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Die Kosten des Krieges

Die Kosten des Krieges

Die Menschheit kann sich das Militär nicht leisten — ihre Regierungen ignorieren diese Tatsache aber zunehmend.

Wieder einmal befindet sich die Welt in einer Aufrüstungsspirale. Diese begann allerdings nicht, wie oft vermutet wird, mit der Eskalation des Krieges in der Ukraine im Februar 2022, sondern bereits mindestens zwei Jahrzehnte zuvor. Immer mehr Geld wird in die Rüstung gesteckt, das Militär überall aufgestockt und selbst Deutschland soll nun „kriegstüchtig“ gemacht werden, weil erwartet wird, dass „der Russe“ irgendwann zwischen 2028 und 2030 vor der Tür steht. Besinnungslos wird die Aufrüstung vorangetrieben. In Deutschland gibt es mittlerweile keine einzige ernstzunehmende politische Stimme mehr, die ein Ende dieser Entwicklung fordert. Auch anderswo ist die Opposition kaum wahrnehmbar. Wo ist die Friedensbewegung, wenn man sie braucht?

Während die Regierungen massive Gelder an die Rüstungsfirmen umverteilen — letztlich Steuergelder, die den einfachen Menschen geraubt und dann den Aktionären und Aufsichtsräten geschenkt werden — sinkt zugleich die Lebensqualität der meisten Menschen im sogenannten Westen. Die wirtschaftliche Situation Deutschlands ist so dramatisch, wie seit Bestehen der Bundesrepublik nicht mehr. Immer mehr Menschen leben in Armut, während die Kosten allein für die Erhaltung des Lebensstandards immer weiter steigen. 72 Milliarden Euro steckte die Bundesregierung 2024 in die sogenannte Verteidigung. Gleichzeitig ist gut ein Fünftel der deutschen Bevölkerung von Armut betroffen. Diese Armut könnte mit 72 Milliarden Euro deutlich gelindert werden. Doch statt sich um die sozialen Probleme zu kümmern investiert die neue BlackRock-Regierung hunderte Milliarden an Euro in die Aufrüstung — Gelder, die letztlich BlackRock als Anteilseigner beinahe aller großen Rüstungsunternehmen zugutekommen.

Deutschland steht damit aber nicht allein. Die weltweiten Rüstungsausgaben für das Jahr 2024 betrugen 2,7 Billionen US-Dollar und werden für 2035 auf astronomische 6,6 Billionen US-Dollar geschätzt. Gleichzeitig leben etwa 1,1 Milliarden Menschen weltweit in extremer Armut. Es würde keine 2,7&nbp;Billionen Dollar erfordern, diese Menschen aus der Armut zu befreien. Tatsächlich genügten mutmaßlich etwa 100 Milliarden Dollar jährlich, um die weltweite Armut zu beseitigen — das ist nur etwa ein Zehntel dessen, was die USA mutmaßlich jährlich in Rüstung investieren.„Mutmaßlich“ deswegen, weil die offiziellen Ausgaben der USA für Rüstung nicht die tatsächlichen Ausgaben widerspiegeln. Einen Teil ihrer Ausgaben versteckt die Regierung in „zivilen“ Haushalten — etwa im Energiehaushalt für die Nuklearforschung. Allein diese wenigen Zahlen zeigen: Die Welt kann sich das Militär, die Rüstungsindustrie und den Krieg einfach nicht leisten.

Nun wird dem gerne entgegengehalten, die Waffenindustrie schaffe Arbeitsplätze und sei daher unverzichtbar. Nichts könnte jedoch weiter von der Realität entfernt sein.

Wie Rosalie Bertell in ihrem Buch „Kriegswaffe Planet Erde“ bereits vor über zwei Jahrzehnten festhielt schrieb Ian Davis, Vorstand des Friedensforschungsinstituts SIPRI, schon 1991, dass ein Arbeitsplatz in der Entwicklung des Eurofighters Kosten in Höhe von 250.000 britischen Pfund verursache. Dem stellte er die Ausgaben für ein kommunales Erneuerungsprojekt gegenüber, dessen Kosten pro Arbeitsplatz lediglich 21.600 Pfund betrugen. Er schätzte damals, dass, wenn Großbritannien seine Militärausgaben um die Hälfte reduzierte, die Arbeitslosigkeit um 520.000 Personen abnehmen könnte. Gleichzeitig würde das Bruttosozialprodukt um fast zwei Prozent steigen.

Zudem hat SIPRI errechnet, dass die Produzenten von Militärgütern in Großbritannien zwischen 1990 und 1992 zwar 3,267 Milliarden US-Dollar an Profiten erwirtschafteten, gleichzeitig aber auch 89.869 Arbeitsplätze abgebaut wurden.

Das US-Büro für Arbeitsplatzstatistik schätzte, dass man mit dem Geld, das nötig ist um 76.000 Arbeitsplätze im militärischen Bereich zu schaffen — zum Zeitpunkt der Statistik eine Milliarde US-Dollar — 92.000 Stellen im öffentlichen Nahverkehr, 100.000 Stellen im Bauwesen, 139.000 Stellen im Bereich Gesundheitswesen oder 187.000 Stellen im Bildungsbereich schaffen könnte.

Schon allein hier zeigt sich, dass das Militär auch im Arbeitsmarkt nichts als Zerstörung anrichtet.

Doch damit nicht genug. Bisher ging es nur um den monetären Faktor des Militärs. Doch gleichzeitig richtet es auch ein ganz reales Maß an Schäden an. Das beginnt mit der Zerstörung, die in Kriegen entsteht. Häuser, Straßen, Energie- und Wasserinfrastruktur, all das wird in Kriegen zerstört — sehr anschaulich etwa in der völkerrechtswidrigen Bombardierung Serbiens durch die NATO in den 90er Jahren, oder auch im Krieg in der Ukraine. Das erfordert nicht nur einen Wiederaufbau, für den Ressourcen aufgewendet werden müssen, Sondern das Militär zerstört auch in großem Umfang die Ressourcen selbst. Metalle und Kunststoffe, Öl und Mineralien werden vom Militär verbraucht. Allein die US-Armee nutzt auf ihren rund 1.000 Militärbasen weltweit jeden Tag etwa 320.000 Barrel Öl — ein Thema, das bei all den Klimaabkommen der Welt überhaupt keine Beachtung findet.

Für ein einziges Flugzeug der Gattung F-35 müssen etwa 450 Kilogramm seltene Erden bereitgestellt werden, für eine Fregatte der Klasse F125 etwa 1.920 Kilogramm, ein U-Boot der Klasse 212A mehr als 3.100 Kilogramm. Hinzu kommen Metalle wie Stahl und Kupfer, Sprengstoffe für die Geschosse, Schmiermittel für die Maschinen und viele weitere Ressourcen. Diese wären nicht nur an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt — etwa beim Bau sicherer Wasserleitungen für Menschen in Drittweltländern, oder bei der Renovierung von Brücken, dem Bau von öffentlichem Nah- und Fernverkehr. Zudem müssen diese Metalle unter extrem umweltgefährdenden Bedingungen abgebaut werden. So verursacht der Abbau der sogenannten Seltenen Erden enorme Schäden in der Umwelt. Beim Abbau von Lithium etwa werden insbesondere die Gewässer der Umgebung durch die giftigen Rückstände kontaminiert. Gleichzeitig sinkt der Grundwasserspiegel, was zu einer Wüstenbildung führt.

Doch auch der Abbau anderer Rohstoffe — wie etwa von Metallen wie Kupfer, Eisen oder Gold — geht mit Umweltzerstörung einher. Oftmals werden Wälder gerodet und große Gebiete umgegraben; der Abraum landet in der Umgebung, wobei häufig auch Schwermetalle freigesetzt werden. Besonders schädlich ist der Abbau von Uran — einem Rohstoff, der nicht nur für Atomwaffen eingesetzt wird, sondern auch für die Energieproduktion benötigt wird. Das abgebaute Gestein enthält im Durchschnitt lediglich 0,1 Prozent Uran — mehr als 99 Prozent sind also Abfall.

Bei der Verarbeitung wird das Gestein zunächst gemahlen, wobei giftige Stäube und Radongas freigesetzt werden. Anschließend wird es mit Ammoniak aufgearbeitet; der größte Teil des Urans verbleibt dabei im Schlamm, der in Absetzbecken geleitet wird — und dort weiterhin radioaktiv strahlt. Insgesamt entsteht eine enorme Menge giftigen und strahlenden Abfalls, und das Unfallrisiko ist in jeder Phase des Prozesses — vom Abbau über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Brennstab oder zur fertigen Atomwaffe — immens.

Proben, die zwischen 2003 und 2005 im Niger genommen wurden zeigten eine enorme Strahlenbelastung im Trinkwasser sowie bei den Minenarbeitern, da diese in der Regel ohne Schutzausrüstung das Gestein abbauen und verarbeiten. An vielen Abbauorten weltweit arbeiten in den Minen zudem auch Kinder.

Noch dramatischer wird es, wenn abgereichertes Uran zu Munition verarbeitet und verschossen wird. Bei der Explosion dieser Geschosse entstehen giftige Uran-Keramikstäube, die sich über große Gebiete verteilen und die Umwelt über Jahrtausende belasten. Zum Einsatz kam derlei Munition im ersten Irakkrieg Anfang der 90er Jahre, sowie ab 2003, ebenso, wie im Krieg der NATO gegen Serbien.

Allein im Irak verschoss das US-Militär etwa 400.000 Kilogramm Uranmunition. Noch heute sind große Landstriche verseucht und vergiften die lokale Bevölkerung. Die Folgen sind drastisch: stark erhöhte Krebsraten, zahlreiche Geburtsfehler und Fehlgeburten sowie ein deutlicher Anstieg von Lungenkrankheiten. Die Uran-Keramikstäube werden hauptsächlich eingeatmet und lagern sich dann über Jahrzehnte im Körper ein. Ein großer Krieg gegen Russland, wie EU und NATO ihn offenbar planen, würde auch mit dieser Art der Munition ausgefochten werden — denn die Geschosse aus abgereichertem Uran sind panzerbrechend.

Zudem setzt Krieg zwangsweise Giftstoffe frei — zum Beispiel, wenn Chemiefabriken angegriffen werden. Diese gelangen ins Grundwasser und gefährden sowohl die Menschen als auch die Natur. Doch das Militär selbst verwendet — auch in Friedenszeiten — große Mengen giftiger Chemikalien. Die am stärksten belasteten Gebiete der Erde befinden sich daher häufig auf oder in der Nähe von Militärbasen. Dabei hinterlässt das Militär nicht nur Sprengstoffe, die im Laufe der Zeit zu einem großen Risiko werden, sondern auch chemische Abfälle, wie etwa PFAS-Verbindungen, die zum Beispiel in Löschschaum eingesetzt werden — und die mittlerweile selbst im Regenwasser im fernen Tibet oder im Schnee der Antarktis nachgewiesen werden können, was bedeutet, dass sie in den Wasserkreislauf übergegangen sind.

Das Militär macht also den Planeten Erde immer weniger bewohnbar. Von den 51 Milliarden Hektar der Erdoberfläche sind lediglich 8,3 Milliarden produktiv nutzbares Land — und das auch nur ohne Krieg. Kommt es zum Krieg, sind die Umweltfolgen noch Jahrzehnte nach Kriegsende spürbar.

So versprühte das US-Militär im Vietnamkrieg etwa 45 Millionen Liter des Dioxinhaltigen Entlaubungsmittels „Agent Orange“ über Vietnam. Bis heute sind die Böden verseucht, was bei der lokalen Bevölkerung bis heute Krankheiten und Fehlgeburten verursacht. Das Ackerland ist vergiftet, und damit die Produktion gesunder Nahrungsmittel stark eingeschränkt.

Auch der Krieg in der Ukraine hinterlässt enorme Zerstörung: Der Einsatz abgereicherten Urans, die Verminung der Landschaft, Brände, Überschwemmungen und der Einsatz chemischer Waffen werden noch Jahrzehnte lang Leben und Landwirtschaft negativ beeinflussen. Ähnlich ist es im Gazastreifen, der von Israel in Grund und Boden gebombt wurde — auch hier kamen chemische Waffen wie Weißer Phosphor zum Einsatz.

Jeder Tag, an dem das Militär agiert, jeder Krieg, zerstört die Umwelt weiter — und damit die für den Menschen nutzbare Fläche der Erdoberfläche. Mit jedem Einsatz vergrößert sich die Menge der vom Militär freigesetzten Gifte und Abgase. Dies vergiftet Mensch und Natur und schränkt das nutzbare Land stark ein.

In der Folge schrumpft die landwirtschaftlich nutzbare Fläche des Planeten, was den weltweiten Hunger verschärft. Damit einher geht auch ein Anstieg von Krankheiten, die sowohl durch Mangelernährung als auch durch die Umweltgifte ausgelöst werden. Die Folgekosten sind enorm.

Das Militär verursacht also nicht nur Kosten, sondern verschlingt Arbeitsplätze, Ressourcen, Menschenleben und nutzbare Landfläche.

Gleichzeitig schafft das Militär kein Mehr an Sicherheit, sondern das genaue Gegenteil. Denn die militärische Logik gebietet einen Rüstungswettstreit, die Entwicklung immer neuer Tötungstechnologien und betrachtet nahezu alles als potenzielle Bedrohung.

Wenn die Menschheit sich auf diese Logik einlässt, bestimmt sie zwangsläufig das Handeln der Staaten — und erzwingt immer weitere Aufrüstung sowie immer wieder Krieg.

Wir können uns das Militär also eigentlich gar nicht leisten. Trotzdem flossen 2024 weltweit 2,7 Billionen US-Dollar in Aufrüstung. Dieses Geld könnte stattdessen genutzt werden, um die bereits entstandenen Umweltfolgen zu sanieren, den weltweiten Hunger zu bekämpfen und langfristig Ernährungssicherheit zu schaffen. Mit einer solchen Summe wäre das problemlos möglich.

Tatsächlich würde dies nachhaltig zu einem gesünderen und zufriedeneren Leben der Menschheit insgesamt führen. Die positiven Folgen wären enorm: Niemand müsste mehr sein Heimatland wegen Hunger oder Krieg verlassen, die Kosten für Krankheiten würden global sinken, und die Ernährungssicherheit würde ständige Lebensmittelhilfen nach und nach überflüssig machen, denn die Menschen könnten ihre Kräfte in produktive, nachhaltige Arbeit investieren.

Auch würde die Angst vor Gewalt abnehmen — da diese schlicht nicht mehr droht. So würde das -Leben weltweit gesünder, sicherer und zufriedener.

Das Problem ist allerdings, dass der globale Kapitalismus auf die Geld- und Warenströme angewiesen ist, die durch das Militär entstehen. Die enormen Summen, die mit Krieg umgesetzt werden, landen letztlich bei großen Finanzakteuren wie BlackRock, Vanguard und anderen institutionellen Investoren.

Zudem ist die globale Abhängigkeit von westlichen Saatgutkonzernen ein wesentlicher Treiber für Hunger auf der Welt, ebenso, wie die gigantische Lebensmittelvernichtung, die der Westen betreibt.

Ein grundlegender Wandel müsste sowohl die Abschaffung militärischer Strukturen als auch eine Neuausrichtung der globalen Finanzströme beinhalten. Vor allem aber müsste lokale, selbstbestimmte Landwirtschaft gestärkt werden — weltweit, auch in Europa. Nur so ließen sich Hunger, Abhängigkeiten und ökologische Schäden langfristig reduzieren. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Beginnen wir also mit dem Naheliegenden: Der weltweiten Abschaffung des Militärs.


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