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Der herbeigeschriebene Bürgerkrieg

Der herbeigeschriebene Bürgerkrieg

Das Medienecho auf den Mord von Idar-Oberstein liefert ein mustergültiges Beispiel für die Auswüchse des „Haltungsjournalismus“.

„Sagen, was passt“ statt „sagen, was ist“

Noch einmal kurz zusammengefasst: In der Nacht von Samstag auf Sonntag betrat ein 49-Jähriger — ohne Maske — eine Tankstelle in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz, um Bier zu kaufen. Der 20-jährige Student, der dort als Aushilfe tätig war, wies ihn auf die Maskenpflicht hin. Der 49-Jährige verließ daraufhin die Tankstelle, ohne den Kauf zu tätigen. Etwa eineinhalb Stunden später kehrte er zurück. Diesmal mit Mundschutz. Als er abermals das Bier bezahlen wollte, zog er seine Maske herab. Erneut wies ihn der Student auf die Tragepflicht hin. Darauf zog der 49-Jährige eine Schusswaffe und richtete den jungen Mann mit einem Kopfschuss hin. Am Folgetag stellte sich der Schütze der Polizei. Dabei erklärte er, dass er sich durch die Coronamaßnahmen stark eingeschränkt sah und mit dem Mord ein Zeichen setzen wollte.

Gefundenes Fressen für den Zombie-Journalismus! Ein Mann, der jemanden ermordet, weil dieser, sein Opfer, ihn auf die Maskenpflicht hinwies? Perfekt! Was wird daraus? Genau: #QuerdenkerSindTerroristen.

So posaunte es der Twitter-Mob mit lautem Tastaturgeklapper und Hashtag-Geheul in die Welt hinaus. Die wichtigste Frage, die dabei hätte gestellt werden müssen, hatte man wohl ... vergessen. Nämlich die:

War der Täter überhaupt ein Querdenker?

Der Begriff des Corona-Leugners erlebte abermals eine Hochkonjunktur in den Twitter-Abgründen. Dass diese Bezeichnung auf so ziemlich keinen Maßnahmenkritiker zutrifft — wer behauptet schon ernsthaft, es gebe das Virus nicht? —, spielte dabei keine Rolle.

t-online

Wir wollen uns hier nur die bizarrsten Perlen dieses selbsternannten Qualitätsjournalismus ansehen:

Differenzierung scheint man in den Redaktionsstuben bestenfalls noch buchstabieren zu können. Von der tatsächlichen Anwendung ist man offenkundig weit weg. So werden einfach mal Maßnahmenkritiker mit Leugnern in einen Topf geworfen und Verbindungen zu Querdenken konstruiert, wo keine sind.

Wie das geht? Man suggeriert einfach durch die Namensnennung in der Schlagzeile einen Zusammenhang, um dann später entweder gar nicht oder viel zu weit unten im Text darauf hinzuweisen, dass es eigentlich gar keine Verbindung zwischen dem Täter und den Querdenkern gibt.

Ein Artikel bei t-online beginnt mit dem Titel: „Diese radikalen Gruppen sind aus Querdenken hervorgegangen“. Bald darunter wird gefragt: „was genau steckt hinter der Bewegung – und was hat sie damit zu tun, dass ein Mann tötete?“

Nach diesen suggestiven Zeilen steht erst spät im Text:

„Bei dem Todesschützen von Idar-Oberstein gibt es bisher keine Erkenntnisse, dass er bei "Querdenken" aktiv war.“

Journalistisch unsauber, aber zum Zweck der Feindbildkonstruktion absolut geeignet. So wurde ein unlauterer Zusammenhang bei t-online gestrickt, deren Journalismus ebenso tadellos ist wie der Kundenservice des gleichnamigen Mobilfunkanbieters.

Zwischenbemerkung: Ist das nicht genau die Methode, die immerzu den sogenannten Aluhüten, Schwurblern, Wahrheits- und Faktenleugnern vorgeworfen wird? Zusammenhänge aus dem luftleeren Raum zu konstruieren oder die Farben wahrer mit unwahrer Aussagen zu dem Weltbild zu vermengen, welches die eigene Sichtweise spiegelt. Das wird doch allseits den alternativen Medien vorgeworfen. Und dann machen es die Leitmedien einfach selber. Wo ist denn nun Correctiv? Wo der Faktenfuchs? Schon im Winterschlaf?

Um diese Feindbildkonstruktion zu wahren, scheint den Zombie-Journalisten jedes Mittel recht. Der genannte Artikel des Hochglanzmagazins t-online, verfasst von Lars Wienand, ist ein perfektes Beispiel dafür. Dieser schreibt in seinem Autorenprofil:

„Mein Name ist Lars Wienand, und ich weiß, dass ich sehr vieles nicht weiß.“

Dazu gehören scheinbar auch die korrekten Zitierregeln. Vielleicht kennt Wienand diese auch, aber sie waren ihm offensichtlich egal, als er den Versuch unternahm, die Wochenzeitung Demokratischer Widerstand (DW) als geistiges Brandstifterblatt für diese Tat darzustellen. So behauptet Wienand, dass der Demokratische Widerstand auf Telegram Videos bejubeln würde, in welchen zu sehen sei, wie Demonstranten Polizisten umstoßen. Wienand „zitiert“ die Telegram-Meldung des DW mit den Worten: „Zum Genießen.“ Das Zitat entstammt dieser Meldung. Wer sich den Beitrag auf Telegram ansieht, stellt fest, dass der Satz, aus dem diese beiden Wörter entnommen wurden, 14 Wörter umfasst. Der Kontext entschärft die Wucht dieser Aussage. Das Besondere: Wienand macht sich nicht einmal die Mühe, richtig zu zitieren, indem er das „Z“ von „zum Genießen“ in eckigen Klammern korrekt klein schreibt. Stattdessen stellt er es so hin, als sei dies die alleinige Aussage des Postings. Dabei wäre es auch kein Problem gewesen, den ganzen Telegram-Beitrag zu verlinken — ja, das geht!

Ganz offensichtlich war „man“ aber nicht an der wahrheitsgemäßen Darstellung interessiert. Und mit dieser Masche wurde das Ganze weitergesponnen.

Tagesspiegel

Bleiben wir bei der Behauptung, Rechte würden diese Tat bejubeln. So lesen wir in einem Beitrag des renommierten Blatts Tagesspiegel:

„In diversen Kanälen szenebekannter Verschwörungsideologen wird die Gewalttat in Rheinland-Pfalz wahlweise als Notwehr, logischer Schritt oder Beginn eines langersehnten Befreiungskampfs gegen die angebliche ‚Merkel-Diktatur‘ gefeiert. Im Kanal ‚Free your mind‘ heißt es frohlockend: ‚Jetzt geht's los!!!‘ In anderen Kanälen werden Herzen und Daumen nach oben gepostet.“

Soso. Der Kanal Free your mind verlinkt also einen Beitrag des SWR über diese Tat und schreibt dazu, in welchem Zusammenhang auch immer: „Jetzt geht's los !!!“ Auch bei Tagesspiegel scheinen die Zitierregeln nicht so richtig zu sitzen. Das „gehts“ steht im Original ohne Apostroph und zwischen „los“ und „!!!“ befand sich ein Leerzeichen, welches man einfach gelöscht hat.

Manch einer mag nun sagen, das hier sei Erbsenzählerei. Doch tatsächlich steckt hinter dem, was auf den ersten Blick wie unsauber gehandhabtes Journalisten-Handwerk aussieht, eine äußerst miese und unlautere Taktik. Man verbiegt die Fakten gezielt so, dass sie mit einer bestimmten Weltsicht konform sind. Statt getreu dem Spiegel-Motto zu „schreiben, was ist“, schreibt man, was in das eigene Weltbild passt.

Dass der zitierte Ausruf falsch zitiert wurde, kann vielleicht wirklich schlicht auf eine schlampige Arbeitsweise zurückzuführen sein. Problematisch daran ist, dass man diesen Beitrag in der Suchleiste des besagten Telegram-Kanals nicht findet, wenn man das Zitat ohne Leerzeichen dort hineinkopiert. Wenigstens hätte der Post zum Zweck der Nachprüfbarkeit verlinkt werden sollen. Wenn man sich aber die Mühe macht und durch beharrliches Scrollen den besagten Post findet, dann stellt man zweierlei schnell fest:

Zum einen, dass der Ausruf „Jetzt gehts los !!!“ sehr viel Interpretationspielraum offen lässt. Es wird ja nicht gesagt, „was“ denn genau jetzt losgeht. Und zum anderen zeigt sich, dass man — wenn man in die Kommentare klickt — dort alles andere als Jubel findet. Entsetzen und Fassungslosigkeit erstrecken sich dort stattdessen über die Kommentarspalten. Und ähnlich dürfte der „Jetzt geht's los !!!“-Kommentar des Kanal-Admins zu deuten sein. Vor dem Hintergrund der Kommentare und den anderen Kanalbeiträgen kann dies wohl mehr so verstanden werden, als beklage der Admin die zunehmende Eskalation, als dass er diese Tat euphorisch bejubelt. Hass und Hetze findet man dort sehr wohl — aber sie stammen augenscheinlich von den von „auswärts“ kommenden Usern, die wohl über die Leitmedien auf diesen Post — trotz der Barriere durch falsche Zitation — aufmerksam wurden und dort ihren Hass auf anders- oder querdenkende Menschen herabregnen lassen.

Wer diese Hintergründe allerdings nicht auf eigene Faust recherchiert, fällt dem vermittelten Bild anheim, auf den bösen Telegram-Kanälen würden sich rechte Skinheads ob des Tods einer „linken Studenten-Zecke“ erfreuen. Bemerkenswert ist auch, dass einschlägige Medien die besagten Telegram-Posts nicht einfach per Hyperlink verlinken. Das wäre doch ein Leichtes! Aber man verzichtet offenbar bewusst darauf, weil man in der Redaktion genau weiß, dass ein Anklicken des Posts das transportierte Narrativ augenblicklich zum Einsturz bringen würde.

Hier haben wir nun zwei Beispiele herausgepickt, anhand derer äußerst repräsentativ gezeigt werden konnte, wie Leitmedien bei diesem Fall die Tatsachen zurechtkneten, um aus einer Einzeltat das vermeintliche Gewaltpotenzial einer ganzen Bevölkerungsgruppe abzuleiten.„Jetzt geht's los !!!“

Noch mal: Ist das nicht genau die Methode, die immerzu den sogenannten Aluhüten, Schwurblern, Wahrheits- und Faktenleugnern vorgeworfen wird? Man konstruiert irgendwelche Zusammenhänge und leitet aus den verschwommensten Parallelen und den unschärfsten Mustern Zusammenhänge ab, die man in diesem Falle getrost nur noch als „Schwurbelei“ bezeichnen kann. Himmelschreiend absurd ist es, zu behaupten, ein potenzieller Todesschütze sei jeder Maßnahmenkritiker oder ein jeder, der über Deutungen spricht, die im Diskurs als „Verschwörungsideologie“ diskreditiert werden. Diese Behauptung bewegt sich auf dem Niveau der These, wonach Fridays for Future satanistisch sei, weil das Akronym „FFF“ in Zahlen überführt die dreimalige Aufeinanderfolge der Zahl „6“ darstellt, also „666“.

Liebe Zombie-Journalisten und lieber Twitter-Mob — wer braucht nun einen Aluhut?

Schlussfolgerung

Ein solches Konstruieren von Zusammenhängen, die nicht existieren, zeitigt eine verheerende Wirkung. Dieses falsche Bild der Realität wird von führenden Politikern und von ausländischen Medien nachgebetet und festigt damit das Narrativ. Und das ist augenscheinlich gewollt. An Deeskalation scheint kein Interesse zu bestehen. Andernfalls würde man beschwichtigen, das Bestmögliche tun, um die erhitzen Gemüter zu besänftigten. Aber nichts dergleichen geschieht. Stattdessen erzeugen die Zombie-Journalisten durch ihren Kreativ-Journalismus weitere Stöße an heißer Luft, die das Feuer zu einem Flächenbrand mutieren zu lassen drohen.

Die blutige Federn der Journalisten schreiben hier den Lesestoff, aus dem Bürgerkriege gemacht sind!


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