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Die Zeichen stehen auf Sturm

Die Zeichen stehen auf Sturm

Die Poetik-Ecke gleitet durch Wirrnis und Wahnsinn unserer Zeit.

Kurzer Gang durch das Textgeschehen

Der weite Bogen dieser Poetik-Ecke IV beginnt schlicht und doch schon verschränkt mit Anne Kremers Händedruck. In die Welt, wie sie geworden ist, greift yesterday, die Geltung aus anderen Zeiten, greift eine Hand von früher, Stärkung und Traum zugleich. Immerhin, das Ungeheuerliche ist zu groß, um es zu begreifen, so die Fortsetzung bei Marion Kling, und genau das ist die Erkenntnis, die über das Begreifen jener hinausgeht, die — von ARD und ZDF im Bunde gehalten — glauben begriffen zu haben: Solidarität. Dieser Erkenntnis eingelagert die Verwunderung: dass die das alles nicht bemerken, nicht wahrnehmen, nicht erkennen, das Fauchen und Zischen!

Kurze Utopie

Das Kind, das dir eine Wirklichkeit zulächelt, als utopischer Kontrast gegen dieses Fauchen und Zischen gesetzt. Wie immer bei der Romantik, die über alles zu verteidigen ist: Gefahr. Vielleicht aber ist es ohnehin das geimpfte Kind, das lächelt ... Anschließend ein weiterer Augenblick der Verheißung, einer, der zugleich Dämpfer ist: die Verschmelzung. Mit ALLEN. Das Außerhalb aufgehoben. Auch das ist mit drin in den Zeilen, wie Marion Kling sie formt. Conditio humana et cetera, und daran richtet sich die geballte Literarizität von Volker Erbes‘ Gedichten auf, Gedichte, die sich trotzig und sanft und wohl der Brechung bewusst auf einen Standpunkt stellen, der außerhalb liegt, den unmöglichen also, den romantischen. Eine Reflexion von nirgendwoher auf das, was uns ALLEN geschieht, ausgeschrieben als Erkenntnis eines: Ist das ein Mensch?

Vom Kopf auf den Fuß

Höchste Zeit, die Dinge vom Kopf auf den Fuß zu stellen. Die Zeilen von Kurt W. Schürzinger tun dies radikal schnörkellos. Die Poetik hört fast auf und führt zu Marx. Reloaded natürlich. Das Verschwinden des Körpers im Kapital. Wie das Versinken der Titanic im Atlantik. Falscher Vergleich — wo bitte liegt das Skelett, auf welchem Grund? —, aber doch ein letzter An- und Aufruf: Marxisten aller Länder und so weiter. Wer bitte schön? Marxisten? Gespenster? Susanne Kappeler, eine feministische Erkenntnistheoretikerin der frühen Stunde — da war Feminismus noch Machtkritik —, schreibt in einer Mail:

„Kann man noch schreiben? Genau wie Du beschreibst, sind einzelne Quellen und Ereignisse zu wenig, um ein kohärentes Geschehen zu behaupten, da muss auch der Wahnsinn, dass so viel ‚geglaubt‘ und gehorcht wird, mit hinein. Dass es tatsächlich endlos neue unglaubliche Geschehnisse gibt — aber niemand kann sie in genaue Verhältnisse einbringen. Trotzdem scheint es, dass das Faktum der absichtlichen, geplanten Tötung immer mehr in die Mitte des Widerstandsverständnisses rückt. Gerade habe ich ein akustisch etwas schwer verständliches und von KI falsch untertiteltes Video gesehen, in dem drei Fachleute die Blutbilder von Geimpften anschauen und da Dinge sehen, die es noch nie gegeben hat. Oder Quellen tauchen auf, dass eben überall dort auf Impfungen und Medikamenten, zum Beispiel Remdesevir, bestanden wird, wo es relativ klar ist, dass es verheerende Wirkung hat: bei Kranken, bei Alten, bei Armen, bei Schwangeren und immer wieder bei den Kindern ...

Anekdote

Immer bleibt es jedoch ‚anekdotisch‘, da so viel Zensur doch auch die Auswirkung hat, dass die Sichtbarkeit klein bleibt und es den Gläubigen hilft, immer weiter zu glauben. Wie Du so schön sagtest: Selbst, wenn das dritte Gebäude 9/11 in Hawaii zusammengekracht wäre, hätte sich der Glaube ans Narrativ nur noch viel fanatischer verfestigt.

Sieg des Faschismus

Ich denke, es gibt, das ganze Corona-Geschehen betreffend, nicht nur einen Hauptfaktor oder ein Hauptziel. Das denkbare ‚Ziel‘ eines absichtlichen Menschheitsreduktionsprogramms könnte ebenso eine sogenannte Nebenwirkung, ein Kollateralschaden sein, der ebenso leicht und auch gern hingenommen wird, da er sich mit andern Zielen und Motiven verschränkt, wie wir es sehen — alle Vorsichtsmaßnahmen fehlen, alle Aufklärungsversuche bleiben aus: Dann wäre es schlicht der Sieg des Faschismus als Grundhaltung, was ja eh nicht fern liegt. Ein ebenso denkbares ‚Ziel‘ ist die absolut totale Profit-Schürfung anlässlich dieser außergewöhnlichen Gelegenheit, wenn die gesamte — überlebende — Weltbevölkerung immer wieder vielfach geimpft und geboostet werden kann und immer neue ‚Mutanten‘ aus den Ärmeln geschüttelt werden.

Durch Wirrnis und Wahnsinn

Wie dem persönlich, im Alltag oder auch perspektivisch im kollektiven Widerstand zu begegnen wäre, weiß ich auch immer weniger. Je mehr man vom Ganzen wahrnimmt, desto unmöglicher wird beides. Dennoch scheint mir, dass die Erkenntnisse, die wir erringen, an Komplexität das, was als Motivation hinter dem Ganzen steht, um ein Vielfaches übersteigen. Das ist ja auch nichts Neues. Aber es ist auch eine arge Herausforderung, mit dieser Komplexität in jeder Hinsicht zu denken. Persönlich hat man ja schlicht die Aufgabe, sich und die Nächsten Tag für Tag irgendwie und ohne Abstürze an der Wirrnis und dem Wahnsinn vorbeizubringen.“

Die Poetik-Ecke IV ist ein solcher Versuch. Versuch, sich selbst und andere am Wahnsinn vorbeizubringen.

Anne Kremer: Der Händedruck

Die Krisenzeit hat sich eingenistet
in die vergilbte Mönchskutte der Erinnerung
knochentief Gefühle desinfizierend hat sie ihren Alltag gefristet,
nun greift sie verstohlen, verlogen mit viel Stunk
nach der Abwehr deiner Immunzellen,
die generalüberholt für die Zukunft weiterer Wellen
an der Expansion gehindert werden sollen.

Die Hand hast du mir freiwillig gegeben
ungeschützt, so menschlich herzenswarm
überrascht, erwachend aus dem starren Erleben
überflog mein Herz ein bekannter Gefühlsschwarm

Zeitlos gefühlte, vermisste Willkommensgeste
das Hirn sortiert des Verordnungswahns Reste
aus unserem Alltag gefallene Normenflicken
die scheu aus dem Versteck nach Vergünstigung blicken
umworben, sich sorgen nach der Sehnsucht Morgen.

Marion Kling: Das Ungeheuerliche denken

das Ungeheuerliche ist groß
zu groß für einen Anfang oder ein Ende
für eine Vorstellung oder einen Gedanken
der Schleier der kleinen glücklichen Anfänge
mit den kleinen guten Aussichten
ist blickdicht
Urkräfte erscheinen nicht
auf dem Bildschirm im Wohnzimmer
wer sehen will
wird den Blick heben
und den Schleier lüften müssen
gleich neben dem unvorstellbaren Ungeheuerlichen
lauert unvorstellbarer Mut

Marion Kling: Wirklichkeit

ich gehe mit geflügelten Raubtieren
und gefiederten Riesenechsen spazieren
sie fauchen und zischen
ich halte sie eng an der Leine
und wundere mich
dass niemand sie sieht
niemand ihre Bisse spürt
niemand ihr Brüllen hört
einen kurzen Moment glaube ich mich tot
bis ein kleines Kind
sanft die Flügel meiner Raubtiere berührt
und mir die eine Wirklichkeit zulächelt

Marion Kling: Alle

ich bin alle
die
die sterben
und die
die überleben
die gespenstisch glauben
und die kämpfend hoffen
die hypnotisch folgen
und die kopflos widersprechen
ich ohne alle
bin niemand

Volker Erbes: Juliflut/Requiem

Die Wasser haben ihre Zeit
Auf Sturm standen längst die Zeichen
Was müsst ihr wenn das Wetter kommt

Aus euren Büchern streichen?

Der Wolke ging der Wind voraus
Starkregen Geldsegen Fluten
Wer zählt die Opfer und bezahlt die Retter?
Wir die Guten

Was wollen sie mit ihren Schirmen?
Nimm Hilfe an! Ist es so recht?
Warum wird mir wenn ich die Helden sehe
auf einmal schlecht?

Volker Erbes: Heut im Botanischen Garten

Du hast es nirgends gefunden
Das Eigene Andere Wir
Im Netz der vielen Dinge
Was aber suchst du hier

Grün verstrickter Garten
Der Geister Körperhülle
Verzweigter Wege Frage
Antwort Stille

Von der Allee her das Rauschen
Baulärm Glasfaserkabel
Wo steckt der Sinn der Geschichte
Viel Rauch um Sein und Abel

Plötzlich Sphärengesang
Aus dem Baum hinter dir kein Hoax
Schau nur ein Vogelhaus
O eine Lautsprecherbox

Kurt W. Schürzinger: Liebe Impfbrüder

Liebe Impfbrüder und Impfschwestern,
was uns verbindet, ist die Manipulation unseres Körpers,
und damit erhöhen und entfernen wir uns vom Tier.

Und dennoch sind wir individuell,
die einen sind Moderna- und Biontech-Krieger,
die anderen Pioniere, Apologeten, Legionäre
von Curevac, Sputnik oder AstraZeneca.

Ein Zufall, ob Vektor oder mRNA bei dir wirkt —
so soll es sein, eine Gnade der Schöpfer.

Peter Thomas Klyk: Kapital kapert Körper

Denken Sie an rauchende Schlote, riesige Produktionshallen, Stahlbarone, Eisenbahnen und Kanonen,
denken Sie an Männer mittleren Alters in Nadelstreifenanzügen, Zigarre rauchend,
auch an turmhohe Bankhäuser und blitzende Jets, Wall Street und die Filmfigur Gordon Gecko.

Dies waren Erscheinungen und Symbole des Kapitals im 19. und 20. Jahrhundert, die wir kennengelernt haben.

Diese Zeiten sind vorbei.

ARBEIT, der Arbeiter und das KAPITAL waren räumlich weiter getrennt; Kapital besaß die Fabriken, die dort Angestellten machten sich dort anstellig und schufen Mehrwert.
Dies benannte man als Teil der Wertschöpfungskette.

Waren waren sichtbar.

Nun sind wir selbst zum Produktionsmittel geworden.

Eine unbekannte Anzahl, es könnten ungefähr eine Milliarde sein, von artifiziellen, fettartigen, elektrisch geladenen Nanopartikeln wird in einer wässrigen Lösung in den Oberarmmuskel gespritzt.

Diese mit den Augen nicht wahrnehmbaren Teilchen enthalten eine künstliche, genetische Information, formiert durch einen Stoff, den Virus-Wissenschaftler mRNA nennen.
Dieses Agens ist ebenfalls artifiziell, im Labor hergestellt und körperfremd, obschon häufig aus dem Inland und made in Germany.

Gleich einem Trojanischen Pferd trägt nun der Nanopartikel den Gen-Informationsstoff die Zellmembran penetrierend in die Zellen des menschlichen Organismus.

Als Organismus sind wir damit ein Produktionsmittel, eine Fabrik beziehungsweise ein Bio-Reaktor, und produzieren Eiweiße, die von den Naturwissenschaftlern als Spike-Proteine bezeichnet wurden.

Diese fremden Eiweiße sollen unser körpereigenes Immunsystem zur Produktion von Antikörpern gegen eine Krankheit der Atemwege, die wir unter Umständen erleiden können, veranlassen.

Die menschliche Zelle wird somit kommodifiziert, also in den Prozess der Warenproduktion ökonomisch eingebunden, Produktion wird gleichsam verinnerlicht.

Um dies Geschehen in Gang zu setzen, zahlen wir eigenhändig Geld an Gesundheitskassen und Steuern. Wir sind damit zum idealen prosumer geworden, einem Konsumenten, welcher das Produkt oder die Dienstleistung selber produziert, die er dann später nutzt und bezahlt.

Ziemlich seltsam — nicht wahr?

Kapital und Arbeit scheinen zusammenzufallen,
sie sind nicht dialektisch aufgehoben worden.

Die Expropriateurs — Enteigner, um mit den Worten von K. Marx zu sprechen — können nun nicht mehr so einfach enteignet werden, weil sie sich gewissermaßen in uns internalisiert haben.

Die wenigen Anderen, welche uns aufs Äußerste und — bis ins Innerste — enteignen und entfremden — oder, wie es uns die schöne Geschichte erzählt: die als Wohltäter ihr Scherflein an uns verdienen — können nunmehr noch weniger in ihrer ökonomisierten Herrschaft über die Außen- und Innenwelt in Schranken gewiesen werden.

Der Kapitalismus sei ein totales System, welches alle Lebensbereiche durchdringe, schreibt Ulrike Herrmann. Karl Marx beschrieb das Kapital in Teilen mit Vampir- und Blutsaugermetaphern.

Sollten aus unserer Sicht düstere, dystopische Visionen einer Herrscherklasse nun mit Macht Wirklichkeit werden?

Marxisten aller Länder widerlegt dies!


Quellen und Anmerkungen:

Von Marion Kling ist folgender Titel erschienen:

  • Dazwischen. Kurzgeschichten & Gedichte, hier zu bestellen.

Von Volker Erbes sind folgende Titel erhältlich:

  • Frankfurter Messe — SommerMachtstraum. Poesie der Revolte,
  • Frankfurter Kreuz — Wir hörten ihn singen. Gedichte seinerzeit,
  • Ein Blues für die Lady, Roman,
  • Der Engel der anderen Geschichte, Kriminalroman.

Alle Titel bei mainbook und über die üblichen Buchseiten im Web beziehungsweise im Buchhandel zu beziehen.

Von Susanne Kappeler sind folgende Titel erschienen:

  • Vergewaltigung, Krieg, Nationalismus. Eine feministische Kritik (anlässlich des Kriegs in Ex-Jugoslawien), herausgegeben zusammen mit Mira Renka und Melanie Beyer,
  • Pornographie. Die Macht der Darstellung,
  • Der Wille zur Gewalt. Politik des persönlichen Verhaltens.

Alle Titel im Verlag Frauenoffensive und im Wesentlichen nur noch gebraucht oder über Bibliotheken zu beziehen.


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