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Der Glaubenskrieg

Der Glaubenskrieg

Anstatt nach Lösungen zu suchen, wie dem drohenden Ökozid noch zu begegnen wäre, verstricken wir uns in einen irrwitzigen Glaubenskrieg.

Schmeiß das Wort „Klimawandel“ in den Ring der Sozialen Netzwerke, und du wirst ein Schauspiel erleben, das dir den Schrecken in die Glieder jagt. Kaum ist das Wort nämlich gepostet, springen sie von allen Seiten herbei, die Rechthaber jedweder Couleur.

Wie ausgehungerte Kojoten stürzen sie sich auf den Begriff, der schon als Totgeburt auf die Welt kam, da er jedes Vorstellungsvermögen übersteigt. Aber totes Fleisch ist ihre Lieblingsspeise, auch im mentalen Bereich, und so zerren sie am Wortkadaver — laut, aggressiv, beleidigend, erschreckend dumm und ungemein schlau.

Zu besichtigen ist das aktuell rund um die KenFM „Tagesdosis“ von Rainer Rupp mit dem Titel „Klimabetrug: Gerichtsurteil stürzt CO2-Papst vom Thron“, die allein auf YouTube 100.000 Mal angeklickt wurde und über 1.700 Kommentare generierte, welche sich wie ein einziges Triumphgeheul der Klimawandelleugner lesen.

In seiner Tagesdosis versammelt Rupp mal wieder all diejenigen hinter sich, die vor den wahren Verhältnissen am liebsten die Augen verschließen und begierig nach jedem Strohhalm greifen, um sich Absolution zu erteilen.

In einem Vortrag, den ich 1994 an mehreren deutschen Universitäten gehalten habe, heißt es unter anderem:

„Nun sollte man meinen, dass angesichts der verheerenden und einzusehenden Faktenlage zumindest ein Konsens über deren Bedeutung herzustellen ist. Weit gefehlt. Stattdessen erleben wir eine Tendenz zur Schönfärberei, als bräuchten wir zuallererst ein ruhiges Gewissen. Ein ruhiges Gewissen aber schafft man nicht durch Lebenslügen, sondern durch die Beseitigung des Schuldübels. Wir ahnen wohl sehr genau, dass diese Aufgabe zu mächtig geworden ist. Es würde ja bedeuten, dass wir unser gesamtes bisheriges Wertesystem auf den Kopf stellen müssten.“

Das ist 25 Jahre her. Geändert hat sich daran nichts. Im Gegenteil: Die Fraktion derer, die den Klimawandel leugnen, wächst sprunghaft an. Und das, obwohl alle aktuellen Erkenntnisse darauf hinweisen, dass die Situation noch schwieriger ist, als vor wenigen Jahren angenommen.

„Ich fürchte, dass wir eines baldigen Tages aus der Phase der Verharmlosung des Klimaproblems direkt in die Phase des Entsetzens übergehen.“

Das sagte der ehemalige Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, im Gespräch mit dem verstorbenen FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, wie dieser mir kurz vor seinem Tod verriet.

Nachdem ich dieses Zitat auf Facebook gepostet hatte, wurde Schellnhuber auf eine Art niedergemacht, dass man glauben konnte, er hätte sich an jedem einzelnen seiner Hater sexuell vergangen.

Unter denjenigen, die den Klimawandel leugnen, ist häufig von der „Klimaindustrie“ die Rede und davon, dass man doch der Spur des Geldes folgen solle, um die „Klimahysterie“ zu verstehen.

Es müsste eigentlich bekannt sein, dass zum Beispiel einer der größten Global Player, Koch Industries, wissenschaftliche Studien in Auftrag gegeben hat, die den Klimawandel vehement leugnen sollten. Die Spur des Geldes führt eben mal da hin, mal dort hin.

Das sagt aber doch nichts darüber aus, in welch verheerendem Maße unsere Spezies auf diesem Planeten wütet. Und wer angesichts der katastrophalen Verhältnisse, die wir bereits hergestellt haben, und die ja nicht besser, sondern immer schlimmer werden, so tut, als sei unser gigantisches Vernichtungswerk — auch an uns selbst übriges — noch in irgendeiner Weise zu rechtfertigen oder zu entschuldigen, wer nicht in seinem tiefsten Herzen betroffen ist von dem erbarmungslosen Krieg, den die Menschheit gegen ihre Mitwesen auf diesem Planeten, ja gegen die gesamte Schöpfung führt, kann mir nur herzlich leidtun.

Er lebt nicht mehr, er ist erkaltet…

Viele dieser Erkalteten berufen sich unter anderem gerne auf den Bestseller „Die kalte Sonne“ von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning. Fritz Vahrenholt war von 1991 bis 1997 Umweltsenator in Hamburg und wechselte, nachdem der Senat nicht wiedergewählt wurde, direkt in den Vorstand der Deutschen Shell. Daraufhin bezeichnete ihn die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung als den „frechsten Öko-Manager Deutschlands“. Auf wen könnte man sich als Klimaleugner besser berufen als auf diesen kompetenten Mann?

Die Diskussion um den Klimawandel passt den Verantwortlichen am Ausverkauf der Natur übrigens bestens in den Plan. Auch der Hype um die weltweite Schülerbewegung „Fridays for Future“ spielt ihnen in die schmutzigen Hände, weil er die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu ihren Gunsten verschiebt.

Es sind nun nicht mehr ihre Verbrechen, die im Focus stehen, sondern der Klimawandel, über den sich so trefflich und andauernd streiten lässt. Auf diese Weise gewinnen sie Zeit, um ihr profitables Vernichtungswerk ungestraft weiter betreiben zu können.

Und so kämpfen die Mahnwesen weiterhin ihren hoffnungslosen Kampf. Könnte man zumindest meinen. Ist aber nicht so. Es gibt Licht am Ende des Tunnels. Das Leistungsideal, wie wir es kennen, verliert an Reiz. Geld und Status erscheinen immer weniger lohnenswert. Das belegen jüngste Testergebnisse in den USA, über die Spiegel-Online am 9. Februar dieses Jahres unter der Überschrift „Was nach der Leistungsgesellschaft kommt“ berichtete.

Die Ideale der Leistungsgesellschaft wie etwa die Werbesprüche „Mach dein Ding“ (Hagebaumarkt), „Just do it“ (Nike) oder „You can“ (Canon) glorifizieren den Erfolgsmenschen. Dies, so suggerieren sie, sei das eigentliche Ziel, nach dem wir streben sollen. Den aktuellen Testergebnissen zufolge befindet sich gut ein Zehntel der Bevölkerung in den westlichen Gesellschaften aber bereits auf einem Entwicklungsniveau, das sich radikal von dem beherzigten Bewusstsein unterscheidet.

Zehn Prozent. Das ist viel. Und täglich erkennen immer mehr Menschen, dass die bislang vorgegebenen Strukturen, Institutionen und auch Werte nicht mehr verwendbar sind. Die Logik des Verstandes scheint mit der Logik des Herzens immer besser zu kommunizieren, wie der Kulturforscher Marco Bischof vermutet.

„Wirkliche Veränderungen“, so Bischof in einem Gespräch mit Geseke von Lüpke für das Buch „Zukunft entsteht aus der Krise“, „sind immer langfristig, denn sie geschehen in einem fast unsichtbaren Bereich. Deshalb sind sie nur für wenige Menschen wahrnehmbar. Irgendwann aber wird eine Schwelle überschritten, mit der ein bislang verborgener Wandlungsprozess plötzlich sichtbar wird. Ich glaube, wir sind jetzt an einem solchen Punkt. Dieser Umbruch ist nicht mehr die Angelegenheit einer Minorität, sondern betrifft schon ziemlich breite Kreise in der Gesellschaft.“

Wenn das jetzt auch noch den verbissenen „Klimaleugnern“ auffallen würde, wären wir bereits ein Stück weiter.


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