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Trump und die sieben Zwerge

Trump und die sieben Zwerge

Der US-Präsident versucht seine europäischen „Partner“ nicht nur symbolisch kleinzumachen, er zieht sie auch ökonomisch auf perfide Art über den Tisch.

Ich weiß nicht, ob es in der modernen Geschichte jemals einen Anblick gegeben hat, der mit der Abbildung der europäischen „Führer“ im Weißen Haus vergleichbar ist.

Dies ist kein Zufall. Diplomatie ist wirklich eine Kunst; der Auswärtige Dienst vieler Länder weltweit besteht größtenteils aus Menschen, die darin einen Abschluss haben. Ich habe persönlich zwei Staatsbesuche für die ehemalige Königin sowie Besuche von Regierungsoberhäuptern organisiert.

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Diese folgen einer sorgfältigen Choreografie und ein absolut wesentlicher Teil davon besteht darin, ein Bild der Gleichrangigkeit der Staaten zu vermitteln. Wer zuerst eintritt, ob es einen Händedruck gibt, der genaue Ort, an dem dieser Händedruck stattfindet, wie der Tisch, um den herum sie sich treffen, gedeckt ist, Flaggen gleicher Größe — all das wird bis ins kleinste Detail geplant. Es ist grundlegend für diese Arbeit.

Hätte ich beispielsweise Robin Cook auf einen Stuhl vor einen Gesprächspartner gesetzt, der hinter einem Schreibtisch thront, hätte ich dafür tatsächlich eine heftige Schimpfkanonade erhalten. Und doch sehen wir hier europäische Staatsoberhäupter und EU-Führungskräfte, die vor einen Schreibtisch im Oval Office gesetzt wurden.

Dies ist schlicht undenkbar für jeden, der mit der Kunst der Diplomatie vertraut ist. Man muss nicht einmal Diplomat sein, um zu spüren, dass an diesem Bild etwas nicht stimmt, Sie sind aber wahrscheinlich nicht ganz so bestürzt wie ich.

Die unsymmetrischen zwischenmenschlichen Beziehungen sind nur die unmittelbare physische Manifestation von Trumps instinktiver Fähigkeit, die Brutalität der Realpolitik zu maximieren.

Das Abkommen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine, das derzeit ausgearbeitet wird, ist ein beeindruckendes Zeugnis für Trumps Fähigkeit, wirtschaftliche Vorteile für die USA oder zumindest für die Klasse von Menschen in den USA, die ihm wichtig sind, zu erzielen.

Trumps Präsidentschaft ist durch eine unverhohlene Bereitschaft gekennzeichnet, die enormen wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus dem Besitz der Weltreservewährung ergeben, wirksam einzusetzen. Dies bedeutet, dass man einfach Geld erfinden kann, um beliebige Waren aus einem anderen Land zu kaufen, dessen Wirtschaft dann von diesem „Bargeld“-Fluss abhängig wird.

Trumps Handelskrieg hat offenbart, dass er andere Länder zu enormen Zugeständnissen zwingen kann, darunter auch zur Reinvestition von Hunderten Milliarden Dollar in die US-Industrie, anstatt mit Zöllen konfrontiert zu werden, die es erschweren würden, ihre Waren im Austausch für symbolische Dollars als Tribut an die USA abzutreten.

Die Reservewährung ist in ihrem Kern ein Rosstäuschertrick. Er funktioniert immer dann und nur dann, wenn die Welt daran glaubt. Die Welt hatte begonnen, ihr Vertrauen in die Macht des Dollars zu verlieren und Trump war schlau genug zu wissen, dass man eine Bauernfängerei nur aufrecht erhalten kann, wenn man den Wetteinsatz verdoppelt und noch auftritt.

Zweifellos hat Trump die wirtschaftliche Vorherrschaft der USA verlängert —zumindest ein wenig.

Das Ukraine-Abkommen ist ein ähnlicher Trick. Ein Teil der „Garantie“ für die Sicherheit der Ukraine besteht darin, dass die Europäer den US-amerikanischen Herstellern Waffen im Wert von 100 Milliarden US-Dollar abkaufen werden, um diese an die Ukraine weiterzureichen.

Es ist weder vorgesehen, dass europäische Waffen Teil des Deals sind, noch dass die USA Waffen finanzieren. Eine hochrangige Quelle im FCDO (Foreign, Commonwealth and Development Office, britisches Außenministerium; Anmerkung der Übersetzerin) teilte mir mit, Keir Starmer habe gesagt, dass das Vereinigte Königreich „weit mehr als“ 10 Milliarden Pfund in den Topf werfen werde, um US-amerikanische Waffen für die Ukraine zu kaufen.

Auf der europäischen Seite hofft man, diesen Todeshändler-Goldsegen mit gestohlenem russischem Geld — Vermögenswerten, die im Rahmen von Sanktionen beschlagnahmt wurden — bezahlen zu können. Dem stehen jedoch zwei Hindernisse im Weg. Das erste in Gestalt der internationalen Gerichte, deren Zustimmung sehr unwahrscheinlich ist. Das zweite in Gestalt Wladimir Putins.

Ich habe nie an die Vorstellung geglaubt, dass Russland militärisch unfehlbar und drauf und dran ist, schnell und einfach zu siegen. Und ganz sicher habe ich nie der unsinnigen Propaganda zugestimmt, dass der anfängliche katastrophale russische Angriff auf Kiew nur ein Trick oder eine Finte war.

Aber Russland ist nun tatsächlich im Begriff zu gewinnen, und es war stets klar, dass es schlussendlich auf dem Schlachtfeld siegen würde. Mit ihrer wahnhaften Rhetorik versuchten europäische Führer in den letzten Wochen, darunter auch Keir Starmer, diese offenkundige Realität zu ignorieren.

Die ukrainischen Frontlinien in Donezk sind mittlerweile so unmöglich zu halten, dass Putin nun versuchen kann, auf Gebiete zu bestehen, die er noch nicht erobert hat, weil jeder weiß, dass die Eroberung sowohl unaufhaltsam ist als auch unmittelbar bevorsteht.

Diese Realpolitik ist genauso hart wie die von Trump.

Dem Team, das Trump nach Alaska mitnahm, gehörten weit mehr Beamte an, die mit Handelspolitik zu tun haben als mit Militär- oder Außenpolitik, und wir sollten nicht unterschätzen, inwieweit dieser Versuch einer Einigung finanziell motiviert ist.

Putin, der gerade den Krieg gewinnt, wird auf einer Aufhebung der Wirtschaftssanktionen bestehen und ganz einfach nicht zustimmen, dass die Europäer mit russischem Geld Waffen für die Ukraine kaufen.

Da die Unterstützung des ukrainischen Militärs — im Gegensatz zu einer gegenseitigen Verteidigungsverpflichtung — ein wesentlicher Bestandteil der erörterten Struktur der „Sicherheitsgarantie“ ist, wird man Finanzmittel auftreiben müssen. Und das, obwohl Rachel Reeves (Schatzkanzlerin unter Starmer; Anmerkung der Übersetzerin) gesamte Philosophie darin besteht, die Finanzmärkte durch Sparmaßnahmen zu beglücken.

Meine Quelle beim FCDO teilt mir mit, dass Plan B — für den Fall, dass die Idee, mit russischem Geld zu bezahlen, scheitert — vorsieht, den Kauf von Waffen für die Ukraine durch das Vereinigte Königreich aus privaten Quellen zu finanzieren. Dies war ein wichtiger Vorbereitungspunkt.

Genau wie bei den Flugzeugen, die von (der britischen Luftwaffenbasis) Brize Norton aus starten, sind die Finanzierung des Waffenkaufs für die Ukraine durch ein Private-Equity-Konsortium sowie die Rückzahlung durch das Vereinigte Königreich über einen Zeitraum von 20 Jahren vorgesehen.

Das bedeutet, dass Waffen im Wert von 10 Milliarden Pfund das Vereinigte Königreich schließlich etwa 38 Milliarden Pfund kosten könnten. Ja, Sie haben das richtig gelesen. BlackRock und Trump selbst gehören zu einer Vielzahl von Investoren, die als Finanziers in den raffinierten Plan einbezogen werden sollen.

Was Korruption betrifft, gibt es keine Branche, die die Waffenindustrie überflügelt: Schmiergelder, Aufsichtsratsposten, Dienstleistungsverträge für Scheinfirmen, Jobs nach dem „offiziellen“ Ruhestand. Politiker lieben die Verteidigungsindustrie.

Diese 100 Milliarden US-Dollar für Waffen werden allen Beteiligten eine Menge Zaster einbringen. Schauen Sie sich Tony Blairs Reichtum an. Sprechen wir in zehn Jahren darüber, wie viel Privatvermögen jeder einzelne auf diesem Foto schließlich angehäuft hat.

Selenskyj ist wahrscheinlich der größte Profiteur von allen — obwohl er auch seine Bosse ausbezahlen muss.

Ich beschreibe in meinen beiden Memoiren „Murder in Samarkand“ und „The Catholic Orangemen in Togo“ sehr detailliert, dass internationale Beziehungen nicht nur von der Kontrolle der Rohstoffe, sondern auch von den korrupten Interessen der Politiker an den Unternehmen, die diese Rohstoffe erwerben, bestimmt werden.

Dass dies zutrifft, habe ich aus erster Hand für Öl und Gas in Usbekistan und für Rutil und Diamanten in Sierra Leone erfahren.

Mit Trump treten diese Hintergrundmotivationen aus den Schatten ins Rampenlicht. Also haben wir hier einen Krieg, der sich Gottseidank seinem Ende zuzuneigen scheint, allerdings auf der Grundlage offenkundig wirtschaftlicher Vereinbarungen.

Ich gehe davon aus, dass sich die europäischen Staatsoberhäupter freuen werden. Geld kann eine Menge Demütigung wettmachen.

Wie ich bereits mehrfach angemerkt habe, war und ist es der Ukraine schlichtweg nicht möglich, ihr gesamtes Territorium von 1991 ohne einen von der NATO angefachten Krieg, dessen Ausmaß mit Sicherheit zu einem nuklearen Flächenbrand führen würde, zurückzugewinnen.

Mit der Integration einiger russischsprachiger Gebiete der Ostukraine in Russland, darunter die Krim und zumindest der größte Teil des Donbass, wird es nun de facto oder auch de jure zu Grenzanpassungen kommen.

Es ist schlicht eine Tatsache, dass es vor 1991 nie einen ukrainischen Staat gegeben hat und dass es nie einen Staat gegeben hat, dessen Grenzen denen der Ukraine auch nur annähernd entsprächen. Ich weiß nicht, warum Menschen unwiderlegbare historische Wahrheiten so anstößig finden.

Wir werden eine etwas kleinere, westlich orientierte Ukraine haben. Das scheint mir etwas zu sein, das die Ukrainer, die sich gerne westlich ausrichten möchten, feiern sollten.

Der prozentuale Anteil des ukrainischen Gebietes, das Russland wahrscheinlich für sich beanspruchen wird — etwas weniger als 20 Prozent — entspricht in etwa dem Anteil der ukrainischen Bevölkerung, der tatsächlich lieber russisch wäre.

Eine Umsetzung des mutmaßlichen Friedensabkommens wird zweifellos besser sein als eine Fortsetzung des Krieges. Für ukrainische Nationalisten wird es etwas weniger vorteilhaft sein als das Abkommen, das in der Türkei vor über zwei Jahren möglich gewesen wäre, gegen das die NATO jedoch ihr Veto eingelegt hat.

Hoffentlich haben die Ukrainer gemerkt, dass das Opfern einer gesamten Generation als Kanonenfutter für die NATO keine gute Vorgehensweise ist.

Europäische Staats- und Regierungschefs versuchen immer noch zu zeigen, was sie drauf haben, indem sie Putin für den Fall, dass kein Abkommen zustande kommt, mit weiteren Sanktionen drohen. Dies funktioniert schlicht nicht; Moskau ist mit dem Abkommen einverstanden, weil es in keiner Weise den aktuellen militärischen Vorteil Putins durchkreuzt.

Ich würde gerne daran glauben, dass ein Frieden in der Ukraine zu einem Rückgang der russophoben Hysterie in ganz Europa führen könnte.

In Wahrheit jedoch ist diese Kriegshetze im Stile des Kalten Krieges wirklich alles, worüber diese scheiternden europäischen Staatsoberhäupter derzeit verfügen, um ihre unzufriedene und verarmte Bevölkerung in Panik zu versetzen und sie zu kontrollieren.

Sie werden jedoch immer weniger überzeugend sein.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Ucraine“ auf dem Blog von Craig Murray. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.

 


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