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Die Mädchen von der Honigbrücke

Die Mädchen von der Honigbrücke

Ein NATO-General plant einen Angriff auf Kaliningrad in Russland — an die Menschen, die diesem Wahnsinn zum Opfer fielen, verschwendet er keinen Gedanken.

Am 16. Juli 2025 äußerte General Christopher Donahue, Befehlshaber der US-Armee in Europa und Afrika und Kommandeur der NATO-Bodentruppen, auf einer Konferenz im Hauptquartier in Wiesbaden, dass die NATO das Kaliningrader Gebiet rasch „eliminieren“ könnte:

„Wenn man sich das Gebiet Kaliningrad ansieht, ist es von allen Seiten von NATO-Ländern umgeben. Es gibt absolut keinen Grund, warum wir zur Abschreckung Russlands diesen A2AD-Bezirk (Anti-access/area denial) nicht schneller als je zuvor unterdrücken können.“

Das Kaliningrader Gebiet ist an seiner schmalsten Stelle nur 75 Kilometer breit, und erstreckt sich auch nur etwa 200 Kilometer in der Längenausdehnung. Daher würde man die Enklave „in einem bisher unerreichten Zeitrahmen und schneller als je zuvor vom Angesicht der Erde tilgen“. Er ergänzte: „Wir haben das bereits geplant und entwickelt.“

Die russische Seite hat daraufhin unmissverständlich deutlich gemacht, dass ein Angriff auf dieses Gebiet eine nationale Bedrohung darstellt und zu einem atomaren Gegenschlag auf die Kommandozentralen dieses Angriffs, die in Deutschland liegen, führt. Das entspricht der russischen Nukleardoktrin.

Der Duma-Abgeordnete und Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des russischen Parlaments, Leonid Sluzki, wird von Nachrichtenagentur TASS mit folgendem Satz zitiert:

„Ein NATO-Angriff auf die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad wird eine angemessene Reaktion Russlands auslösen, einschließlich der in der Nukleardoktrin vorgesehenen Maßnahmen.“

Die wichtigste Lehre für jeden Deutschen lautet demnach: Wenn Kaliningrad angegriffen wird, geht Deutschland unter.

„Die Erklärung von NATO-Vertretern über Pläne zur Unterdrückung der russischen Verteidigungskapazitäten im Gebiet Kaliningrad bestätigt, dass das Bündnis zu einem ‚Instrument der Konfrontation‘ geworden ist, so der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow. Er sagte:

„Nun, dies ist eine weitere Aussage in einer Reihe solcher feindseligen, aggressiven Aussagen, die wir jetzt oft von Vertretern der Verteidigungsministerien europäischer Länder hören. Die NATO ist ein Instrument der Konfrontation, sie ist ein Block, der unserem Land gegenüber feindlich eingestellt ist. Und natürlich zwingt sie uns, all dies zu berücksichtigen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um unsere eigene Sicherheit zu gewährleisten.“

Der russische Militärjournalist Alexander Timochin schrieb dazu einige Tage später, am 23. 7. 2025, in der einflussreichen Zeitung Wsgljad:

In Donahues Interview gibt es zwei wichtige Punkte. Der erste betrifft die Pläne zur Eroberung Kaliningrads. Die US-Amerikaner stellen es so dar, dass die Eroberung nur als Reaktion auf die Aggression Russlands erfolgen wird, aber das sollte niemanden täuschen, denn auch Hitler behauptete, er sei im Juni 1941 lediglich den 'Bolschewisten' zuvorgekommen. Bereits im Dezember letzten Jahres hatte der Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, der niederländische Admiral Rob Bauer, von der Möglichkeit eines 'Präventivschlags gegen Russland' gesprochen.

Wichtig ist auch Donahues öffentlich zur Schau gestellte Zuversicht hinsichtlich des Erfolgs des Plans zur Eroberung Kaliningrads. Er spricht von der Fähigkeit, ‚diese Enklave mit einer noch nie dagewesenen Geschwindigkeit vom Erdboden zu tilgen‘. Dieser Mann ist militärisch zu erfahren, um mit Worten zu hausieren. Dies ist besonders bezeichnend angesichts der aktuellen Kriegsvorbereitungen der Europäer, die sogar Hafenanlagen für die Landung von Verstärkungstruppen vom Meer aus reservieren. Der zweite, wichtigste Punkt ist das, worauf Donahue und das US-amerikanische Militär insgesamt setzen: auf künstliche Intelligenz im Kampfeinsatz.

Donahue erwähnt das 'Maven Smart System' vom Unternehmen Palantir, eine Plattform für künstliche Intelligenz, die riesige Datenmengen aufnimmt und Informationen schnell analysiert, um Militärkommandanten bei ihren Entscheidungen zu unterstützen.

Übrigens ist Alex Karp, der Chef von Palantir, mit Wolodymyr Selenskyj bekannt, und das Unternehmen selbst unterstützt offen das Kiewer Regime.

Wenn dieses System wirklich gut funktioniert, können die USA in Echtzeit die Versuche des Gegners aufdecken, seine Technik und Truppen zu tarnen und die US-Amerikaner auf operativer Ebene zu 'überlisten'. Das wird einfach nicht mehr funktionieren, und die US-amerikanischen Truppen werden die Möglichkeit erhalten, genau die Machtzentren zu treffen — Hauptquartiere, alles, was wie Hauptquartiere aussieht, Orte, an denen sich Personal konzentriert, Munitionsdepots und so weiter.

Genau das wollen sie in ihren Truppen einführen — und zwar massiv. Und laut Donahue ist dieser Ansatz die Lösung für die Probleme mit Kaliningrad.

Er denkt auch laut über eine universelle Raketenabschussvorrichtung nach, die alle verfügbaren Raketentypen einsetzen kann. Aber das ist nur ein Detail. Das ist genau das, was man braucht, um das Potenzial der künstlichen Intelligenz maximal auszuschöpfen.

Man muss zugeben, dass der Einsatz von KI im Kampf die Qualität der Führung wirklich verbessert. Vor nicht allzu langer Zeit berichtete der Direktor der Nationalen Agentur für Geospatial Intelligence der Vereinigten Staaten, Vizeadmiral Frank Whitworth, über die Ergebnisse des Einsatzes von Maven. Ihm zufolge 'hat sich während der jüngsten Übungen einer unserer Kampfeinheiten die Zeit für die Durchführung von Aufklärungsoperationen von mehreren Stunden auf wenige Minuten verkürzt — von der Entdeckung bis zum Abschuss des Ziels'.

Der Westen hält Kaliningrad aus militärischer Sicht für verwundbar. Die westlichste Region Russlands ist von NATO-Ländern umgeben, ihr Territorium ist klein und wird vollständig von Langstreckenartillerie abgedeckt. Zwar ist die russische Ostseeflotte in diesem Gebiet stationiert, doch sind sowohl ihre Stützpunkte als auch die Stationierung der Landstreitkräfte bekannt. Noch vor einigen Jahren übte die NATO Luft- und Raketenangriffe auf das Gebiet Kaliningrad, unter anderem mithilfe von Trägersystemen für Atomwaffen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass eine Operation zur Attacke der NATO-Truppen auf die Region vorbereitet wurde, und es gab auch Indiskretionen über die Existenz eines entsprechenden Geheimplans. Die Worte von General Donahue besagen lediglich, dass dieser Plan ständig entsprechend den neuen Kampfmöglichkeiten der NATO weiterentwickelt wird — nun bereits mithilfe militärischer künstlicher Intelligenz.

Könnte es sein, dass die NATO versuchen wird, diese Operation durchzuführen? Derzeit ist das unwahrscheinlich, aber die Lage ändert sich sehr schnell.

Der Plan ist da. Um ihn in die Tat umzusetzen, braucht es eigentlich nur noch eine politische Entscheidung.

Von „Russen“, von „Putin“, von „Strategie und Stärke“ ist die Rede, vom „Präventivschlag“ — nicht von Menschen und vom Menschsein. Das wird bewusst vermieden, um keine Gefühle von Miteinander, gar von Solidarität zu wecken.

Im Kaliningrader Gebiet leben etwas über eine Million Menschen, Tendenz steigend, denn die Region ist beliebt, laufend wird gebaut, und sie ist für russische Verhältnisse verhältnismäßig dicht besiedelt. Jetzt in den Sommerferien sind viele Touristen aus der Russischen Föderation im Gebiet; im Jahr 2024 waren es mit einem neuen Rekord gar insgesamt zwei Millionen Menschen.

Alle Kaliningrad-Besucher spazieren irgendwann zum Dom auf die Kant-Insel und kommen unweigerlich über die Honig-Brücke, die den liebevoll restaurierten Stadtteil Fischendorf mit seinen Uferpromenaden am Pregel und diese wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt verbindet.

Am selben Tag, an dem Alexander Timotheys Analyse erschien, erhielt ich eine ganz andere Nachricht.

Sie wurde von der Kaliningrader Photographin Inna, die ich letztes Jahr kennenlernte, auf Telegram gepostet.

Dazu schrieb sie folgenden Text, den ich hier übersetze: „Auf der Honig-Brücke konnten wir nicht an den Mädchen vorbeigehen, die ihre farbenfrohen Kunstwerke für wenig Geld verkauften. Wir haben die Künstlerinnen mit unseren Einkäufen erfreut. Am meisten begeisterte neben Louise Warja, die ihre Schuhe bemalt hat. Kreativität liegt uns im Blut! Und die Mädchen sind sehr lieb und bescheiden, vielleicht kommen auch Sie nicht an ihnen vorbei.“


Mir kommt Bertolt Brechts bekanntes Gedicht von 1951 in den Sinn. Er schrieb es, da war der Zweite Weltkrieg gerade sechs Jahre vorbei. Jedes Schulkind in der DDR lernte es:

Die Häuser sollen nicht brennen.
Bomber sollt man nicht kennen.
Die Nacht soll für den Schlaf sein.
Leben soll keine Straf sein.
Die Mütter sollen nicht weinen.
Keiner sollt töten einen.
Alle sollen was bauen,
Da kann man allen trauen.
Die Jungen sollen's erreichen.
Die Alten desgleichen.

Sein Titel lautet — und das wäre an alle Erwachsenen ob in Deutschland oder anderswo gerichtet: Bitten der Kinder.


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