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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Ein uraltes Wissen kann helfen, durch die aktuelle Zeit zu kommen.

Die Realität, die wir aktuell erleben, ist aus der Gegenwart heraus kaum zu erfassen. Die Welt ist verrückt geworden, zersetzt in unzählige Fronten, an denen sich die Menschen gegenüberstehen, zerstört von Wahnsinnigen, die mancher gerne als Unmenschen bezeichnet. Die Kriegsmaschinerie läuft. Fassungslosigkeit, Ekel, Empörung, Wut, Hass, vor allem aber Ohnmacht haben viele erreicht. Wie die Maschinerie anhalten? Was tun mit denen, die sie in Gang setzen?

Was, wenn ein Wunder geschähe und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden? Was würde mit ihnen unternommen werden? Würde man sie töten? Sie ein Leben lang einsperren? Eine Art Nürnberger Schauprozesse einleiten? Was würden wir tun mit den Kräften, die wir als böse bezeichnen? Ihnen die Augen auskratzen? Sie foltern, bevor wir sie hinrichten? Menschen zu Hexen und Dämonen deklarieren und sie verbrennen? Sie unerbittlich verfolgen? Sie in die Hölle schicken? Auf einen anderen Planeten?

Wer wären wir selbst dabei? Die einstigen Opfer als Henker? Würden wir behaupten, wir allein kennen die Wahrheit und das rechte Maß? Würden wir uns selbst die Legitimation erteilen, diejenigen, die uns zuvor als Unmenschen bezeichnet haben, als Parasiten, Asoziale und Schmarotzer, gnadenlos auszumerzen? Würden wir letztlich so werden wie die, die wir verurteilen? Oder würde es uns gelingen, den Teufelskreis, der immer neue Opfertäter hervorbringt, zu durchdringen?

Eine Frage des Gewissens

Es ist die Stunde der Wahrheit. Was würde ich tun, wenn ich einem der Verbrecher, der Mörder, der Gewissenlosen begegnen würde? Würde ich sie abknallen oder die andere Wange hinhalten? Würde ich Gewalt anwenden oder die Waffen niederlegen? Wähle ich Krieg oder Frieden? Hier ist unser Gewissen gefragt. Bist du wirklich bereit, eine gesunde, harmonische und friedliche Welt mitaufzubauen, oder willst du Rache und Vergeltung?

Ich möchte nicht dazu aufrufen, das Unrecht durchgehen und die Taten ungestraft zu lassen. Ich möchte Tat und Täter trennen. Es ist möglich, abscheuliche Dinge zu tun und dennoch kein Monster zu sein. Lediglich ein Mensch, der sich verirrt und von Energien einfangen lassen hat, die Unheil über andere bringen.

Er hat sich besetzen lassen, einsperren in ein Korsett, das das Menschliche in ihm erlöschen lässt. Die Dinge so zu sehen, ermöglicht Vergebung: dem Täter seinen Teil der Verantwortung zurückzugeben. Hier, ich gebe es dir. Das ist deins. Das hast du getan. Sieh es dir genau an. Was dann geschieht, liegt nicht bei mir.

Aus dem Opfer-Täter-Pingpong herauszutreten, ist nur dem möglich, der die reine Faktenebene verlässt, das Leben in einen größeren Zusammenhang eingebettet sieht und einen höheren Sinn in den Ereignissen erkennt. Es braucht den Zugang zu einer anderen Erkenntnisebene als der des täglichen Geschehens, um das zu schöpfen, was uns regelrecht ausgetrieben wird: Zuversicht.

Sophia

Um sich die Welt zu erklären, versucht der Mensch seit jeher, sich das Geschehen zu erklären. Das I Ging aus China, die Theogonie des Hesiod aus Griechenland, die Pyramidentexte, die indischen Veden, die biblische Genesis, die Schöpfungsmythen der Urvölker — sie alle versuchen, Erklärungen für das Leben auf der Erde und im Kosmos zu finden.

Im Christentum gibt es eine religionswissenschaftliche Strömung, die größtenteils in Vergessenheit geraten ist: die Gnosis. Es handelt sich um eine frühchristliche Erkenntnislehre, die sich ab dem zweiten Jahrhundert nach Christus zum Hauptgegner der frühen Kirche entwickelte und entsprechend verfolgt und nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurde.

Zu den gnostischen Texten gehört der Sophia-Mythos, wonach unsere Erde aus einer weiblichen Gottheit entstanden ist. Sophia war Teil des allumfassenden Göttlichen. Ihr Wunsch war es, allein aus sich selbst heraus ein Werk zu erschaffen, das dem Licht gleichen sollte, das es ganz am Anfang gab.

Der Versuch ging schief. Ihr Werk war ein Himmelsbild, das einen Vorhang zwischen den oberen Lichtbereichen und den später entstandenen, niederen Äonen bildete.

An der vom Licht abgewandten Seite unterhalb des Vorhangs dehnte sich ein Schatten aus, der Finsternis genannt und zu Materie wurde. Aus dieser Materie entstand eine löwenköpfige, zweigeschlechtliche Gottheit, die als Demiurg bezeichnet wurde: ein Sohn des Chaos, der sich für einen Alleinherrscher hält. Dieser unwissende und überhebliche Gott, eine Art Unfall der Schöpfung, erschuf wiederum den Menschen nach seinem Abbild.

Was danach geschah, steht in der Bibel. Seitdem hält der Demiurg die Menschen gefangen und hindert sie daran, gewissermaßen auf die andere Seite des Vorhangs zu gelangen und ihren wahren Ursprung zu erkennen.

Vor Kummer über das, was sie angerichtet hatte, zersprengte sich Sophia in so viele Teile, wie es Menschen gibt, und erinnert seitdem jeden Einzelnen an den göttlichen Lichtfunken, der in ihm verborgen ist. Nicht eher wird sie ruhen, bis auch das letzte Menschwesen ihn in sich erkannt hat und in die alles umfassende göttliche Einheit zurückkehrt.

Verdrängte Lehre

Dieses Wissen wird in der „Pistis Sophia“ offenbart, eine der wichtigsten koptisch-gnostischen Schriften, die die Lehrgespräche wiedergeben, die Jesus nach seiner Auferstehung mit seinen Jüngern gehalten haben soll. Elf Jahre lang ist er ihnen erschienen und lehrte sie die erste Stufe der Mysterien der gnostischen Kosmologie, den Auf- und Abstieg der Seele und die Begierden, die überwunden werden müssen, um Erlösung zu erlangen.

Die „Pistis Sophia“ gehört zu den Apokryphen, den religiösen Schriften jüdischer und christlicher Herkunft aus der Zeit zwischen 200 vor und etwa 400 nach Christus, die als Irrlehre angesehen wurde, vor der man sich zu hüten hatte. In den offiziellen Kanon wurden nur die Schriften aufgenommen, die dem Establishment dienten und der Vorstellung eines einzigen, männlichen Herrschers nicht im Wege standen.

Eine der Besonderheiten der Schrift ist, dass Maria Magdalena die Einzige ist, die die Lehren wirklich verstanden hat. Sie wird als Geist-Erfüllte bezeichnet, als Begnadete, als Erbin des Lichtreichs, als höchste Fülle und höchste Vollendung. (1) Es erstaunt daher nicht, dass die „Pistis Sophia“ weitestgehend in Vergessenheit geraten ist. Im durch und durch patriarchalisierten Christentum, in dem die Frau entweder als Sünderin oder als abgehobene Heilige auftaucht, hat eine Frau aus Fleisch und Blut, die zu höchster Erkenntnis gelangt ist, keinen Platz.

Am Anfang war der Geist

Wie die gnostischen Schriften gingen fast eine Million Dokumente aus Assyrien, Griechenland, Persien, Ägypten, Indien und anderen Zivilisationen zu den Ursprüngen der Welt mit der Bibliothek von Alexandria verloren. Bis zum Fund der Nag-Hammadi-Bibliothek im Jahre 1945 waren nur ganz wenige original gnostische Handschriften bekannt.

Während sich die institutionalisierte christliche Lehre um einen Retter dreht, dessen Anbetung zu seelischem Heil und Auferstehung führt, ist die gnostische Lehre weit komplexer. Sie geht tief in die Fragen nach der Weltentstehung, der Erlösung und der Vollendung des Einzelnen und der gesamten Schöpfung hinein.

Hier geht es nicht darum, einem Übervater Gehorsam entgegenzubringen, sondern um die Erkenntnis des eigenen kosmischen Geschicks sowie der Göttlichkeit des eigenen Selbst. Im gnostischen Wissen gibt es einen vollkommenen, allumfassenden Gott und den bereits erwähnten Demiurgen, der eigenmächtig das materielle All erschaffen hat. Mit JHWH identifiziert, dem Gott des Alten Testaments, treibt er den Menschen in immer dichtere Materie, so tief, dass viele heute glauben, es gäbe nur sie.

Die Schöpfung und mit ihr der Mensch tragen jedoch grundsätzlich das Prinzip der ursprünglichen vollkommenen Gottheit in sich, von dem sie nicht zu trennen sind. Das uns allen innewohnende geistige Prinzip — Pneuma, Funke oder Samenkorn genannt — muss dem Menschen in Abgrenzung zur Psyche bewusst werden, um die Verhaftungen an die materielle Welt erkennen und lösen zu können.

Fataler Irrtum

Im Laufe der Jahrtausende wurde uns der göttliche Geistfunke regelrecht ausgetrieben, wie auch das Bewusstsein von Seele. Nachdem diese lange gleichbedeutend mit Psyche war, dem griechischen Wort für Seele, wurde sie von der Psyche verdrängt. Sie bezeichnet die Gesamtheit aller geistigen Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmale eines Individuums und beinhaltet sein Fühlen, Denken und sämtliche kognitive Fähigkeiten wie Emotionen, Wahrnehmung, Empfindung, Wissen, Intuition oder Motivation. Im Gegensatz zur Seele umfasst die Psyche keine transzendenten Elemente und keine metaphysische Wirklichkeit.

Während die heutige Gesellschaft die Psyche überbewertet, sind Seele und Geist in Vergessenheit geraten. Doch allein das Geistliche ist mit dem Göttlichen verbunden — dem Weg zurück. Den Zugang hierzu zu verlieren bedeutet, den Weg in die Ganzheit nicht finden zu können.

Der Mensch bleibt in der materiellen Welt gefangen. Anstatt sich mit der eigenen Befreiung und Erlösung zu beschäftigen, investiert er in Robotik, Genmanipulation, künstliche Intelligenz (KI), Überlebensbunker oder lässt sich nach seinem Tod einfrieren, um dann wieder aufgeweckt zu werden, wenn die Technologie das Rezept für das ewige Leben gefunden hat.

Der Demiurg hat dann gewonnen, wenn sich die gesamte Menschheit in das materielle Gefängnis hat einsperren lassen. Hierbei ist Materie nicht grundsätzlich schlecht. Auch sie ist göttlichen Ursprungs und geht auf das lateinische Wort mater, Mutter, zurück. Doch es gibt eben nicht nur sie. Es gibt auch den Geist. Eine Seite auszuklammern, das zeigt der Sophia-Mythos, birgt Unheil in sich. Denn es geht nur zusammen.

Der Geist aus der Flasche

Für diese Erkenntnis hat sich Sophia geopfert. Nicht eher wird sie ruhen, bis jeder einzelne Mensch den göttlichen Funken in sich erkannt hat. Auch die, die wir als böse bezeichnen und denen wir nicht die Aussicht auf ein Paradies gönnen. Niemand ist ausgeschlossen von der Reise zum göttlichen Ursprung, der nach der Gnosis durch Lehre, Initiation und Offenbarung erfahrbar wird.

Begleitet und angestoßen wird dieser Prozess durch sogenannte Archonten, deren Anführer der Demiurg ist: außerirdische, niedere und böswillige Geistwesen, die nicht im göttlichen Sinne handeln.

Ihre Rolle ist in der „Hypostase der Archonten“ niedergeschrieben, zu der auch die „Pistis Sophia“ gehört. Ziel der Archonten ist es, das menschliche Bewusstsein in Unwissenheit und Illusion zu halten, die Gotteserkenntnis zu verhindern und die in der Materie gefangenen Menschen möglichst dauerhaft niedrig zu halten.

In Anbetracht der aktuellen Ereignisse mag man sich tatsächlich fragen, ob da nicht außerirdische, nichtmenschliche Wesenheiten am Werk sind, die die Menschheit ins Verderben führen. Ihre Macht ist groß, jedoch begrenzt. Der Geist kann aus der Flasche heraustreten, in die er gesperrt wurde. Hierzu muss er sich jedoch darüber bewusst werden, dass er eingesperrt worden ist, und sich nicht mit der Flasche identifizieren.

Im Sophia-Mythos ist von einem göttlichen Funken die Rede, der in jedem Menschen glimmt. Auch in denen, die Böses tun. Der Weg der Erlösung führt über das Überwinden der von den Archonten geförderten Eigenschaften, die uns niedrig halten: Herrschsucht, Rachsucht, Gier, Neid, Eifersucht, Hartherzigkeit, Opportunismus, Heuchelei oder Scheinheiligkeit. Sie ersticken den göttlichen Funken in uns.

Erlösung finden wir nicht, wenn wir diese Eigenschaften in anderen bekämpfen. Wir müssen sie in uns selbst erkennen. Jeder Mensch hat böse Anteile in sich. Erst wer das anerkennt, wird frei.

Er weiß: Ich kann jetzt Böses tun. Doch ich tue es nicht. Auch wenn ich vielleicht die Ereignisse nicht beeinflussen kann: Ich kann meine Haltung zu ihnen wählen. Ich habe die Macht, mich dafür zu entscheiden, den Funken in mir zum Leuchten zu bringen und Sophia ihr Werk vollenden zu lassen.

Dem Mythos nach wird es früher oder später in jedem Fall so sein, dass wir uns entzünden lassen. Unabhängig davon, was jetzt geschieht, wird es ein Zurück in die göttliche Einheit geben. Ob man an den Mythos glaubt oder nicht: Sophia, die Wissende, die Weise, kann denen, die sich ihr anvertrauen, Kraft und Zuversicht geben, um auch durch diese Zeit zu kommen und den Vorhang zu durchdringen, der die Finsternis vom Licht trennt.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) https://maria-magdalena-vereinigung.de/pistis-sophia/

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