückhaltende Strategie beibehalten will und überzeugt davon ist, sie beibehalten zu können, obwohl die USA ihr globales Primat in der Nuklearpolitik ständig ausbauen (15).


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Quellen und Anmerkungen:
(1) „Aufrufe der VeranstalterInnen Ostermarsch 2018“. Text. Netzwerk Friedenskooperative, 31. Januar 2018. https://www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2018/aufrufe
(2) Manfred Ziegler. „Ostermarsch 2018 – Skandal: ein bisschen Frieden“. balqis info, 3. April 2018. http://www.balqis.de/de/ostermarsch_2018.html
(3) So heißt es zum Beispiel im Augsburger Aufruf zum Ostermarsch „Krieg führt nur zu noch mehr Gewalt. Militärische Interventionen bilden den Nährboden für Terrorismus und Extremismus.“ Flugblatt der Augsburger Friedensinitiative (AFI) zum Ostermarsch 2018 mit dem Aufruf http://www.forumaugsburg.de/s_3themen/Antimil/180406_ostermarsch-2018/aufruf-afi-ostermarsch-2018.pdf
(4) Flugblatt der Augsburger Friedensinitiative, a. a. O.
(5) Deutsch-Chinesische-Allgemeine. „Weltbank: Extreme Armut in China 2018 voraussichtlich unter 1%“. Deutsch-Chinesische (blog), 14. März 2018. https://www.deutsch-chinesische-allgemeine.com/2018/03/14/weltbank-extreme-armut-china-2018-voraussichtlich-unter-1/
(6) Reinhard Lauterbach. „Schwerpunkt Entwicklung. Weniger Rüstung, mehr Infrastruktur. Wladimir Putin hat sich für seine Legislatur ehrgeizige Ziele gesetzt“. junge Welt, 23. März 2018. https://www.jungewelt.de/artikel/329570.schwerpunkt-entwicklung.html
(7) Winfried Wolf, verantwortlicher Redakteur. „Zeitung gegen den Krieg, Nr. 41 Frühjahr 2018“, 2018. https://www.zeitung-gegen-den-krieg.de/zeitung-gegen-den-krieg-zgk-ostermarsch-2018/ . Auf unserer Homepage: http://www.forumaugsburg.de/s_3themen/Antimil/180406_ostermarsch-2018/zeitung-gegen-den-krieg-nr-41-2018.pdf
(8) Sieh z. B. ebd. Seite 2, 6 und 7
(9) „Vertrag über das Verbot von Kernwaffen, Vereinte Nationen Generalversammlung, A/CONF.229/2017/8 - Konferenz der Vereinten Nationen zur Aushandlung einer rechtsverbindlichen Übereinkunft zum Verbot von Kernwaffen mit dem Ziel ihrer vollständigen Beseitigung, New York, 27.-31. März und 15. Juni-7. Juli 2017, Taesordnungspunkt 9, Verhandlungen nach Ziffer 8 der Resolution 71/258 der Generalversammlung vom 23. Dezember 2016 über eine reehtsverbindliehe IJbereinkunft zum Verbot von Kernwaffen mit dem Ziel ihrer vollständigen Beseitigung“. ICAN Internationale Kampagne für die Abschaffung von Atomwaffen, 7. Juli 2017. https://www.icanw.de/wp-content/uploads/2017/07/a-conf-229-17-8.pdf
(10) Jürgen Scheffran. „Atomwaffenverbot. Chance für die nukleare Abrüstung“. Wissenschaft & Frieden, Nr. 2017–3 (Juli 2017). http://wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=2230
(11) „Speech By President Xi Jinping At the United Nations Office at Geneva“. Embassy of the People's Republic of China in the Republic of Iraq, 23. Januar 2017. http://iq.chineseembassy.org/eng/zygx/t1432869.htm
(12) „Für eine atomwaffenfreie Welt. Chinas Beiträge zur atomaren Abrüstung I-IV und Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen I-III“. China.org.cn, 28. Juni 2005. http://german.china.org.cn/german/180910.htm
(13) „China gegen neue US-Atomstrategie“. german.china.org.cn, 5. Februar 2018. http://german.china.org.cn/txt/2018-02/05/content_50419965.htm
(14) „China bekräftigt seine defensive Atompolitik, Quelle: CRI online“. german.china.org.cn, 23. April 2013. http://german.china.org.cn/china/2013-04/23/content_28634588.htm
(15) Fiona S. Cunningham, und M. Taylor Fravel. „Assuring Assured Retaliation. China's Nuclear Posture and U.S.-China Strategic Stability, International Security, Vol. 40, No. 2 (Fall 2015), pp. 7–50, doi:10.1162/ISEC_a_00215, Hg. President and Fellows of Harvard College and the Massachusetts Institute of Technology.“, November 2015. http://www.mitpressjournals.org/doi/pdf/10.1162/ISEC_a_00215


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