Jenseits der Tagesnachrichten: Hollywood als Gehirnwaschmaschine
„Ich weiß, dass die Medien lügen, deshalb schaue ich keine Nachrichten mehr und lese keine Tageszeitungen!“ Diesen Satz höre ich oft, wenn ich mich mit kritischen Zeitgenossen unterhalte. Und ja: Sich auf diese Weise den Mechanismen der psychologischen Kriegsführung zu entziehen, ist ein guter Anfang. Was jedoch viele übersehen, ist: Die Manipulation unseres Denkens geht weit über Zeitungen und Nachrichtensender hinaus.
Auch Inhalte der Unterhaltungsindustrie, also Hollywood-Filme, TV-Serien oder Computerspiele spielen eine zwar unterschätzte, aber zentrale Rolle dabei, wie wir die Welt sehen. Subtil werden Sympathien gelenkt, Narrative geformt und vermeintliche Fakten als unumstößliche Wahrheiten präsentiert.
Leider kann ich in diesem Buch nicht auf alle Themen eingehen, das würde eindeutig den Rahmen sprengen. Deshalb beschränke ich mich an dieser Stelle auf den meines Erachtens mächtigsten Komplex: Hollywood.
Gut und Böse: Unser importiertes Weltbild aus Hollywood
Unser Kulturkreis in Westdeutschland wurde seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs US-amerikanisch geprägt. Westdeutschland war zwar durch die westlichen Alliierten, USA, England und Frankreich, in drei verschiedene Zonen aufgeteilt, aber nur die US-amerikanische Kultur etablierte sich hier so tiefgehend.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Rückzug der russischen Besatzung in Ostdeutschland wurde auch dieser Teil Deutschlands von der US-Kultur assimiliert. Nach nunmehr 35 Jahren deutscher Einheit spricht kaum noch jemand Russisch, dafür umso häufiger Englisch. Infolgedessen wurde der Konsum amerikanischer Filme und Serien, ob im Original oder synchronisiert, zum festen Bestandteil unseres Alltags. Und somit sollte uns als Deutsche bewusst sein, dass wir von angloamerikanischer Kultur erheblich beeinflusst sind. Es gibt etliche Untersuchungen darüber, wie die CIA und das Pentagon Einfluss auf Tausende Film- und Fernsehproduktionen nahmen und nehmen, um die Darstellung der USA und des Militärs zu glorifizieren.
Dank des „Freedom of Information Act“ konnte beispielsweise der investigative Journalist Tom Secker Dokumente einsehen, die beweisen, wie häufig Drehbuchänderungen durchgesetzt wurden, um ein für die USA vorteilhaftes Narrativ zu schaffen (1). Militärische Ausrüstung, Flugzeugträger oder spezielle Drehorte wurden den Studios nur dann zur Verfügung gestellt, wenn die Filme eine positive Botschaft über das US-Militär transportierten, sei es, um das Rekrutierungsinteresse zu steigern oder um dem Steuerzahler die enormen Ausgaben für das Militär schmackhaft zu machen.
Ein Paradebeispiel für kriegs- und US-verherrlichendes Kino ist der Film „Top Gun“ aus dem Jahr 1986. Die Handlung dreht sich um den jungen Kampfpiloten Pete „Maverick“ Mitchell, gespielt von Tom Cruise, der an der renommierten US-Marinefliegerschule Top Gun ausgebildet wird. Der Film zeigt ihn und seine Kameraden in einer Glitzerwelt aus Hightech-Kampfjets und adrenalingeladenen Luftkämpfen. Die Botschaft: Die US-Armee ist nicht nur technologisch überlegen, sondern besitzt auch jede moralische Rechtfertigung in ihrem Handeln.
„Top Gun“ wurde vom Pentagon tatkräftig unterstützt: Modernste Kampfjets und Flugzeugträger wurden für die Produktion bereitgestellt, jedoch unter der Bedingung, dass das Militär im besten Licht dargestellt wird. Tatsächlich führte der Film zu einem massiven Anstieg der Rekrutierungen bei der US-Navy.
Was für den Zuschauer wie eine actionreiche Unterhaltung wirkt, ist letztlich eine perfekt inszenierte Werbekampagne für die US-Kriegsmaschinerie — eine subtile, aber äußerst effektive Form der Propaganda.
Ein weiteres Beispiel für einen kriegs- und US-verherrlichenden Film ist „American Sniper“ (2014) mit Bradley Cooper in der Hauptrolle. Der Film basiert auf der Autobiografie von Chris Kyle, einem Scharfschützen der US Navy SEALs, der als „tödlichster Scharfschütze der US-Militärgeschichte“ bezeichnet wird.
Die Handlung zeigt Kyles Einsätze im Irakkrieg, wo er zahlreiche Gegner ausschaltet, stets im Namen seiner Kameraden und der US-amerikanischen Werte. American Sniper vermittelt den Eindruck, dass Kyles Taten notwendig und moralisch gerechtfertigt seien, während die irakischen Widerstandskämpfer überwiegend als gesichtslose Feinde dargestellt werden.
Mein „Lieblings“-Beispiel für die Verherrlichung der USA und der Entmenschlichung ihrer jeweiligen Feinde ist und bleibt für mich aber der Film „Rocky IV — Der Kampf des Jahrhunderts“ (1985): Der Boxchampion Rocky Balboa hat in seiner Karriere alles erreicht und möchte sich zur Ruhe setzen. Da wird sein Freund Apollo von einem russischen Herausforderer in einem Showkampf getötet. Der Russe Ivan Drago gilt als unbesiegbar, und nach dem Kampf fordert er den amtierenden Champion Rocky zum Duell um den Weltmeistertitel heraus.
Rocky, der den Tod seines Freundes rächen will, nimmt die Herausforderung an und begibt sich in die verschneiten Berglandschaften Russlands, um dort auf einem Bauernhof zu trainieren. Wir sehen abwechselnd die Trainingsbedingungen der zwei Boxer für den finalen Kampf: Rocky fällt Bäume mit der Axt, Drago trainiert an modernen Maschinen. Rocky hat zwei Freunde, die ihn beim Training begleiten — Drago hat ein ganzes Heer an Wissenschaftlern. Und während der „Naturbursche“ Rocky den Pferdeschlitten eines Bauern aus dem tiefen Schnee zieht, sehen wir, wie sich Drago eine Spritze mit Anabolika in die Schulter setzen lässt. Am Ende gewinnt Rocky nicht nur den Kampf, nein, er gewinnt auch die Herzen des Publikums in der Boxhalle sowie vor dem Fernseher — auch die des russischen Publikums.
Ob es nun der muskelbepackte Sylvester Stallone, der kühle und berechnende Bradley Cooper oder der charmante Sunnyboy Tom Cruise waren: Sie alle transportierten die Botschaft, dass der Westen dem jeweiligen Gegner in jeder Hinsicht überlegen sei. In den 1980er-Jahren wurden Filme mit Russen als Feinden inflationär produziert. In den 1990er-Jahren rückten dann Islamisten als neue Bösewichte in den Fokus — übrigens nicht nur auf der Kino-Leinwand, sondern auch in Computerspielen! Hollywood war und ist ein Spiegel der geopolitischen Feindbilder und eines der mächtigsten Propaganda-Instrumente der USA.
Hollywood als Teil der CFR-Matrix: Die unsichtbaren Fäden der Beeinflussung
Hollywood ist wie die klassischen Medien ein zentraler Akteur innerhalb der sogenannten CFR-Matrix, einem Geflecht aus politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Eliten, dem das Council on Foreign Relations vorsteht.
Das CFR greift, wie oben ausgeführt, aktiv in die Drehbücher, die Kulissen und die Ausstattung von Film- und TV-Produktionen ein. Tom Secker konnte in den 2017 veröffentlichten Pentagon-Dokumenten sogar nachweisen, dass selbst auf Dialoge der Drehbücher oder Charakterzüge der Protagonisten Einfluss genommen wird. Die Manipulation geht aber sogar noch darüber hinaus. Auch die öffentlichen Auftritte und Aussagen prominenter Schauspieler, die der CFR-Matrix angehören, sind kein Zufallsprodukt, sondern dienen der Agenda.
Swiss Policy Research schreibt in seiner Studie „Die Propaganda-Matrix: Wie der CFR den geostrategischen Informationsfluss kontrolliert“:
„Wenn Angelina Jolie nach Libyen fliegt, um mit den NATO-Revolutionären Solidarität zu zeigen und sie für ihren Einsatz zu loben, oder wenn George Clooney sich (der hungernden Kinder wegen) für die Aufspaltung des (ölreichen und China-freundlichen) Sudans unter US-Aufsicht einsetzt, dann berichten CFR-Medien ausführlich darüber — und erwähnen dabei nur eines nicht: dass diese Schauspieler ebenfalls Mitglieder des Councils sind“ (2).
Hollywood erweist sich als mächtiges Werkzeug in der Beeinflussung der Massen. Der berühmte Satz aus dem Strategiepapier „The Motion Picture as a Weapon of Psychological Warfare“ (3) vom Office of Strategic Services (OSS) bringt es auf den Punkt: Der Kinofilm ist eines der mächtigsten Propagandawerkzeuge, die den Vereinigten Staaten zur Verfügung stehen.
Die geschickte Verknüpfung von Unterhaltung und Propaganda macht deutlich, wie tief Hollywood in die geopolitischen Machenschaften der USA verstrickt ist. Die Leinwand ist eben nicht nur ein Ort für Geschichten. Uns sollte immer bewusst sein, dass sie vielmehr ein Schlachtfeld für Narrative darstellt, die in unseren Köpfe installiert werden sollen.
Es ist durchaus vorstellbar, dass jene, die an den Hebeln der Macht sitzen, unser Verhalten mit einer Mischung aus Belustigung und Verachtung betrachten. Für sie sind wir wahrscheinlich nichts weiter als „Schafe“, die brav ins Kino strömen, um sich „zu entspannen“ oder „unterhalten“ zu lassen — nicht ahnend, dass wir unsere kostbare Freizeit opfern, um uns freiwillig das Gehirn einseifen zu lassen. Und das Beste: Wir bezahlen für diese Gehirnwäsche auch noch aus eigener Tasche! In diesem Kontext scheint mir ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe besonders treffend zu sein:
„Niemand ist so hoffnungslos versklavt wie diejenigen, die fälschlicherweise glauben, frei zu sein.“
Hier können Sie das Buch bestellen: Krasser Guru Verlag

Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem kleinen Dauerauftrag oder einer Einzelspende unterstützen.

Oder unterstützen Sie uns durch den Kauf eines Artikels aus unserer Manova-Kollektion .
Quellen und Anmerkungen:
(1) Theaters of War. Full Documentary. Abrufbar auf: Spy Culture.
(2) Swiss Propaganda Research. Die Propaganda-Matrix: Wie der CFR den geostrategischen Informationsfluss kontrolliert. September 2017.
(3) Office of Strategic Services (OSS). Motion Pictures as Weapons. Abgerufen am 17. Februar 2025 von Scribd.com.