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Die Macht der kleinen Schritte

Die Macht der kleinen Schritte

Die Initiative „Schwarzwald Netzwerk für Freiheit und Demokratie“ geht unbeirrt ihren Weg.

Wer sich für etwas engagiert, braucht Energie und Durchhaltevermögen. Menschen, die sich für Lösungen von Problemen einsetzen, die von vielen nicht erkannt werden, brauchen zudem viel innere Kraft, Optimismus und einen unerschütterlichen Glauben daran, trotz starken Gegenwindes etwas bewirken zu können. In den vergangenen Jahren haben sich viele Menschen auf den Weg gemacht. Sie sind aufgestanden, wo andere sitzengeblieben sind. Sie sind auf die Straße gegangen und versuchen, ihre Mitmenschen über Dinge zu informieren, die diese nicht hören wollen.

Es braucht viel Mut, Gesicht zu zeigen. Wer sich draußen auf einen Platz stellt und Veranstaltungen organisiert, setzt sich ungeschützt der Kritik anderer aus. Ob es um Impfung geht, um 5G-Antennen, um Klimawandel, um den Krieg in der Ukraine oder in Palästina — diejenigen, die dem offiziellen Narrativ etwas entgegenzusetzen haben, werden immer wieder auf respektlose und erniedrigende Weise angefeindet. Es kommt einer wahren Herkulesprobe gleich, vor dieser Aufgabe nicht zurückzuschrecken.

Was bewegt Menschen dazu, weiterzumachen und nicht aufzugeben? Was gibt ihnen den Mut, das begonnene Werk fortzusetzen, auch wenn ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt werden? Christoph Boldt ist mitverantwortlich für die Initiative Schwarzwald Netzwerk für Freiheit und Demokratie, einem unabhängigen Zusammenschluss von Menschen aus verschiedensten Lebenswelten (1). Sie sind durch den Wunsch geeint, in der gegenwärtigen Krise die Hintergründe politischer Entscheidungen zu hinterfragen und die Zukunft aktiv mitzugestalten.

Seit dem Ausrufen der Coronapandemie fragt man sich hier, ob die massiven Einschränkungen von Grundrechten gerechtfertigt sind, ob die Leitmedien ausgewogen und neutral berichten und ob Waffenlieferungen in Kriegsgebiete ein Mittel sind, um die Konflikte im Guten zu beeinflussen. Die Initiative versucht dafür zu sensibilisieren, welche Auswirkungen unser Handeln und unsere Reaktionen auf die aktuellen Ereignisse haben und wie wir neue Strukturen und Netzwerke für eine gelingende Zukunft gestalten können.

Kerstin Chavent: Lieber Christoph Boldt, wie kamen Sie dazu, aktiv zu werden?

Christoph Boldt: Im Laufe des Jahres 2020, zu Beginn der Coronazeit, bin ich im Internet über verschiedene Veröffentlichungen aktiv geworden. Ich publizierte Kommentare auf Telepolis und einige Artikel auf meiner bisherigen Webseite (2). Auf der großen Demonstration am 1. August 2020 in Berlin lernte ich den Musiker Tobias Morgenstern kennen (3), mit dessen Lebensgefährtin ich zu einem Treffen in einem kleinen benachbarten und eher konservativ erscheinenden Ort fuhr. Etwa acht Menschen trafen sich dort. Ich fühlte mich sehr berührt von der Herzlichkeit und der Atmosphäre dieses Treffens.

Jeder brachte etwas mit, Honig oder etwas Eingekochtes, und dann wurde über die nächsten Aktionen beraten. Auf meiner Rückreise kam mir der Gedanke, eine ähnliche Initiative in meinem Wohnort ins Leben zu rufen. Ich gestaltete einen Flyer, lief durch St. Peter und klebte ihn überall an. Ich machte drei Runden, denn er wurde immer wieder abgerissen. Zum ersten Treffen bei mir zu Hause kamen dennoch 13 Menschen! Vieles ist aus diesem ersten Treffen heraus entstanden.

In der darauffolgenden Zeit haben wir verschiedene Phasen durchlebt. Zu Beginn waren alle Beteiligten vor allem erleichtert zu sehen, dass sie nicht allein sind. Manche waren zu Tränen gerührt, Gleichgesinnte zu treffen. Auf die anfängliche Begeisterung folgte eine Phase des Klagens und Trauerns über das zugefügte Unrecht und des Teilens von bewegenden Schicksalen. Das Leid der Kinder und der wehrlosen Menschen in den Seniorenheimen, die faktischen Berufsverbote. Viele Partnerschaften und Familien waren auseinandergebrochen, und für manche gab es gerichtliche Auseinandersetzungen.

Am Anfang dachten wir, die Verbreitung von Informationen sei das Wichtigste. Wenn die Menschen nur sehen würden, was geschieht, würden die Dinge wieder ins Lot kommen. So sind wir aktiv geworden.

Wir haben zwei Flyer zum Thema Impfung (4) und 5G (5) zu Tausenden von Exemplaren gedruckt und in allen benachbarten Orten verteilt. Jeden Samstag veranstalteten wir im Dorfmittelpunkt ein offenes Mikrofon mit dem Titel „Philosophieren gegen die Sprachlosigkeit“.

Die Badische Zeitung berichtete (6). Trotz eines zweieinhalbstündigen Gespräches mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer distanzierte sich die Gemeinde von uns (7). Wir beschlossen daraufhin, dass wir unsere Energie und Zeit eher dem Erschaffen von neuen Strukturen und Vorhaben widmen wollten und nicht dem Widerstand. Seitdem sind wir im Schwarzwald Netzwerk auf diesem Kurs.

Wie funktioniert dieses Netzwerk? Welche Aktivitäten gibt es zurzeit?

Wir haben unter anderem einen Ort eingerichtet, der für Seminare und Workshops geeignet ist. Es ist ein Ort der Bildung, des Zusammenkommens und der Belebung von Visionen. Wir haben einen Verein „Füreinander hier n. e. V.“ gegründet (8), der ebenfalls Veranstalter ist, und betreiben damit einen kleinen Dorfladen mit lokalen Produkten. Auch Radiosendungen sind dort entstanden (9).

Wie gelingt es Ihnen, die Menschen zusammenzubringen und zusammenzuhalten? Wie gehen Sie mit Auseinandersetzungen um?

Die Nutzung der digitalen Medien ist sehr hilfreich. Wir haben eine Webseite eingerichtet, über die man sich für einen Newsletter anmelden kann, und einen internen Bereich zur Vermittlung von Lernangeboten für Kinder, die unter den schrecklichen Umständen nicht mehr zur Schule gehen wollten. Wir nutzten ebenfalls den Messaging-Dienst Telegram für die Absprache unserer Treffen und die Diskussion von Inhalten.

Natürlich gibt es immer auch Differenzen. Wir haben versucht, diese mit dem soziokratischen Prinzip zu lösen. Beim Konsensieren wird jeder mitgenommen und jede Meinung geachtet, im Gegensatz zur Mehrheitsentscheidung (10). Das hat zum Zusammenhalt beigetragen.

Für den Fortbestand einer Initiative sind die Umsetzungen der Ideen maßgebend. Es ist wichtig, ins Tun zu kommen. Das gegenseitige Vertrauen ist entscheidend und wird durch gemeinsame Aktionen gebildet und gestärkt. Von Anfang an war es uns wichtig, auf einen herzlichen Umgang miteinander zu achten. Die ersten Treffen begannen wir oft mit einer Meditation oder einem gemeinsamen Singen.

Wie schaffen Sie es, trotz der Hindernisse, denen das Schwarzwald Netzwerk begegnet, die Motivation nicht zu verlieren? Was gibt Ihnen die Kraft, Ihr Engagement weiterzuführen?

Meine und unsere Motivation ergibt sich aus dem, was wir wahrnehmen, aus unserem Mitgefühl für all das Leid, das durch diese unmenschliche Politik verursacht wird. Ich denke, dass alle Beteiligten einfach nicht anders können, als sich angesichts dessen für Veränderungen zu engagieren. Und wir sind ja nicht allein und erleben immer wieder, dass sich Menschen an uns wenden, die einen Anschluss suchen.

Diese Menschen können wir dann in unsere Gruppe lokal einladen oder in andere mit uns vernetzte Initiativen vermitteln. Das ist einfach wunderbar. Die Gemeinsamkeit, die Solidarität hat einfach eine so viel höhere Lebensqualität als der uns überall aufgezwungene Wettbewerb. Wir sind eine Familie und dürfen uns gegenseitig unterstützen. Das macht uns doch wirklich glücklich, oder?

Was würden Sie anderen Menschen raten, die sich ebenfalls in Gruppen zusammenschließen möchten? Worauf ist zu achten? Was sind die Schwierigkeiten, mit denen man rechnen muss, wenn verschiedene Menschen gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen?

Ich kann eigentlich nichts Bestimmtes raten. Jeder Zusammenschluss geht seinen eigenen Weg. Im Nachhinein freue ich mich sehr über die Veränderungen, die wir gemeinsam durchlebt haben. Ich denke, es geht vor allem um einen respektvollen, bewussten und herzlichen Umgang miteinander und um das innere Wachstum jedes Einzelnen.

Anfeindungen und Diffamierungen von außen gehören dazu. Eigentlich sind sie doch ein Anzeichen dafür, dass man einen neuen Weg einschlägt, mutig und im Herzen miteinander verbunden.

Zwischenzeitlich resignieren manche Menschen und verlassen die Initiative. Das ist in Ordnung so. Gerade das freie und inspirierte Engagement kann niemand erzwingen. Wir können nur die Bedingungen so gestalten, dass es vor allem auch Freude macht, zusammen etwas zu bewirken. Mit einer Motivation wie der unsrigen und so vieler anderer Gruppen braucht es vielleicht einfach nur eine möglichst freie und geliebte Umgebung. Wenn man sich vertraut und gegenseitig stärkt, dann kommt die Kreativität und Lebendigkeit aller Beteiligten zum Vorschein und wird zu einem gemeinsamen gelebten Schatz. So können wir etwas ändern.

Lieber Christoph, ich danke Ihnen sehr für dieses Gespräch.


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Quellen und Anmerkungen:

(1) https://schwarzwald-netzwerk.de/
(2) https://morgenlandfahrer.de
(3) https://www.tobiasmorgenstern.de
(4) https://schwarzwald-netzwerk.de/wp-content/uploads/SPI2101_FlyerA4_Impfung_V3.05_W.pdf
(5) https://schwarzwald-netzwerk.de/wp-content/uploads/FlyerA4_5G.pdf
(6) https://schwarzwald-netzwerk.de/wp-content/uploads/Initiative-in-St.-Peter-warnt-vor-dem-Impfen-und-sorgt-damit-fuer-Unruhe-St.pdf
(7) https://schwarzwald-netzwerk.de/wp-content/uploads/Gemeinde-appelliert-an-Buerger-zusammenzuhalten-St.-Peter-Badische-Zeitung-1.pdf
(8) https://fuereinanderhier.de/
(9) https://wirsindmedien.de/
(10) https://www.manova.news/artikel/was-uns-zusammenbringt

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