Zum Inhalt:
Unterstützen Sie Manova mit einer Spende
Unterstützen Sie Manova
Die NATO muss weg!

Die NATO muss weg!

Über eine Demonstration, die es medial gar nicht gab, die aber dennoch stattfand.

Interessant ist einmal wieder die Koinzidenz der Ereignisse oder — weniger geschraubt ausgedrückt — wie sich die Medienmeute auf besondere Weise als Claqueurshaufen des Herrschaftsbetriebes fest etabliert hat. Sie berichten in aller Regel einfach nicht über das, was dem Herrschaftsbetrieb nicht genehm ist. Und so fiel die parallele Anti-NATO- und Anti-Trump-Demonstration in Brüssel, zu der unzählige Organisationen aufgerufen hatten und die die kostspieligen Herrschaftstheateraufführungen flankierten, medial zumeist ganz einfach aus. Getreu dem Motto: Worüber wir nicht berichten, das hat es auch nicht gegeben.

Die friedliche Demonstration mit etwa 12.000 Teilnehmern am 24.05. fand bei schönstem Wetter statt. Die unterschiedlichsten Gruppen führten eine große Vielzahl politischer Botschaften auf Schildern und Transparenten mit, einige outeten die NATO als North Atlantic Terror Organization, andere forderten Investitionen in Frieden, statt in Kriege. Lautstarke Anti-Trumpisten klagten den Rassismus an und forderten Hilfe für Flüchtlinge, Akteure flankierten die Demonstration mit Theater-, Gesangs- und Trommeleinlagen. Auch die Aachener „Unbelehrbaren für Frieden und Völkerverständigung“ waren mit Ihren provokativen Schildern vor Ort.

Unter anderem: NATO-Fake-News mit der Abbildung eines Tortendiagramms über die realen Ausgabenproportionen zwischen NATO und Russland; auf einem Schild wurden die USA aufgefordert zunächst die gelagerten Atomwaffen „zu verbrauchen“, bevor neue beschafft werden.

Die Botschaft eines weiteren Schildes jedoch überstieg die intellektuelle Kapazität einer Teilnehmerin des Demonstrationszuges: Es zeigte die deutsche Kriegsministerin mit Pickelhaube, die mit dem Finger auf den Betrachter weist: „Make Germany great again! We want you for EU-Army“. „Das finde ich aber gar nicht gut, dass Ihr jetzt Frauen in die Armee schicken wollt“. Das Aachener Antikriegsbündnis trat mit einem großen Transparent in Erscheinung, Aufschrift: „No NATO — No EU-Army — No War — No Capitalism“.

Ein versprengtes Häuflein schwarz Vermummter, die ersichtlich unfähig waren, eine politische Botschaft zu transportieren, ließ es mal so richtig krachen und so detonierten mehrere schwere Böller oder sie fackelten den ein oder anderen Papierkorb ab. Knall- und Qualmchargen in Aktion: Agents provocateurs der Polizei hätten es nicht besser machen können. Aber die Demonstranten ließen sich nicht provozieren und die Polizei hielt sich gänzlich im Hintergrund. Einige Soldaten mit automatischen Waffen im Anschlag, einige entspannt auf Balkonen, zeigten die Richtung der militarisierten innenpolitischen Entwicklung der EU an, die in Belgien bereits Realität ist.

Nur wenige Medien berichteten: Mit Ausnahme des grundgelaufenen „Flaggschiffs der Demokratie“ — DER SPIEGEL —, Fehlanzeige. Nicht das Wochenblatt für den Oberstudienrat — DIE ZEIT —, nicht die Süddeutsche Zeitung, auch nicht die FAZ — das Blatt hinter dem früher auch schon mal ein kluger Leserkopf steckte —, nicht die TAZ — das Parteiblatt der GRÜNEN —, sahen sich genötigt, ihrer Informationspflicht nachzukommen. Ein eher peinlicher Artikel im Deutschlandfunk ergänzte das Bild, wie sich mediale Nachrichtenunterdrücker Demokratie im öffentlichen Raum vorstellen.

Sämtlich NATO-Zentralorgane für den begeisterten Transatlantiker? Für Außenstehende vielleicht schwer verständlich, aber leider nur zu deutlich: die immer eindeutigere Verweigerungshaltung der Medienberichterstattung in Deutschland. Zur Medienkompetenz gehört selbstverständlich auch die Berichterstattung über oppositionelle Ereignisse. Nicht nur die Leitartikel des ganz großen transatlantischen Medienkartells gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Wer an zentrale Steuerung und koordi-nierte Nachrichtenunterdrückung glaubt, ist aber eindeutig „Verschwörungstheoretiker“.

Im Klartext: Über das, was den Herrschaftsfraktionen nicht in ihren Kram passt, wird in aller Regel gar nicht mehr berichtet. Die Großdemonstration in Brüssel hat für sie mehrheitlich nicht stattgefunden. Die breite Öffentlichkeit soll auch gar nicht erfahren, dass es außer der Herrschafts-sicht noch eine andere Wirklichkeit gibt — zumal dann, wenn diese Sicht erheblich mehr mit den Realitäten übereinstimmt als die verordnete Sicht der Wahrheitsministerien. Die Herrschaftsme-dien können sich Demokratie nicht mehr leisten: Sie verkaufen Textprodukte an „Demokratie-Kunden“. Damit liegen sie auf Linie mit den marktradikalen Herrschaftsarchitekten, die zur Zeit damit befasst sind, die Reste der Demokratie gänzlich zu entsorgen.

Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.
Foto: Herr M.


Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.

Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

Weiterlesen

Die besonnene Großmacht
Thematisch verwandter Artikel

Die besonnene Großmacht

Wenn der dritte Weltkrieg noch nicht ausgebrochen ist, so liegt das zum großen Teil an der Umsicht der russischen Führung.

Mehr Naivität, bitte
Aktueller Artikel

Mehr Naivität, bitte

Wer dem Gegner nicht einen Rest von Vernunft und Güte zutraut, wird den Frieden nicht gewinnen können. Wenn wir verhandeln, können wir scheitern: Wenn wir es nicht wenigstens versuchen, sind wir schon gescheitert.

Politische Prozesse und Plagiate
Aus dem Archiv

Politische Prozesse und Plagiate

Am 24. April 2024 fand am Bonner Arbeitsgericht die Verhandlung der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot gegen ihre Kündigung durch die Universität Bonn statt. Sie verlor den dreimal verschobenen Prozess.