Ueli Keller: Liebe Rosmarie und lieber Bruno, wo und wie lebt Ihr im Einklang mit der Natur?
Rosmarie Gantenbein und Bruno Rieser: Wir wohnen südöstlich von Basel. Im nördlichen Solothurner Jura, einer Hügelkette. In ländlicher Umgebung. Mitten in der Natur. Umgeben von Wald und Wiesen und ein paar Häusern. Mit unserem Garten, welchen wir mehr und mehr nach den Prinzipien der Permakultur pflegen. Indem wir Kreisläufe in der Natur schließen und Gemüse, Wildobst sowie Heilkräuter anbauen. Die Verbindung zur Natur hat uns hier zusammengeführt, wo wir neben unseren Haustieren mit Wildtieren wie Rehen, Füchsen, Dachsen, Iltis, Eichhörnchen und vielen anderen mehr leben.

Bild: © zVg

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Die Natur umgibt uns, und wir erleben sie hautnah. Einen Teil dieser Natur außerhalb unseres Hauses gestalten wir zusammen mit ihr und circa 900 Quadratmeter als unseren Garten.
Was bedeutet für Euch Permakultur?
Permakultur verstehen wir als permanente Kreislaufwirtschaft. So wie ein (Ur-)Wald sich selber erhält. Er muss nicht gedüngt werden. Alles, was vergeht – beispielsweise Blätter und Äste – wird quasi im großen Magen der Humusschicht umgewandelt. Abgebaut von vielen Bakterien, Mikroorganismen, Pilzen und anderen Lebewesen. Eine große Gemeinschaft, welche hier zusammenlebt und zusammenarbeitet sowie in ständigem Austausch mit- und voneinander lebt.
Der Mensch als ein Teil der Natur?
Auch unsere menschlichen Körper sind ein Teil dieser Natur und in diesen Kreislauf miteingeschlossen. Um lediglich ein Beispiel zu nennen: 80 Prozent unseres Immunsystems sind im Darm lokalisiert und ein Teil dieses Immunsystems besteht aus unserer Darmflora. Es handelt sich hier um Billionen von Bakterien, die in den Falten, Zotten und Krypten unserer Darmflora ihren Lebensraum haben. Der Mensch lebt in einer Symbiose mit ihnen – eine faszinierende Angelegenheit.
Menschen finden Kraft und Frieden in der Natur – davon sind nicht nur wir überzeugt. Es gibt dazu auch Studien, welche belegen, dass – wenn wir Zeit in der Natur verbringen – unser Gehirn sich beruhigt, unsere Leistungsfähigkeit verbessert wird und wir zugleich entspannter werden.
Wichtig ist hierbei unter anderem auch die „Faszination“. Dies stellen Rachel und Stephen Kaplan, zwei Umweltpsychologen, fest, die bereits in den 1970er Jahren mit der Erforschung der Auswirkungen der Natur auf den Menschen begannen.
Im Einklang mit der Natur leben heißt für uns, von der Natur immer wieder zu lernen. Auf ihre Geheimnisse zu lauschen. Sie zu achten und unser Leben so auszurichten, dass unsere innere Natur in einer gesunden Verbindung mit den äußeren Bedingungen steht und diese im Einklang mit uns Menschen sind.

Natur pur. „Eine andere Welt ist nicht nur möglich. Sie ist unterwegs. An einem stillen Tag kann ich sie atmen hören.“ (Arundhati Roy). Bild: © zVg
Warum ist Permakultur für Euch wichtig?
In und mit der Permakultur schaffen wir für die Natur Paradiese. Dies insbesondere auch für unsere Tiere, welche teilweise auch wieder zurück zu uns finden, wenn wir ihnen einen für sie geeigneten Lebensraum zur Verfügung stellen.
Wenn wir mit einem Projekt in der Permakultur starten, lernen wir stets als Erstes von der Natur selbst. Wir beobachten unseren Ort, an dem wir leben, eingehender, und wir lernen erst einmal von der Natur selbst und beachten, was dieser Ort braucht.
Ein sehr wichtiges Thema, welches immer wieder in Vergessenheit gerät, sind dabei unsere Ausscheidungen. Unsere Ausscheidungen gehören in den Kreislauf der Natur. Sie müssen – korrekt kompostiert – mithilfe von Bakterien wieder in die Natur gelangen. So wie auch alle anderen Garten- und Küchenabfälle, welche auf unserem Grundstück sowie in unserem Haushalt anfallen und mit verschiedenen Kompostierverfahren zu wertvollem Humus als Nahrung für unsere Pflanzen umgewandelt werden.
Humus, der ohne Zusatz von artfremden, synthetischen Düngemitteln aufgebaut wird: Mehr dazu wird in Brunos Bodenkurs vermittelt.
Nahrungsmittel nähren auch Geist und Seele und sind nicht nur physische Nahrung für uns. Denn wer spürt ihn nicht: den großen Unterschied zwischen einer stark verarbeiteten Nahrung und einer hochwertigen biologischen und frisch zubereiteten Nahrung, welche wir zu uns nehmen?
Was möchtet Ihr an Andere weitergeben?
Mit unserem Projekt richten wir uns an Menschen, welche offen dafür sind, mit der Natur im Einklang zu leben. Es umfasst die Verbindung von Permakultur, einem natürlichen Leben und ganzheitlicher Gesundheit. Wobei wir darunter Gesundheit für den Menschen sowie für die Natur verstehen. Nur eine gesunde Natur kann der Gesundheit des Menschen dienen. Und nur gesund lebende Menschen können der Natur (zurück-)geben, was sie braucht, damit ein harmonischer Kreislauf entsteht.
Was ist Euch dabei besonders wichtig?
Es ist wichtig, unsere Gesundheit zu stärken. Mit gesunder, natürlicher Nahrung sowie auch mit Heilpflanzen, Naturheilmitteln und ganzheitlichen Methoden, welche Körper, Geist und Seele stärken. Bedeutsam sind dafür auch soziale Aspekte. Gute Beziehungen zu pflegen – auch dies ist aus Studien bekannt – kann sogar noch wirksamer sein, als lediglich „nur” auf eine gesunde Ernährung im Alltag zu achten.
Wenn wir unseren Alltag wieder viel mehr auf Prävention ausrichten und lernen, uns selbst zu unterstützen, können wir in vielen Situationen im Gesundheitswesen Kosten einsparen. Dies bedingt allerdings, dass wir uns dafür wieder viel mehr Raum und Zeit schaffen und genauso für Erholung, regelmäßige Bewegung und beispielsweise auch für einen erholsamen Schlaf sorgen. Und indem wir weniger Zeit mit den digitalen Medien und wieder mehr Zeit in der Natur verbringen. Dass dies in unserer modernen schnelllebigen Zeit nicht immer so einfach umzusetzen ist, ist auch uns klar.
Was sind weitere Gedanken von Euch zum Gesund- und Kranksein?
Wir glauben nicht, dass Krankheit völlig vermeidbar ist. Unter „Krank sein“ verstehen wir, dass etwas in unserem Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist und wir dafür neue Wege für uns und unser Leben zu wählen und zu gehen haben. „Gesund werden“ kann bedeuten, dass wir ein neues Bewusstsein über Situationen in unserem Leben erlangen und uns verändern müssen beziehungsweise dürfen und sollen.
Für unser „Gesund sein“ können wir auf Heil- und Wildpflanzen zurückgreifen, wenn wir wieder lernen, wie wir unsere Pflanzenvielfalt, welche manchmal schon fast unmittelbar vor unserer Haustüre anzutreffen ist, für uns nutzen können.
Welchem Zweck dient Euer Projekt „Im Einklang leben mit der Natur”
Wir sehen uns keineswegs nur als Selbstversorger, sondern freuen uns, mit anderen Menschen vernetzt zu sein und empfehlen in unseren Kursen und Veranstaltungen immer wieder auch viele Adressen von tollen anderen Kräuter- und Naturmenschen weiter.

Meerrettich & Co. Bild: © zVg
Auch auf einfache Art lassen sich mit Heil- und Wildpflanzen zahlreiche Hausmittel herstellen, welche wir in unserem Alltag einsetzen können. Dabei ist es nicht nur wichtig, die Pflanzen im Einklang mit der Natur zu ernten, sondern auch zu wissen und zu vermitteln, wo die Grenzen einer Selbstbehandlung sind.
Wie wir Heil- und Wildpflanzen für uns als Hausmittel für eine Hausapotheke oder für die Küche nutzen können, verrät Rosmarie in ihrem jährlichen Online-Kräuterkurs, mit Kräuterrundgängen oder Kursen vor Ort.
Warum sind für Euch Heilpflanzen ein besonderes Anliegen?
Grundsätzlich sehen wir Pflanzen als lebendige Organismen, die sich im ständigen Austausch mit der Umwelt befinden und nicht lediglich die Summe einiger Inhaltsstoffe sind. Es ist schön für uns zu sehen, wie es vielen Menschen auch Freude bereitet, die Kräfte von Pflanzen wieder im Alltag für sich zu nutzen. Und auch der Aufenthalt in der Natur kann uns immer wieder Kraft, innere Ruhe und Erholung schenken.
Was Menschen indigener Völker auf dieser Erde schon lange bewusst ist, und es auch vielen unserer weisen Vorfahren bekannt war, geht heute auch aus Studien hervor: Eine Verbindung zur Natur ist existenziell und substanziell wichtig für den Menschen.
In solch einem Sinn können wir auf jahrelange Forschungen mit der Ernährung zurückblicken, womit wir heute wissen, dass und wie unsere tägliche Ernährung elementar ist für unsere Gesundheit.
Wo seht Ihr bei Eurem Projekt die Herausforderungen?
Die Herausforderung sehen wir darin, mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, wo die Menschheit heute steht. Ein Bewusstsein, das lebensfeindliche Verhaltensmuster hinterfragt und proaktiv ein Handeln bewirkt, um aus bequemen und/oder unzweckmäßigen Gewohnheiten auszusteigen. Die Verantwortung für unser Handeln sowie für unser Nichthandeln müssen wir als Menschen selber übernehmen und uns schlussendlich den Konsequenzen darüber bewusst sein.
„Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem du studiert hast. Ich will wissen, was dich von Innen heraus trägt, wenn alles andere wegbricht“ (aus: „Die Einladung von Oriah“ (1).
Ein gerechter Ausgleich für alle ermöglicht uns, wegzukommen von einer reinen Konsumhaltung, nicht nur für uns selbst zu schauen und alles möglichst billig konsumieren zu wollen.
Was wollt Ihr dafür mit Eurem Projekt bewirken?
Unser Projekt soll erlebbar zeigen, wie wir im Alltag im Einklang mit der Natur und ihren entsprechenden Werten leben können, und wie sich dies auch konkret und praktisch umsetzen lässt. Beispielsweise indem wir das Wassermanagement gestalten und möglichst viele natürliche Kreisläufe schließen. Oder indem wir, wo immer dies möglich ist, die verschiedenen Kompostarten betreiben. Oder indem wir eigenes Gemüse, Wildobstsorten sowie Wild- und Heilkräuter anbauen sowie Samenbau nutzen. Und indem wir uns dabei immer auch mit anderen Menschen vernetzen.
Wir wollen ohne synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel auskommen. Wir bringen frisches Obst, Gemüse und Kräuter direkt vom Garten auf den Teller. Wir fördern mit einer bunten Vielfalt von vielen Heil- und Wildpflanzen die Biodiversität und bieten damit vielen Tieren ihren Lebensraum.
Damit die Natur wieder mehr in Harmonie und Frieden leben und dies auch ausstrahlen kann. So fühlt sich neben vielen anderen Tieren beispielsweise auch ein Iltis bei uns zu Hause.
So wie uns friedvolle Naturvölker diesen Weg weisen, glauben wir, dass es auch für uns hier wieder möglich sein kann, friedvoll mit der Natur und anderen Menschen zu leben.
Wie seid Ihr womit mit Eurem Projekt „Im Einklang leben mit der Natur” unterwegs?
Unser Projekt entwickelt sich stetig und wir freuen uns, von der Natur und von anderen Menschen auch selbst immer wieder zu lernen. Wir betrachten uns ohne Zweifel als stets immer wieder Lernende auf unserem Weg.
Die Folgen seit 2020 sowie der Unsicherheit vieler Menschen mit den aktuellen Geschehnissen sind für uns deutlich spürbar.
Mit unserem neuen Kurs möchten wir deshalb im Jahr 2026 Menschen erreichen, welche ein Jahr lang das Wissen aus der Permakultur und Nachhaltigkeit, das Wissen um Gesundheitsprävention, Ernährung und um unsere Heil- und Wildpflanzen sowie soziale Aspekte näher kennenlernen und vertiefen möchten. Mehr Infos siehe Jahreskurs: „Im Rhythmus mit den Jahreszeiten“ (2).
Dieses Projekt verstehen wir auch als einen Beitrag zu mehr Frieden und Harmonie für Mensch, Tier und die Natur und hoffen, dass es uns gelingt, dies anderen Menschen naturbezogen zu vermitteln.

Gewächshaus mit Erdbatterie. Bild: © zVg
Umfassende Infos zu unserem Projekt und über unsere Angebote lassen sich finden bei: „Leben im Einklang mit der Natur – Heilpflanzen, Ernährung, Gesundheit, Permakultur & Körpertherapie“ (3).
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Oder unterstützen Sie uns durch den Kauf eines Artikels aus unserer Manova-Kollektion .
Quellen und Anmerkungen:
(1): Die Einladung von Oriah: https://www.naturkraftundtherapie.com/inspiration
(2) Im Rhythmus mit den Jahreszeiten: https://www.naturkraftundtherapie.com/im-rhythmus-mit-den-jahreszeiten/
(3) Leben im Einklang mit der Natur – Heilpflanzen, Ernährung, Gesundheit, Permakultur & Körpertherapie: https://www.naturkraftundtherapie.com/



