Indigene Praktiken der Nachhaltigkeit
Indigene Gemeinschaften haben im Laufe der Zeit die ausgeklügeltsten Anbausysteme entwickelt. Die australischen Aborigines schufen „das größte Anwesen oder den größten Garten der Erde“, indem sie seit mehr als 60.000 Jahren Reis, Gerste, Wüstenrosinen, Wildtomaten, Jamswurzeln, Grünpflanzen, Küferklee, Grassamen, Nardoo (eine Farn-Art, Anm. d. Ü.), Bogong-Motten (als Proteinquelle, Anm. d. Ü.) und Bunya-Nüsse kultivieren.
Die indigenen Völker des Amazonas waren Gärtner und Agroforstwirte, die zwischen den Bäumen Getreide anbauten. Jennifer Watling, Archäologin an der Universität von São Paulo in Brasilien, fand Beweise dafür, dass Millionen von Bewohnern des Amazonasgebietes den Boden und die biologische Vielfalt sorgfältig bewirtschafteten, um beides reichhaltiger zu hinterlassen. Kate Evans sagt, die Amazonaswald-Bewirtschaftung „ähnelt sehr der Agroforstwirtschaft, Bewirtschaftung des Bodens, Förderung von Palmen und wahrscheinlich auch anderen Nutzpflanzen.“ In den Anden bauten die indigenen Völker bereits vor 5.000 bis 9.000 Jahren Erdnüsse, Baumwolle und Kürbisse an. Andenbauern in Peru und Bolivien züchteten mehr als 4.000 Kartoffelsorten, die zusammen mit Mais, Quinoa, Kürbis und Bohnen angebaut wurden.
Um 1265 n. Chr. legten aztekische Bauern schwimmende Gärten auf den Seen Chalco und Xochi-Milco an, die Tenochtitlan, ihre Hauptstadt, umgaben. Die amerikanischen Ureinwohner begannen vor etwa 7.000 Jahren mit dem Ackerbau. In Mittelamerika züchteten sie vor 6.000 Jahren aus wildem Mais eine Vielzahl von Maissorten. Um das Jahr 1000 n. Chr. hatten die amerikanischen Ureinwohner eine komplexe Landwirtschaft entwickelt, die auf drei Hauptkulturen — Mais, Bohnen und Kürbis — beruhte und zur Züchtung einer Vielzahl anderer Pflanzen führte, die wiederum eine Vielfalt von Zusatzkulturen lieferten.
Im Nahen Osten, dem Land des fruchtbaren Halbmonds, reichen die frühesten Aufzeichnungen über den Ackerbau 23.000 Jahre zurück. In Syrien wurde bereits vor 9.000 Jahren Getreide angebaut, und noch früher wurden Feigen kultiviert. Prähistorische kernlose Früchte, die im Jordantal entdeckt wurden, deuten darauf hin, dass Feigenbäume bereits vor etwa 11.300 Jahren angepflanzt wurden.
In Asien entwickelten sich die landwirtschaftlichen Systeme vor 40.000 Jahren. Die Ursprünge des Reis- und Hirseanbaus gehen auf etwa 6.000 v. Chr. zurück. Im Laufe der Zeit verwandelten indische Bauern ein wildes Gras, Oryza sativa, in 200.000 Reissorten und entwickelten eine große Vielfalt von Kulturpflanzen mit mehr als 30.000 Sorten und mehr als 10.000 angebauten Arten.
Wie Sir Albert Howard in seinem Buch „Landwirtschaftliches Testament“ feststellte: „Was heute auf den kleinen Feldern in Indien und China stattfindet, geschah vor vielen Jahrhunderten. Die landwirtschaftlichen Praktiken des Orients haben den größten Test bestanden — sie sind fast so beständig wie der Urwald, die Prärie oder der Ozean.“
Monopole auf Saatgut, Lebensmittel und Landwirtschaft
Ein Jahrhundert chemieintensiver industrieller Landwirtschaft hat das Klimasystem unseres Planeten zerrüttet, Millionen von Arten zum Aussterben gebracht, den Boden veröden lassen und die Wassersysteme zerstört.
Vor hundert Jahren wurden die von der IG Farben — die wir heute als „Giftkartell“ kennen — hergestellten Chemikalien, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg und in den Konzentrationslagern während des Holocausts eingesetzt wurden, als Agrarchemikalien in die Landwirtschaft verkauft.
Diese Chemikalien fanden in den 1960er-Jahren beste Voraussetzungen, als der Dritten Welt von der Weltbank, der US-Regierung, der Ford Foundation und der Rockefeller Foundation die Grüne Revolution aufgezwungen wurde. Riesige Flächen mit Monokulturen vernichteten die evolutionäre Vielfalt und die über Jahrtausende entwickelte Innovation.
Das von den Bauern über Jahrtausende hinweg entwickelte und gezüchtete Saatgut wurde in neu gegründeten Institutionen wie dem Internationalen Reisforschungsinstitut (IRRI) auf den Philippinen und dem Internationalen Zentrum für die Verbesserung von Mais und Weizen (CIMMYT) in Mexiko gesammelt und gelagert. Diese Institutionen sind zur Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR) herangereift, die Bill Gates nun als „One CGIAR“ übernommen hat. One CGIAR soll in sein neuestes Projekt „Gates Ag One“ oder „One Agriculture“ eingegliedert werden, das darauf abzielt, das Saatgut der Welt zu kontrollieren. Jeder Versuch, diese Übernahme des Saatguts der Bauern zu verhindern und ihr Erbe zu bewahren, wurde gnadenlos vereitelt, wie im Fall des bedeutenden indischen Wissenschaftlers Dr. R. H. Richharia.
So haben wir heute riesige Monokulturen von auf Chemie eingestellten Saatgutsorten der Grünen Revolution zusammen mit den damit verbundenen Auflagen, also Krediten und Subventionen. In den 1990er-Jahren hat das Giftkartell nach der Einführung von Chemikalien in der Landwirtschaft schnell die Gentechnik als Mechanismus zur Patentierung von Saatgut eingeführt. Es modifizierte und patentierte das Saatgut der Bauern, das in der CGIAR und anderen Genbanken verwahrt wird, indem es einfach das giftige Bt-Gen oder das Roundup-Ready-Gen einfügte.
In „Die Bill & Melinda Gates Foundation und die Allianz mit dem Internationalen Reisforschungsinstitut“ beschreibt Chito Medina, ein führender Vertreter des Kampfes der Bauern für Saatgut-, Nahrungsmittel- und Wissenssouveränität auf den Philippinen, wie diese Bewegungen die Schließung von CGIAR-Institutionen wie dem IRRI fordern. Monokulturen von gentechnisch veränderten Mais, Soja, Baumwolle und Raps haben sich auf Millionen von Hektar ausgebreitet.
Die Monokulturen haben sich zusammen mit dem Einsatz von giftigen Chemikalien intensiviert. Die Landwirtschaft wurde von der Ernährung abgekoppelt, und Nutzpflanzen wurden zu bloßen Rohstoffen, die hauptsächlich als Biokraftstoffe und Tierfutter verwendet werden.
Infolgedessen sind die Bewegungen für Saatgut- und Nahrungsmittelfreiheit, die sich gegen die globalisierte industrielle Landwirtschaft wenden, stärker geworden.
Protestmärsche der Zivilgesellschaft, Volksversammlungen und das Tribunal gegen Monsanto machten die unzähligen toxischen Auswirkungen und die Verstöße gegen Auflagen des multinationalen Unternehmens weithin bekannt. Monsantos langjähriger Partner MoBay und der Pharmariese Bayer kauften den Konzern schließlich auf, um ihn aus dem Schussfeld der Öffentlichkeit zu nehmen. Erfahrung und Forschung haben gezeigt, dass Agrarökologie auf der Grundlage von Biodiversität, Saatgutfreiheit und Nahrungsmittelfreiheit für die Zukunft der Ernährung und der Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung ist. Der bahnbrechende Bericht der Vereinten Nationen über die internationale Bewertung des landwirtschaftlichen Wissens, der Wissenschaft und der Technologie für die Entwicklung (IAASTD) hat gezeigt, dass weder die Grüne Revolution noch gentechnisch geränderte Organismen (GVO) die Welt ernähren und dabei den Planeten bewahren können.
Doch blind für die jahrtausendealte Erfahrung der Bauern und ohne Rücksicht auf die Stimmen von Wissenschaftlern und Landwirten hält Gates an seiner Vision fest, ein Agrarimperium aufzubauen. Ungeachtet der wissenschaftlichen Beweise für das Scheitern der Grünen Revolution gründete er 2006 gemeinsam mit der Rockefeller Foundation die Alliance for a Green Revolution in Africa (AGRA). Der Beitrag von Timothy Wise über AGRA „Die Grüne Revolution der Gates Foundation schadet Afrikas Landwirten“ durchleuchtet das Scheitern der Grünen Revolution in Afrika, die zuvor schon erfolglos war und dauerhafte negative Folgen in Asien, Lateinamerika und den Vereinigten Staaten mit sich brachte.
Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass industriell angebaute und verarbeitete Lebensmittel in erheblichem Maße zu einer chronischen Krankheitsepidemie beitragen, die wir heute überall beobachten können. Aber die Auswirkungen des industriellen Landwirtschaftssystems auf die Gesundheit sind für Gates kein Thema. Das Cartagena-Protokoll über die biologische Sicherheit wurde vor 20 Jahren verabschiedet, um im Interesse der Umweltsicherheit und der öffentlichen Gesundheit GVOs zu regulieren. Goldener Reis war einer von vielen GVO-Propagandamythen, die das Biotech-Giftkartell zu verbreiten versuchte, wie in Farida Akhters Beitrag „Bt Brinjal (Gen-Aubergine): Allianz für krumme Wissenschaft und Konzernlügen“ dargestellt wird. GVOs haben eine lange Geschichte des Scheiterns, wie bei der ersten Generation der gentechnisch veränderten Bt-Baumwolle und den Roundup-Ready-Pflanzen. Im Jahr 2011 führte Indien ein Moratorium für die gentechnisch veränderte Bt Brinjal ein, die Gates später nach Bangladesch brachte.
Akhter erzählt uns die wahre Geschichte. Trotz dieser Warnungen ist Gates führend in der Störung des Stoffwechsels und des Darmmikrobioms unseres Körpers durch die Finanzierung industriell verarbeiteter, gefälschter Lebensmittel aus dem Labor, angefangen bei der im Labor hergestellten „Muttermilch“ und dem Impossible Burger. Beiden im Labor hergestellten Lebensmitteln geht es in Wirklichkeit darum, Patente auf unsere Lebensmittel zu schaffen, und nicht darum, Menschen zu ernähren, wie Gates und seine Biotech-Kollegen uns glauben machen wollen.
Seit 2015 hat Gates sein Imperium über Saatgut, Landwirtschaft und Lebensmittel rasch erweitert, indem er sich an groß angelegten Projekten beteiligte und diese finanzierte, wie in den Artikeln über die Biopiraterie von Bananen und klimaresistentem Saatgut im „Dritten Teil: Biopiraterie“ beschrieben wird.
Mithilfe digitaler Technologien kartiert, patentiert und raubkopiert er unermüdlich Saatgut auf der ganzen Welt und ignoriert und untergräbt dabei alle internationalen Verträge zum Schutz der biologischen Vielfalt. Er untergräbt und sabotiert weiterhin die Saatgutsouveränität von Bauern und ganzen Ländern.
In „Ein Vertrag zum Schutz unserer landwirtschaftlichen Biodiversität“ lenkt José Esquinas-Alcazar, der bedeutende „Saatgutmann“ der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und Architekt des FAO-Saatgutvertrags, unsere Aufmerksamkeit darauf, wie die digitale Genomsequenzierung die in den Vereinbarungen der Vereinten Nationen verankerte Souveränität untergräbt. Aidé Jiménez-Martínez und Adelita San Vicente schreiben ebenfalls über die Untergrabung des Nagoya-Protokolls im Rahmen der Konvention über biologische Vielfalt durch die digitale Genomkartierung.
Bei der ersten GVO-Generation wurden falsche Behauptungen über Präzision und Sicherheit aufgestellt. Heute werden wieder ähnliche Behauptungen über die Gen-Editierungs-Technologie aufgestellt. Jonathan Latham erklärt, dass Gen-Editierung keineswegs eine präzise „Cut-and-Paste“-Technologie sei. Stattdessen bringt sie den sich entwickelnden Baum des Lebens durcheinander, indem sie unerwartete und noch unbekannte Auswirkungen auf Organismen hat.
In diesem Werk berichtet er über die PR-Firmen, die angeheuert wurden, um die Vereinten Nationen rund um den Topos Gene Drives zu manipulieren. Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass gen-editierte Organismen GVOs sind. Gates drängt jedoch auf eine überstürzte Deregulierung ohne Rücksicht auf mögliche gefährliche Folgen. Die Gates-Initiative Ag One erklärte, dass Zeit — die für die Bewertung und Festsetzung von Sicherheit unerlässlich ist — der Feind sei. Gates drängt darauf, der Menschheit ungeprüft Saatgut, Lebensmittel und Medikamente aufzudrängen, während er alle wissenschaftlichen Einwände oder Sicherheitsvorkehrungen untergräbt und sichere Alternativen, die seit Tausenden von Jahren existieren, beseitigt. Gates hat keine Skrupel, das Leben und die Gesundheit der Menschen in seinem Streben nach Macht und Reichtum zu gefährden.
Gates Ag One enthält die ausdrückliche Erklärung seiner Absicht, ein Imperium über das Leben, die biologische Vielfalt, die Nahrungsmittel und die Landwirtschaft zu errichten. Als eine Menschheit müssen wir dieses Imperium verhindern, das auf dem Jahrhundert des Öko- und Völkermordes des Giftkartells beruht und dieses weiter stärkt und das uns immer schneller in Richtung Aussterben treibt. Es ist unsere Pflicht gegenüber der Erde und den künftigen Generationen, den Weg der Vielfalt und des Lebens zu wählen, im Gegensatz zum gewaltsamen Weg der Monokulturen und der Zerstörung. Auf dem Spiel steht die biologische und kulturelle Vielfalt der Welt, aus der wir unsere Gesundheit, unsere Demokratie und unsere Ernährungsfreiheit schöpfen.
Kontrolle über die Saatgutbanken der Welt
Seit dem Beginn der neolithischen Revolution vor etwa 10.000 Jahren haben Bauern und Gemeinschaften daran gearbeitet, Ertrag, Geschmack, Nährwert und andere Eigenschaften von Saatgut zu verbessern. Sie haben ihr Wissen über die gesundheitlichen Auswirkungen und Heileigenschaften von Pflanzen sowie über die besonderen Wachstumsgewohnheiten und Wechselwirkungen mit anderen Pflanzen, Tieren, dem Boden und dem Wasser erweitert und weitergegeben. Der freie Austausch von Saatgut zwischen Landwirten ist die Grundlage für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Ernährungssicherheit.
Eine große Saatgut- und Biodiversitätspiraterie ist im Gange, und zwar nicht nur durch Konzerne — die durch Fusionen weniger und größer werden —, sondern auch durch superreiche Milliardäre, deren Reichtum und Macht ihnen Tür und Tor für jedes Hirngespinst öffnet.
Vorreiter ist der Microsoft-Mogul Bill Gates. Als die Grüne Revolution in Indien und Mexiko Einzug hielt, wurde das Saatgut der Bauern von ihren Feldern „eingesammelt“ und in internationalen Institutionen weggesperrt, um es für den Einsatz von Chemikalien zu manipulieren. Das IRRI auf den Philippinen und CIMMYT waren die ersten, die den Bauern ihre Vielfalt von den Feldern nahmen und sie durch chemische Monokulturen von Reis, Weizen und Mais ersetzten. Andere Organisationen folgten schnell.
Diese Entführung des Saatguts der Bauern wird am besten durch die beschämende Absetzung von Indiens herausragendem Reisforscher Dr. R. H. Richharia als Direktor des Zentralen Reisforschungsinstituts (CRRI) in Cuttack, Orissa — das die umfangreichste Sammlung von Reisvielfalt in der Welt beherbergte —, deutlich, weil er sich weigerte, dem IRRI zu erlauben, die Sammlung aus Indien zu stehlen. Als er auf Geheiß der Weltbank abgesetzt wurde, wurde das geistige Eigentum der indischen Bauern vom IRRI auf die Philippinen gekapert, das später Teil der neuen Konsultativgruppe für internationale Agrarforschung (CGIAR) wurde.
Das Saatgut der Landwirte befand sich also in den privaten Saatgutbanken der CGIAR, eines Konsortiums von 15 internationalen Agrarforschungszentren, das von der Weltbank, der Rockefeller- und der Ford-Stiftung und natürlich von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) kontrolliert wird. Seit 2003 hat die BMGF mehr als 720 Millionen Dollar in die CGIAR-Zentren gesteckt. Die CGIAR-Genbanken verwalten derzeit 768.576 Akzessionen von Bauernsamen. Zusammengenommen stellen die CGIAR-Genbanken die weltweit größten und am meisten genutzten Sammlungen der Kulturpflanzenvielfalt dar.
Die Bill & Melinda Gates Foundation agiert ähnlich wie die Weltbank und nutzt ihre finanzielle Macht und ihr Wissen, um die Landwirtschaft zu kontrollieren, Einfluss auf die Regierung zu nehmen und die institutionelle Agrarpolitik zu beeinflussen. Als der bei Weitem größte Geldgeber der CGIAR hat Gates die Übertragung von Forschung und Saatgut von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen auf handelsorientierte Unternehmen erfolgreich vorangetrieben.
Dies hat zu einer Zentralisierung geführt, die durch Gesetze zum geistigen Eigentum und durch die Schaffung von Saatgutmonopolen die Piraterie erleichtert. Die Dringlichkeit dieser Umstrukturierung der CGIAR spiegelt sich in dem offenen Brief des International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food) vom 21. Juli 2020 wider: Der derzeit laufende Prozess zur Reform der CGIAR ist daher zwingend notwendig und von großem öffentlichem Interesse.
Der „One CGIAR“-Prozess zielt darauf ab, die 15 rechtlich unabhängigen, aber kooperierenden Zentren der CGIAR mit Sitz in 15 Ländern zu einer einzigen Rechtspersönlichkeit zusammenzuführen. Der Anstoß dazu kam von einigen der größten Geldgeber, vor allem von der Bill & Melinda Gates Foundation, der Weltbank und den Regierungen der USA und des Vereinigten Königreichs. Das Ziel von One CGIAR, das vom „One CGIAR Common Board“ überwacht wird, soll Teil von Gates Ag One werden, Gates‘ neuestem Schachzug bei der Kontrolle der weltweiten Saatgutversorgung. Gates hat angedeutet, dass er das derzeitige Budget der CGIAR von 850 Millionen Dollar auf zwei Milliarden Dollar pro Jahr mehr als verdoppeln wird. Trotz des seit Langem unbestrittenen Scheiterns der Grünen Revolution in Indien und Mexiko brachte Gates 2006 AGRA auf den Weg.
Die Torheit, diese Technologie in Afrika durchzusetzen, wird in den beiden Beiträgen von Nicoletta Dentico und Tim Wise gut dokumentiert. Die Seed-Freedom-Bewegung hat die CGIAR-Genbanken aufgefordert, gestohlene Saatgutsorten an die Bauern zurückzugeben. Die Grüne Revolution hat uns seit den 1960er-Jahren gelehrt, dass der chemische Weg mit Monokulturen die Fähigkeit der Erde, Leben und Nahrungsmittel hervorzubringen, untergraben hat, indem er die biologische Vielfalt zerstört, das Artensterben beschleunigt und zum Klimawandel beigetragen hat. Darüber hinaus hat er Kleinbauern durch den Kauf externer Betriebsmittel in die Verschuldung getrieben und enteignet und die Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit untergraben.
Die Erfahrung des letzten halben Jahrhunderts hat deutlich gemacht, dass Saatgutsouveränität, Ernährungssouveränität und Wissenssouveränität die einzige lebensfähige Zukunft für Lebensmittel und Landwirtschaft sind.
Neben der Übernahme der Kontrolle über das Saatgut der Landwirte in den CGIAR-Saatgutbanken investieren die BMGF und die Rockefeller Foundation in großem Umfang in die Sammlung von Saatgut aus der ganzen Welt und dessen Lagerung im Svalbard Global Seed Vault auf der arktischen Inselgruppe, dem „Tresor des Jüngsten Gerichts“, der in Zusammenarbeit mit CGIAR und dem Crop Trust eingerichtet wurde, um eine globale Sammlung des Saatguts der Welt zu schaffen.
Der Crop Trust mit Sitz in Deutschland finanziert und koordiniert den Svalbard Seed Vault. Zu den Geldgebern gehören neben der Bill & Melinda Gates Foundation auch die Giftkartell-Anhänger CropLife International, DuPont, Pioneer Hi-Bred International, Inc., KWS SAAT SE & Co. KGaA und Syngenta AG.
Die größte Anzahl der im Seed Vault gelagerten Zugänge sind Sorten von Reis, Weizen und Gerste. Es gibt mehr als 150.000 Proben von Weizen und Reis und fast 80.000 Proben von Gerste. Weitere gut vertretene Kulturpflanzen sind Sorghum, Phaseolus-Bohnenarten, Mais, Kuhbohnen, Sojabohnen, Kikuyu-Gras und Kichererbsen, dazu Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Erdnüsse, Cajanus-Bohnen, Hafer, Roggen und Alfalfa. Die Getreidehybride Triticosecale und Brassicas stellen zwischen 10.000 und 20.000 Saatgutproben dar.
Geldgeber erhaltenes Geld (US-Dollar)
Australien 20.165.706
Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter 25.735
CropLife International 43.726
Tschechische Republik 40.000
Dupont/ Pioneer Hi-bred 2.000.000
Ägypten 25.000
Äthiopien 25.000
Gates-Stiftung/UN-Stiftung 8.003.118
Deutschland 50.726.348
Indien 456.391
Internationaler Saatgutverband 80.785
Irland 4.144.250
KWS SAAT AG 35.589
Norwegen 31.491.161
Niederlande 489.000
Neuseeland 1.453.800
Republik Korea 442.556
Slowakische Republik 20.000
Spanien 2.629.650
Schweden 11.886.620
Schweiz 10.992.704
Syngenta AG 1.000.000
Vereinigtes Königreich 19.468.582
Vereinigte Staaten — ohne US-Agrargesetz 42.825.073
Vereinigte Staaten — US-Agrargesetz 11.585.120
Zwischensumme 220.055.915
Vorzugsdarlehen 59.055.611
Zwischensumme 59.055.611
Gesamtbetrag 279.105.526
Es sollte nicht überraschen, dass Gates auch Diversity Seek (DivSeek) finanziert, ein globales Projekt, das 2015 ins Leben gerufen wurde, um die genetischen Daten des bäuerlichen Saatguts — sieben Millionen in Genbanken verwahrte Pflanzensorten — durch genomische Kartierung zu kartieren und zu patentieren. Die Bioproduktion erfolgt durch die Konvergenz von Informations- und Biotechnologie, wobei Patente auf Saatgut durch die „Kartierung“ ihrer Genome und Genomsequenzen erteilt werden.
Während sich lebendes Saatgut in situ („an Ort und Stelle“) entwickeln muss, können Patente auf Saatgutgenome aus Saatgut ex situ („außerhalb“) entnommen werden. DivSeek wurde entwickelt, um Daten im Saatgut zu „schürfen“ und zu extrahieren und das Gemeingut zu „zensieren“. Es beraubt die Bauern ihres Saatguts und ihres Wissens, es beraubt das Saatgut seiner Integrität und Vielfalt, es löscht die Evolutionsgeschichte und die Verbindung des Saatguts zum Boden aus, indem es dieses auf einen einfachen „Code“ reduziert. Dieser genetische Kolonialismus ist eine Einhegung des genetischen Gemeinguts.
Die an DivSeek beteiligten Institutionen sind der CGIAR-Verbund und Universitäten wie Cornell und die Iowa State University, die zunehmend von der Biotechnologieindustrie und der Gates-Stiftung privatisiert werden. So finanziert die BMGF beispielsweise Cornells Alliance for Science, das Pseudowissenschafts-Propaganda-Outlet der Unternehmen, während die Iowa State University die unethischen Versuche mit GVO-Bananen an Menschen fördert. Zu den anderen von Gates finanzierten DivSeek-Partnern gehören die African Agricultural Technology Foundation und der Africa-Brazil Agricultural Innovation Marketplace, der von der brasilianischen Agrarforschungsgesellschaft (Embrapa) ins Leben gerufen wurde. Über eine neue Scheinfirma, Editas Medicine, investiert die BMGF in ein experimentelles gentechnisches Werkzeug zur Genbearbeitung namens CRISPR-Cas9. Obwohl die Technologie selbst unsicher und ungenau ist, hat sie einen Goldrausch für neue Patente ausgelöst. Infolgedessen haben sich Begriffe wie „Gen-Editierung“ und „fundierte Vermutungen“ in den wissenschaftlichen Diskurs eingeschlichen.
Die Piraterie genomischer Daten von Millionen von Pflanzen, die von Bauern gezüchtet wurden, wird als „Big Data“ bezeichnet. Big Data ist jedoch kein Wissen. Es sind nicht einmal Informationen. Es handelt sich um private Daten — raubkopiert und privatisiert.
Saatgut ist nicht einfach nur Keimplasma; es ist ein lebendiges, sich selbst organisierendes Gebilde, ein Ergebnis der Evolution, der Geschichte, der Kultur und von Beziehungen. In den 1980er-Jahren führte Monsanto den Vorstoß für GVO und Patente auf Saatgut und das Leben an. Heute ist Bill Gates der Fahnenträger. Kurz gesagt, ein Milliardär hat seinen Reichtum zur Umgehung aller internationalen Verträge und multilateralen Aufsichtsstrukturen eingesetzt, um globalen Konzernen dabei zu helfen, sich die biologische Vielfalt und den Reichtum der Bauern unter den Nagel zu reißen, indem sie unwissenschaftliche und undemokratische Verfahren wie DivSeek finanzieren und ungeprüfte Technologien wie CRISPR auf die Menschheit loslassen.
In den letzten zwei Jahrzehnten haben viele Zivilorganisationen, darunter das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD), das Cartagena-Protokoll über die biologische Sicherheit zum CBD und der Internationale Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (ITPGRFA) dafür gesorgt, dass Gesetze erlassen wurden, um die biologische Vielfalt des Planeten, die Rechte der Bauern auf Saatgut und die Rechte der Verbraucher zu sichern.
In diesem Buch wird noch dargelegt, wie Bill Gates und seine Stiftung routinemäßig internationale Verträge untergraben, die zum Schutz der biologischen Vielfalt geschlossen wurden und zugleich die Rechte der Bauern und die Souveränität der Länder und Gemeinschaften über ihr Saatgut und ihren Reichtum an biologischer Vielfalt sichern sollten.
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