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Veränderung oder Untergang

Veränderung oder Untergang

Die Umwelt-Krise verlangt ein radikales Umdenken. Rezension zum Rubikon-Buch „Die Öko-Katastrophe“.

„Den Planeten zu retten, heißt die herrschenden Eliten zu stürzen“, so der Untertitel dieses vielfältig informativen Readers, der auch von Eliten — allerdings von der Aufklärung verpflichteten — verfasst worden ist. So meint etwa Rainer Mausfeld in seinem Gespräch mit Jens Wernicke:

„Hoffnung auf eine wirkliche Lösung des Klimaproblems kann es de facto nur geben, wenn wir die Probleme wieder dort lokalisieren und behandeln, wo sie liegen: auf der politischen Ebene, insbesondere der Ebene unserer Wirtschaftsordnung und ihrer zerstörerischen Auswirkungen.“

Zu diesen gehört der Raubbau an den ökologischen Lebensgrundlagen, der die menschliche Zivilisation bedroht. „Daran muss tagtäglich erinnert werden, um die Öffentlichkeit für die notwendigen Transformationen zu gewinnen.“ Das klingt in meinen Ohren wenig ermutigend und ziemlich hilflos.

Doch Mausfeld zitiert auch André Gorz, der 1968 darauf hingewiesen hat, „nur gegen die Wirkungen der kapitalistischen Entwicklungen“ zu kämpfen, genüge nicht, weil man damit nicht nur „innerhalb der kapitalistischen Logik“ bleibe, sondern sie noch verstärke.

Für mich heißt das, die eigene Gier nach immer mehr anzugehen, denn Gier ist der Motor des Kapitalismus.

Dass diejenigen, die vom kapitalistischen System am meisten profitieren, sich gegen Veränderungen heftig wehren, versteht heutzutage leider jeder. Wir glauben diesen Ego-Schmarren, dass jeder sich selbst der Nächste und Veränderungen ausschließlich Privatsache seien — wobei jede gesunde Mutter nicht zuerst an sich, sondern immer zunächst an ihre Kinder denkt —, wir sind nicht zuletzt von den Schulen darauf konditioniert worden und unterliegen ihm alle, ausnahmslos.

Wir sind schon längst bei einer globalen Unübersichtlichkeit angelangt, kein Mensch ist mehr fähig, so etwas wie einen Überblick zu haben.

Dennoch — oder gerade deswegen — wird gestritten: über Deutungshoheiten — etwa Steffen Pichler: „Die Erfindung der grausamen Natur“ — und die Durchsetzung von fast ausschließlich finanziellen Interessen mit allen Mitteln — etwa Roland Rottenfußer: „Die Öko-Manipulation“.

Einige der Autoren dieses Handbuchs sind mit mehreren Artikeln vertreten, unter ihnen die Journalistin Susan Bonath; besonders angesprochen hat mich ihr „Mythos ‚Grüner Kapitalismus’“. Darin legt sie überzeugend dar, dass profitgetrieben und umweltverträglich schlicht nicht zusammen gehen, denn der Glaube an die Wirksamkeit des Marktes ist absurd, dieser regelt nämlich in vielen grundlegenden Bereichen wie auch in diesem gar nichts.

Zahlreiche Texte in diesem Aufklärungsbuch, in dem ganz unterschiedliche Aspekte der Planetenrettung zur Sprache kommen, äußern sich erfreulicherweise sehr grundsätzlich — auch wenn keiner dafür plädiert, bei sich selber anzufangen und einfach nicht mehr mitzumachen.

Obwohl: Es gibt durchaus Autoren, die das Problem wesentlich im Wesen des Menschen sehen, etwa Sven Böttcher und vor allem Charles Eisenstein, der die gegenwärtige Weltlage wie folgt angeht:

„Ich habe einige Parallelen zwischen drei maßgeblichen Institutionen unserer Zivilisation festgestellt: Geld, Krieg und die etablierten Religionen. Alle drei fordern, auf die eine oder andere Weise, die Aufgabe des Augenblicklichen, Menschlichen oder Persönlichen zugunsten eines übergeordneten, hintergründigen Ziels, das alles übertrifft.“

Das meint: Nicht das Hier und Heute ist wichtig, sondern etwas, das entfernt und in der Zukunft liegt. Was ist und was wir haben, so wurden wir indoktriniert, ist nichts, wir sollen Anderes, Neueres, Besseres wollen:

„Es ist die Mentalität, die alles für ein entferntes Ziel opfert, was kostbar, heilig und gegenwärtig ist; es ist die Mentalität des Instrumentalismus, der andere Wesen und die Erde selbst hinsichtlich ihres Nutzens für uns bewertet. Es ist Selbstüberschätzung, zu glauben, dass wir die Konsequenzen unseres Handelns sicher vorhersagen und kontrollieren können.“

Manche Texte in diesem Band beziehen nicht nur kritisch Position, sondern plädieren für gewaltfreien Widerstand und einen „Weg mit Herz“ — Carlos Castaneda. Damit ein solcher möglich wird, ist eine radikale Einstellungsveränderung nötig, die Roland Rottenfusser so zusammenfasst:

„Um die Umwelt wirksam zu schützen, müssen wir zuerst einmal erkennen, dass wir selbst ein Teil der Natur sind.“

Nur wer das versteht — Understanding is a feeling! —, wird auch entsprechend handeln.

Fazit:

Vielfältige, nötige und hilfreiche Aufklärung.


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Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book.


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