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Der Kult des Menschenopfers

Der Kult des Menschenopfers

Um den vermeintlichen Zorn der Götter zu besänftigen, gaben unsere Vorfahren das Kostbarste, was sie hatten: ihre Kinder. Unsere „aufgeklärte“ Gesellschaft ist dabei, dieses Muster zu wiederholen und junge Menschen dem Kriegsgott zu opfern.

Hört Ihr! Hört doch! Horcht! Sie trommeln wieder! Und sie kommen näher. Aus allen Richtungen.

Aus welchen Löchern sind sie bloß hervor gekrochen? Aus welchem Schoß wiedergeboren? Wo haben sie als Brut all die kargen Jahre im Dunkeln überlebt? Hört doch! Sie sind wieder da. Sie trommeln wieder! Überall! Und es ist keiner, der ihnen kurz entschlossen die Stöcke wegnimmt und ihnen die Gewehre aus den Händen reißt. Sie sind wie eine Plage der ganzen Menschheit, die sich alle Jubeljahre zu wiederholen scheint. Zeitenwende also. Wieder einmal Zeitenwende. Tief in uns drin war es verborgen. Jetzt kriecht es ans Licht und verdunkelt alles.

Die Bewegung ist nicht neu. Das Muster ist uralt. Ohne jeden Verstand, ohne jede Erinnerung, ohne jedes Bewusstsein für das eigene Tun und Handeln. Allmächtig sickert es überall ein. Wie ein alles verdunkelnder und alles umfassender Kult, der keinen Widerspruch duldet. Er wird alles vernichten, was sich ihm in den Weg stellt. Tatsächlich, ein Kult! Mit allem was dazu gehört: Priester, Messen und Altäre, Uniformen und Gesänge, mitternächtliche Rituale bei Fackelschein und Trommelwirbel! Schauer im Rücken.

Und dann auch das ganze System der Verkündigung einer neuen frohen Botschaft, die uns alle vor dem nahenden Tod retten wird.

Glaube es oder glaubt es nicht! Ein ganz neues Testament. Ein Aberglaube! Und ein Götzendienst. Der neue und doch uralte Kult, dessen Zweck es ist, durch das Blutopfer der eigenen Kinder auf den Altären des Krieges Frieden auf Erden herzustellen.

Zeitenwende in seiner ganzen grausamen Tiefe. Dreht Euch nicht nach ihm um, der Opferkult zieht trommelnd vor das Tor.

Und die neuen mit den alten Epauletten und martialischen Titeln bestückten Priester und Erzpriester dieses blutigen Kultes merken es nicht einmal, dass sie fahnenflüchtig geworden sind. Sie beruhigen sich damit, dass der Wind nur gedreht hat und die alte Fahne nun ganz neu scheint. Befehl vom Hauptmann. Der blutbeschmierten neuen Religion der Heiligen Freiheit, der man alles unterordnen muss, um errettet und gar für alle Zeiten erlöst zu werden, muss der Verstand als erstes geopfert werden. Befehl ist Befehl — noch mehr als früher.

Herrscher bauen Waffen, Priester segnen sie

Mit diesem Freiheitsopferkult ziehen sie trommelnd und im Gleichschritt von Haus zu Haus, durch alle Straßen, durchs ganze Land. Und unseren Kindern versprechen sie, dass sie von ihren Müttern für etwas ganz Großes und Heiliges geboren worden sind in großer, schwerer werdender Zeit. Dabei sind sie nur gekommen, um ein Heer auszuheben wie anno dazumal und um unsere Söhne und Töchter „kulttüchtig“ zu machen. Die Kinder zuerst und dann auch die Eltern.

Die Großeltern, die Lehrer, sogar die verbiesterten Pfaffen mit ihrem untauglichen Friedens-Gesäusel Alle müssen „kulttüchtig“ werden! Geimpft mit den neuen Parolen. Denn etwas ganz Großes und nach Solidarität Verlangendes wirft seinen Schatten voraus, der als Licht verkauft wird.

Und so tragen sie die alte und jetzt wieder neu herausgeputzte und entstaubte Monstranz des Opfer verlangenden Krieges vor sich her. Dieses verdreckte und für lange Zeit doch einmal vom Grundgesetz verbotene blutverschmierte Symbol der selbstgeschaffene Heiligen Freiheit — von was eigentlich? — und des Heiligen Bodens, der verteidigt werden muss, koste es, was es wolle. „Whatever it takes!“ Aber was es kosten wird, das ist am Ende doch immer das Leben unserer Kinder. Mit geblendeten Augen, verschmiertem Verstand und stolzgeschwellter Brust ziehen sie wieder über die Brücke und dann wieder von Ort zu Ort. Sie hoffen schon auf den „Spannungsfall“, der ihnen die Drecksarbeit erspart, weil die Kinder ihnen dann per Gesetz in den Schoß fallen.

„Wachet und betet!“ hatte der Fürst der Liebe seinen Anhängern geraten. Und die hatten seit Jahren mitbekommen, dass der neue Opferkult schon viele Jahre vorher auf Funktionieren und Tüchtigkeit getestet worden war. Militärs zogen die Fäden in den weltweiten Angst- und Untergangszenarien der Pandemie. Zuerst müsste eine künstlich erzeugte kollektive Todesangst jeden Verstand ausschalten. Und wenn das gelänge, wäre die Zeit reif für den eigentlichen Kult des Sieges der Menschheit über die dunklen Mächte des Bösen.

Es ist wieder so weit!

Und so trommeln sie jetzt! Denn die Zeit ist reif. Und sie kommen näher, werden lauter! Reden schon von Kriegswirtschaft, von Kanonen statt Butter und Rente! Und der Lärm ihrer Trommeln erreicht schon jedes Haus, jede Familie, jedes Kind, jedes Herz, dröhnt auf den Fluren der Schule, in jeder Radiostation, in jedem Studio, in jedem Podcast.

Hört doch, hört: „Liebe Kultgenossen, es ist 20 Uhr. Hier spricht Radio Berlin!“

Und vorweg ein paar Takte vom Spielmannszug mit dem Schellenbaum, wie sie weiland der Flötist aus Hameln angestimmt hat. Der kleine Mann und die kleine Frau sollen ihre Kinder rausrücken.

Unsere Söhne wollen sie, die wir Alten nicht mehr für einen Frieden auf Erden aus Betlehem begeistern konnten und die nun taumelnd und orientierungslos für jeden Götzendienst der Gewalt bereit sind. Allzeit bereit! Weichgeklopft wie ein Stück fettes Kotelett.

Oh mein Gott, warum hast Du unsere Kinder verlassen! So leer und gottverlassen, fällt ihnen gar nicht auf, dass sie aufgehetzt und abgefüllt werden und Dich gegen die Götzen der Angst und Gewalt ausgetauscht haben.

War da nicht mal was? Feindesliebe!

Deine Kirchen, mein Gott, wurden längst nicht mehr im Dorf gelassen. Geschleift von Desinteresse und Sinnlosigkeit. Hohle Zähne aus alter christlicher Zeit! Und wo dann doch noch eine alte Kirche war, drangen sie mit Sang und Klang ein, um auch dort den Segen des Pfarrers für den neuen blutigen Opferkult des Gewaltgottes zu bekommen. „Liebet Eure Feinde“ — das wurde schnell von den Altären gekratzt. Und blutrot mit „Tötet Eure Feinde, bevor sie Euch töten“ überschrieben.

Oh mein Gott! Hatten nicht alle Kirchen dieser Welt 1948 in Amsterdam geschworen, dass der Grund ihres Glaubens, der dreieinige Gott des Alten und neuen Bundes, keinen Krieg mehr rechtfertige? Was ist passiert, dass die tiefste Wurzel des Christentums, dieses „Friede auf Erde allen Menschen“, so einfach beiseite gewischt werden konnte? Was war passiert, dass man dem allmächtigen ohnmächtigen Gott ohne Namen sein Wort im Mund herumdrehen konnte?

Ja, ziemlich raffiniert hatten sie die uns allen innewohnende tiefe Angst zu sterben zuerst einmal auf das persönliche Überleben in einer behaupteten Pest gerichtet. Nur durch Opfer — auch von Kindern, tot oder behindert — sei sie zu besiegen. Und dann war es auf einmal dieselbe Angst vor dem behaupteten Todfeind, der alles leichter machte.

Der wahre Gott unserer Zeit

Es ist Baal, der Kult-Gott der Opferaltäre, der altböse Feind der Liebe!, den sie in unserem Unterbewusstsein triggern. Dieser ewig in uns schlummernde Götze aller Zukunfts- und Sterbeängste, die man nur durch Opfer kleinkriegen und besiegen könne. Der alte Götze sah seine Zeit wieder einmal gekommen. Der alte Kampf zwischen Jahwe, dem Gott des ewigen Vertrauens, und dem Götzen, mit dem man dealen muss, um Zukunft und Leben zu haben — dieser Kampf ist wieder ausgebrochen. Dealen ist wieder eingesagt. Mit den Göttern dealen um Zukunft und Überleben. Gebt den Göttern das Kostbarste, was ihr habt. Und die alles verschlingenden Götter garantieren Euch das Überleben. Frieden ist machbar!

Freiheit und Frieden durch Verstehen, gute Nachbarschaft und Nächstenliebe hatten ausgedient. Der neue Götze für Frieden und Freiheit kennt nur den sogenannten „Siegfrieden“ mit Tausenden oder auch Millionen von Opfern — erschlagene Söhne und Töchter auf allen Seiten!

Ein Gemetzel, das die Welt so noch nicht gesehen hat. Und auf den Stufen der neu errichteten Altäre stehen die Generäle als Kardinäle und Priesteroffiziere, die zunehmend und mit immer neuen Beschwörungen das Herz unserer Kinder in den Moloch stoßen. Und die den längst vergeblich getöteten Kindern immer wieder neu ausgehobene hinzufügen. Alle sauber eingekleidet für den Tod.

Man möchte wie weiland der Prophet Elia aus dem Alten Testament gegen diese neuen lärmenden Baalspriester und Opferkultjünger antreten. Feuer vom Himmel erflehen, weil die Götzendiener wieder einmal den unbekannten Gott vom Thron stoßen und an seinen Geist des Friedens auf Erden nicht mehr glauben. An seiner Stelle steht nun das neue Götzenbild vom Siegfrieden und vom heiligen Boden, der alle Opfer wert ist und sich mit dem Blut der Gefallenen vollsaugt. Der alte Gott ist tot. Es lebe Baal, der neue Gott des Sieges!

Todesstoß für jede Friedenshoffnung

Im Untergrund erzählen die Alten, dass der alte Gott seit den Zeiten der Sintflut nicht mehr mit den Menschen in den Krieg gegen das Böse zu ziehen versprach. So lasen es die Alten im analogen Buch der Bücher. Uralte Geschichten und Friedenszeichen. Keinen Schritt wollte er tun! Seit Jahrtausenden nicht. Auch in all den Kriegen nicht, die man in seinem Namen führte und bis heute führt, bis Gaza und Kiew.

Und nun sind sie ihm wieder untreu geworden und nehmen wie immer ihre Zukunft und ihre alten Urängste selbst in die Hand und skandieren: „Tod den Feinden“. Das übertönt den Tod der eigenen Kinder!

Es ist ein Verrat am Gott des alten Bundes! Es ist ein Verrat an dem Vatergott Jesu. Der setzte seither auf Geduld und Mitleiden, auf Ausdauer und Verstehen. „Den Feind verstehen, heißt sich selbst zu verstehen.“ So gelingt es und nicht anders!

Saat und Ernte, Sommer und Winter sollten friedlich aufeinander folgen — eine Friedensepoche ohnegleichen, die auf Geduld gründen soll und nicht auf Kampf.

Auf welcher Kanzel kann ich daran noch erinnern? Geschwätz und Gesabber von gestern! Nichts für die neue Zeit nach der Zeitenwende, in der wir Alten von einem der neuen Baalspriester als „gefallene Engel“ und Höllenboten verhöhnt und gebrandmarkt werden. Sie setzen auf Menschenofer, die den neuen Göttern geopfert werden müssen, um allen anderen Menschen auf Erden Frieden in Freiheit und Wohlstand mit Amazon und KI zu bescheren. „Ehre sei Baal und Siegfrieden auf Erden.“

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Es ist wohl die älteste spirituelle Methode der Menschheit, den zürnenden und Angst einflößenden Göttern, die die Zukunft in ihrer Hand haben, das Kostbarste, was wir haben, zum Geschenk zu machen. Das Priestermesser und der blutbeschmierte Altar kamen schon in steinzeitlichen Ausgrabungen ans Licht. Das war bei den Mayas so in Lateinamerika und war auch im Vorderen Orient so üblich, wo ein neuer Wüstengott von seinem glühendsten Verehrer mit Namen Abraham forderte, seinen eingeborenen Sohn Isaak zu opfern. Lämmer und Stiere reichen nicht, wenn es um etwas ganz Großes geht. Die Götter lassen sich nicht täuschen! Das Kostbarste muss auf den Altar! Kinder müssen sterben für den Kult. Und sogar das Christentum, dem wir unsere durchaus brüchige Kultur des Vertrauens verdanken und das mit Quäkern und Amish auch in unserer dunklen Zeit Zeugen dieses Vertrauens hervorbringt, hat in seinen alten Zeugnissen noch Reste dieses Opferkults bewahrt. Wenn etwa der Vatergott seinen eingeborenen Sohn opfert um des ewigen Friedens willen, Auslegung hin, Auslegung her!

Diese Angst! Diese höllische Angst zu sterben und das Wissen darüber, die Ur-Angst, die uns Menschen in unseren seelischen Tiefen eint, sollte wieder einmal für eine gewisse Zeit besänftigt werden. Eben wie man seit Urzeiten die Götter besänftigt, die sich über blutigen Opferaltären und Massengräbern dann langsam zurückziehen wie ein Sturm im Morgengrauen.

Nichts ist überwunden. Nichts. Denn in den tiefsten Wurzeln unserer Seelen und unserer Kultur überlebte dieser blutige Kult und lässt uns nicht los — mit wie viel Aufklärung und Herzensbildung auch immer wir dieses tiefe Loch des Todes aufzufüllen versuchen.

Er schlägt durch. Er ist wieder da. Abraham war bereit, seinen einzigen Sohn Issak für seinen Gott zu opfern. Und der Vatergott des Christentums auch. Und ausgerechnet dieses letzte blutende Opfer bat mit schon aufgeschlitztem Leib für die Folterer und Kriegsknechte aller Zeiten mit letzten Worten: Vergebt ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.


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