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Erlernte Hilflosigkeit

Erlernte Hilflosigkeit

Den Menschen in westlichen Gesellschaften wurde jahrzehntelang ihre mentale Widerstandskraft abtrainiert — als Folge nehmen sie heute jede Demütigung hin.

Die Schockstarre hat unter Psychologen seit 1967 einen Namen: erlernte Hilflosigkeit. Der amerikanische Psychologe Martin Seligman (geboren 1942) prägte ihn in der Folge eines unethischen Tierexperiments an der Universität von Pennsylvania. Hunde, die in Käfigen Elektroschocks ausgesetzt wurden, zeigten ein unterschiedliches Verhalten abhängig davon, ob sie eine Reaktion zum Selbstschutz gelernt hatten oder eben nicht. Hunde, denen der rettende Ausweg in einen anderen Käfig möglich war, brachten sich dort auch später in Sicherheit, während Hunde, die Elektroschocks ohne Ausweichmöglichkeit aushalten mussten, erst gar nicht versuchten, sich zu retten, als sie eine Option erhielten.

Dieses unnatürliche Verhalten hat man den meisten Menschen in den westlichen Industrieländern seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs antrainiert. Basis waren Radio und Fernsehen, die tagtäglich eine entfernte oder sogar erfundene Wirklichkeit im Bewusstsein verankerten, an der sich nichts ändern ließ. Ob Korea- oder Vietnamkrieg, Kennedy-Morde oder Fußballdramen — man konnte nur zuschauen.

Bürgerproteste und die Auflehnung von Menschen gegen Übergriffe werden von den Massenmedien ausgespart. Das Wissen um eigene Handlungsoptionen soll gar nicht als Denkmöglichkeit erkannt werden.

Das Einzeltraining der pflegeleichten Untertanen begann dann ab den 1970er Jahren mit einer frühkindlichen Rundumbetreuung. „Baby an Bord“ zu unmotivierten medizinischen Untersuchungen mit Impfungen, Kindergarten und Schule. Wie soll jemand Gestaltungswillen entwickeln, wenn er morgens aus dem Bett geholt, angezogen und in den Kindersitz geschnallt wird? Und wie Schulen zu Ganztagsverwahranstalten degradiert wurden, hörte auch mit weiterem Fahrservice zum Sport oder Musikunterricht die nachmittägliche Freizeit auf, zum Experimentierfeld für ein Leben auf eigenes Risiko zu werden.

Wer es gewohnt ist, überallhin gebracht zu werden, der wird kaum seine eigenen Wege gehen wollen. Jedes Fertigmenü, der all-inclusive-Urlaub und die Festanstellung ohne Befristung werden zum Rettungsanker für ein Leben, in dem es keine Abenteuer und Konflikte geben darf. Realityshows und Computerspiele reichen als Surrogat. Schließlich ist selbst das Mitmachen dabei folgenlos. Man muss keine Konsequenzen fürchten und muss sich nicht verantworten. Wenn das eigene Leben immer weniger stattfindet, sind auch Entmündigung, Entrechtung oder Enteignung kein Grund, Eigeninitiative zu entfalten. Hotel Mama, Vater Staat und die übermächtigen Weltkonzerne werden alles irgendwie richten.

Da müssen die Gehirne gar nicht mehr durch chemische Substanzen indoktriniert werden, um schrumpfende Einkommen, sinkende Wohnungstemperaturen, ein künstliches Wolkendauergrau und selbst Krankheit und Tod durch Gengiftspritzen einfach hinzunehmen. Es ist weder die Coolness der Generationen XYZ oder deren überlegener, vielleicht sogar christlich verbrämter Langmut, auch die andere Wange hinzuhalten, sondern nur die erlernte Hilflosigkeit.

Ein Verhaltensrepertoire jenseits der Duldung steht nicht bereit. Es bleibt nur, sich jedes Desaster schön zu reden oder noch besser die Beschwichtigungslügen der offiziellen Propaganda zur eigenen Weltsicht zu machen.

Dank der erlernten Hilflosigkeit ist Europa jetzt zur Kolonie geworden. Der Weg aller Kolonien ist vorgezeichnet: Verarmung, Bevölkerungsreduktion und Bevölkerungsaustausch.


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