Versuchen Sie, sich diese völlig unerträgliche, dystopische Zukunft vorzustellen:
- Wir erreichen einen Punkt, an dem Konzerne so groß und so unfassbar reich werden, dass es sich Politiker nicht mehr leisten können, sie durch Gesetze zur Begrenzung ihrer Macht zu verärgern. Die Konzerne sind schlicht „too big to fail“.
- Tatsächlich geben Politiker nur vor, für die politische Gestaltung verantwortlich zu sein. Wie andere Bereiche der Gesellschaft auch, werden ihre Dienste faktisch von Konzernen gekauft. Insgeheim stellen Politiker die Interessen dieser Konzerne und der Milliardäre, die hinter ihnen stehen, über die Interessen der Öffentlichkeit, die sie eigentlich vertreten sollen. Demokratie dient dabei als Fassade, hinter der eine kleptokratische Klasse herrscht.
- Die Konzerne setzen ihre Macht dazu ein, Gesetze voranzubringen, die es ihnen ermöglichen, ihren Reichtum weiter zu konzentrieren. Sie monopolisieren riesige Teile der Wirtschaft — wie ein Parasit, der sich vom Blut seines Wirts ernährt. Wenn sie mit diesen Monopolen auf verhängnisvolle Weise Misswirtschaft betreiben, wie sie es immer wieder tun, stützen sie sich auf die politische Klasse — ihre Diener —, um sich mit öffentlichen Geldern retten zu lassen.
- Die größten Gewinne werden mit dem allgegenwärtigen Krieg erzielt. Die Konzerne nutzen ihre politischen Handlanger, um Feinde zu konstruieren, vor denen die Allgemeinheit geschützt werden muss. Das erweist sich als sehr erfolgreich. In einer von Angst getriebenen Gesellschaft sind die Bürger eher bereit, Sparmaßnahmen zu erdulden — den schleichenden Abbau von öffentlichen Dienstleistungen, die dann von den Konzernen übernommen und als gewinnbringende Unternehmen geführt werden können. Die Öffentlichkeit wird davon überzeugt, dass der Geldfluss von ihren eigenen Taschen in die Kassen der Unternehmen — zur Ausweitung der Kriegsmaschinerie — für die nationale Sicherheit wichtig ist. Die am meisten wertgeschätzten Freiheiten der Allgemeinheit müssen, so heißt es, geopfert werden, damit die Gesellschaft nicht schwach und verwundbar wird. Und die Konzerne verunglimpfen jeden, der ihre Macht infrage stellt, als inneren Feind, der mit dem äußeren Feind unter einer Decke steckt.
- Diese groß angelegte Täuschung funktioniert nur deshalb, weil die Milliardäre auch die Medien kontrollieren, die ihren Interessen dienen. Die Medien dulden begrenzten Widerspruch, um der Öffentlichkeit das Gefühl zu geben es herrsche eine umfassende Meinungsvielfalt. Doch jeder, der wirklich widerspricht — der die Macht der Konzerne infrage stellt —, wird von genau denselben Medienunternehmen als Spinner, Sozialist, Antisemit oder Terrorist diffamiert. Nur wenige von ihnen hören sich deren Argumente an, entweder weil diese Etiketten ausreichen, um ihnen eine Plattform zu verweigern, oder weil die Medienkonzerne ihre Kontrolle über die Algorithmen moderner Kommunikation nutzen, um sicherzustellen, dass andere Meinungen in den sozialen Medien heimlich in Sackgassen gelenkt werden.
- Während die Herrschaft der Konzerne zunehmend katastrophaler scheitert — die für endloses Wachstum benötigten Ressourcen gehen zur Neige, die externalisierten Kosten der Ausbeutung des Planeten durch die Konzerne verursachen immer mehr giftige Abfallprodukte und stören das fragile Klimagleichgewicht —, gewinnt die Rolle der Medien immer stärker an Bedeutung.
Deren Aufgabe besteht darin, die Öffentlichkeit mit einer unendlichen Reihe kleinerer Krisen abzulenken, für die die „Feinde“, die Natur oder der Zufall verantwortlich gemacht werden können — niemals jedoch die Konzerne selbst. Auf diese Weise verwendet die Öffentlichkeit ihre Energien darauf, sich über die Bedrohung aus Eurasien und Ostasien, die Gefahren des Terrorismus, die Bedrohung durch Immigranten, die Drogenepidemie, gesundheitliche Notlagen, unerwartete „Wetterereignisse“, die KI-Apokalypse, die Risiken der freien Meinungsäußerungen und und Ähnliches Sorgen zu machen und darüber zu streiten.
Und während sich die Öffentlichkeit über diese Dinge Sorgen macht, ziehen die Unternehmen noch mehr Geld aus der Wirtschaft und behaupten, dies sei notwendig, um heute alle vor Ostasien und morgen vor Eurasien zu beschützen.
Sie erklären, dass neue Technologien entwickelt werden müssen, um den Terrorismus auszumerzen und um die Boote (Anmerkung der Übersetzerin: Es ist aus dem Originaltext nicht ersichtlich, ob der Autor hier Flüchtlings- oder Drogenboote meint) abzufangen. Sie behaupten, dass im In- und Ausland ein hochkomplexer Krieg gegen die Drogenbarone geführt wird, dass eine „schöne neue Welt“ medizinischer Durchbrüche erschaffen wird, dass in lebenswichtige „grüne“ Technologien investiert wird, die Rettung versprechen, dass KI-Sicherheitsmaßnahmen geschaffen werden und dass verantwortungsvollere Methoden zur Kontrolle der Meinungsäußerung erarbeitet werden.
All dies ist eine düstere Vision einer möglichen Zukunft. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie so nicht eintreten. Unsere Gesellschaften sind zu widerstandsfähig, unsere Freiheiten zu sicher, die Unternehmen zu stark gezügelt, als dass diese trostlose Welt je Wirklichkeit werden könnte.
Postskriptum:
Mir war nicht klar, dass ich die Aussage dieses Artikels erklären müsste. Es handelt sich nicht, wie so mancher glauben mag, um die Beschreibung einer möglichen Zukunft, sondern von vorne bis hinten um die Beschreibung unserer heutigen Zeit. Ich habe mir nichts davon ausgedacht. Ich habe mich ausschließlich auf Dinge gestützt, die wir alle um uns herum beobachten können. Wenn wir unseren derzeitigen Kurs nicht ändern, ist unsere Zukunft wahrscheinlich viel düsterer als alles, was ich hier beschrieben habe.
Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Don't worry, be happy. All those who feared a dystopian future got it wrong“ auf dem Substack von Jonathan Cook. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.
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