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Journalismus am Scheideweg

Journalismus am Scheideweg

Sollen menschengerechte Medien in Zukunft noch eine Chance haben, muss es zu einer Renaissance des journalistischen Ehrgefühls kommen.

Was steht am Anfang? Diese Frage ist bedeutend für die Positionierung innerhalb und gegenüber der Medienwelt.

Ist es der Körper, der die Ausgangslage bestimmt, und erst nachfolgend kommen Psyche und Denkvorgang? Oder ist der Körper die letzte äußere Erscheinung und Ausdruck eines seelisch-geistigen Prozesses? Diese Fragen sind entscheidend und deren Beantwortung bewirken eine eigene Stellungnahme und Positionierung auch den Medien gegenüber. Warum? Weil das Bewusstsein eine konkrete Orientierung braucht, um in die Unterscheidungsbildung gelangen zu können. Ohne Unterscheidungsbildung ist der Mensch verloren. Sie wird zudem auch erschwert durch die Informationsüberflutung, die begünstigt und gefördert wird durch die Digitalisierung. Ein Zitat von Heinz Grill lautet:

„Der Einzelne darf sich heute nicht mehr auf die Medien verlassen, sondern er muss selbst das Denken lernen“ (1).

Das Menschenbild, welches von den drei großen irdischen Mächten, der Kirche, den Medien und der Politik, gelebt wird, schließt das Seelisch-Geistige des Menschen aus.

Sie schließen jene Anteile der Seele — das klare Denken, das empfindsame Fühlen und entschlossene Wollen — aus, die in Verbindung stehen mit dem Geist (2) oder anders formuliert mit dem Ich.

Stattdessen arbeiten diese Mächte mit den Begehrensströmen, den Emotionen und dem intellektuellen, interpretierenden und projizierenden Denken. Den Ausgangspunkt bildet der Körper, die Materie, und macht die Menschheit abhängig. Materialistische Bedürfnisse zur Befriedigung des Körpers erzeugen die psychischen Verhältnisse und beeinflussen das Denken. Dieses Abhängigkeitsgefühl macht ein freies Denken unmöglich. Der Mensch denkt in Mustern und in vorgefertigten Prozessen, die nach dem irdisch-materialistischen Leben ausgerichtet sind.

Würde beispielsweise die herkömmliche Schulmedizin davon ausgehen, dass der Körper das End-Glied im menschlichen Dasein darstellt und immer ein Ergebnis davon ist, wie der Mensch sich in Beziehung bringen kann zu höheren moralischen Werten und irdischen Verhältnissen, dann wären die Behandlungsmethoden nicht nur eine Symptombehandlung, sondern ein Forschen und Suchen nach Entwicklungsschritten, die für den Einzelnen anstehen und eine Wirkung auf den Körper haben. Auch wäre der Tod nicht ein Schreckgespenst, sondern eine logische Erscheinung im Leben.

In der weiteren Folge könnte die Vorstellung aufgebaut werden, dass Seuchen und Viren eine förderliche Herausforderung für die Menschheit darstellen im Sinne der Entwicklung. Wie können Lebensbedingungen aufeinander abgestimmt werden oder anders formuliert: Was muss der Mensch lernen und entwickeln, um eine Integration, eine Unversehrtheit von Geist, Seele und Körper oder irdischen, natürlichen Verhältnissen zu fördern? Erst wenn dem Menschen etwas fehlt oder er einen Mangel verspürt, erkennt er eine Not. Im materialistischen Zeitalter hat sich leider das Bild festgesetzt, dass die Krankheit eine Strafe oder ein Feind ist — und nicht eine Hilfe zur Selbsthilfe.

Welche äußere Position nehmen nun die Medien ein?

Sie sind vermittelnd zwischen einer Politik mit Systemregeln und kirchlich-religiösen Weltanschauungen. Darin liegt eine große Macht. Mit der Medien-Berichterstattung fällt oder steht ein System, es werden Menschen vernichtet oder gefördert. Meinungen werden suggeriert und gelenkt.

Für die zukünftige Kultur ist es bedeutungsvoll, ob diese „vermittelnde Rolle oder Positionierung des Journalismus“ im jetzigen Zeitgeschehen tiefgründiger betrachtet und studiert wird oder nicht.

Die Medien haben nur so lange Macht, solange der Mensch sich beeinflussen lässt, ohne eigene Auseinandersetzung die Informationen übernimmt und die Meinung der Berichterstatter zur eigenen macht. Suggestionen und Lügen werden im unbewussten Seelenanteil ungehindert wirksam, wenn der Mensch sich nicht mit den Themen objektiv und projektionsfrei auseinandersetzt. Die Wirkungen von Suggestionen, die unbeachtet auf den Menschen „einprasseln“, haben verheerende Auswirkungen auf den gesamten „Organismus Mensch“.

Das Wort Suggestion entspringt etymologisch dem lateinischen „suggerere“ und bedeutet „unterlegen, hineinlegen oder etwas unter der Hand weitergeben“. Eine Suggestion beginnt, den Willen und die Gefühle zu steuern — und selbst wenn sie zunächst vielleicht im positiven Sinne gemeint ist, so schließt sie das wache klare Bewusstsein aus, blockiert eine Reifeentwicklung des Menschen und behindert seine Integrität. Eine übernommene Meinung macht den Menschen unfähig, konstruktiv und inhaltlich in den Dialog gehen zu können. Bei einem inhaltlichen Gespräch oder bei einer inhaltlichen Debatte können alle Beteiligten voneinander lernen, weil die Möglichkeit gegeben ist, dass eine empathische Sphäre den Gesprächsraum weitet und neue Gedanken zulässt. Je wertvoller der Inhalt, umso größer das Entwicklungspotenzial.

Ein einfaches Beispiel kann dies deutlich machen: Stellen Sie sich vor, dass Sie Durst haben. Vor Ihnen steht ein Glas, welches aber leer ist. Ihr Durst kann nicht gestillt werden. Sie füllen Wasser hinein, das schmutzig ist, und bemerken, dass Sie nicht so recht davon trinken möchten. Jetzt stellt jemand ein Glas mit frischem Quellwasser auf den Tisch. Sie verspüren Freude und das Verlangen, davon zu trinken. Als nächstes werden in dieses frische Quellwasser frische, qualitativ hochwertige Früchte gelegt. Sie trinken davon und sind von dem Geschmack begeistert und das Trinken wird zum Erlebnis aufgrund des Inhaltes. Es entwickelt sich sogar die Idee, beim nächsten Mal andere Früchte in das Wasser zu legen.

Damit möchte ich ausdrücken, dass es bereichernd ist, mit selbst erarbeiteten Vorstellungen in ein Gespräch zu gehen. Inhaltlose und barsche Gespräche sind wie schmutziges Wasser im Glas. Man will sie nicht. Dialoge, deren Basis Vorstellungen zu kulturell hochwertigen Idealen sind, befeuern das Interesse und neue Ideen. Derjenige, der Dialoge meidet, leidet in der Regel an einem Mangel an Inhalten. Meiner Ansicht nach spiegeln die drei Mächte — die Politik, die Medien und die Kirche — diese Inhaltslosigkeit. Es fehlen die allgemeingültigen Werte.

Selber denken macht frei und die Journalisten könnten eine „frei denkende Kultur“ fördern.

Die Berufe des Journalisten, Autors oder allgemein des Berichterstatters sind außerordentlich bedeutsame und verantwortungsvolle Berufe. Sie können dazu beitragen, dass mit objektiven, nachvollziehbaren und logischen Aussagen der einzelne Mensch gefördert wird in seiner Denk- und Vorstellungsbildung — und somit eine innere Aufrichte im Menschen erfolgen kann. Dieses eigenständige Denken und Kreieren von Bildern ermöglicht dem Menschen, sich in Bezug zu bringen zu den Themen und Interesse auszuprägen, was ihm wiederum eine Integrität ermöglicht. Denn der Mensch erlebt sich momentan wie „herausgeschleudert“ aus dem Dasein.

Die Orientierungslosigkeit oder der Verlust der Eigenwahrnehmung durch zu viele manipulierende, lügenhafte Informationen, Abwertungen, Verleumdungen und Geheimhaltungen bewirken, dass dem Menschen nur noch die Kompensation bleibt. Er hält sich fest an äußerlich auferlegte Regeln und Vorschriften, auch wenn sie noch so sinnwidrig sind. Entscheidend ist jetzt aber, dass der Mensch die Verantwortung für das eigene Verhalten generell ganz alleine trägt.

Die Seele hat ein inneres Verlangen nach Beziehung und sie will sich den Dingen gegenüberstellen und sich dabei selbst spüren im Denken. Ein Kind lernt, sich selbst zu spüren und wahrzunehmen, wenn es erkennt, dass beispielsweise die Mama „etwas ganz anderes will“. Das Kind erlebt seinen eigenen Willen, vor allem weil dieser im Gegensatz zum Willen der Mutter steht.

Aufgrund der Fachkunde und seinen Fähigkeiten könnte der Journalist und Berichterstatter zur Orientierung beitragen und Ängste reduzieren.

Der Journalist und Berichterstatter steht am Scheideweg

Schriftsteller, Redakteure, Berichterstatter, Autoren und Journalisten stehen an der Weggabelung, wie alle Menschen momentan. Sie sind aufgerufen zur Entscheidung, die alle ganz alleine fällen müssen und die mit Verantwortung und Pflicht verbunden ist.

Wird die Entscheidung gefällt im Sinne der Entwicklung für eine zukünftige Kultur mit frei denkenden Menschen, dann wird ein tiefes Moralitätsempfinden gefördert, welches erbauend wirkt im Außen und die Freiheit fördert. Das ist der anstrengende und enge Weg, weil er den Menschen zur Eigenständigkeit und Verantwortung aufruft.

Die Entscheidung bleibt aber frei, und so kann auch weiterhin der breite, einfache und gewohnte Weg begangen werden, der mit Suggestionen und Nichtinformationen die Menschen verwirrt und in die Unfreiheit führt.

Die Medien könnten also auch Vermittler sein für Aufbau und Entwicklung. Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass die Medienwelt eine korrupte und manipulierende Macht bleibt. Der Beginn liegt darin, dass wir es anders denken und auch eine Vorstellung davon kreieren, wie die Neugeburt in diesem Bereich aussehen könnte.

„Die dritte Welle“ kann eine Ansteckungswelle mit kulturell hochwertigen Idealen sein.

Es braucht jetzt dringend die öffentliche, inhaltliche Debatte und Dialoge mit vielen unterschiedlichen Personen und Fachkräften zur aktuellen Lage bezüglich des Krankheitsbildes von Covid-19 und der Injektion eines fremden Stoffes, der als einzige Lösung aufgezeigt wird.

Ebenso sollten die Maßnahmen bezüglich der sozialen und seelisch-geistigen Folgen beleuchtet werden. Vor allem braucht es aber eine inhaltliche Darlegung und Kommunikation zum Menschenbild. Wovon gehen wir aus? Wird das Menschenbild nicht diskutiert und in die Mitte gestellt, dann werden die Gespräche und Bemühungen immer im Gegensätzlichen und in der Polarität bleiben. Es muss geklärt werden: Was verstehen wir unter Mensch-Sein?

Eine öffentliche, inhaltliche Debatte, sowohl im Großen als auch im Kleinen, hätte zur Folge, dass Lügen so klar offenliegen, dass selbst Mainstream-Medien sich sichtbar entscheiden müssten, in welcher Form sie weiterhin berichten.

Es gibt die mutigen Autoren und Redakteure. Wer sie sucht, wird sie finden. In der Zukunft sollte es aber so sein, dass wir sie nicht suchen müssen, sondern dass sie einfach gesehen werden können. Vielleicht haben viele Menschen im Journalismus zunächst nur die Möglichkeit, ein eigenes Buch zu verfassen, ohne einer Zensur zu unterliegen. Wir dürfen aber nicht aufhören, den Menschen als Mensch zu denken und nicht als Automaten.

Für eine Zukunft, in der die Selbstbestimmtheit als Gegenbild zur Überfremdung sich neu ausgestaltet, wären folgende Fragen einmal wichtig zu beantworten: Was benötigt ein freier Journalismus? Was benötigen die Journalisten, um fachbezogen arbeiten zu können? In welcher Form und Intensität beeinflussen wirtschaftliche Abhängigkeiten den Journalismus? Welches Ideal scheint für eine zukünftige Kultur wichtig? Was benötigen die Leser? Was fördert das empathische Beziehungsfeld?

So könnte der Journalismus, der einem tieferen Ideal folgt, sich frei machen von Bindungen. Er könnte mit Fakten aufklären, unabhängig von bestimmten wirtschaftlichen und politischen Stellungen einiger Personen. Dann wäre Kritik im rechten Sinne möglich — ohne Beleidigung und Entwürdigung und ohne Ängste, verklagt zu werden.

Die Frankfurter Allgemeine (3) druckte den Satz: „Wo aus Fakten Meinungen werden und nicht umgekehrt“. Das ergibt Sinn, denke ich, solange Meinungen vom Leser selbst verantwortungsvoll gebildet werden dürfen und können, und die Meinungen der Journalisten auch als solche gekennzeichnet sind.

Alle Menschen stehen gegenwärtig am Scheideweg. Sie müssen sich entscheiden, ob sie denkende oder nichtdenkende Menschen sein wollen und ob sie an der Front stehen wollen oder den Rückzug vorziehen. Egal, welche Entscheidung sie treffen. Die Verantwortung für die Entscheidung ist immer gegeben als ein stilles Gesetz. Bedeutsam ist die Auswirkung der Entscheidung in ihrer Ausstrahlung auf die Welt.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) Die Umkehrung von Feind und Freund in der kommenden Zeit — Ausblick auf 2021 Teil 4/Heinz Grill veröffentlicht am 31. Dezember 2020.
(2) Heinz Grill: „Allgemein muss man zur Interpretation sagen, dass der Gedanke eine reine Form des Geistes ist und er ist nicht zu verwechseln mit dem so wohlbekannten Intellektualismus der gegenwärtigen Zeit.“


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