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Die sexuelle Revolution missbraucht ihre Kinder

Die sexuelle Revolution missbraucht ihre Kinder

Zwischen der „Lockerheit“ der 68er-Bewegung und den Auswüchsen der Trans-Bewegung gibt es eine unheilvolle Traditionslinie zulasten Heranwachsender.

Klimaneutralität und der „Green Deal“ verpflichten die Europäische Union zu „Transformationen von gigantischem historischem Ausmaß“, so Bundeskanzlerin Angela Merkel am 23. Januar 2020 beim 50. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos. Die „zweite Riesentransformation“, die es zu bewältigen gelte, sei die Digitalisierung. Der größte und schwierigste Bereich der Transformation sei jedoch die Mobilität: „Der Umstieg auf eine CO2-freie Mobilität ist eine Riesenherausforderung.“ Klimaneutralität und Digitalisierung sind inzwischen in aller Munde.

Doch solche — nach Merkel — „gigantischen historischen Riesentransformationen“ hin zu einem vom Menschsein zunehmend entkoppelten Leben sind seit Jahrzehnten verdeckt in verschiedenen Lebensbereichen im Gange und in diesem Text auf dem Gebiet der Frühsexualisierung nachzuvollziehen.

Richtungsweisend für die schrittweisen Eingriffe in die Privatsphäre war unter anderem die Gründung der UNESCO, die „Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur“ der Vereinten Nationen, deren erster Generalsekretär von 1946 bis 1948 der britische Biologe und Philosoph Julian Huxley war, ein bekannter Vordenker des Transhumanismus (die Technologie nutzen, um „mehr als menschlich“ zu werden) und ein überzeugter Vertreter der Eugenik (Entfernung von unerwünschten Varianten aus dem menschlichen Genpool). Huxley war lange führend im Vorstand der „British Eugenics Society“. Schon in seiner ersten Publikation „Unesco: Its Purpose And Philosophie“, 1947, vertrat er die Ansicht, dass nur eine Weltregierung die Probleme der Menschheit lösen könne (Seite 13).

Man fragt sich, was sein Bruder Aldous Huxley — ein in den unterschiedlichsten Kreisen verkehrender Weltbürger und vielseitig interessierter Autor und Humanist, der 1916 sein Literaturstudium in Oxford mit Auszeichnung abgeschlossen hatte — von den Zukunftsideen elitärer Zirkel in seinem weltberühmten Roman verarbeitet hat.

Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“

Die Idee, dass der natürliche Geschlechtsakt durch künstliche Befruchtung ersetzt werden soll, wird schon in Aldous Huxleys 1932 erschienenem Roman „Brave New World“ vorgestellt. Der Roman beschreibt eine Gesellschaft im Jahr 2540 n. Chr., in der „Stabilität, Frieden und Freiheit“ gewährleistet scheinen. Nach dem Ende eines „Neun-Jahre-Krieges“ ist die Menschheit in einem supranationalen Weltstaat vereint, in dem inzwischen alle gesellschaftlichen „Kasten“ — von Alpha-Plus bis Epsilon-Minus — durch uneingeschränkten Konsum, triviale Zerstreuungen und freien Sex von frühester Kindheit an konditioniert sind.

Ermöglicht durch eine fortschreitend entwickelte Technologie wird der Nachwuchs in nach „Kasten“ getrennten „Fertilisationsstationen“ in konstanten Mengen gezüchtet und vom ersten Tag an so konditioniert, dass die Kinder sich — ohne je Elternliebe und Bindung gekannt zu haben — von Geburt an nahtlos an dem ihnen zugewiesenen Platz in die Gesellschaft einfügen.

Im Alter von acht Monaten wird den Babys mit Hilfe von Elektroschocks ein instinktiver Abscheu vor Blumen — stellvertretend für die Schönheiten der Natur — und vor Büchern — Symbolen für Wissen und freies Denken — unabänderlich eingepflanzt. Weitere vorsprachliche Konditionierungsversuche werden durch permanente Einflüsterungen in den lamellenverdunkelten Schlafsälen der Babys erreicht, bis „schließlich der Kindergeist mit dem staatlich Vorgegebenen identisch ist.“

Promiskuität ist staatlich verordnet, und schon kleine Kinder werden dazu angehalten, sich mit sexuellen Spielereien die Zeit zu vertreiben. Im Pubertätsalter sind kontrazeptive Vorkehrungen Vorschrift.

Für Unwohlgefühle oder eventuell noch aufflammende Leidenschaften und Verlustängste und für eine zu lange Zeitspanne zwischen aufkommendem Bedürfnis und Befriedigung desselben verschafft die Allheildroge „Soma“ Erleichterung und verhindert jedes Aufkommen von Kritik und Hinterfragen der herrschenden Lebensweise. Man blickt in „unbeschriebene Gesichter“, denn Altern und Todesängste sind ebenso abgeschafft wie Geschichte, Philosophie und Ethik. So führen die Bewohner des Weltstaates ein angenehmes, aber völlig triviales und abhängiges Leben ohne jede Möglichkeit, ihre Lage zu hinterfragen und zu reifen. Der mündige Bürger wäre die Gefahr. In seinem 1959 herausgebrachten Text „Brave New World Revisited“ schreibt Huxley: „Die Prophezeiungen von 1932 werden viel früher wahr, als ich dachte.“ 1963 ist er gestorben. Was würde er heute sagen?

Vordenker und „Influencer“

In der Nachkriegszeit wurde alles getan, um diese Dystopie Wirklichkeit werden zu lassen. Während in früheren Zeiten der Klerus die Deutungshoheit innehatte, hat diese nun „die Wissenschaft“ übernommen, wobei die Psychologie eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Propagandatechniken spielt. Wer sich — neben der UNESCO — mit den zahlreichen Institutionen beschäftigt, die sich für eine frühestmögliche Konditionierung unerfahrener Kinder einsetzen, stößt unweigerlich auf den „Vater der sexuellen Revolution“ Alfred Kinsey (1894-1956). Der Zoologe und Hochschullehrer galt lange als Experte für das Verhalten der Gallwespen, bis er sich, mit der „Rockefeller-Stiftung“ als Hauptgeldgeber des von ihm gegründeten Kinsey-Instituts, auf die Erforschung des Sexuallebens des Menschen verlegte. Seine in den 1950er-Jahren auf Deutsch erschienenen Bücher „Das sexuelle Verhalten des Mannes“ (1955) und „Das sexuelle Verhalten der Frau“ (1954) werden als „Kinsey-Report“ bezeichnet. Für Kinsey galt jede Art der sexuellen Betätigung bis hin zu Sex mit Kindern und Tieren als gleichwertig. Ein anderer „Sexualaufklärer“, Oswald Kolle, hielt den Report für „ein absolutes Jahrhundertwerk, ohne dass unser Jahrhundert anders ausgesehen hätte.“

Aufregende Neuigkeiten für die in der Nachkriegszeit so gesehene prüde bundesdeutsche Gesellschaft, in der Anstand und Moral zu herrschen hatten und vor Ehebruch, Abtreibungen und Homosexualität gewarnt wurde. Wo Unverheiratete — um nur ein Beispiel zu nennen — im Hotel kein Doppelzimmer buchen konnten. So empfanden viele den „Kinsey-Report“ als eine Art Befreiungsschlag.

Doch legte Kinsey in Wirklichkeit durch seine These, Kinder seien von Geburt an sexuelle Wesen, den Grundstein für eine kindliche Konditionierung, die schon ganz kleinen Kindern keine Ruhe zu eigenständiger Entwicklung und Privatheit mehr gönnte und ihr frühkindliches Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit im Elternhaus missachtete.

Während eine Mehrheit den „Report“ für repräsentativ und für einen Meilenstein der Sexualwissenschaft hielt, verstummten die Stimmen der Kritiker, die die „Forschungsmethoden“ des Instituts bezweifelten, nicht. In ihrem 1990 veröffentlichten Buch „Kinsey, Sex and Fraud: The Indoctrination of a People” spricht die US-amerikanische Kommunikationswissenschaftlerin Judith Reisman (1935-2021) Alfred Kinsey die Wissenschaftlichkeit ab. Die Rohdaten von seinen unzähligen Experimenten — in Ermanglung von freiwilligen Probanden zu einem großen Teil durchgeführt mit Gefängnisinsassen und Menschen aus dem Rotlichtmilieu — wurden nie veröffentlicht. Daten wurden ausgelassen oder verfälscht. In „Graph Table 34“ in seinem Buch über „das sexuelle Verhalten des Mannes“ waren monströse Versuche mit kleinen Jungen von fünf Monaten bis zu zwölf Jahren über die Zahl ihrer „Orgasmen“ aufgezeichnet, bei denen die Testenden Schreie, Schluchzen und Zuckungen als Orgasmen deuteten. Aus solchen „Versuchen“ schloss das Institut dann, dass Kinder von Geburt an sexuelle Wesen seien und das Recht auf sexuelle Aktionen — auch mit Erwachsenen — hätten.

Immer wieder gab es Initiativen, wie in Kroatien „Finger weg von den Kindern“ und in den USA „Stop the Kinsey Institute“, die sich beispielsweise gegen die Mitgliedschaft des Kinsey-Instituts bei den Vereinten Nationen aussprachen. In einem Beitrag auf ihrer Webseite schrieb letztere Initiative über Alfred Kinsey:

„Kinseys persönliche Faszination für alle Arten von sexuellen Handlungen sowie seine eigenen, gut dokumentierten sexuellen Fetische und Gewohnheiten (einschließlich der Ausübung sadomasochistischer, homosexueller, ehebrecherischer und voyeuristischer Verhaltensweisen) hatten großen Einfluss auf die Gründungsphilosophie des Kinsey-Instituts und die Art der Sexualforschung sowie ihres typischen, nichtwertenden Ansatzes der menschlichen Sexualität. (…) Mit der Unterstützung und Reputation der Indiana University sowie der Finanzierung durch das Rockefeller-Institut führte Kinsey seine pseudowissenschaftliche Forschung zur menschlichen Sexualität durch und versuchte, der Welt zu beweisen, dass Kinder von Geburt an sexuell sind und dass promiskuitives Sexualverhalten aller Art und in jedem Alter eine grundlegende Veranlagung sei; daher sei es normal und gesund.“

Helmut Kentlers Pädo-Pädagogik

Ein Bewunderer von Alfred Kinsey war Helmut Kentler (1928-2008). Nach einigen abgebrochenen Berufsversuchen und Studien schloss er ein Psychologiestudium ab und war danach zunächst als Jugendbildungsreferent an der Evangelischen Akademie Arnoldshain und von 1962 bis 1965 als „wissenschaftlicher Mitarbeiter“ am Studienzentrum für evangelische Jugendarbeit Josefstal tätig. Von 1976 an lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1998 an der Leibniz Universität Hannover. Schon mit seiner Doktorarbeit „Eltern lernen Sexualerziehung“, in der Eltern dazu aufgefordert werden, ihre Kinder an die Sexualität heranzuführen und sie zum Beispiel beim Sexualverkehr zusehen zu lassen, zählte er zu den bekanntesten „Sexualaufklärern“ Deutschlands.

Als Homosexueller hatte er drei Adoptivsöhne und kümmerte sich um Pflegesöhne. Eine seiner Thesen war, dass Kinder durch sexuelle Beziehungen mit reifen und unverklemmten Erwachsenen leichter Schüchternheit und Schamgefühle überwinden und später ein befreiteres und erfolgreicheres Leben als „normale“ Kinder führen würden. Missbrauch liege nur vor, wenn der Sexualakt gegen den Willen der Minderjährigen geschehe. Das stand in einem Buch, das bundesweit verbreitet wurde. Eine reine Behauptung, die jeder Grundlage entbehrt, diente hier zur Rechtfertigung von Perversitäten jeder Art.

Das reich bebilderte Buch „Zeig mal!“, ein unverhülltes Plädoyer für Pädophilie, das 1974 mit einem Vorwort von Kentler im der evangelischen Kirche nahestehenden „Jugenddienst-Verlag“ (Geschäftsführer war Johannes Rau) erschien, galt zu seiner Entstehungszeit als Paradebeispiel fortschrittlicher Sexualaufklärung. Die Ideologie der 68er, die das Kind als Partner sah, dem keine entwicklungsbedingten Grenzen mehr zu setzen sind, wurde damit bestätigt und begleitet.

Kindesmissbrauch in staatlicher Verantwortung

Wieder einmal viel zu spät erfuhr die Öffentlichkeit vom sogenannten Kentler-Experiment, bei dem Berliner Jugendämter ab Ende der 1960er-Jahre 30 Jahre lang Kinder und Jugendliche in die „Obhut“ von pädophilen Straftätern gaben. Dem gut vernetzten Kentler gelang es, den Berliner Senat von den Vorteilen seines „wissenschaftlichen Experiments“ zu überzeugen, womit die Landesregierung ein Missbrauchsnetzwerk unterstützte und finanzierte, das bis in die 2000er Jahre aktiv war.

Es war die Zeit, in der auch Mitglieder der 1980 gegründeten Partei der „Grünen“ die körperliche Liebe zu Kindern durchaus als denkbare Option ansahen und die Entkriminalisierung von Pädosexualität anstrebten.

Unter der Überschrift „Grüne finanzierten in achtziger Jahren Pädophilen-Ausschuss“ konnte man am 12. Mai 2013 im Spiegel lesen, dass eine von Bundeszentrale und Bundesfraktion finanzierte Arbeitsgemeinschaft in den Anfangsjahren der Partei offen die Legalisierung von Sex mit Kindern forderte. Schon die Vorgängerorganisation der „Grünen“, die sogenannte Alternative Liste (AL), hatte die Broschüre „Ein Herz für Sittenstrolche“ herausgebracht, deren einziges Thema, Sex mit Kindern, ein regelrechter Aufruf zum Missbrauch war. Und während der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele das Inzestverbot zwischen Geschwistern lockern wollte, konnte sich die Grüne Jugend auch Sex zwischen Eltern und erwachsenen Kindern vorstellen. Die sexuelle Selbstbestimmung dürfe durch nichts behindert werden. Ein „Bericht der Aufarbeitungskommission der Grünen“ beklagte erst 2015 das jahrelange stillschweigende Dulden „pädophiler Aktivisten“. Gerne machten die „Grünen“ auch den Zeitgeist für ihre Vergehen verantwortlich.

Die Rolle der evangelischen Kirche

Ein bundesweites Netzwerk von angesehenen Pädagogen, von Mitgliedern der evangelischen Kirche, von Behörden, Jugendamts- und Sozialarbeitern ermöglichte deutschlandweit sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen, institutionalisierte Missbrauch und schützte die Täter. Unter ihnen finden sich immer wieder Namen wie Helmut Kentler und der Star der linken antiautoritären Bildungselite, der Reformpädagoge Hartmut von Hentig und dessen Anhänger. In seinem 2024 erschienenen Buch „Pädophilie im Fokus: Zur Rolle von Hartmut von Hentig, Gerold Becker und Helmut Kentler beim Deutschen Evangelischen Kirchentag“ geht der Historiker Uwe Kaminsky auf die Verbindungen der einst hochgelobten und bewunderten Pädagogikstars und ihren Einfluss auf das protestantische Milieu und die Veränderungen der evangelischen Kirchentage seit den 1960er-Jahren ein.

Wie weit es die evangelische Kirche inzwischen gebracht hat, kann man an der vor einer Kulisse von Kindern und jungen Männern gehaltenen Predigt von Pfarrer Quinton Ceasar beim Schlussgottesdienst des 38. Evangelischen Kirchentages 2023 in Nürnberg beobachten, bei der unter immer wieder aufflammendem Beifall all die gängigen Diversity-Schlagworte erklingen: Grenzen öffnen, Diskriminierung, letzte Generation, all you need is love, wir sind viele und wir sind nie wieder leise. Mit der letzten Steigerung: „Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer!“

Die Odenwaldschule

Der Boden war bereitet. Unter dem Deckmantel der sexuellen Befreiung fanden schon in den 1970er- bis 1990er-Jahren in Internaten und Heimen in einem entgrenzten Umfeld zahllose sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche statt. Durch seine Beziehungen wurde der Pfarrer Gerold Becker, der Lebensgefährte des anerkannten Reformpädagogen Hartmut von Hentig, von 1972 bis 1985 Leiter der Odenwaldschule. Nichts qualifizierte ihn für diese Position. Aber das machte nichts: Viele „Lehrkräfte“ waren ebenfalls Quereinsteiger, oft aus der 68er-Szene, die anderswo keine Arbeit gefunden hatten, oft ohne jegliche pädagogische Qualifikation und Unterrichtserfahrung. Ein Studienrat wurde eingestellt, weil er wegen des „Radikalenerlasses“ um seine Anstellung an einer öffentlichen Schule bangen musste. So fühlten sich nicht wenige an der Odenwaldschule der Schulleitung zu Dank verpflichtet. Die meisten dieser völlig unerfahrenen Mitarbeiter hatten auch noch als „Familienoberhäupter“ eine sogenannte „Familie“ mit bis zu acht, neun Kindern und Jugendlichen zu betreuen.

Die Schule hatte zwar immer noch einen fabelhaften Ruf — Prominente wie Richard von Weizsäcker und der damalige hessische Ministerpräsident Georg-August Zinn schickten ihre Kinder dorthin — war aber im Innersten verwahrlost und bot den Schülern keinen ihrem Alter angemessenen Schutz, keinerlei Geborgenheit und Privatsphäre.

Lernen spielte eine untergeordnete Rolle. Alkohol- und Drogenkonsum wurde kaum kontrolliert. Es war verboten, sein Zimmer abzuschließen, und Mädchen und Jungen mussten — sogar zusammen mit ihren Lehrern — in Gemeinschaftsräumen duschen. Es war halt „der Zeitgeist“.

Gerold Becker hatte immer nur Jungen in seiner „Familie“, denen er sich schon frühmorgens bei Duschen aufdrängte. Päderasten sind hoch erfinderisch und manipulativ darin, sich einen Raum zu schaffen, in dem sie ihre Perversitäten ungehindert ausleben können. Gerold Becker nahm im Laufe seiner Tätigkeit beispielsweise immer mehr Jugendamtskinder auf, die auf die Schule kamen, weil ihre Eltern nicht in der Lage waren, sich angemessen um sie zu kümmern.

Mitarbeiter der Odenwaldschule haben später gesagt, dass sie „irgendetwas“ geahnt hätten, dass etwas nicht stimmte, dass man so mit Kindern nicht umgehen dürfe, wie es auf der Odenwaldschule gang und gäbe war. Aber niemand ist dem rechtzeitig bis zum bitteren Ende nachgegangen. Sogar als endlich — am 17. November 1999 — der erste enthüllende Artikel „Der Lack ist ab“ in der „Frankfurter Rundschau“ erschien, in dem zwei der Missbrauchsopfer sich offen äußerten, griff kein anderes Medium das Ungeheure auf.

„Die Öffentlichkeit zuckte nur kurz auf, als die Frankfurter Rundschau 1999 detailliert über die jahrzehntelangen Übergriffe berichtete. (…) Erst 2010, als die FR das Thema erneut aufgriff, kam es auf die Tagesordnung der Republik. Wahrscheinlich auch deshalb, weil im gleichen Frühjahr der Missbrauch zahlreicher Schüler auf dem katholischen Berliner Canisius-Kolleg öffentlich geworden war“, schrieb die [Frankfurter Rundschau am 9. Juni 2021.

Gerold Becker arbeitete nach Verlassen der Odenwaldschule noch bis zu seinem Tod 2010 ungehindert an Bildungsinstitutionen, hielt Vorträge und gehörte von 1993 bis 1997 dem Präsidium des Evangelischen Kirchentags an.

Gender Mainstreaming: Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen

John Money

In den 1960er-Jahren wurden die Weichen für eine weitere Entwicklung gestellt, die seitdem auf leisen Sohlen immer weiter vorgerückt ist. John Money (1921-2006), klinischer Psychologe und Sexualwissenschaftler an der Johns Hopkins Universität in Baltimore, gehörte als einer der Pioniere der Gender-Theorie zu den Ersten, die wissenschaftlich zu beweisen versuchten, dass das Geschlecht nichts Naturgegebenes ist, sondern durch die sozialen Verhältnisse bedingt sei. Die Gelegenheit, seine Thesen zu beweisen, ergab sich für Money, als ein Ehepaar ihn um Rat aufsuchte: Wegen einer Vorhautverengung hatte sich ihr wenige Monate alter Sohn Bruce — der eineiige Zwilling von Brian — einem Eingriff unterzogen, bei dem der Penis des Jungen beschädigt worden war. Money überredete die Eltern, einer Operation zuzustimmen und Bruce — ohne das Kind über seine Geburt als Junge aufzuklären — als Mädchen aufzuziehen. Ab dem 12. Lebensjahr wurde Brenda — wie sie jetzt hieß — zusätzlich mit weiblichen Hormonen behandelt.

Doch je älter sie wurde, desto weniger nahm Brenda ihre neue Rolle an. Sie widersetzte sich den häufigen Besuchen bei John Money in Baltimore und wehrte sich gegen die für sie entwürdigenden Untersuchungen, deren Sinn beide Zwillingskinder nicht verstanden.

Erst als Brenda schließlich mit 14 Jahren erfuhr, dass sie als Junge geboren worden war, ergab ihr bisheriges Leben für sie einen Sinn. Sie ließ sich zum Mann umoperieren und heiratete eine Frau mit drei Kindern, die sich später wieder von ihm trennte.

Mit 38 Jahren nahm er sich — zwei Jahre, nachdem sein Bruder Suizid begangen hatte — das Leben. John Money soll nicht bereit gewesen sein, sich zu seinem Experiment zu äußern.

Die Tavistock-Klinik

Die Gender-Abteilung der Tavistock-Klinik in London, das einzige Zentrum des britischen „National Health Service“ (NHS) für junge Menschen mit Geschlechtsdysphorie, wurde 2023 nach schweren Vorwürfen von Eltern, Patienten und Ärzten sowie aufgrund eines Gutachtens des Betreibers NHS selbst geschlossen.

Minderjährigen waren — oft durch Selbstdiagnose — ohne ausreichende Untersuchungen und Beratung Pubertätsblocker, Hormone und Operationen verordnet worden, deren Wirkung noch keineswegs ausreichend erforscht ist. Gleichzeitig stieg die Zahl der hilfesuchenden Jugendlichen massiv an, ohne dass dies hinterfragt werden durfte.

Kritiker wurden als transphob gebrandmarkt und medial an den Pranger gestellt. Dass es sich bei dem Phänomen um eine von Medien und Politik gehypte Modeerscheinung bei Pubertierenden handeln könnte, durfte nicht diskutiert werden.

UN-Weltfrauenkonferenzen

Das sogenannte Gender-Mainstreaming wurde erstmals international 1985 auf der 3. UN-Weltfrauenkonferenz in Nairobi diskutiert und zehn Jahre später auf der 4. UN-Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking weiterentwickelt. Die Journalistin Dale O’Leary, die 1995 bei den Vorbereitungen und als Teilnehmerin in Peking mit dabei war, hat ihre Erfahrungen detailliert in einem Buch mit dem Titel „The Gender Agenda — Redefining Equality“ festgehalten. Auf der Konferenz wurde der Grundstein für die vom Westen entwickelte Gender-Theorie gelegt, bei der davon ausgegangen wird, dass die Einteilung der Geschlechter in Mann und Frau nichts Naturgegebenes, sondern ein anerzogenes und veränderbares Konstrukt sei — der Mensch als beliebig konditionierbares Konglomerat, das sich nach Gusto zu einem „neuen Menschen“ formen lasse.

Auf der Konferenz — so Dale O’Leary — kamen allerdings fundamentale Differenzen klar zutage: Während die Befürworterinnen des Gender Mainstreaming aus den reichen westlichen Ländern kamen, lehnten Frauen aus den ärmeren Entwicklungsländern, das heißt, die Frauen, für die Mutterschaft und die traditionelle Familie kulturtragend sind, den „europäischen Unsinn“ ab. Niemand, der miterlebt habe, schreibt O’Leary, wie die Delegierten aus den ärmeren Ländern von den Lobbyisten der wohlhabenden Länder schließlich zur Gefügigkeit gezwungen wurden, könne auch nur entfernt von einem Konsens sprechen. Eine Gruppe privilegierter Frauen habe die Konferenz dominiert und den armen Ländern ihre Vorstellungen erbarmungslos diktiert. Gender-Mainstreaming ist inzwischen eine verbindliche Top-down-EU-Richtlinie, an die auch Deutschland gebunden ist. Ein kontroverser demokratischer Diskurs darüber war — und ist — nicht vorgesehen.

Da sich Gender-Mainstreaming auf keine naturwissenschaftlich erforschte biologische Grundlage berufen kann, kann es nicht falsifiziert und somit nicht widerlegt werden. Ideologie zog ein in Kitas, Schulen und Universitäten und wurde ständig am Bürger vorbei weiterentwickelt. Am 11. November 2024 ist das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz in Kraft getreten, mit dem jeder Bürger sich sein Geschlecht und seinen Vornamen im Jahresrhythmus selbst auswählen kann. Sollten die Eltern eines Minderjährigen ihr Einverständnis dazu nicht erteilen, soll ein Familiengericht entscheiden. „Maßstab ist dabei — wie im Familienrecht allgemein — das Kindeswohl.“ Weiteres ist auf dem sogenannten Regenbogenportal des „Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ (BMBFSFJ) nachzulesen.

Gender-Equality-Indoktrination

Einer der Vordenker und Vermittler der Gender-Ideologie ist der Sexualpädagoge und Hochschullehrer Uwe Sielert. Von seinem 1991 erschienenen und für Kinder von vier bis acht Jahren empfohlenen „Aufklärungsbuch für Kinder und ihre Eltern“ kann sich hier, wer möchte, ein Bild machen.

In Berlin wurde indes die erste schwul-lesbische Kita eröffnet, ein Pilotprojekt, das schon kleinen Kindern das Spektrum der verschiedenen Lebensmöglichkeiten der LSBTIQ-Bewegung nahebringen soll. Initiator und Vorstandsmitglied, der Soziologe Rüdiger Lautmann, musste zurücktreten, als bekannt wurde, dass er 1994 ein Buch mit dem Titel „Die Lust am Kind. Portrait eines Pädophilen“ veröffentlicht hatte.

Immer wieder werden Versuche von Kitas bekannt, den Kleinsten einen „Körpererkundungsraum“ für „sexuelle Spiele“ zur Verfügung zu stellen. Die Widerstände und Bedenken scheinen jedoch (noch) zu groß zu sein.

In München war man sich anfangs (noch) nicht sicher, ob es eine gute Idee sei, dass Drag Queens kleinen Kindern Geschichten vorlesen. Doch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bedauerte schon bald, dass er sich zu Beginn kritisch geäußert hatte. Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass er damit Menschen verletzt habe. Menschen, die — so Drag Queen Veuve Noir, die sich als „heterosexuelle Frau im Körper eines schwulen Mannes“ sieht — doch nur für Toleranz und Vielfalt werben und den Kindern verschiedene Lebensweisen nahebringen wollten. Drag Queen Olivia Jones und ihr Team sind sogar für das Projekt „Olivia macht Schule“ in Schulen und Kindertagesstätten unterwegs. Was das mit den Kindern macht, scheint nicht zu interessieren.

Kindesmissbrauch und Menschenhandel breiten sich ständig weiter aus. Wer sich damit beschäftigt, findet die Spuren weltweit. Hier nur einige wenige Beispiele: „Wo immer NATO-Truppen, Blauhelme und von der UNO angeheuerte private Friedenshüter stationiert sind, boomt die Zwangsprostitution und floriert der Handel“, schrieb der Spiegel am 10. Juli 2002. Täter hätten kaum Strafen zu befürchten. Gibt man im Internet „Sexualstraftäter/Pädophiler kommt mit Bewährungsstrafe davon“ ein, so gewinnt man den Eindruck, dass die Bewährungsstrafe heute das gängige Strafmaß für solche Taten ist.

Seit vielen Jahren kommen täglich immer mehr unbegleitete kleine Kinder und Jugendliche über die mexikanische Grenze in die USA. Beobachter berichten von Entführungen und Misshandlungen, von dunklen Kanälen, über die die Kinder weitergeleitet werden. Die Minderjährigen werden „zur Adoption“ in ihnen unbekannte Familien vermittelt, von Drogenkartellen für den Drogenverkauf rekrutiert oder zu Prostitution und zu Sklavendiensten gezwungen.

Die Tagesschau berichtete am 30. April 2024, dass europaweit mehr als 51.000 minderjährige Flüchtlinge als vermisst gälten.

„Sie kamen zwischen 2021 und 2023 in Europa an und befanden sich in staatlicher Obhut. Bis heute haben die Behörden keine Erkenntnisse über ihren Verbleib.“

Eine lapidare Meldung über einen ungeheuerlichen Vorgang.

Das Verschwinden der Kindheit

Der Schauspieler Rainer Bock spricht bei der Vorstellung des Films „Karla“, in dem es um Kindesmissbrauch geht, von Schutzräumen für Kinder, von „Familie, Kirche, Sportverein, Schule. Und diese Schutzräume werden alle, alle missbraucht.“

Im Leben eines Kindes sind sexuelle Gefühle natürlich nicht abwesend; Sexualität gehört zu den Erfahrungen, die Kinder auf dem Weg ins Leben machen und auf ihre Art selber erforschen, wie gut oder nicht gut sich etwas anfühlt.

Übergriffe von Erwachsenen oder gar vom Staat in einem Entwicklungsstadium, in dem Kinder noch gar nicht die Möglichkeit haben einzuschätzen, was mit ihnen geschieht, stürzen sie in eine Verwirrung, aus der sie zum Teil ein Leben lang nicht mehr herausfinden.

In der Dokumentation „Und wir sind nicht die Einzigen“ berichten ehemalige Schüler der Odenwaldschule erst nach Jahrzehnten von den zerstörerischen Folgen.

Vieles davon hat der Medienwissenschaftler Neil Postman schon vor 40 Jahren erkannt, als er in seinem Buch „Das Verschwinden der Kindheit“ darstellte, wie Kinder durch Medienkonsum viel zu früh mit Bildern und Inhalten in Kontakt kommen, die sie noch nicht verarbeiten können. „Mitansehen zu müssen, wie der Charme, die Wandelbarkeit und die Neugier der Kinder verkommen und am Ende in einem scheinhaften Erwachsenensein erstarren, ist schmerzlich und irritierend und stimmt traurig“, schreibt er im Vorwort.

Dass der Mensch in seinen ersten Lebensjahren am formbarsten ist, ist eine Erkenntnis, die sich totalitäre Systeme immer wieder zunutze gemacht haben. Pornografie und Gewalt sind heute Kindern, besonders seit der Erfindung des Smartphones, in einem Maße verfügbar, wie es sich der schon 2003 verstorbene Postman noch nicht vorstellen konnte.

Pornografie missbraucht die Unschuld und das natürliche Schamgefühl von Kindern und brennt Bilder in ihre Seelen ein, die schon den Kleinsten jede Möglichkeit nehmen, ihrem Alter gemäß eigene Erfahrungen zu machen. Allgegenwärtige Gewaltdarstellungen in Medien und bei Computerspielen führen zu der Desensibilisierung, emotionalen Abstumpfung, gesteigerten Aggressivität und Verrohung, die wir heute überall im öffentlichen Raum beobachten können.

Es geht nicht um das Wohl der Kinder und Jugendlichen. Es geht um die „Lufthoheit über Kinderbetten“, um staatliche Übergriffigkeit und Kontrolle bis in die Privat- und Intimsphäre hinein, wobei jeder, der das anders sieht, als verklemmt, homophob, als rechtsextrem oder ewiggestrig abqualifiziert wird.

Hier schließt sich der Kreis zu den Huxleys: Julian, der Bruder, der als erster UNESCO-Generalsekretär davon überzeugt war, dass nur eine Weltregierung die Probleme der Menschheit lösen könne. Und Aldous, der den Dingen auf den Grund ging und der erkannte, wozu Menschen, die Macht haben, fähig sind, als er im Vorwort zur 1946 veröffentlichten Ausgabe von „Schöne Neue Welt“ schrieb:

„Je geringer die politische und ökonomische Freiheit, desto größer wird die kompensatorische Tendenz zu sexueller Freiheit sein. Und der jeweilige Diktator wird gut beraten sein, diese Freiheit zu fördern. (...) Sie wird ihm nämlich im Verbund mit der Freiheit zu Tagträumereien mittels Drogen, Kino und Radio helfen, seine Untertanen mit der Knechtschaft zu versöhnen, die ihnen beschieden ist.“

Und vergessen wir nicht, dass Julian Huxley, der erste Generalsekretär der UNESCO, ein bekennender Eugeniker und Transhumanist war.


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