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Die Freiheits-Evolution

Die Freiheits-Evolution

Um eine selbstbestimmte Gesellschaftsform etablieren zu können, müssen wir Demokratie neu lernen und unser Selbstverständnis verändern.

In Anbetracht der Ereignisse der vergangenen anderthalb Jahre müssen wir alle uns wohl rückblickend eingestehen, worauf einige wenige Vordenker schon seit mehreren Jahren hingewiesen haben: Unsere bisherige Demokratieform war auch vor Corona schon in weiten Teilen eine Fassade.

Der Schein einer verfassungsmäßigen Grundordnung, eines funktionierenden Rechtsstaates sowie regelmäßiger Wahlen zur Bestimmung der Abgeordneten täuschte lange Zeit darüber hinweg, dass die wahren Interessen des Volkes keineswegs die vorrangigen Entscheidungskriterien für Politiker und Regierungschefs waren. Die Macht einflussreicher Personen, Unternehmen und Institutionen wurde über viele Jahre hinweg strategisch ausgebaut, die nötigen Netzwerke geknüpft und die geeigneten Figuren herangezogen und in die entsprechenden Posten platziert.

Die schleichende Machtübernahme durch eine Schattenregierung, ausgeübt durch — wie Ernst Wolff es nennt — den digital-finanziellen Komplex, und die damit einhergehende Entmachtung des Volkes vollzogen sich also über die vergangenen Jahre hinweg in immer größeren Schritten und wurden im Verlauf der sogenannten Pandemie erstmals für eine breite Masse in ihrer vollen Tragweite sichtbar.

Und obwohl viele Menschen ahnten, dass Korruption, Inkompetenz und Machtbesessenheit in der Politik mehr und mehr überhandnahmen, dass es der Pharmabranche kaum jemals aufrichtig um Gesundheit ging und dass der Machtzuwachs einiger weniger globaler Monopolisten verhängnisvoll sein könnte, so überraschte das zutage tretende Ausmaß an Manipulation, Skrupellosigkeit und Perversion doch die meisten von uns und erforderte eine rasche Adaption des eigenen Vorstellungsvermögens.

Nun stehen wir also face-to-face vor einer Reihe dystopischer Zukunftsszenarien und fordern unsere Freiheit zurück. Oder besser noch: Wir wollen eine neue Freiheit.

Geschützt durch eine echte Demokratie mit tatsächlicher, direkter Mitbestimmung. Das Volk als Souverän.

Meinungsfreiheit. Offene, respektvolle Debattenkultur.

Volle Transparenz.

Möglichst wenig Hierarchien und wenn, dann nur mit absolut kompetenten und integren Menschen in Führungspositionen.

Schutz der Privatsphäre und der persönlichen Lebensgestaltung.

Und so weiter und so fort.

In der Theorie wissen wir wohl recht genau, was wir wollen. Wie eine solche Gesellschaftsform aussehen könnte — dazu gibt es einige Überlegungen und Vorschläge, die sich dann in der Praxis bewähren und mit Leben gefüllt werden müssen. Doch die entscheidende Frage lautet: Sind wir Menschen tatsächlich bereit und in der Lage, solch liberale Formen des Zusammenlebens zu praktizieren? In der breiten Masse ganz offensichtlich noch nicht.

Freiheit verkörpern

Ich persönlich bin der Meinung: Jede Bevölkerung bekommt die Regierung, die ihrem eigenen Bewusstseinsstand entspricht.

Oder konkreter: Jedes Volk lebt das Maß an Freiheit, das es auch tatsächlich verkörpert.

Was bedeutet das?

Freiheit wird uns nicht gegeben. Von keiner Regierung dieser Welt. Freiheit müssen wir uns nehmen. Und das können wir nur in dem Maße, in dem wir ein freies, selbstbestimmtes Leben wirklich verkörpern.

Das klingt im ersten Moment einfacher, als es ist. Denn so sehr viele von uns freiheitsliebend sind und ihr Leben entsprechend gestalten, so sehr sind wir doch gleichzeitig indoktriniert von der Idee, dass jemand anderes uns sagt, was wir dürfen und was nicht.

Unsere Freiheit beginnt im Kopf. Und endet dort.

Von klein auf wurden wir in ein mentales Konstrukt hinein erzogen, das aus verschiedensten Regeln und Gesetzen besteht — und entsprechenden Strafen, wenn man dagegen verstößt. Wir sind sehr daran gewöhnt, dass äußere Autoritäten uns vorgeben, was wir dürfen und was nicht. Und wir haben Angst vor Strafe, wenn wir uns nicht daran halten. In vielen Fällen schwebt eine potenzielle Sanktion wie ein Damokles-Schwert über uns, und wir schränken unsere Freiheit deshalb freiwillig(!) ein.

In welchem Ausmaß man Bußgelder fürchtet, bestimmt im Allgemeinen der eigene Geldbeutel. Wer es sich leisten kann, lacht über die Androhung von 250 Euro Strafe für einen fehlenden Test. Wo das Budget enger geschnürt ist, limitiert dieser Betrag allerdings schnell das eigene Freiheitsbestreben.

Anderen ist das Geld egal, aber wehe, es droht der Entzug des Führerscheins.

Viele schrecken schon vor dem Gedanken zurück, mit Polizei, Ordnungsbehörden oder dem Gerichtsvollzieher in Kontakt zu kommen — der Status von Autoritäten allein weckt oft schon eine subtile Furcht und vorauseilenden Gehorsam.

Wieder andere scheuen die soziale Ächtung, Kritik von Familie oder Freunden oder die Isolation des gegen den Strom Schwimmens. Oder gar den Verlust des Arbeitsplatzes bei Nichtbefolgung der Vorgaben.

Die Liste möglicher Sanktionen ist lang, und irgendwo ist für jeden von uns etwas dabei, was uns trifft und unsere uneingeschränkte freie Entfaltung wirksam zurecht(!)stutzt.

Um an dieser Stelle Missverständnissen vorzubeugen: Nein, ich bin nicht gegen Regeln und Gesetze. Sie sind wichtig und notwendig für das Zusammenleben — zumindest solange unser Bewusstseinsstand als Gesellschaft sie noch braucht. Aber: Wir unterliegen einer fundamentalen mentalen Verdrehung.

Wir betrachten uns selbst nicht als per Geburt freie Menschen, die ihre eigene Freiheit vollständig und selbstbewusst verkörpern und sich aus dieser Position heraus einigen sinnvollen Regeln zum Wohle der Gemeinschaft und des konstruktiven Zusammenlebens verpflichten. Stattdessen sind wir in der gegenteiligen Denkweise aufgewachsen: Andere Menschen oder Gremien stecken den Rahmen ab, innerhalb dessen wir uns gemäß den ebenfalls definierten Bedingungen bewegen dürfen.

Wenn wir in einer wirklich freien Gesellschaft, einer echten Demokratie leben wollen, müssen wir dieses Paradigma umkehren. Jeder Einzelne von uns muss seine Freiheit wieder vollständig in Besitz nehmen.

Wir müssen die Stärke und die Selbstverständlichkeit in uns entwickeln, dass ein freies, selbstbestimmtes Leben unser Geburtsrecht ist.

Es muss außer Frage stehen, dass unsere Freiheit unser höchstes Gut ist. Jeder, der sie in jedweder Form einschränken möchte, muss dies sehr gut und plausibel begründen. Etwas überspitzt formuliert bedeutet das, dass diejenigen, die Regeln und Gesetze erstellen und durchsetzen wollen, unsererseits die unerbittliche Verteidigung unserer Freiheit befürchten müssen.

Jeder Polizist, der einen G-Nachweis von mir sehen möchte, muss das plausibel rechtfertigen können. Jeder Mitarbeiter einer Ordnungsbehörde, der Quarantäne oder Ähnliches durchsetzen möchte, muss die Notwendigkeit dafür sehr deutlich begründen können. Jeder Gerichtsvollzieher, der eine GEZ-Gebühr eintreiben möchte, muss meine Zustimmung zu einem entsprechenden Vertrag nachweisen können. Und so weiter.

Was ich hier vorschlage, ist ein innerer Shift. Eine Transformation der Sichtweise und des eigenen Selbstverständnisses. Damit werden sich noch nicht augenblicklich alle willkürlichen Einschränkungen und Maßnahmen in Luft auflösen. Doch diese innere Haltung führt dazu, dass sämtliche Personen, die sinnlose oder gar rechts- und verfassungswidrige Maßnahmen durchsetzen wollen beziehungsweise sollen, in der Position desjenigen sind, der sich erklären und rechtfertigen muss. Dabei geht es in keiner Weise um eine aggressive oder verächtliche Haltung diesen Personen gegenüber, sondern um ein klares Selbstverständnis in Bezug auf das eigene Recht auf eine freie und souveräne Lebensgestaltung.

Dieser innere Paradigmenwechsel ist meiner Meinung nach die essenzielle Grundvoraussetzung dafür, dass freie, demokratische Organisationsformen überhaupt möglich sind und funktionieren. Eine Gesellschaftsform, in der wir darauf warten und davon abhängig sind, dass irgendjemand uns Freiheiten gibt, ist keine Volksherrschaft (denn das bedeutet Demokratie).

Vielmehr muss das Volk — und damit jeder einzelne Bürger — zuerst seine Souveränität anerkennen, bevor daraus geeignete Formen des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenlebens entstehen können.


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