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Stimmungsmache gegen Whistleblower

Stimmungsmache gegen Whistleblower

Das ZDF inszenierte mit dem Anti-WikiLeaks-Film „West of Liberty“ billigste Propaganda und teilte noch gegen Russland und Syrien aus.

Assange kämpft gegen die Auslieferung an die Vereinigten Staaten, wo er nach einem Antispionagegesetz aus dem Jahr 1917 angeklagt ist. Ihm droht in den USA eine lebenslange Haftstrafe oder sogar die Todesstrafe. Die Anhörung im Auslieferungsverfahren wird am 24. Februar 2020 vor dem Woolwich Crown Court in London stattfinden.

Möglich wurde die skandalöse Strafverfolgung eines kritischen Journalisten, von der Medien und Öffentlichkeit hierzulande kaum Notiz nehmen, durch eine breite Kampagne gegen WikiLeaks und Assange. Die millionenfach in unseren Medien wiederholte Falschbeschuldigung vom „Vergewaltigungsverdacht“ gegen Julian Assange hat sich als perfide Lüge herausgestellt, basierend auf gefälschten Beweisen. Diese Fakten werden abgewiegelt oder verschwiegen. Doch dies ist nicht die einzige Propagandamethode gegen WikiLeaks. Auch vermeintlich nur auf Unterhaltung zielende Produktionen wie Tatort oder hier West of Liberty machten Stimmung gegen Assange.

WikiLeaks als „Hydra“

Offensichtlich spekuliert der Film darauf, mit dem Namen „HydraLeaks“ diffamierend an WikiLeaks zu erinnern. HydraLeaks-Boss ist ein „Lucien Gell“: „Lucien“ klingt wie Julian und der Name „Gell“ singt wie eine Nachtigall, denn gellen bedeutet singen. Und wessen Lied singt hier das ZDF? Die USA werfen Assange vor „gesungen“ zu haben, als er ihre Kriegsverbrechen öffentlich machte. US-Gerichte wollen den australischen Journalisten jetzt wegen „Geheimnisverrats“ anklagen. Dem Mann, der unter anderem auch die Bestialitäten des US-Folterlagers Guantanamo aufdeckte, droht damit lebenslange Folterhaft. Setzt sich der ZDF-Film damit auseinander? Nein. Er macht Propaganda wie von den Folterknechten bestellt: Die Whistleblower-Figur Lucien Gell wird im Film als boshafte Karikatur von Julian Assange inszeniert.

Die platte, aber verworrene Filmhandlung steckt von Anfang an Freund-Feind-Bilder ab: In Marrakesch werden vier Menschen ermordet, drei davon US-Amerikaner. Faye Morris, Ex-Beraterin der fiktiven Plattform HydraLeaks, ruft die Berliner US-Botschaft an und teilt mit, etwas über die Hintergründe des Mordanschlags zu wissen. Berlins CIA-Chef Barner heuert einen Ex-Kollegen an, um Miss Morris abzugreifen.

Der strahlende Held des Films ist der ehemalige CIA-Stasi-Doppelagent Ludwig Licht, dargestellt von Wotan Wilke Möhring, nun Berliner Barbesitzer und seinen alten CIA-Freunden treu ergeben. Der herunter gekommene Agent soll die schöne junge Faye Morris, dargestellt von Michelle Meadows, vor dem skrupellosen Gründer von HydraLeaks beschützen: Lucien Gell, dargestellt von Lars Eidinger, macht krumme Geschäfte, trachtet seiner abtrünnigen Genossin nach dem Leben und sitzt fest in einer Botschaft: Aber nicht der ecuadorianischen — wie Julian Assange, sondern in der Syriens in Berlin. Und die Syrer erweisen sich natürlich als die wahren Bestien in diesem Propagandafilm.

Rassismus im Film: Das ZDF, Assad und Transnistrien

Bei dem Treffen von Miss Morris mit CIA-Boss Barner bietet die junge Frau ihm als Gegenleistung für juristische Amnestie eine Liste mit Informanten an, die Geheimnisse an HydraLeaks geliefert haben. Währenddessen versteckt sich die junge Miss Morris in der Wohnung von Wotan Wilke Möhring alias Licht, muss aber fliehen, als moldawische Geldeintreiber auftauchen, denn der Barbesitzer hat selbst Probleme.

Mit wem? Mit der dritten Gruppe von Bösewichten, nach den Syrern und WikiLeaks: Der Russenmafia, die brutal ihr rollendes „R“ und harte Bandagen gegen säumige Schuldner einsetzt. Die Russen kommen diesmal — Variante — aus Moldawien, aber da gibt’s ja zum Glück die russische Enklave Transnistrien, so kann das ZDF einem Standard-Feindbild der Mainstream-Propaganda treu bleiben: Russen und Putin. Was die Syrer angeht: Assad wollte keine US-Pipeline im Land, bevor man einen „Regime Change“-Putsch nebst Bürgerkrieg gegen ihn inszenierte.

Doch die Handlung des Propagandafilms geht noch weiter: Das hübsche, weibliche „WikiLeaks“-Opfer Faye Morris flieht in die Wohnung einer Freundin, die sie jedoch ermordet vorfindet. Syrer?! Vermutlich im Auftrag von Julian oder vielmehr Lucien. Nach für ZDF-Verhältnisse wilder Action rettet der kumpelhaft-angejahrte, aber am Ende doch strahlende CIA-Held Wotan Wilke Möhring die verfolgte Jungfrau in Nöten, die Bösewichte massakrieren sich gegenseitig und die CIA erlebt sein Happyend.

Fazit: Drehbuchautorinnen Sara Heldt und Donna Sharp sowie Regisseurin Barbara Eder lassen die feuchtesten Träume der Assange- und WikiLeaks-Hasser in London, Washington und Berlin wahr werden und verteilen nebenher noch Propaganda-Kopfnüsse an Putin und Assad.

Wäre der Film nicht auch handwerklich unterste Schublade und ein mieses Machwerk sondergleichen — er wäre wohl mit Jubelpreisen überhäuft worden wie Claas Relotius für seine schnulzig-erlogenen Anti-Assad-Tiraden „Königskinder“. Auch für den unpolitisch-drögen Filmdienst bleiben aber bei West of Liberty „Figuren und Konflikte schematisch und blutleer“.

Der Whistleblower als dämonischer Narzisst

Neben Russen und Syrern wird insbesondere aber Julian alias Lucien monströs inszeniert. Besonders perfide dabei: Einige Szenen erinnern stark an echte Aufnahmen von Julian Assange, die man in den Medien sah. USA und Briten hatten heimlich die kleine Botschaft Ecuadors, das Assange Asyl gewährt hatte, verwanzt, mit Mikrofonen und sogar Kameras. Die Briten hatten mit Multi-Millionen-Pfund-Aufwand jahrelang den ganzen Wohnblock belagert und wollten den Mann, der ihre „Geheimnisse“, also ihre Verbrechen, enthüllte, total überwachen. Erst durch Assange wurde auch Snowden möglich — nur mit Hilfe von WikiLeaks entkam Snowden der CIA nach Moskau — und Briten und USA wurden als Weltmeister im Bespitzeln entlarvt. Das wollte man Assange offenbar auch heimzahlen -durch demütigende Bespitzelung.

Man sah in den Medien schließlich die Privaträume von Julian Assange, seine Toilette, wie er barfuß durch die engen Zimmer tigerte. Sehr ähnlich stellt der ZDF-Film seinen Whistleblower Lucien dar, setzt aber noch drauf: Man zeigt ihn fast nackt im Slip, wie er sich unappetitlich einölt, narzisstisch die Haare glättet, sich bei absonderlichen Yoga-Übungen diabolischen Verrenkungen hingibt. Die Demütigung, die rachsüchtige Briten und Amerikaner am wehrlosen Assange exerzierten, wird vom ZDF dem breiten Publikum als Unterhaltung serviert. Der Regimekritiker Julian Assange wird in Gestalt des diabolischen Geheimnisverräters Lucien nach Art übelster Propaganda dämonisiert.

Wie linientreu müssen Schauspieler sein?

So fragt man sich nur staunend, wie ein Talent wie Möhring sich für so einen Agitprop-Streifen hergeben konnte. Leidet die Schauspielerzunft so sehr Hunger? Machen sich solche Stars keine Gedanken über die Aussage des Films, in dem sie auftreten sollen? Oder wird man am Ende bei ARD und ZDF nur was, wenn man linientreu hinter Kriegsverbrechen, Folterhaft und der totalitären Verfolgung kritischer Journalisten steht? Insofern: Hat Möhring dann als Ex-Stasi-CIA-Held teilweise sich selbst gespielt?

Wir erlebten gerade die völlige Freisprechung Julian Assanges von allen Vergewaltigungs-Beschuldigungen, die seit zehn Jahren zu seiner Dämonisierung dienten. Schwedische Behörden haben dabei auf Anregung aus London oder Washington Beweise gefälscht, Aussagen manipuliert, um den Journalisten unter „Vergewaltigungsverdacht“ stellen zu können: Eine heuchlerische Lüge, um einen Kritiker zum Monstrum zu stilisieren.

Auch angesichts dessen sollte Wotan Wilke Möhring sich schleunigst dem „Free Assange!“-Promi-Appell anschließen und sich vom perversen Filmmachwerk distanzieren, falls er das noch nicht getan hat. Dieses deutsch-schwedische Agitprop-Werk steht unter dringendem Verdacht, zumindest teilweise produziert worden zu sein, um das breite deutsche Publikum gegen Assange und WikiLeaks aufzuhetzen. „Filme stellen Rollenmodelle zur Verfügung“, weiß die Psychoanalyse, so Dr. Claudia Sies, und hier „inspirierte“ das ZDF zum Hass auf und zur Gewalt gegen Julian Assange. In diesem Fall wäre damit skrupellos die jetzt immer noch andauernde, aber schon lange geplante Unrechts-Staat-Folterhaft gegen Assange propagandistisch vorbereitet worden.

Im Vorfeld des Asyl-Entzugs durch Ecuador gab es in dem kleinen Land einen dubiosen Machtwechsel und eine mysteriöse plötzliche Aufstockung eines Weltbankkredits von 350 auf 850 Millionen Dollar. Manche Kritiker, darunter Ricardo Patiño, der ehemalige Außenminister Ecuadors (2010 bis 2016), fragten sich dabei: Wurden 500 Millionen Kopfgeld für Assange gezahlt?

Assange, der Gräueltaten von USA, Großbritannien und anderen NATO-Staaten aufdeckte, wird deshalb mit fanatischem Hass durch die West-Machteliten verfolgt. Durch jene Machthaber, deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit er enthüllte und die ihre willigen Büttel offenbar auch beim ZDF haben. Kein geringerer als der UNO-Beauftragte für Folter, Nils Melzer, Jura-Professor für internationales Recht aus der neutralen Schweiz, nannte die mit gefälschten Beweisen geführte Strafverfolgung von Assange eine Hexenjagd. Dieser Film war Teil davon.

Nachtrag

Julian Assange selbst kritisierte diverse gegen ihn gerichtete Filme als Propaganda, auch den erfolgreichsten davon, „Inside WikiLeaks“ mit Cumberbatch als Assange, der hauptsächlich die Sache des WikiLeaks-Abspalters Daniel Domscheit-Berg und des Guardian verficht. Der Guardian hatte am meisten von den Leaks profitiert, aber dabei mutmaßlich aus Dummheit das Passwort der verschlüsselten US-Geheimdateien publiziert. Assange hatte der Guardian dann die Schuld dafür in die Schuhe geschoben. Empfehlenswert erscheint dem WikiLeaks-Gründer eher die Vimeo-Produktion Mediastan:

Eine kleine Gruppe von Wikileaks-Journalisten macht sich auf den Weg durch Zentralasien und interviewt Zeitungsredakteure. Ihr eigentliches Ziel: lokale Medien zu finden, um geheime diplomatische Depeschen der USA zu veröffentlichen. Diese intelligente Dokumentation im Guerilla-Stil folgt ihrer faszinierenden Reise von Afghanistan nach Manhattan, über die Grenzen der Redefreiheit und den Geist derer, die unser Verständnis der Welt prägen.


Quellen und Anmerkungen:

Hannes Sies: Vergewaltigungs-Lüge — ARD soll sich bei Assange entschuldigen!
Hannes Sies: Medienkritik an Assange-Berichterstattung der ARD
Hannes Sies: Whistleblower — Von Regierungen wie Tiere gejagt
Hannes Sies: „Tatort“ gegen WikiLeaks: Kriminelle Propaganda
Hannes Sies: Deep State hinter Trump
Hannes Sies: Linke Polit-Promi-Petition pro Assange
Hannes Sies: Gier nach Öl — zum Syrien-Krieg der NATO
Jonatan Pfeifenberger: Ecuador: Moreno freut sich über neue Kredite der Weltbank
Claudia Sies: Psychoanalyse und Film
Filmbeschreibung "West of Liberty" (Filmdienst)


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