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Die FC Bayern-Show

Die FC Bayern-Show

Der „wichtigste Klub Deutschlands“ gibt sich kritikresistent.

Seit 2012 gewann der FC Bayern München sechsmal infolge den deutschen Fußballmeistertitel. Einmal dominierte der bayerische Traditionsverein die UEFA Champions League, einmal die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft und dreimal siegte er im DFB-Pokal. Dieser Verein wurde mit Erfolgen überhäuft. Zu Recht waren ihre sportlichen Leistungen die besten, allerdings nur aufgrund der schweren Investitionen in Spieler, Trainer und die dazugehörige Infrastruktur. Sportlich läuft es derzeit nicht allzu gut.

Am Freitag, den 19. Oktober fand beim FC Bayern München eine außerordentliche Pressekonferenz statt. In dieser Stellungnahme positionierten sich nun Präsident Ulrich Hoeneß und Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge sowie Sportdirektor Hasan Salihamidzic gegen die in ihren Augen polemische, hämische und unverschämte Berichterstattung einiger Medienanstalten. Wütend sprachen die ehemaligen Fußballprofis über ihre subjektiven Eindrücke und kündigten gerichtlichen Beistand an.

Artikel 1 des Grundgesetzes

Nachdem Karl-Heinz Rummenigge ein paar einleitende Wort fand, begann er sich avantgardistisch für die deutsche Fußballnationalmannschaft und ihre vergangenen Länderspiele in Szene zu setzen. Anschließend führte Karl-Heinz Rummenigge einen Satz aus dem Grundgesetz an. Sinngemäß erläuterte er, dass nach Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes die Würde des Menschen unantastbar ist.

Ein solches Zitat in den Mund zu nehmen, ist sein gutes Recht. Es dann aber nur mit oberflächlichen Beispielen belegen zu wollen, ist äußerst unprofessionell. Rummenigge differenzierte nicht und argumentierte ohne jegliche tatsächliche Beweise, als er versuchte, den Torhüter Manuel Neuer zu verteidigen: „Ich glaube, ohne jegliche Übertreibung darf man wohl sagen, dass das, was Manuel als Torhüter, insbesondere auch nicht nur in den letzten Jahren, sondern auch, ich sage mal als Spiel neu kreiert hat, glaube ich, kann es und darf es keine zwei Meinungen geben.“

Dieser Satz war beispielhaft dafür, wie Rummenigge versuchte, den Sachverhalt als alternativlos darzustellen. Doch er studierte das Grundgesetz wohl nicht allzu gründlich. Gemäß Artikel 5 Absatz 1 Satz 1 Grundgesetz heißt es: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.

Das Grundgesetz besagt eindeutig, dass es mehr als eine Meinung geben darf. Jeder Mensch, der in der Bundesrepublik Deutschland lebt, darf eine ganz eigene Ansicht zu Manuel Neuer haben. Wenn Rummenigge so viel wert auf Artikel 1 des Grundgesetzes legt, hätte er sich auch einmal mit Artikel 5 befassen können.

Die Androhung

Es steht außer Frage, dass bestimmte Medienanstalten mithilfe von provokanten, polemischen und zum Teil hämischen Schlagzeilen Aufmerksamkeit erzielen wollen. Genauso ist die gezielte, unbelegbare negative Stimmungsmache einiger Medien- oder Denkfabriken ein bewusstes Mittel der Manipulation.

Dieser Fakt ist allerdings nicht neu. Die Führungsriege des FC Bayern München verhielt sich bei der Pressekonferenz aber so, als hätte sie das Rad gänzlich neu erfunden. Das hatte sie aber nicht.

Trotz alledem darf es in Deutschland keine Zensur der Medien geben. Rummenigge deutete an, dass beim FC Bayern München eine bestimmte Richtung eingeschlagen werden soll. Ob es zielführend ist, bleibt abzuwarten.

Rummenigge fuhr fort und meinte, dass bei Gericht zwei Unterlassungserklärungen gegen den Springer-Verlag erwirkt wurden. Sofern denn herabwürdigende Äußerungen vom Springer-Verlag getätigt worden sind und dafür eine Unterlassungserklärung erwirkt wurde, warum machte der FC Bayern München diese Problematik dann nicht sofort öffentlich? Scheute sich der Verein vor irgendetwas? Oder benötigt der FC Bayern München den Schulterschluss mit dem Springer-Verlag noch, wenn positive Boulevard-Meldungen wieder erwünscht sind?

Besonders Karl-Heinz Rummenigge war es an diesem „wichtigen Tag für den FC Bayern“ wohl ein Anliegen, sich ab sofort nichts mehr gefallen zu lassen. Er plädierte eifrig für Fakten, Fakten und nochmals Fakten und lieferte selbst nur selten welche.

Jedoch drohte er bestimmten Medienvertretern bei der Pressekonferenz Folgendes an: „Meine Herren, fühlen Sie sich besonders angesprochen, weil bei Ihnen werden wir in der Zukunft etwas genauer die Dinge auch uns anschauen“ – nicht sonderlich glaubwürdig. Er wirkte in seinem Auftreten wie ein Politiker, der sich von seinem Ghostwriter mal eben ein paar Zeilen zusammenschreiben ließ und diese nun der Öffentlichkeit mit scheinbarer Allwissenheit vortrug.

Zum Ende seines etwa neunminütigen Redebeitrages sagte Rummenigge, er wolle die Spieler, den Trainer und den Klub schützen. Mit welchen Mitteln und in welchem Umfang, bleibt wohl noch abzuwarten.

Der wichtigste Klub Deutschlands

Im Anschluss an den Beitrag von Karl-Heinz Rummenigge erfolgte das Statement von Ulrich Hoeneß. Dieser begann seine Rede mit den Worten: „Ich glaube, dass es einfach mal an der Zeit ist, dass der wichtigste Klub in Deutschland sich mal klar positioniert.“

Dieses arrogante Auftreten von Ulrich Hoeneß ist bezeichnend für viele Personen im Profifußball. Ein ehemaliger hochklassiger Fußballspieler, der nun Unterhemer ist, behauptete, dass der FC Bayern München die bedeutsamste Mannschaft in der Bundesrepublik Deutschland sei. Hoeneß äußerte sich mit diesen Worten abwertend gegenüber jedem anderen Verein. Im weiteren Verlauf seiner Rede forderte er den Respekt von den Medienanstalten ein. Doch wo war sein eigener Respekt gegenüber anderen?

Der FC Bayern München ist nicht der wichtigste Fußballclub Deutschlands. Dieser Verein ist einer von abertausenden Klubs und mehr auch nicht.

Zudem widerspricht sich Ulrich Hoeneß in dem oben genannten Zitat selbst. In der 1. Fußball-Bundesliga ist der FC Bayern München keineswegs mehr ein eingetragener Verein. Er ist eine Aktiengesellschaft, die seit 2001 im deutschen Profifußball jedes Jahr um den Meistertitel mitspielt. Schloss Hoeneß diesen Teil des FC Bayern München in seinen überheblichen Anfangsworten gar aus?

Der Verein als solches besteht zwar weiterhin als eingetragener Verein, doch differenzierte Ulrich Hoeneß dies in der Pressekonferenz gar nicht erst. Ist ein Klub zugleich auch eine Aktiengesellschaft? Dann wären Volkswagen, Lufthansa und RWE also auch allesamt Klubs?

Des Weiteren warf Ulrich Hoeneß dem Nachrichtensender ntv eine widerliche und respektlose Berichterstattung über den Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft Joachim Löw vor. Daneben erwähnte er, dass die Fakten von ntv aus der Börse besser wären. Er gibt sich eben auch im Sport als Geschäftsmann.

Und nun? Selbstkritik beim FC Bayern München?

Daraufhin positionierte sich Hoeneß zu 100 Prozent hinter den Worten von Karl-Heinz Rummenigge. Zudem führte er aus: „Dieser Verein wird sich jetzt wieder zu einer Einheit in der Öffentlichkeit darstellen, wie Sie das lange Zeit nicht erlebt haben.“ Und was war mit der Aktiengesellschaft?

Weiterhin betonte Hoeneß: „Wir werden kritisch mit unseren Spielern, aber auch mit uns selbst, sehr kritisch umgehen. Wir werden alles hinterfragen. Aber wir werden keine respektlose Berichterstattung weiterhin akzeptieren. Das ist eigentlich die Botschaft.“

Hoeneß‘ Worte wirkten jedoch wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wird der FC Bayern München nun zuerst einmal kritisch mit sich selbst sein und sich fragen, ob diese Pressekonferenz nicht bloße Selbstinszenierung war?

Hoeneß tat es Rummenigge in diesem Moment gleich. Er pauschalisierte, wollte die Dinge nicht beim Namen nennen und blieb schlussendlich an der Oberfläche der Probleme in seinen Augen. Hinzukommend billigte er keine „respektlose Berichterstattung“ mehr. Und was ist mit den respektlosen Berichten, die er erstattet?

Wer dieser Rede nun bis dahin aufrichtig gelauscht hatte, konnte doch merken, dass ihm nur das Image des FC Bayern München wichtig war. Genauso wie das Ansehen anderer fußballerischer Größen wie Joachim Löw. Eine negative Berichterstattung über den FC Bayern München und weitere große Mannschaften lässt im Grunde nur Sponsoren abspringen und die Fans misstrauisch werden. Die Geldgeber fehlen. Dadurch fehlt dem Verein das Geld für die nächsten Titel und die unersättlichen Spielergehälter.

Die Folge ist, dass der Ruhm ausbleibt und das Image einen erheblichen Schaden bekommt. Diesen Teufelskreis will der FC Bayern München selbstverständlich vermeiden.

Ein FC Bayern München darf also in den Augen von Ulrich Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge keinen Imageschaden erhalten. Bevor die Gesellschaft diesen kommerzialisierten Sport mit dem „wichtigsten Klub in Deutschland“ in Frage stellt, sollten die Geldströme wieder fließen, damit niemand erst in die Versuchung gerät. Schließlich zählt das Geld in diesem Geschäft und nicht der Sport.

Rummenigge und Hoeneß ging es bei dieser Pressekonferenz nicht um moralische Werte. Es ging um die Sicherung des absurden Geldstromes, den der FC Bayern von Sponsoren und Fans bezieht.

Die zahlenden Erfolgsfans sind, neben den illusorischen TV- und Sponsorengeldern, die Haupteinnahmequelle für den FC Bayern München. Wer würde da schon einen Imageschaden bei den Zuschauern erleiden und deren Zahlungen einbüßen wollen? Ihre finanziellen Mittel sind schließlich notwendig, um die utopischen Spielergehälter zu zahlen.

Und natürlich darf auch Ulrich Hoeneß als Präsident nicht darben müssen. Ein Mann, der im Besitz von Millionen ist und sein Vermögen täglich vervielfacht, dem verzeihen viele Fans eben auch den kleinen Ausrutscher beim Finanzamt. Er nahm es eben nicht so genau mit seiner Steuererklärung. Das kann einem reichen Menschen schon einmal passieren.

In der Stellungnahme kam anschließend auch der Sportdirektor Hasan Salihamidzic zu Wort und erläuterte seine Sicht. Er stellte sich hinter den Trainer der ersten Mannschaft Nico Kovac und stellte klar, dass er die 1. Fußball-Bundesliga nicht als Dschungelshow betrachte.

Ungeachtet dessen sollte die Berichterstattung vieler Medienanstalten – wie des Springer-Verlages – ständig hinterfragt werden. Fakten und Unwahrheiten bedürfen einer dauerhaften Trennung. Dies kann aber nur erfolgen, wenn differenzierte Darstellungen mit aussagekräftigen Beweisen geliefert werden, auch seitens des FC Bayern München.

Der unangetastete Kern

Die nun geführten Diskussionen sind dennoch viel zu oberflächlich und treffen keineswegs den Kern der eigentlichen Sache. Wer hinterfragt schon, ob es verhältnismäßig ist, dass ein Fußballprofi des FC Bayern München ein Gehalt in Höhe von 15 Millionen Euro pro Saison erhält? Rummenigge? Hoeneß? Oder etwa der Springer-Verlag?

Die Debatte, welche nun im Namen führender Persönlichkeiten des FC Bayern München angestoßen wurde, ist pures Unterhalten der Sportinteressenten. Eine öffentliche Diskussion über Spielergehälter, Transfersummen und die richtigen Sponsoren ist deutlich wünschenswerter, als sich Gedanken über eine respekt- und liebevolle Berichterstattung zu machen.

Wer hinterfragt eigentlich die Kommerzialität und die Unsummen an Geld, um die es wirklich geht? Diesen Diskurs meiden Spieler, Trainer, Vorstandschefs, Präsidenten und Medienvertreter viel zu sehr. Es könnte ja das schöne Bild des namhaften deutschen Fußballs ins schlechte Licht gerückt werden.

Der FC Bayern München hat sich selbst in den vergangenen Jahren keineswegs mit Ruhm bekleckert. Zahlreiche Trainingslager für die Münchener Bundesliga-Mannschaft wurden in Katar organisiert. Ein Land, das die Menschenrechte und die Würde des Menschen nicht achtet, ist also aufgrund von Verträgen seiner katarischen Staatsunternehmen Partner eines Fußballvereines, dessen Vorstandsvorsitzender auf Artikel 1 des Grundgesetzes hinweist. Diese Logik sollte dann Karl-Heinz Rummenigge selbst noch einmal einfach hinterfragen und mit sich selbst klären.

Die Ablenkungsmasche von Karl-Heinz Rummenigge und Ulrich Hoeneß funktionierte hervorragend. Die Medienanstalten erhalten die Aufmerksamkeit, die sie haben wollen. Die Spieler erhalten weiterhin ihre Millionenbeträge, die auch sie haben wollen.

Zwei Wichtigtuer kritisieren in ihrem subjektiven Empfinden einen Großteil der Medien. Allerdings taten sie es ihnen mit viel Inhaltlosigkeit fast schon gleich.


Redaktionelle Anmerkung: Die Pressekonferenz können Sie sich hier ansehen.


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