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Die größte Show der Welt

Die größte Show der Welt

Die Leitmedien verbreiten Kriegspropaganda nach dem Gusto der US-Regierung — wer die Kampagne durchschaut hat, wird sich lieber anderswo informieren. Exklusivabdruck aus „Imperium USA. Die skrupellose Weltmacht“.

Wie Leitmedien Kriegspropaganda verbreiten

Wie hätte die westliche Wertegemeinschaft reagiert, wenn Russland, Nigeria oder China die Länder Afghanistan, Pakistan und den Irak angegriffen hätten? Hätten unsere Leitmedien nicht sofort — und zu Recht — den eklatanten Verstoß gegen das UNO-Gewaltverbot kritisiert? Hätte man nicht sofort auf das Selbstbestimmungsrecht der betroffenen Völker verwiesen und erklärt, dass sich andere Länder nicht einmischen dürfen? Warum hat sich in den USA niemand darüber aufgeregt, dass im Irakkrieg mehr als eine Million Iraker getötet wurden? Warum störte sich niemand an den 300.000 Toten in Afghanistan und Pakistan?

Die sehr effiziente US-Kriegspropaganda hat solch grundlegende Fragen verhindert und, wenn sie auftauchten, als lächerlich oder unwichtig abgetan. Natürlich gibt es in den USA und in Europa gute und fähige Journalisten, das steht außer Frage. Aber es ist auffallend, wie gehorsam viele Journalisten den Erklärungen der US-Präsidenten und Verteidigungsminister gefolgt sind und das Narrativ „Krieg gegen den Terror“ verbreitet haben, ohne zu prüfen, ob dieses Narrativ auch stimmt. Die Leitmedien haben immer wieder für Kriege getrommelt und gleichzeitig die vielen Opfer des US-Imperialismus verschleiert. Über die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben die Leitmedien sehr unausgewogen berichtet, die offenen Fragen wurden verschwiegen und die Geschichte von Präsident George Bush junior wurde ohne Prüfung blind an die Massen weitergegeben. Die Sprengung von WTC7 wurde vertuscht.

Leitmedien wie die New York Times versagten auch vor dem Angriff auf den Irak, als sie die Lüge von den Massenvernichtungswaffen verbreiteten. „Das Ganze lief damals so ab“, erklärt Ray McGovern, der von 1963 bis 1990 bei der CIA in der Abteilung für internationale Analysen arbeitete und sich danach der US-Friedensbewegung anschloss:

„Anfang September 2002 übergab das Weiße Haus Michael Gordon, Journalist der New York Times, einen Bericht, in dem es hieß, Aluminiumröhren, die nur zur Uran-Anreicherung genutzt werden könnten, seien auf dem Weg in den Irak und das sei ein sicheres Zeichen dafür, dass Saddam Hussein an der Atombombe arbeite — obwohl klar war, dass es sich dabei um Artillerie-Rohre handelte.

Zwei Tage später erschien die Story in der New York Times auf der Titelseite. Am selben Tag saß Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice in verschiedenen Fernsehtalkshows, wo sie dann stets auf den New York Times-Artikel angesprochen wurde. Sie erklärte daraufhin, man habe selbst auch solche Informationen erhalten, die Entwicklung sei sehr, sehr gefährlich und man wolle vermeiden, dass der Beweis für das irakische Atomwaffenprogramm eines Tages in Form eines Atompilzes daherkomme. Das Weiße Haus übergab also einen Bericht an Michael Gordon, der setzte das dann in die New York Times, und das Weiße Haus erklärte daraufhin, man könne den New York Times-Bericht bestätigen.“

Durch solche Tricks wurde die US-Bevölkerung in Angst versetzt und auf den Krieg vorbereitet, den Präsident Bush im März 2003 vom Zaun brach. Später stellte sich heraus, dass es keine ABC-Waffen im Irak gab.

Das ganze Gerede über Massenvernichtungswaffen und auch über eine angebliche Verbindung von Saddam Hussein mit 9/ 11 war alles nur Lüge. Zumindest US-Außenminister Colin Powell entschuldigte sich später für die Kriegspropaganda, die er vor der UNO in New York vor dem Krieg verbreitet hatte, und erklärte 2005, er fühle sich „furchtbar“, dass er damals die ganze Welt angelogen habe. Diese Rede, so Powell zum US-Fernsehsender ABC, sei ein „Schandfleck“ in seiner politischen Karriere, das sei „schmerzhaft“.

Die USA produzieren die größte Show der Welt

Der Brite Harold Pinter kennt als Theaterautor die Techniken der Massenkommunikation und nannte die US-Kriegspropaganda und den Angriff auf den Irak einen „Banditenakt“, als er 2005 in Oslo den Nobelpreis für Literatur erhielt. „In diesen Ländern hat es Hunderttausende von Toten gegeben. Hat es sie wirklich gegeben? Und sind sie wirklich alle der US-Außenpolitik zuzuschreiben?“, fragte Pinter sein erlesenes Publikum, das ob der Klarheit der Worte des Preisträgers überrascht und irritiert war.

„Die Antwort lautet: Ja. Es hat sie gegeben, und sie sind der amerikanischen Außenpolitik zuzuschreiben. Aber davon weiß man natürlich nichts. Es ist nie passiert. Nichts ist jemals passiert. Sogar als es passierte, passierte es nicht. Es spielte keine Rolle. Es interessierte niemand.“

Keinem anderen Land der Welt ist es in der Zeit nach 1945 gelungen, seine Verbrechen so meisterhaft zu kaschieren wie den USA. „Die Verbrechen der Vereinigten Staaten waren systematisch, konstant, infam, unbarmherzig, aber nur sehr wenige Menschen haben wirklich darüber gesprochen“, so Pinter. „Das muss man Amerika lassen. Es hat weltweit eine ziemlich kühl operierende Machtmanipulation betrieben und sich dabei als Streiter für das universelle Gute gebärdet“, erklärte Pinter.

„Ein glänzender, sogar geistreicher, äußerst erfolgreicher Hypnoseakt. Ich behaupte, die Vereinigten Staaten ziehen die größte Show der Welt ab, ganz ohne Zweifel. Brutal, gleichgültig, verächtlich und skrupellos, aber auch ausgesprochen clever.“

Viele Menschen sind unbewusst und glauben diese Show. Aber immer mehr Menschen wachen langsam auf, blicken hinter die Kulissen der Machtpolitik und trauen dem Gerede über die Gutmütigkeit der US-Außenpolitik und den angeblich so selbstlosen Kriegen des Westens nicht mehr. „Die Geschichte des Westens ist eine Geschichte brutaler Gewalt und großer Heuchelei“, erklärt auch der mutige deutsche Journalist Jürgen Todenhöfer, der viele Kriegsschauplätze besucht und vor Ort mit den betroffenen Menschen gesprochen hat.

„Nirgendwo auf der Welt kämpft der Westen für die Werte seiner Zivilisation. Sondern ausschließlich für seine kurzsichtigen Interessen. Um Macht, Märkte und Moneten. Oft mit terroristischen Methoden. Die Leiden anderer Völker und Kulturen interessieren ihn nicht.“

Gemäß dem Psychologen Rainer Mausfeld, der an der Universität Kiel lehrte, wird beim Meinungsmanagement neben der ständigen Wiederholung von Kernbotschaften auf Fragmentierung und Dekontextualisierung gesetzt. Dabei werden die Fakten in Fragmente, also kleine Stücke zerlegt, sodass für den Beobachter kein Sinnzusammenhang mehr entsteht. Dadurch kann man Fakten auflösen oder unsichtbar machen.

Bei der Dekontextualisierung werden Informationen aus ihrem Kontext, also Sinnzusammenhang gerissen, indem zum Beispiel verschwiegen wird, was zuvor passierte. Zudem werden die Fakten in einen neuen Kontext gestellt, also rekontextualisiert. Kriege sind dann plötzlich nicht mehr abscheulich und grausam, sondern ein notwendiges Übel, um das Böse zu bekämpfen. Insgesamt seien die USA, nach offiziellen Angaben und Schätzungen, seit dem Zweiten Weltkrieg „durch Angriffe auf andere Länder für den Tod von 20 bis 30 Millionen Menschen verantwortlich“, so Mausfeld. Doch diese Zahlen seien kaum bekannt.

„Es bedarf in der medialen Darstellung dieser Verbrechen einer beträchtlichen Fragmentierung und einer radikalen Rekontextualisierung als ‚Kampf für Demokratie und Menschenrechte‘, damit Verbrechen dieser Größenordnung sowie ihre geschichtliche Kontinuität für die Öffentlichkeit nahezu unsichtbar werden. Obwohl all dies ausführlich dokumentiert ist, sind diese Verbrechen im öffentlichen Bewusstsein so gut wie nicht präsent“, erklärt Mausfeld.

Die Menschen in Nordamerika und Europa werden täglich mit News, Sport, Werbung und einer Flut von oft unnützen Informationen zugeschüttet, und viele fühlen sich daher über alles Wesentliche unterrichtet. „Die Bürger, die beim Frühstück die Süddeutsche Zeitung lesen, nachmittags in Spiegel Online schauen und sich abends die Tagesschau ansehen, sind im Gefühl umfassender Informiertheit so selbstzufrieden, dass sie die Krankheit, an der sie leiden ... nicht einmal mehr erkennen können“, erläutert Mausfeld. Die Krankheit ist die Illusion des Informiertseins. Erzeugt wird sie durch andauernden und unkritischen Medienkonsum.

Alternative Medien stärken die Friedensbewegung

Zum Glück ist diese Krankheit aber heilbar. Jeder kann selbst entscheiden, weniger Medien zu konsumieren. Denn wer eine Mediendiät macht, nimmt auch weniger Kriegspropaganda auf. Gerade wenn man niedergeschlagen und traurig ist, kann eine Mediendiät helfen, kombiniert mit guter Ernährung, Gesprächen mit Freunden und langen Aufenthalten in der Natur. Zudem ist es ratsam, statt News spannende Bücher zu lesen. Denn News sind fragmentiert, daher kann man sich nur schlecht an die News erinnern, die man vor einer Woche gelesen oder gehört hat. Umfangreiche Sachbücher hingegen liefern Kontext und verschiedene Beispiele zum selben Thema, wodurch die Information im Gehirn vernetzt und dadurch viel besser abgespeichert wird.

Natürlich gibt es auch in den Leitmedien mutige und unabhängige Journalisten, die der Wahrheit und der Aufklärung verpflichtet sind und dafür auch Widerstände auf sich nehmen. Zu ihnen zählt Seymour Hersh, der während des Vietnamkriegs das Massaker von My Lai aufdeckte. Aber oft sind Journalisten darauf bedacht, ihre Anstellung nicht zu gefährden und die Grenzen des eng abgesteckten Meinungsspektrums nicht zu verletzen. Die bekannten Leitmedien Fox News, CNN, BBC, Washington Post, New York Times, Economist, MSNBC, New York Post, ABC News, USA Today und das Wall Street Journal berichten nur selten kritisch über die Kriege der Vereinigten Staaten. Das Wort „US-Imperialismus“ taucht in diesen Leitmedien praktisch nie auf, was bewirkt, dass die Fernsehzuschauer und Zeitungsleser nie über den US-Imperialismus und seine Folgen nachdenken.

Nur wenige Medienmarken, die auf Englisch berichten, sind gegenüber dem US-Imperialismus kritisch eingestellt. Diese sind weniger bekannt als die Leitmedien, ihre Darstellung der internationalen Politik wird daher weniger gelesen und gesehen. Zudem haben sie weniger finanzielle Mittel. Zu diesen alternativen Medien zählen Democracy Now, The Nation, Global Research, The Empire Files, Truthdig, offGuardian, Zero Hedge, Russia Today, Information Clearing House, Veterans Today und andere.

Es ist die Aufgabe von Historikern wie mir, aber auch von kritischen Zeitzeugen ganz allgemein, sowohl Leitmedien wie New York Times und BBC als auch alternative Medien wie Democracy Now oder Global Research zu lesen. Wer dies tut, wird schnell feststellen, dass Democracy Now ganz anders über den Syrienkrieg berichtet als Fox News. Und Global Research publiziert völlig andere Texte zu 9/ 11 als die New York Times. „Unsere angeblichen Leit- und Qualitätsmedien erwecken den Eindruck, die Meinung der Herrschenden sei die herrschende Meinung“, erklärt der Politikwissenschaftler Ulrich Teusch, der an der Universität Trier lehrte. „Im Kampf gegen den Krieg, im Kampf für den Frieden ist auf die Medien der Herrschenden kein Verlass“, warnt daher Teusch.

Wer auf Deutsch liest, hat rund 80 Medienmarken zur Auswahl, darunter Leitmedien wie ARD, ZDF, Spiegel, Neue Zürcher Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Die Zeit und Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wie im englischen Sprachraum gibt es aber auch auf Deutsch alternative Medienmarken, die dem US-Imperialismus kritisch gegenüberstehen, darunter Rubikon, KenFM, Nachdenkseiten, Free21, Cashkurs, Sputnik, RT Deutsch, Telepolis und Infosperber. Der Medien-Navigator von Swiss Propaganda Research gibt über die verschiedenen Marken einen nützlichen Überblick.

Wer seine Medienkompetenz verbessern will, kann den Medien-Navigator gratis auf der Website von „Swiss Propaganda Research“ herunterladen und immer dann, wenn er einen Text liest oder ein Video anschaut, prüfen, wie die Medienmarke, welche die Information publiziert hat, geostrategisch ausgerichtet ist.

Wenn man sich als Historiker auf eine Geschichte konzentriert und dabei die Berichte der Leitmedien mit den alternativen Medien vergleicht, fällt sofort auf, dass zum Beispiel Der Spiegel über die Terroranschläge vom 11. September genau so berichtet wie vom US-Präsidenten vorgeschrieben und keine kritischen Fragen zulässt, während KenFM seine Leser auf die Sprengung von WTC7 hinweist und den sogenannten „Krieg gegen den Terror“ als Täuschungsmanöver ablehnt. Persönlich schätze ich die Arbeit von mutigen Journalisten sowohl in den Leitmedien als auch in den alternativen Medien, sofern sie sich dem Frieden verpflichtet wissen und dafür auch bereit sind, den vorgegebenen Meinungskorridor zu verlassen.


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Redaktionelle Anmerkung: Das ehemalige KenFM-Team publiziert inzwischen auf apolut.net und das ehemalige Rubikon-Team betreibt nun das Nachfolgermagazin Manova.


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