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Die geklärten Fronten

Die geklärten Fronten

Zum Jahresbeginn scheint zwischen Russland und der Ukraine an einem entscheidenden Punkt Einigkeit zu herrschen — es herrscht ein Krieg zwischen der NATO und Russland.

„Wir führen heute eine Mission für die NATO durch, ohne ihr Blut zu vergießen. Wir vergießen unser Blut und deshalb erwarten wir, dass sie uns Waffen liefern“ sagte der ukrainische Verteidigungsminister Aleksey Reznikov in einem Interview.  Man sei das „Schild der Zivilisation“ und „verteidige die gesamte zivilisierte Welt, den gesamten Westen“.

Einer der engsten Berater Putins, Nikolai Patrushev,  sieht die Sache im Kern genauso:  „Die Ereignisse in der Ukraine sind keine Auseinandersetzung zwischen Moskau und Kiew, sondern eine militärische Konfrontation zwischen Russland und der NATO, vor allem den Vereinigten Staaten und Großbritannien“, wird er von Reuters zitiert.  Der offizielle Sprecher des Kreml, Dmitry Peskov,  schloss sich  diesen Ausführungen an.

Jenseits des Atlantiks kriechen die unbestraften Kriegsverbrecher aus ihren wohlbestallten Rattenlöchern und melden sich in Form von Georg W. Bushs Verteidigungsminster und seiner Sicherheitsberaterin — Robert Gates und Condolezza Rice — mit dringenden Mahnungen, mehr und schwerere Waffen zu liefern und bis zum letzten Ukrainer kämpfen zu lassen. Auch die meisten europäischen Vasallen, allen voran die deutschen Grünen, sind noch ganz auf der Linie der US-Neocons. Sturheil, als hätte es die mörderischen Desaster der von ihnen veranstalteten „Interventionen“ in Irak und Afghanistan usw. usf. nie gegeben, hält man im deutschen Außenministerium an der Parole fest. Ganz auf der Linie von A. Merkel, die ja bekundet hat, dass die Nicht-Verhandlungen von „Minsk“ nur ein Zeitspiel waren um die ukrainische Armee aufzubauen — für den Stellvertreterkrieg gegen Russland, der 2014 gestartet wurde und, wie Caitlin Johnstone gerade noch einmal gezeigt hat, alles andere als  „unprovoziert“ war.

Unterdessen demonstrieren die Russen, wie moderner Artilleriekrieg geführt wird, verschrotten eine westliche Wunderwaffe nach der anderen und de-militarisieren langsam aber sicher nicht nur die Ukraine, sondern auch die NATO.

Die Arsenale der nordatlantischen Terrororganisation — kein Militärbündnis hat in den letzten Dekaden mehr Menschenleben auf dem Gewissen als die NATO — leeren sich dramatisch, die EU-Vasallen werden  schon gezwungen, ihr vorletztes Selbstverteidigungs-Hemd dem Schwarzen Loch Ukraine zu opfern. Kann man irgendwo schon darauf wetten, dass dort auch die 5, 10, 20, 50 … deutschen „Leos“ verschwinden werden? Ohne am Ausgang des Krieges etwas zu ändern, aber um weiter an der Eskalationsschraube zu drehen und ihn dauern zu lassen. Wie es das Konzept des permanenten Kriegs der Bush-Cheney-Wolfowitz-Bande vorsieht und von Rice und Gates, den Ko-Produzenten des Afghanistan- und Irak-Kriegs, jetzt noch einmal bekräftigt wird.

Aber wie schon beim Wirtschaftskrieg („Russland ruinieren!“ — A. Baerbock) und an der Front im Donbass („Russland gehen die Raketen aus!“ — seit März 2022) haben diese Schreibtischtäter die Rechnung ohne die Russen gemacht. Die in der industriellen Kriegsführung ziemlich vorne liegen, weil dort wie beim Immobilienkauf nur die drei goldenen Regeln gelten: Rohstoffe, Rohstoffe, Rohstoffe — Diesel, Strom, Stahl. Aber „zum Glück“ — so die britische Presse —  haben die Ruskies bald die letzten Chips aus ihren Waschmaschinen ausgebaut und können keine Raketen mehr steuern oder gar die internationale Raumstation bedienen, während das glorreiche Britannien jetzt — fast — den Weltraum erorbert

Laut dem „Global Fire Power Index“ liegen die USA 2023 zwar noch knapp vor Russland und China — doch die Kosten für die nur leicht überlegene Feuerkraft sind mehr als 10 mal so hoch wie die russischen. Die Rechnung, wer da den längeren Atem hat, ist einfach. Mit Rüstungsbudgets allein lässt sich kein Krieg gewinnen, so wenig wie mit Propaganda…

Auf dem Boden bricht mittlerweile auch die zweite Verteidigungslinie im Osten zusammen, wo sich die ukrainische Armee seit acht Jahren verbunkert und eingegraben hat und von russischem Dauerfeuer zermürbt und zermahlen wird. Niemand weiß, ob die Russen mit der langsamen, aber effektiven und personalschonenden Methode weiterfahren, aber — so kommentiert (mit passender Musik) der CIA-und State-Department-Veteran Larry Johnson: es scheint sich etwas zusammenzubrauen.

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Zum Abschuss hier noch Pepe Escobars synoptischer Jahresausblick auf das „New Great Game on Crack“, in dem das Gemetzel in der Ukraine nur einer von vielen Schauplätzen ist:

„2022 endete eine Ära: der endgültige Zusammenbruch der ‚regelbasierten internationalen Ordnung‘, die nach dem Zusammenbruch der UdSSR geschaffen wurde. Das Imperium bog in die ‚Desparation Row‘  ein und versuchte mit allen Mitteln — Stellvertreterkrieg gegen die Ukraine, AUKUS, Taiwan-Hysterie — das 1991 geschaffene Gefüge zu zerschlagen.

Der Rollback der Globalisierung wird vom Imperium selbst durchgeführt. Das reicht vom Diebstahl des EU-Energiemarktes von Russland, damit die unglücklichen Vasallen extrem teure US-Energie kaufen, bis zur Zerschlagung der gesamten Halbleiter-Lieferkette, die gewaltsam um sich selbst herum neu aufgebaut wird, um China zu ‚isolieren‘.

Der Krieg zwischen der NATO und Russland in der Ukraine ist nur ein Rädchen im Getriebe des New Great Game. Für den Globalen Süden kommt es darauf an, wie Eurasien — und darüber hinaus — seinen Integrationsprozess koordiniert, von BRI bis zur BRICS+-Erweiterung, von der SCO bis zur INSTC, von Opec+ bis zur Greater Eurasia Partnership.

Wir sind wieder so weit, wie die Welt 1914 oder vor 1939 aussah, wenn auch nur in einem begrenzten Sinne. Es gibt eine Vielzahl von Nationen, die um die Ausweitung ihres Einflusses kämpfen, aber alle setzen auf Multipolarität oder ‚friedliche Modernisierung‘, wie Xi Jinping es formulierte, und nicht auf Kriege für immer: China, Russland, Indien, Iran, Indonesien und andere.

Also auf Wiedersehen 1991-2022. Die harte Arbeit beginnt jetzt. Willkommen beim New Great Game auf Crack.“


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „Notizen vom Ende der unipolaren Welt — 64“ auf dem Blog von Mathias Bröckers.


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