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Die fünfte Gewalt

Die fünfte Gewalt

Während sich die Leitmedien als Sprachrohr eines immer totalitärer auftretenden Systems gebärden, bemühen sich neue Medien um Wahrheitsfindung und Perspektiven.

Dieses Vorgehen hat Programm. Daher dominieren nicht engagierte Diskussionen um Sachfragen die mediale Öffentlichkeit, sondern emotionalisiertes Empörungsmanagement. Argumentum ad populum et ad hominem. Und auch die digitale Bücherverbrennung läuft auf Hochtouren. Selbst das gemeinnützige und für Journalisten zwischenzeitlich unentbehrliche Internet Archive mit seiner „Wayback Machine“ steht zwischenzeitlich wegen vorgeblicher Urheberrechtsverletzungen unter Beschuss. Sollte dieses Projekt irgendwann offline gehen, ist das orwellsche „Memory Hole“ endgültig Realität.

Neben der EU-Kommission mit ihren Plänen zur überwachungsstaatlichen Chatkontrolle arbeiteten auch die Vereinten Nationen (UN) schon im Sommer 2019 an einem Projekt zur Bekämpfung der Meinungsfreiheit. Eine entsprechende Resolution wurde am 1. Juni 2022 gefasst. Und bereits am 1. August 2022 verschärfte die demokratisch nicht legitimierte Organisation den Ton und erklärte sogenannten Fake News und Verschwörungstheorien offiziell den Krieg. Denn so bezeichnet das System mittlerweile jede vom Mainstream abweichende Berichterstattung. Wer sich in Anbetracht all dieser Entwicklungen noch nicht an George Orwells „Wahrheitsministerium“ erinnert fühlt, hat dessen Klassiker „1984“ vermutlich nie gelesen.

Im Gegensatz zu einem über Abgabenzwang finanzierten und keineswegs staatsfernen, öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR), der nach Angaben des Handelsblatts im Jahr 2023 erstmals ein Budget von über zehn Milliarden Euro zur Verfügung haben wird, sind die neuen Medien tatsächlich einem freien Markt ausgeliefert und müssen Produkte bereitstellen, die das Publikum goutiert. Das sollte man eigentlich auch von etablierten nichtstaatlichen Publikationen wie ZEIT, SPIEGEL, Stern, FAZ, BILD et cetera annehmen — doch gibt es gute Gründe, warum diese Blätter in zunehmender Häufigkeit „Konzernmedien“ geschimpft werden. Zum einen weil Inhaber, Herausgeber oder Chefredaktion ungeniert Partei ergreifen und sich politisch stets im Sinne der gut vernetzten Herrschaftskaste positionieren. Zum anderen weil private Medienhäuser zunehmend durch externe Großspender, Nichtregierungsorganisationen oder sonstige sozialarchitektonische Stiftungsvehikel beeinflusst werden.

So pflegten die mächtigsten Medienfrauen Deutschlands, Friede Springer und Liz Mohn (Bertelsmann), seit jeher exzellente Kontakte ins Kanzleramt. Wenig verwunderlich also, dass die beiden Medien-Matriarchinnen ihre Blätter über jedwede Krise hinweg auf Linie hielten, um beispielsweise Angela Merkel bei praktisch allen Themen wohlfeil beizupflichten. Für den öffentlichen Debattenraum ein unheilvolles Trio Infernale — das manch einer bereits vor über einer Dekade als Triumvirat bezeichnete.

Bis heute ist die Springer-Presse linientreuer Proklamator des Berliner Zentralkomitees. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich das Medienhaus jüngst der gesamten BILD-Chefredaktion entledigte, nachdem diese sich erdreistet hatte, zu bestimmenden Herrschaftsnarrativen wie Coronakrise, Ukrainekrieg oder Klima-Apokalypse vereinzelt auch differenzierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen? Selbst Ikonen des Investigativjournalismus wie Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh, der unlängst die bislang überzeugendste Recherche zur Sprengung der Nord-Stream-Pipelines ablieferte, sind vor der evidenzlos diffamierenden „Cancel Culture“ nicht gefeit.

Dass die deutschsprachigen Massenmedien seit Langem weder ihrem Informationsauftrag noch dem Pressekodex gerecht werden, offenbarte neben vielen vergleichbaren Vorfällen die Causa Martenstein. Der bekannte Kolumnist hatte sein halbes Leben beim Berliner Tagesspiegel verbracht. Nachdem Zweifler, Mahner und Nonkonformisten jedoch allerorten zunehmendem Gegenwind aus der Chefetage entgegensahen — Meinungspluralismus unerwünscht —, verließ Harald Martenstein das Blatt Anfang 2022, um abschließend festzuhalten: „Wo man glaubt, nur man selbst sei im Besitz der Wahrheit, bin ich fehl am Platz.“

Auch die fadenscheinige Reue von SPIEGEL und Co., die in Bezug auf unsagbare verbale Entgleisungen und einseitige Berichterstattung während der angeblichen Jahrhundert-Pandemie derzeit plötzlich Fehler eingestehen oder Selbstkritik üben, ist nichts anderes als durchschaubarer Feigenblatt-Journalismus. Auch wenn der Mediziner Gunter Frank, Autor von „Das Staatsverbrechen“, bei BILD mal ein paar Minuten Tacheles reden darf.

Dieses konzertierte Vorgehen zum Ausklang einer „pandemischen Lage“, zum Einrollen des Panik-Narrativs, ist ein zentrales Element von Pandemie-Planspielen wie SPARS. Das im Jahr 2017 von der Johns-Hopkins-Universität ausgerichtete Event beschreibt in Kapitel 19 des zugehörigen Handbuchs, „SPARS Aftermath“, wie zum Ende der „Pandemie“ mit geheuchelter Einsicht und einigen Bauernopfern der Volkszorn besänftigt werden soll. Immerhin hatte sich das Biosicherheitsregime zuvor schwerste Grenzüberschreitungen beim „alternativlosen“ Kampf gegen das Virus erlaubt.

So ist ein nicht unbeträchtlicher Anteil der medialen Corona-Aufarbeitung kritisch zu hinterfragen. Denn zumindest jene Zugeständnisse, die nun von den Leitmedien kuratiert und präsentiert werden, dürften wenig mehr sein als eine Ingredienz des Potpourris gewiefter Social-Engineering-Methoden, denen wir uns seit einer Weile in beispielloser Penetranz ausgesetzt sehen, selbst wenn der Autor authentisch und sein Vortrag inhaltlich korrekt ist. Es ist mentale Manipulation für den Klassenkampf von oben.

Zu konstatieren ist in jedem Falle: Die „vierte Gewalt“ hat als Kontrollinstanz versagt. Anstatt Übergriffigkeiten, Rechtsbrüche und das Gewaltmonopol des korrupten Systems kritisch zu hinterfragen, absorbiert die Journaille widerstandslos dessen Dogmen und praktiziert Gewalt.

Denn Indoktrination, Nudging, Propaganda, Diffamierung, Hetze, Agitation und soziale Ächtung sind nun einmal nichts anderes als psychologische Kriegsführung. Vornehmlich aus diesem Grunde braucht es eine „fünfte Gewalt“ — die neuen Medien — als Korrektiv. Als Ersatz für einen korrumpierten, infiltrierten, usurpierten und instrumentalisierten Apparat von Massenmedien, der schon lange nicht mehr die Interessen seines Publikums vertritt. Aber eine offene Gesellschaft bedarf der Öffentlichkeit. Und der unzensierte Debattenraum, an dem jeder gleichberechtigt teilnehmen oder -haben kann, ist Grundlage einer jeden Demokratie. Das gilt ebenso für faire Streitkultur und eine Berichterstattung, die Meinungsvielfalt abbildet, kontextualisiert und freie Rede garantiert. Dafür wiederum braucht es Journalisten, die ihren Beruf als Berufung verstehen, die ein Berufsethos pflegen und ihrer Arbeit aus idealistischer Überzeugung nachgehen — weil sie nach Wahrheiten suchen, anstatt sich um Geld, Einfluss, Reputation und Auszeichnungen zu scheren.

Auf genau solche Persönlichkeiten traf ich beim Rubikon-Magazin, dessen Team nun mit Manova einen fulminanten Neustart hinlegt. Ich begegnete Menschen, die sich, zumeist ehrenamtlich, für das engagierten, was ich unter Journalismus verstehe. Und diesen definiere ich eben nicht nur darüber, zu „schreiben, was ist“, wie Rudolf Augstein es dereinst formulierte, sondern vor allem über die Freiheit, „das zu schreiben, was die Leute nicht hören wollen“ (George Orwell). Ich traf auf Menschen, die willens sind, ungeachtet der monetären Kompensation ein überdurchschnittliches Arbeitspensum zu schultern, nur um die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Um Menschenrechte, humanistische Werte und die „Autonomie des souveränen Individuums“ (Friedrich Nietzsche) zu verteidigen. Und um jenen eine Stimme und Plattform zu geben, die das System nicht — mehr — wahrzunehmen gewillt ist.

An diesem Umstand wird sich durch den Relaunch des ohnehin noch recht jungen Magazins, die Überarbeitung des Web-Auftritts oder die Einführung neuer Rubriken ebenso wenig ändern wie an meiner stets ersprießlichen Zusammenarbeit mit der Redaktion, dem Lektorat und verschiedensten Autoren — au contraire. Denn ich bewerte die strategische, organisatorische und visuelle Erneuerung, die Metamorphose hin zu Manova als logische Konsequenz von strukturellen Veränderungen der Medienlandschaft.

Die fünfte Gewalt ist schon lange keine vernachlässigbare Randerscheinung, kein Nischenprodukt oder simpler Bürgerjournalismus mehr. Sie hat längst die Führung übernommen, setzt Themen und treibt öffentlich-rechtlichen Rundfunk und Konzernmedien vor sich her.

Manch ein Format übertrifft in puncto Zuschauerzahlen und Seitenzugriffe locker die Prime-Time-Angebote etablierter Medienhäuser. Und auch die Qualität der Produktionen oder Nutzeroberflächen muss in vielen Fällen keinen Vergleich mehr mit den milliardenschweren Dinosauriern der Branche scheuen — trotz oder gerade wegen kleiner Budgets. Die Leitmedien haben hingegen zunehmend Mühe, dem dezentral organisierten Journalismus dieser Tage noch etwas Gehaltvolles entgegenzusetzen. Die fünfte Gewalt ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ansonsten gäbe sich das System nicht solche Mühe, ihr Steine in den Weg zu legen.

Der Auftritt unter neuer Marke emanzipiert das Magazin, öffnet es, befreit und revitalisiert es, löst es aus den strategischen Bandagen einer an Unschärfen gewinnendenVergangenheit, in der es zeitgemäß, sinnvoll und zielführend war, den Tiefenstaat („Deep State“) hervorzustellen und damit eine über alle Schichten der Gesellschaft versprengte Leserschaft adäquater Interessenlage anzusprechen, die kritische Masse, die dem Magazin zu Relevanz verhalf, es bis heute trägt und möglich macht. Jene neugierigen Menschen, die mehr als Aufmerksamkeit erheischende Schlagzeilen, Sinnfetzen und betreutes Denken verlangten, die einen Blick hinter den Vorhang der „Fassadendemokratie“ werfen wollten.

Aber diese Zeiten sind vorbei. Denn der „Deep State“ hat sich spätestens durch sein Handeln im Zuge der Coronakrise unmissverständlich zu erkennen gegeben. Er hat seine boshafte Fratze offenbart. Dabei wurde zugleich deutlich, dass das neofeudale System seinen ärgsten Feind nicht hinter Grenzlinien oder auf einem anderen Kontinent verortet, sondern vor den Hochsicherheitstoren seiner Elfenbeintürme. Der Kampf um Wahrheit, Freiheit und Selbstbestimmung wird jetzt mit offenem Visier ausgetragen. Und ohne Handschuhe.

Nicht nur Jean Ziegler ist überzeugt, dass der dritte Weltkrieg bereits im Gange ist. Der Menschenrechtsaktivist bezieht sich dabei aber vor allem auf den in Armut und Hunger resultierenden Neokolonialismus der Hegemonialmächte. Ressourcen als Waffe. Doch dieser dritte Weltkrieg ist auch und vor allem ein Informationskrieg. Und wir können nur hoffen, dass es dabei bleibt. Denn einen solchen Krieg können wir gewinnen — einen Drohnenkrieg oder nuklearen Holocaust nicht. Der supranational manifestierte, skrupellos operierende technokratische Korporatismus macht keinen Hehl mehr daraus, welch inhumane Ziele er im Rahmen der oktroyierten Zeitenwende verfolgt. Und dass die Massenmedien nichts weiter als seine handzahmen Erfüllungsgehilfen sind, seine dienstbaren Steigbügelhalter, muss zwischenzeitlich für wirklich jeden erkennbar sein.

In diesem Lichte betrachtet ist es demnach nicht nur geboten, sondern geradezu überlebenswichtig, dass die neuen Medien jenen Platz einnehmen, auf dem die heiße Luft der vierten Gewalt außer einem Vakuum wenig hinterlassen hat; Selbstermächtigung ist ein Imperativ.

Es gilt, nicht mehr nur die kritische Masse zu erreichen, sondern die Massen.

Folgerichtig öffnet sich das Magazin nach Klausur und Selbsterneuerung als Manova nicht nur neuen Lesern im Inland, die sich in den nachjustierten Rubriken leichter wiederfinden werden, sondern auch jenen in den Nachbarländern. Das unterstreichen gesonderte Kategorien für die Schweiz und Österreich, in denen künftig landesspezifische Inhalte bereitgestellt werden. Denn auch in den angrenzenden Ländern muss die fünfte Gewalt dringend gestärkt und präsenter werden.

Bei diesen Bemühungen um einen prägnanteren Auftritt und mehr Wahrnehmung in der Breite geht es nicht um Expansion im ökonomischen Sinne. Wachstum, Marktanteile und Gewinnmaximierung sind nicht Treiber dieser internen Revision. Eine solche Herangehensweise wäre für die neue Medienlandschaft ohnehin schlicht kontraproduktiv — sie würde die eigene Mission kannibalisieren. Denn die Stärken des neuen, freien Journalismus sind Dezentralität, Autonomie, Kreativität und Vielfalt, Guerilla-Taktiken und Do-it-yourself-Mentalität.

Exakt diese Alleinstellungsmerkmale würden dem Kasino-Kapitalismus unserer Ära aber wohl als Erstes zum Opfer fallen. So ändert sich mit diesem Neustart nichts an den fundamentalen Leitlinien des Magazins, der Motivation der Redaktion, der gewissenhaften Arbeit von Autoren, Lektoren und Informatikern oder dem Anspruch, sich kontinuierlich zu verbessern. Es ändert sich lediglich die Wahrscheinlichkeit, mehr Menschen mit etwas erreichen zu können, das allen Manova-Beteiligten am Herzen liegt: Journalismus.

Während also die Konzernmedien munter degenerative Tendenzen fördern und der im Niedergang befindliche ÖRR demnächst eine Monatsabgabe von 25 Euro für die zwangsfinanzierten Rundfunkpaläste aufrufen möchte, um die durch Binge-Watching sedierte Bevölkerung vollends vorzuführen, entstehen um diese von ihren eigenen Innovationen paralysierte Blase von Mitläufern bereits die Massenmedien der Zukunft. Die Multiplikatoren der Gegenrede. Die Leuchtfeuer einer zweiten Aufklärung. Mit Ihnen, geschätzter Leser! Damit die Verschwörungstheorie von gestern nicht immer wieder zum „New Normal“ von morgen avanciert.

Danke für den Besuch. Bleiben Sie uns gewogen. Und holen Sie andere an Bord. Die Fahrwasser sind wild. Aber es geht um alles.


Tom-Oliver Regenauer im Gespräch mit Marco Rima


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