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Am Rand des Wahnsinns

Am Rand des Wahnsinns

Angebliche oder aufgebauschte Luftraumverletzungen durch Russland werden von „kriegstüchtigen“ Politikern genutzt, um die Spannungen weiter anzuheizen.

Die Geschichte lehrt: Kriege entstehen selten in Zeiten des Wohlstands. Sie brechen los, wenn Eliten keinen anderen Ausweg mehr sehen, wenn wirtschaftliche Sackgassen und politische Hilflosigkeit den Griff zur Gewalt als letzten „Ausweg“ erscheinen lassen. 1914 war es so, 1939 ebenso. Und 2025? Wieder stehen wir an einer Schwelle, die kaum einer wahrhaben will.

Ein Land im Niedergang — und eine Politik, die auf Eskalation setzt

Deutschland erlebt einen wirtschaftlichen Niedergang, den selbst nüchterne Ökonomen kaum noch schönreden können. Energiepreise treiben die Industrie ins Ausland, Brücken, Schulen und Krankenhäuser verfallen, Investitionen bleiben aus. Gleichzeitig wird das Geld mit vollen Händen ausgegeben, für Rüstung, für Militarisierung, für eine Politik, die nicht auf Zukunft, sondern auf Konfrontation setzt.

Die Bevölkerung spürt das. Viele haben Angst. Doch wer diese Angst ausspricht, wer für Frieden demonstriert, wird als „Rechtsextremer“ oder „Putin-Versteher“ diffamiert. Der öffentliche Diskurs verengt sich. Für Krieg zu sein, gilt als verantwortungsvoll. Für Frieden zu sein, ist verdächtig. Das ist die Verkehrung aller Werte.

Währenddessen boomt ein makabrer Markt: Private Bunker werden wieder verkauft, Hamsterkäufe von Konserven erleben eine Renaissance. Menschen glauben ernsthaft, sie könnten den Wahnsinn überleben, wenn sie sich tief genug eingraben.

Doch wer sich mit den Fakten auseinandersetzt, weiß: Das ist eine Illusion. Ein Bunker mag einen Blitz überstehen, aber nicht die radioaktive Verseuchung ganzer Regionen, nicht das Ende aller Infrastruktur, nicht den gesellschaftlichen Kollaps.

Atomwaffen heute — nicht Hiroshima, sondern die totale Vernichtung

Viele Menschen denken bei „Atombombe“ noch an Hiroshima oder Nagasaki. 15 Kilotonnen (KT) Sprengkraft, Hunderttausende Tote, eine zerstörte Stadt. Das allein ist schon unvorstellbar genug. Doch die Bomben, über die wir heute sprechen, sind keine Relikte von 1945. Moderne Sprengköpfe Russlands und der USA liegen bei 100 bis 550 Kilotonnen. Das ist das Dreißigfache der Hiroshima-Bombe.

Eine Studie der Technischen Hochschule (TH) Köln von Alexander Fekete zeigt, was das bedeutet: Schon eine einzige Bombe würde Millionen Menschen betreffen, ganze Regionen unbewohnbar machen. Simuliert wurde, wie Fallout je nach Windrichtung über Hunderte Kilometer zieht. Berlin, Frankfurt, Hamburg — sie alle könnten binnen Sekunden zu toten Zonen werden.

Greenpeace ließ mit dem Nukemap-Simulator Szenarien durchrechnen: Eine 20-Kilotonnen-Bombe über Berlin würde 145.000 Menschen sofort töten, weitere Hunderttausende durch Strahlung und Folgekrankheiten. Doch 20 KT sind ein Klacks gegen das, was moderne Waffen leisten. Bei 550 KT reden wir nicht mehr über Hunderttausende, sondern über Millionen Tote, in Sekunden.

Berlin, Ramstein, Rostock — drei Szenarien des Grauens

Nehmen wir Berlin: Eine 550-KT-Bombe über dem Regierungsviertel würde die Innenstadt binnen Sekunden auslöschen. Im Umkreis von zehn Kilometern gäbe es kaum Überlebende. 30 bis 40 Kilometer weiter: schwere Verbrennungen, zerstörte Infrastruktur, zerstörte Krankenhäuser. Wer überlebt, ist auf sich allein gestellt, Rettungsdienste gibt es nicht mehr, Ärzte sind selbst Opfer. Je nach Windrichtung zieht der radioaktive Fallout über Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, vielleicht bis nach Polen.

Oder Ramstein. Als größter US-Luftwaffenstützpunkt Europas ist der Ort ein logisches Ziel. Ein Angriff dort würde nicht nur Rheinland-Pfalz, sondern auch große Teile Hessens und Nordrhein-Westfalens unbewohnbar machen. Ramstein ist nicht nur eine Stadt, es ist ein Symbol und damit ein ideales Ziel, wenn es wirklich zum Äußersten käme.

Oder Rostock. Militärische Infrastruktur, Hafen, Industrie. Ein Einschlag hier würde den Norden Deutschlands treffen, Mecklenburg-Vorpommern verseuchen, vielleicht bis nach Hamburg und Dänemark reichen. Niemand würde mehr von Urlaub an der Ostsee sprechen. Es wäre ein Meer des Todes.

Folgen, die niemand überlebt

Was solche Schläge bedeuten, ist kaum in Worte zu fassen:

  • Explosion und Druckwelle: Alles im Radius von fünf bis zehn Kilometern pulverisiert.
  • Hitze und Feuersturm: Temperaturen von mehreren tausend Grad, alles Entflammbare brennt. Luft, die Sauerstoff enthält, wird selbst zum Feuer.
  • Strahlung: Menschen sterben qualvoll an akuter Strahlenkrankheit, noch Tage nach der Explosion.
  • Fallout: Radioaktive Partikel verseuchen Böden, Wasser, Luft. Regionen werden über Jahrzehnte unbewohnbar.
  • Langzeitfolgen: Krebs, genetische Schäden, Missbildungen, unbewohnbare Zonen. Trinkwasser wird kontaminiert. Landwirtschaft zerstört. Wohnraum unbrauchbar.

Und noch etwas: Private Bunker schützen vor der Druckwelle, vielleicht für wenige Tage. Aber sie schützen nicht vor der radioaktiven Verseuchung der Umwelt. Wer glaubt, ein paar Dosen Erbsensuppe seien die Lösung, belügt sich selbst.

Politische Verantwortungslosigkeit und das Schweigen der Mehrheit

Es ist ein Skandal, dass diese Szenarien kaum öffentlich debattiert werden. Dass Politiker in Brüssel und Berlin vom Bündnisfall sprechen, als ginge es um ein Schachspiel. Dass Medien jeden, der für Diplomatie plädiert, als „fünfte Kolonne“ denunzieren. Und dass die Menschen, die Angst haben, nicht nur ignoriert, sondern verhöhnt werden.

Wie Stoltenberg jüngst sagte: „Heute leben wir in einem gefährlicheren, herausfordernderen Umfeld“, und die NATO verändere sich entsprechend, weil dies nötig sei. Seine Worte sind keine leeren Floskeln, sie sind Warnzeichen.

Auch Olaf Scholz formulierte in seiner „Zeitenwende“-Rede 2022: „Wir erleben eine Zeitenwende. Und das bedeutet: Die Welt danach ist nicht mehr dieselbe wie die Welt davor.“ Diese Worte zeigen, dass die politische Führung sich bewusst ist, dass Entscheidungen getroffen wurden, die nicht einfach rückgängig zu machen sind.

Warum das Schweigen gebrochen werden muss

Angst ist nicht Schwäche, Angst ist ein Warnsignal. Wer Angst fühlt, ist lebendig genug, um zu begreifen: Es reicht nicht, zuzusehen. Es reicht nicht, sich wegzuducken. Wir alle sind betroffen. Wer heute schweigt, wird morgen nur noch Opfer sein, nicht Teil der Entscheidung.

Wenn die Menschen in Deutschland, besonders in Berlin, wüssten, was wirklich auf dem Spiel steht, dann wäre die Straße voll von Millionen: Friedensdemonstranten, Bürgern, die ihre Freiheit, ihr Leben und ihre Zukunft verteidigen wollen.

Es braucht Mut, öffentlich zu sagen: Nicht Krieg, nicht Konfrontation, Diplomatie! Schluss mit der Drohung, mit der Paranoia, mit der Eskalation.

Schlussgedanke

Wir stehen tatsächlich an einer Schwelle. Und wir dürfen nicht zulassen, dass Politiker, die keine Mehrheiten mehr haben, die kein Vertrauen genießen, über unser aller Schicksal entscheiden. Die Menschen müssen ihre Stimme erheben. Nicht für eine Ideologie, nicht für ein Lager, sondern für das Überleben.

Krieg ist kein Ausweg. Krieg ist der Abgrund. Und wenn wir uns nicht bewegen, werden wir alle hinabgerissen.


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Quellen und Anmerkungen:

Dänemark/Bornholm, Aug 2020 (Su-27 folgt B-52 „weit in den dänischen Luftraum“) — offizielle NATO-Mitteilung:
https://ac.nato.int/archive/2020/russian-fighter-jet-violates-nato-airspace-over-bornholm-island

Estland: „Über 40“ Verletzungen seit 2014 — offizielle estnische Rundfunknachrichten (ERR) mit Jahresaufstellung:
https://news.err.ee/1609806794/russian-jets-have-breached-estonian-airspace-over-40-times-since-2014

NATO Air Policing: „Weit über 300“ Alarmstarts 2023 wegen russischer Militärflugzeuge (Annäherungen, nicht zwingend Verletzungen) — offizielles NATO SHAPE/Allied Air Command:
https://shape.nato.int/news-archive/2023/nato-intercepted-russian-military-aircraft-over-300-times-in-2023

Greenpeace/NUKEMAP-Szenario: Atomschlag über Deutschland
„Nuclear bomb in Germany would kill hundreds of thousands, Greenpeace warns“ – Euronews, 5. August 2020
https://www.euronews.com/my-europe/2020/08/05/nuclear-bomb-in-germany-would-kill-hundreds-of-thousands-greenpeace-warns

MDPI/TH Köln — Worst-Case-Szenario Nuklearschlag in Deutschland
„Safe from Harm? Massive Attack Nuclear Worst-Case Scenario for Civil Protection in Germany Regarding High-Risk Zones of Exposure, Vulnerability, and Safe Havens“ – MDPI Sustainability, Alexander Fekete et alii, 2022
https://www.mdpi.com/2078-1547/13/2/47

I Am Expat — Folgen eines Atomschlags auf deutsche Städte
„What would happen if a nuclear bomb was dropped on Germany?“ — I Am Expat Germany, 2020
https://www.iamexpat.de/expat-info/germany-news/what-would-happen-if-nuclear-bomb-was-dropped-germany

The Bulletin of the Atomic Scientists — Realistische Effekte moderner Atomwaffen
„Nowhere to hide: How a nuclear war would kill you — and almost everyone else“ — Bulletin of the Atomic Scientists, 2022
https://thebulletin.org/2022/10/nowhere-to-hide-how-a-nuclear-war-would-kill-you-and-almost-everyone-else

NATO — Stoltenberg: Die Welt ist gefährlicher geworden
„Press conference by NATO Secretary General Jens Stoltenberg following the meetings of NATO Defence Ministers“ — NATO, 14. Februar 2024
https://www.nato.int/cps/en/natohq/opinions_227402.htm

Olaf Scholz – Zeitenwende-Rede
„Zeitenwende speech by Olaf Scholz, German Chancellor, 27 February 2022“ — Deutscher Bundestag / Wikipedia-Archiv
https://en.wikipedia.org/wiki/Zeitenwende_speech

SSK – Schutzstrategien im Fall eines Nuklearschlags
„Schutzstrategien im Falle einer Nukleardetonation — Bericht der Strahlenschutzkommission“ — SSK, Oktober 2024
https://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse/EN/2024/2024-10-10_Schutzstrategien_Nuklearwaffen.pdf

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