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Wir brauchen mehr Zopfgretels!

Wir brauchen mehr Zopfgretels!

Wem die Umwelt am Herzen liegt, sollte seine Energie besser einsetzen, um den Kapitalismus zu bekämpfen, anstatt Greta Thunberg zu bashen.

Mein Freund S. glaubt nicht, dass die Erderwärmung etwas mit dem Ausstoß von Treibhausgasen zu tun hat. Er hält die Kids von „Fridays for Future“ für ferngesteuert und gehirngewaschen — und mit ihnen die Wissenschaftler und Forscher aus aller Welt, die behaupten, dass CO2 und Co. einen Einfluss auf das Klima haben. „Dass ausgerechnet Du, als ansonsten super-kritischer Kopf, diesen Klimaquatsch nicht hinterfragst, verstehe ich nicht“, meinte er neulich zu mir. Und weil ich schon ein bisschen müde war und lieber zuhören als reden wollte, bat ich ihn, mir doch zu erklären, wer denn hinter all den Klimaforschern, Wissenschaftlern und Journalisten und der kleinen Schwedin Greta und all den Schulstreik-Kids steckt, wer sie inszeniert und fernsteuert und vor allem: zu welchem Zweck?

„Diese Zopfgretel ist doch das beste Beispiel, dass das alles eine Show ist, wie die hoch und runter gehyped wird von allen Medien, das ist doch alles nicht echt.“

Mein Hinweis, dass ihre Forderungen doch sehr konkret sind, und dass es nützlich ist, sie in den Medien zu verbreiten, quittierte er mit Kopfschütteln.

„Das ist doch alles Fake… und heraus kommt eine idiotische CO2-Steuer, die nur den kleinen Pendler mit seinem alten Diesel trifft aber nicht die Bonzen mit ihren Elektro-SUVs.“

Was letzteres betrifft, musste ich meinem Freund recht geben, denn es ist zu befürchten, dass bei den in der Regierung ventilierten Steuerkonzepten genau so etwas herauskommt. Was aber nur mit dem Zustand der Politik und nichts mit den Forderungen der Ökologie im Allgemeinen und Greta im Besonderen zu tun hat. Weil S. dann aber nicht wirklich erklären konnte, welche Großverschwörung von Universitäten in aller Welt bis hin zur kleinen Greta die „Klimalüge“ propagieren lässt und welche Absichten die sinisteren Strippenzieher damit verfolgen, musste ich mich nochmal aus dem Sessel aufschwingen.

„Okay, mein Freund, gehen wir mal davon aus, dass menschengemachte Treibhausgase keinerlei Rolle spielen fürs Klima, wir können weiter verheizen und dieseln, wie wir wollen — wie sieht deine Politik aus, gegen das Artensterben, die Massentierhaltung, die Meeresverseuchung, Waldzerstörung und und und…?“

Seinen Einwand, dass Umweltschutz und Klimaschutz zwei paar Stiefel wären, ließ ich nicht gelten. Mit diesem Bullshit-Argument kommen die selbsternannten „Klimaskeptiker“ ja häufig angewackelt, ohne auszuführen, wie denn das eine ohne das andere funktionieren soll. Wenn es egal ist, was wir alles in die Luft blasen, in die Böden kippen, in die Meere verklappen, wenn es wurscht ist, was wir ausrotten, abholzen und verheizen, dann bleibt wirklich nur ein fröhliches „Weiter so!“

Das ist es, was mich an Skeptikern wie meinem Freund S. so nervt — auch wenn sie von Geo-Chemie keine Ahnung haben, halten sie nach drei gesehenen YouTube-Filmchen ausgefuchste Vorträge über CO2. Alternativen haben sie keine zu bieten. Aber Freund S. war früher ziemlich links und ich hatte noch ein ziemlich revolutionäres Argument im Köcher, mit dem ich ihn vielleicht überzeugen könnte, seine Klimaskepsis etwas skeptischer zu betrachten:

Es geht doch bei der ganzen ökologischen Frage — Artenschwund, Bodenzerstörung, Erderwärmung — nicht um diese Zopfgretel, nicht um die Grünen und die Bio-Latte-Macchiato-Szenen und diesen ganzen New Green Deal-Hype. Es geht um den Kapitalismus, um das Prinzip des ständigen Profits und des ewigen Wachstums.

Das ist mit begrenzten Ressourcen und einem empfindlichen Habitat wie der Erde einfach nicht zu schaffen. Und jeder, der sich mit der ökologischen Frage ernsthaft beschäftigt, muss diesen Widerspruch erkennen. Dass die Future-Kids noch nicht ganz so weit sind, kann man ihnen nicht verdenken, sie sind ja noch jung, aber wenn sie weiter nachdenken, werden sie darauf kommen, dass es mit „New Green“ nur was werden kann, wenn der Kapitalismus mit seinem Wachstumszwang eliminiert wird.

Aber weil die 0,001 Prozent Kapitalisten nicht freiwillig aufgeben, braucht es vorher Aufstand, Bürgerkrieg, Revolution … lass die Regierenden noch ne Weile rumdoktern, mit idiotischen Börsenzertifikaten, CO2-Steuern und anderem symbolischen Zirkus, dann werden auch die Kids merken, dass sich nichts ändert, wenn sich nicht das destruktive Grundprinzip ändert … und dann geht’s los. Wir brauchen zwei, drei, viele Zopfgretels.

„Träum weiter…“ winkte Freund S. da ab, und setzte in schönstem Hessisch hinzu: „Abber bevor isch mich jetz uffrehsch, isses mir libber egal.“


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Artikel erschien am 27.8.2019 als Tagesdosis bei KenFM.


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