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Zwischen Bangen und Hoffen

Zwischen Bangen und Hoffen

Angesichts der Umstände, die eine durchgeknallte Finanz- und Politelite zu verantworten haben, drohen wir zu resignieren. Das dürfen wir aber nicht!

Die 2009 verstorbene Pina Bausch (Ballettdirektorin des Wuppertaler Tanztheaters) hat auf die Frage eines Journalisten, wie sie sich Ihre Zukunft wünscht, folgendes geantwortet: „I don't know...because...I think there are so big problems in the world, I... I wish... I hope...strength, a lot of strength... and love, I don´t know ... a lot of strength…“

Was Pina sich und uns in ihrer Sprachlosigkeit so sehnlich gewünscht hat, scheint allmählich auszugehen. Die Kraftspeicher für die Wachgebliebenen in unserer narkotisierten Zivilgesellschaft sind fast leer. Und Nachschub ist nicht in Sicht, denn die Hoffnung, auf die wir solange gesetzt haben, sie stirbt bereits, wenn auch zuletzt. Jetzt gilt es, angesichts des globalen Treibens einer durchgeknallten Finanz- und Politelite, die nicht nur den Ökozid nach Kräften befördert, sondern im geostrategischen Ränkespiel wieder offen auf die atomare Karte setzt, nicht den Verstand zu verlieren.

Das Problem ist ja nicht die Krise! Das wirkliche Problem ist das Gefühl der Machtlosigkeit, dieser Eindruck, mit gebundenen Händen dazustehen und nichts anderes tun zu können. Im Grunde genommen bräuchte es einen revolutionären Kraftakt ohnegleichen, eine Art globaler Ökodiktatur, unter der die Menschheit zwei, drei Generationen lang in Geiselhaft genommen wird, damit die Erde einmal kräftig durchatmen kann. Das wird natürlich nicht passieren, jedenfalls nicht ad hoc, eher „schäublemäßig scheibchenweise“, wie mir der verstorbene Rudolf Bahro einmal schieb. Aber allein die Tatsache, dass man ein solches Schreckensszenario als Lösungsmöglichkeit in Betracht ziehen muss, sagt einiges über die verfahrene Situation aus, in der wir stecken.

„Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann: wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen, dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt. Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang.“

Und wieder einer...

Diese Sätze stammen von dem Schweizer Historiker Carl J. Burckhard (1891 - 1974). Ich zitiere sie, weil sie die Befindlichkeit all jener “Mahn-Wesen“ sehr gut widerspiegeln, die sich dem galoppierenden Wahnsinn seit Beginn der Industrialisierung vergeblich entgegengestemmt haben. Von Hans Paasche (1881-1920) bis Julia Butterfly Hill (Jahrgang 1974). Hans Paasche war ein deutscher Marine- und Kolonialoffizier, der lange in Afrika gedient hatte.

Er trat für Frieden und soziale Gerechtigkeit, für Tier- und Naturschutz ein, bekämpfte den Patriotismus, die Todesstrafe und den Alkoholismus und plädierte für eine Bodenreform, das Frauenstimmrecht und eine “natürliche Lebensweise”. Wegen seiner Kriegsgegnerschaft wurde Paasche 1917 inhaftiert. Sein Vater schützte ihn vor der Erschießung, indem er ihn in ein Nervensanatorium einweisen ließ. Den folgenden Text schrieb Hans Paasche vor über hundert Jahren in seinem Buch „Ändert euren Sinn - Schriften eines Revolutionärs“:

“Das Leid der geschändeten Natur war niemals, seit die Erde besteht, so groß wie jetzt unter der nichtschonenden Macht des Welthandels, des Verkehrs, der Industrie. Maßlos sind die im Nehmen. Was irgend die Erde an lebender Schönheit und Pracht hervorbrachte, muß ihnen dienen. Solange noch eine Gazelle lebt, deren Fell auf dem Weltmarkt Wert hat, ein Wal im Eismeer, ein Paradiesvogel im Urbusch entlegener Inseln, solange ruht die geschäftige Betriebsamkeit nicht, gepaart mit menschenunwürdiger Gedankenlosigkeit und Kurzsicht. Aber nicht darin zeigt sich der Mensch als Herr der Natur, dass er die Erfindergabe, die ihm gegeben wurde, dazu benutzt, alles Leben zu vernichten, sondern er wird erst zum Herrn der Natur, wenn er ein gütiger Herr wird, der die Schöpfung tiefinnerlich versteht und mit jedem hilflosen Geschöpf mitempfindet. Das ist die neue Lehre.”

Am 21. Mai 1920 wurde Hans Paasche von rechtsgerichteten Freikorps-Truppen auf seinem eigenen Grundstück beim Fischen vor den Augen seiner Kinder „auf der Flucht erschossen“. Er war bekleidet mit Badehose und Jacke und trug Sandalen.

Kurt Tucholsky schrieb damals:

„Wieder einer. Ein müder Mann, / der müde über die Deutschen sann. / Den preußischen Geist – er kannte ihn / aus dem Heer und aus den Kolonien, / aus der großen Zeit – er mochte nicht mehr. / Er hasste dieses höllische Heer. / Er liebte die Menschen. Er haßte Sergeanten. / … Ein toter Mann. Ein Stiller. Ein Reiner. / Wieder einer. Wieder einer.“

Julia Butterfly Hill, von der oben ebenfalls die Rede ist, bestieg am 10. Dezember 1997 einen kalifornischen Küsten-Mammutbaum (sie nannte ihn Luna) und lebte dort für 738 Tage, um ihn vor dem Abholzen durch die Firma Pacific Lumber zu beschützen. Später sagte sie:

„Der eigentliche Grund, alles was ich in meinem Leben hatte, aufzugeben – meine Freunde, meine Arbeit, meine Karriere, meine Klamotten, mich umzudrehen, alles zu verkaufen und in den Wald zu gehen – war der atemberaubende Anblick dieses riesigen uralten Redwood-Baums, dessen Leben unmittelbar bedroht war. Wenn man so ein Wesen auf einem Foto sieht, kann es einen sehr berühren, aber wenn man davor steht, dann haut es einen einfach um. Dieser Wirklichkeitsschock jenseits der Medienwelt, fühlte sich für mich so an, als würde eine Hand meine Eingeweide und mein Herz rausreißen, mich am Nacken packen und ins Geschehen stoßen. Es war nichts Politisches, nichts Wissenschaftliches. Ich glaube, es gib diese Momente im Leben, wo wir etwas erkennen und ohne jeden Zweifel wissen, dass es falsch läuft und wir etwas unternehmen müssen.“

Der Vorstandsvorsitzende von Pacific Lumber äußerte sich zum medienwirksamen „Butterfly-Spektakel“ wie folgt: „Das Zeug steht da draußen und wir holen es uns. Oder wollen wir ihn aufgeben, den american way life?“ Wollten sie natürlich nicht. Heute hat das industrielle Clearcutting Kaliforniens Wälder größtenteils in Wiesen verwandelt, auf denen nur noch gigantische Stümpfe an die Baumriesen erinnern, die mehr als tausend Jahre gebraucht haben, um hier zu voller Größe aufzusteigen.

Wo bleibt die Ära der globalen Zusammenarbeit?

Die Vereinigten Staaten von Amerika, als der größte Umweltverschmutzer der Welt, sind mehr denn je davon entfernt, sich den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Unter Präsident Trump wird der Klimawandel schlicht geleugnet, man setzt dort wieder auf Kohle, anstatt auf erneuerbare Energien. Diese kurzsichtige Politik ist allein den Interessen der Wirtschaft verpflichtet und nicht etwa einer lebenswerten Zukunft, wie sie in der Studie „Global 2000“ eingefordert wird, die der damalige US-Präsident Jimmy Carter 1977 in Auftrag gegeben hatte.

Die Studie sollte auf der Basis von absehbaren Entwicklungstrends die politische Planungsgrundlage für eine ökologisch orientierte Politik liefern. Sie kommt zu folgendem Ergebnis: „Die Schlussfolgerungen deuten für die Zeit bis zum Jahre 2000 auf ein Potential globaler Probleme von alarmierendem Ausmaß. Wenn die Trends verändert und die Probleme verringert werden sollen, werden weltweit mutige und entschlossene neue Initiativen erforderlich sein.

Die Fähigkeit der Erde, Leben zu ermöglichen, muss geschützt und wiederhergestellt werden. Grundlegende natürliche Ressourcen – Agrarland, Fischgründe, Wälder, mineralische Rohstoffe, Energie, Luft und Wasser – müssen erhalten und der Umgang mit ihnen verbessert werden. Eine weltweite Veränderung der Politik ist erforderlich, bevor die Möglichkeiten für wirkungsvolles Handeln immer stärker eingeschränkt werden. Angesichts der Dringlichkeit, Reichweite und Komplexität der vor uns liegenden Herausforderungen bleiben die jetzt auf der ganzen Welt in Gang gekommenen Anstrengungen allerdings weit hinter dem zurück, was erforderlich ist. Es muss eine neue Ära der globalen Zusammenarbeit und der gegenseitigen Verpflichtung beginnen, wie sie in der Geschichte ohne Beispiel ist.“

Heute, 40 Jahre später, ist nur eines beispiellos: das Entsetzen über unseren kollektiven Blindflug ins Verderben. Unser Alltag ist durchsetzt mit einer unangenehmen Vorahnung auf etwas, das wir nach Kräften zu verdrängen suchen. Millionen Menschen überall auf der Welt spüren, dass wir keine Verantwortung mehr für die Erde übernehmen und sie leiden darunter, weil sie in diesem System in einem Überlebenskampf gehalten werden, der ihnen die Hände bindet.

Den meisten von uns ist bewusst, dass wir auf einem gigantischen Minenfeld leben. Wir laufen Gefahr, dass uns die Hinterlassenschaften aus der Atomindustrie, die Kriegslüsternheit der Machteliten, die weltweiten sozialen Verwerfungen, die Folgen der Genmanipulation und des Geoengineering und vieles andere mehr jederzeit um die Ohren fliegen können.

Eine kleine Initialzündung würde schon reichen, um eine katastrophale Kettenreaktion auszulösen. Unsere Herzen sind in dieser freudlosen Leistungsgesellschaft längst in großer Zahl erkaltet, wir haben uns eingerichtet in Apathie und Gleichgültigkeit.

Der US-amerikanische Umweltaktivist und Autor Derrick Jensen („Endgame“) bringt es auf den Punkt:

„Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass unsere Zivilisation nur Wälder kahlschlägt. Sie tut dasselbe mit unserer Psyche. Es wäre verfehlt zu glauben, dass sie nur Flüsse mit Dämmen verbaut. Sie errichtet auch in uns Dämme. Es wäre verfehlt, dass sie nur in den Meeren tote Zonen erzeugt. Sie schafft tote Zonen in unseren Herzen und in unseren Köpfen. Es wäre verfehlt zu glauben, sie würde nur Habitate zerstückeln. Auch wir werden zerstückelt, zertrennt, zerfetzt, zerrissen und zermalmt“.

Dennis Meadows, Mitautor der 1972 vom Club of Rome in Auftrag gegebenen Studie „Die Grenzen des Wachstums“ antwortete vor fünf Jahren in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf die Frage „Sind Sie denn zuversichtlich, dass die Menschen rund um den Globus ihre Gewohnheiten so ändern werden, dass die Welt gerettet wird?“ mit einem schlichten NEIN und er fügte hinzu: „Sie können in Ihrem persönlichen Umfeld etwas verändern. Das ist das Positive, das ich den Menschen mitgeben will. Aber die globalen Probleme lösen Sie so nicht.“

Dass unser globales Giersystem den Gipfel der Ratlosigkeit inzwischen erklommen hat, bestreitet kaum noch jemand. „Das ganze menschliche Projekt ist eine Maschine ohne Bremsen, denn es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich die politischen Führer der Welt der Realität stellen werden, bevor die Katastrophe eingetreten ist“. Diese deprimierende Aussage stammt von dem 2010 verstorbenen Steward Udall, einst Innenminister unter den US-Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson.

Wir alle machen mit

Schuldzuweisungen dieser Art sind schnell erstellt, aber sie bringen uns keinen Schritt voran, auch wenn die Verbrechen deutlich zugeordnet werden können. Das Problem entsteht im Geist von uns allen und dort wird es gelöst. Im Geist nämlich sind wir mit allem verwandt. Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Offensichtlich schon. Denn wir alle sind es, die Kritiker eingeschlossen, die täglich am Rad der Vernichtung drehen. Ohne unsere Unterstützung (wie viele Menschen sind zum Beispiel bereit, ihr Konsumverhalten zu ändern?) könnten derart katastrophale Verhältnisse nicht entstehen.

Im selben Jahr, als Dennis Meadows der FAZ ein Interview gab, entstand unter der Leitung des norwegischen Zukunftsforschers Jorgen Randers ein zweiter Bericht an den Club of Rome. Darin findet man unter anderem folgenden Rat, bei dem man sich zunächst an Christian Dietrich Grabbes Theaterstück „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ erinnert fühlt, das bereits 1822 uraufgeführt wurde.

Aber Randers meint es durchaus ernst, wenn er in seinen Tipps für die Zukunft beispielsweise schreibt:

„Wenn Sie Ihrem Kind beibringen, die Einsamkeit der unberührten Wildnis zu lieben, so wird es etwas lieben, das es immer seltener geben wird. Sie erhöhen dadurch die Chance, dass Ihr Kind unglücklich wird, weil es das, was es sich wünscht, nicht mehr finden wird. Die neue Generation lernt besser von Anfang an, im pulsierenden Leben der Megastädte zu Frieden, Ruhe und Zufriedenheit zu finden und bei endloser Musikuntermalung in den Ohren.“

„Die Natur ist ein unendlich geteilter Gott“. Diese Worte stammen von Friedrich Schiller. Wer sie versteht, wer sie verinnerlicht und infolgedessen Respekt und Ehrfurcht vor dem Mysterium der Schöpfung entwickelt, kann angesichts der menschlichen Barbarei die Wut und Verzweiflung, die in ihm keimt, nur noch schwer zügeln. So ist es kein Wunder, dass radikale Umweltschutzgruppen wie EARTH FIRST oder Gewaltprediger wie Derrick Jensen („Wenn nicht jetzt, wann dann?“) und der US-amerikanische Professor, Schriftsteller und Aktivist Ward Churchill in der Umweltschutzbewegung immer mehr Zulauf bekommen.

Originalzitat Churchill:

„Der primäre Zweck von allem, was wir tun, muss darin bestehen, diese Gesellschaft in zunehmendem Maße unkontrollierbar zu machen, was in einem auf kontinuierliches Wachstum angewiesenem System einem Weltuntergangsszenario gleichkommt, weil sich die Dinge von da an in eine andere Richtung entwickeln – und das erzeugt die Voraussetzungen für Veränderungen, in denen alternative gesellschaftliche Modelle wirklich Wurzeln fassen und sich entwickeln können“.

So sehr ich solche Gedankengänge auch nachvollziehen kann, sie eröffnen nur einen weiteren Kriegsschauplatz, auf dem die Ökokrieger mit ihren Kamikaze-Aktionen garantiert unterliegen werden. Man stellt sich einem zerstörerischen Tsunami nicht ungestraft in den Weg. Wir sollten endlich lernen, die Kräfteverhältnisse richtig einzuschätzen. Der Zusammenbruch unser Hochzivilisation ist vorprogrammiert und alles was uns noch zu tun bleibt ist, den Aufprall so gut es eben geht abzufedern.

"Tausche Leid gegen Glück!"

Dennis Meadows hat dafür den Begriff der Resilienz geprägt. Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen' ‚abprallen') meint die psychische Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für neue Entwicklungen zu nutzen.

Die Menschen wollen es nicht mehr hinnehmen, dass jede ihrer produktiven Handlungen in ein globales Wirtschaftssystem gepresst wird, um einen Wert zu bekommen. Sie sehnen sich nach Identität. Ihre Identität finden sie aber nur, wenn sie ihre Probleme vor Ort angehen.

Der einzige Weg, dem globalen Desaster zu begegnen, sind weltweite lokale Lösungen. Ich mag gar nicht daran denken, was an kreativen Kräften alles freigesetzt wird, wenn sich die Gemeinschaften auf regionaler Ebene neu organisieren. Ich bin fest davon überzeugt, dass es den Menschen Spaß bringen würde, auf ihrer versauten Erde gemeinsam aufzuräumen und sich neu einzurichten. „Tausche Leid gegen Glück“ – so etwa müsste das Motto einer Bewegung lauten, die nicht länger nur reagiert, sondern agiert.

So paradox es auch klingen mag: wir haben noch eine Chance, also lasst sie uns nutzen. Sorgen wir dafür, dass in unserer Umgebung wieder natürliche Kreisläufe in Gang gesetzt werden, lasst uns wieder mit der Natur und nicht gegen sie wirtschaften. Mit einem Sprung zurück ins Mittelalter, wie uns die Verfechter des alten Systems immer wieder weismachen wollen, hat das alles nichts zu tun. Die globalisierte Welt lässt sich nicht auf Knopfdruck abstellen.

Globalisiering bedeutet per se ja nichts Schlechtes. Es ist von enormem Vorteil, wenn sich die Menschen ihrer gemeinsamen Verantwortung für den Planeten bewusstwerden. Wenn sie im gleichen Geiste wirtschaften und sich rund um den Globus auf das neueste Niveau der Umwelttechnik begeben. In der Verkehrspolitik zum Beispiel, im Nahverkehr ebenso wie im Fernverkehr. Die Flugzeuge würden mit kalt gepresstem Öl fliegen und in den Städten würde ein Netz hochmoderner Kabinenbahnen gespannt, die auf Magnetstreifen dahinschweben, wo einst die Autos stinkend im Dauerstau standen.

Auch in der Landwirtschaft und dem Bauwesen könnte man weltweit sehr schnell zu gemeinsamen Standards kommen. Die zu Zwangsernährern mutierten Bauern wären nicht länger Sklaven der Banken, der Maschinenfabriken und der Chemieindustrie. Permakultur hieße das Zauberwort. Ein gesunder Boden enthält pro Kubikmeter 60.000.000.000.000 Bakterien, 1.000.000.000 Pilze und 600 Regenwürmer, die betreiben ihre eigene Landwirtschaft, die brauchen keine Chemiebomben. Im Bauwesen würden die Gesetze der Baubiologie angewandt: nachwachsende Rohstoffe statt Beton – leicht zu verstehen, leicht umzusetzen.

Ich könnte hunderte von Alternativen nennen, für jeden Lebensbereich gleich mehrere. Sie sind bereits vorhanden. Ob es sich um alternative Antriebe oder um gesunde Nahrung handelt, um Vorschläge für ein zukunftsfähiges Krankenversicherungssystem oder eine Geld- und Bodenordnung - es ist alles angedacht, erforscht und erprobt. Es wartet nur darauf, dass wir uns bedienen. Warum sollten wir unsere Energien weiterhin in der Empörung über die kapitale Gier einer kriminellen Finanz- und Wirtschaftselite verschleudern?

Diese Eliten sind am Ende. Sie haben in den letzten Jahrzehnten jede vernünftige Problemlösung im Ansatz blockiert. Jetzt haben sie den Salat, jetzt doktern sie hysterisch an den Symptomen herum. Dabei verkennen sie eines: sie haben es nicht mit einem Fehler im System zu tun, ihr ganzes verdammtes System ist ein Fehler! Gut, dass sich dies inzwischen herumgesprochen hat, dass die Menschen ihnen nicht mehr glauben und dass sie bereit sind, etwas Neues zu wagen.

Ich bin nicht sicher, wie sich die Dinge im Detail entwickeln werden. Aber ich habe die leise Hoffnung, dass wir in Zukunft wieder in einer Gesellschaft leben werden, die ihr Glück nicht aus pausenloser Mobilität und der 24-stündigen Beleuchtung des gesamten Planeten herleitet. Der Umbau unserer globalen Konsumkultur wird vielleicht das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Menschheit sein.

Diese Aufgabe können wir aber nur lösen, wenn wir uns als politisches Gemeinwesen verstehen. Weltweit. Die Chancen stehen gut, denn die Verletzungen, die uns der alte, auf Raubbau getrimmte Suprakapitalismus zugefügt hat, sind weltweit überdeutlich zu beobachten. Grund genug, sich weltweit zu solidarisieren.

Vielleicht kriegen wir ja tatsächlich zustande, was Stanislav Lem der Zivilisation mit Recht absprach: spirituelles Bewusstsein. Respekt vor der Schöpfung, Demut und Toleranz im Miteinander – damit könnte ich leben. Und Sie auch, seien Sie dessen gewiss…


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