Reden bedeutet reden. Punkt. Diskutieren hingegen bedeutet reden und reden lassen. Das ist etwas ganz anderes und verdammt schwierig. Denn wer diskutiert, muss mehr tun, als endlos und selbstverliebt vor sich hinzuschwafeln. Er — sie, es, oder was auch immer — sollte auch das Gegenüber zu Wort kommen lassen. Er sollte ihm zuhören können. Zuhören, ohne zu urteilen. Zuhören, ohne ... Ich weiß, ich weiß.
Ich wiederhole mich. Doch das nicht ohne Grund. Reden lassen und zuhören ist nämlich schon lange nicht mehr an der Tagesordnung. Nur so aus Neugier: Wann genau haben Sie denn das letzte Mal einer Diskussion beigewohnt oder sogar an einer solchen aktiv teilgenommen? Ich spreche von einer waschechten, ausgewogenen Diskussion, nicht vom Müll, den uns die Mainstream-Journaille als solche verkauft. Na? Eben ... Mit Menschen zu diskutieren, die das Heu auf der gleichen Bühne haben, ist keine Kunst. So was kann jeder (un-)professionelle Schwachkopf.
Das Resultat solch selbstherrlicher Redekaskaden sind meist intellektuelle Rohrkrepierer à la: „Das Böse wütet am Ostufer des Dnepr.“ „Jaaa. Genau. Das Böse wütet am Ostufer des Dnepr!“ „Wir müssen es ausschalten.“ „Jaaa. Genau. Wir müssen es ausschalten.“ Bravooo! Applaus. Grandios. Tolle Debatte! Wenn alle ins gleiche Horn blasen, dann ist die Welt in Ordnung. Zumindest die möchtegern-demokratische, medial-politisch-propagandistische Welt. Solche Beispiele gibt es zuhauf. Heterosexualität bäh! Tausendundeingender yeah! Kräutertropfen bäh! Genspritze yeah! Blau bäh! Grün yeah! In den Konzernmedien gibt es nur noch eine gültige Meinung, und zwar die machtversessene. Wer sich dieser Logik widersetzt, wird schon bald zum Teufel gejagt. Die indes mit dem Strom schwimmen, gehören selbstverständlich zur gesellschaftlichen Crème de la Crème. Zu den hass- und hetzenden Funktionären und Feiglingen.
Ein Dialog, der sich tatsächlich Dialog nennen kann, hat mit Konformismus und Gutmenschentum nichts zu tun. Absolut nichts. Dass echte Debatten je länger, desto weniger möglich sind, ist erschreckend.
Es wird nur noch unter „Freunden“ gequasselt. Dabei werden mehr (Baer-)Böcke geschossen, als einem veganen Grünen lieb sein kann. Streitgespräche kriegen Biedermänner (-frauen oder -wesen) einfach nicht mehr auf die Reihe. Wehe dem, der anders tickt als die Masse, der wird — zack! — zensuriert. Und bist du nicht willig, so ... wirst du beschallt. Mit dem stets selben wehrhaften Demokratiegelaber. Oder schlimmer noch: geradewegs gecancelt. Weg. Fort. Aus den Augen, aus dem Sinn. Wer sich der Mehrheitsmeinung versperrt, wird diskreditiert, verstoßen, erbarmungslos an den Pranger gestellt, auf dem digitalen Scheiterhaufen verbrannt. — Seltsam eigentlich, dass immer noch der Glaube vorherrscht, die Mehrheit hätte stets recht. Die Geschichte beweist allzu oft das Gegenteil.
Aber zurück zu Pranger und Scheiterhaufen. Das ist keinesfalls übertrieben. Jeder unbedarfte Friedensaktivist, alubehutete Nonstopschwurbler, unverbesserliche Klimaverharmloser oder rechtsdrehende Staatsfeind hat in den letzten Jahren erlebt, dass der, der nicht spurt, virtuell an die Wand gestellt wird. Peng. Und tschüss. Aber hoppla! Trotz gesicherter Volksverpetzer lassen sich vermeintliche Volksverhetzer — zumindest die mutigsten unter ihnen — den Mund nicht verbieten und reden weiterhin Tacheles. Das tönt dann beispielsweise so: Hätten wir bereits vor 30 Jahren alle betroffenen Seiten in eine aufrichtige und ernstgemeinte Diskussion miteinbezogen, wäre vor drei Jahren in Europa kein Krieg ausgebrochen.
Oder aber so: Wären vor fünf Jahren offen und ehrlich alle Aspekte der Gesundheitskrise beleuchtet worden, hätten wir uns nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen. Womöglich auch so: Würden wir uns dem Klimathema ernsthaft und wissenschaftlich widmen, kämen sowohl Befürworter als auch Gegner der CO2-basierten Erwärmungstheorie gleichberechtigt zu Wort.
Und schließlich so:
Würde die Opposition nicht als dämonische Provokation, sondern als legitimes Gegengewicht zu den Auswüchsen „unserer Demokratie“ angesehen, könnte der mündige Bürger selbst und ohne regenbogenfarbene Schuldgefühle über sein Schicksal entscheiden.
O du fröhliche, freiheitliche Welt ... Reines Wunschdenken. Heute steht Ideologie über Debattierfähigkeit. Man muss sich schon auf die richtige Seite schlagen, will man den Zensurschergen nicht zum Opfer fallen. Die Gerechtigkeit geht den Bach runter. Und mit ihr die Restdemokratie. Eine leider nicht unbedeutende Zahl an Gutgläubigen und Verblendeten lässt sich von einer größenwahnsinnigen, bornierten Elite instrumentalisieren und stürzt sich bereitwillig in den Kampf gegen ... wen genau? Ach ja, gegen die Faschisten. Richtig. Gegen die Faschisten. Mit faschistischen Mitteln gegen mutmaßliche Faschisten. Mit NGO-finanzierten Omas gegen Mariechens Scheißhaufen. Wenn das nicht Monty Python pur ist! Totlachen könnte man sich. Oder sich zu Tode ärgern.
Und deshalb nochmals: Wir müssen wieder lernen zu diskutieren! Denn diskutieren bedeutet reden und reden lassen. Diskutieren bedeutet reden und zuhören, dem anderen eine abweichende Meinung zugestehen. Diskutieren bedeutet auch, nicht in jedem Fall auf einen grünen Zweig oder auf den gleichen Nenner kommen zu müssen. Ohne Diskussion keine Demokratie. Ohne Demokratie keine Freiheit. Ohne Freiheit keinen Frieden. Am Anfang der Verständigung stand und steht folglich das Wort. Das Wort Diskussion. Diskussion … Ich weiß, ich weiß. Ich wiederhole mich. Dasselbe in Dauerschlaufe. Ein Propagandatrick der Kriegstreiber. Vielleicht funktioniert er für einmal auch unter Friedensträumern. Also los: Macht auf den Mund, das Ohr macht weit … sonst droht das Aus der Kuschelzeit! Punkt und amen.

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