Zum Inhalt:
Unterstützen Sie Manova mit einer Spende
Unterstützen Sie Manova
Die Phantom-Linke

Die Phantom-Linke

Das größte Problem der westlichen Linken ist, dass es sie nicht gibt. Exklusivauszug aus „Das Erste-Hilfe-Büchlein gegen Propaganda“.

Und mit Linken meine ich natürlich nicht Demokraten oder „Progressive“ oder irgendjemanden, der sich nur ein paar Anpassungen im kapitalistischen Imperium wünscht, damit er sich Medikamente oder einen Hochschulabschluss oder was auch immer leisten kann. Ich meine echte Sozialisten, Kommunisten und Anarchisten, die den Kapitalismus und den Imperialismus ablehnen und die drastischen, revolutionären Veränderungen anstreben, die diese Zivilisation dringend braucht. Diejenigen, die verstehen, dass das System nicht kaputt und reparaturbedürftig ist, sondern genau so funktioniert, wie es beabsichtigt ist, und dass es vollständig auseinandergenommen werden muss.

Die letztgenannte Kategorie hat in der westlichen Welt kaum noch eine Bedeutung. Die „westliche Linke“ in der heutigen Zeit ist entweder eine kontrollierte Opposition oder läuft auf ein verherrlichtes Online-Nachrichtenbrett hinaus. Das ist nicht unsere Schuld; das Imperium hat massiven Reichtum und Aufwand in diese Entwicklung gesteckt. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, und wir müssen es ändern.

Es ist für mich einfach unfassbar, dass dies nicht immer im Zentrum jeglichen linken Diskurses steht. Die Tatsache, dass die westliche Linke eine winzige, politisch ohnmächtige Minderheit ist, die bei Weitem nicht die nötigen Zahlen hat, um ihre Ziele zu erreichen, ist mit großem Abstand das Bemerkenswerteste an der westlichen Linken.

Ich meine, wenn Sie ein General wären, der in den Krieg zieht und nur eine Handvoll Soldaten hat, um gegen eine ganze feindliche Nation zu kämpfen, dann wäre das bei Weitem Ihre größte Sorge. Sie würden Ihre Zeit nicht damit verbringen, über militärische Strategien oder die Geschichte des Reiterkampfes zu diskutieren, und Sie würden sicherlich nicht Ihre Energie darauf verschwenden, gegen diejenigen zu kämpfen, die im Grunde auf Ihrer Seite sind. Im Mittelpunkt Ihrer Gedanken stünde, dass Sie nicht genug Truppen haben, um diesen Krieg zu führen, und die Frage, woher Sie Nachschub kriegen können.

Wenn Sie ein Architekt wären, der mit dem Bau eines Wolkenkratzers beauftragt wurde, Ihre Arbeitskräfte kämen, und da stünde nur ein Typ mit einem Plastikspielzeughammer, dann würden Sie sich primär darauf konzentrieren. Sie würden nicht über Ihren Plänen und Architekturtheorie-Büchern brüten und über die Feinheiten der Fundamentintegrität nachdenken, sondern Sie würden versuchen, herauszufinden, wie Sie mehr Arbeiter dazu bringen können, das verdammte Ding zu bauen.

Man sollte also meinen, dass dies auch bei der westlichen Linken der Fall wäre, weil wir uns mehr oder weniger in der gleichen Situation befinden. Aber das ist nicht der Fall.

Wenn man sich die Schriften vieler westlicher Linker anschaut, könnte man meinen, dass der beste Weg, seine Ideologie in der Welt durchzusetzen, darin besteht, seine Zeit damit zu verbringen, mit anderen Linken unter Verwendung eines esoterischen marxistischen Jargons über obskure Punkte zu streiten, die niemand außerhalb ihrer winzigen Blase kennt oder sich für sie interessiert.

Oder sich selbstgefällig zurückzulehnen und mit besserwisserischer Miene darauf zu warten, dass die dem Kapitalismus innewohnenden Widersprüche seinen Untergang herbeiführen.

Was das Organisieren und Demonstrieren angeht, sieht es nicht viel besser aus. Da gibt es spärlich besuchte Versammlungen mit zunehmend atomisierten Sekten, Antikriegsproteste mit einer Handvoll Menschen und einem Banner und ein paar schwarz gekleidete LARPer (Live-action-role-player), die hier und da auf Rassisten und Transphobe einschlagen, um so zu tun, als wären sie Teil einer echten Revolution gegen eine reale Macht. Also im Grunde gar nichts.

Das erste und wichtigste Ziel der westlichen Linken sollte es sein, dafür zu sorgen, dass es mehr westliche Linke gibt. Das erreicht man nicht, indem man all die „richtigen“ Meinungen vertritt und all die „richtigen“ Bücher liest und sich selbst in einer Diskussion nach der anderen als Vertreter der besten Meinung erweist; man erreicht es auch nicht, indem man darauf wartet, dass sich die materiellen Bedingungen im Westen verschlechtern, wie ein Haufen Fundamentalisten, die auf die Entrückung warten. Man schafft es, indem man auf Menschen zugeht, ihre Herzen und ihren Verstand für sich gewinnt, ihnen zeigt, dass alles, was ihnen über ihre Nation und ihre Welt beigebracht wurde, Lügen sind, und ihnen zeigt, dass es besser werden kann.

Natürlich habe ich nicht alle Antworten darauf, wie dieses Dilemma gelöst werden kann, ich weise nur auf ein massives, eklatantes Problem hin, das nicht einmal den kleinsten Bruchteil der Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient hat. Ich gehe dieses Problem mit meiner eigenen Arbeit an, so gut ich kann, aber ich bin nur eine Person mit einer Meinung. Ich hoffe, dass sich in Zukunft noch viel mehr Menschen mit diesem Problem befassen werden, damit wir uns alle zusammen Wege ausdenken können, um es zu lösen.

Wir empfehlen: Nehmen Sie ein heißes Bad, entspannen Sie und schauen Sie der Wahrheit tapfer ins Auge!



Hier können Sie das Buch bestellen: Das Erste Hilfe-Büchlein gegen Propaganda: Wie wir unseren Verstand in einer verrückten Welt bewahren können


Wenn Sie für unabhängige Artikel wie diesen etwas übrig haben, können Sie uns zum Beispiel mit einem Dauerauftrag von 2 Euro oder einer Einzelspende unterstützen.

Oder senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen.

Weiterlesen

Nachtragende Täter
Thematisch verwandter Artikel

Nachtragende Täter

Der Arzt Dr. Walter Weber wird wegen „falscher“ Gesundheitszeugnisse vor Gericht gezerrt und soll einem längst widerlegten Narrativ geopfert werden.

Räume des Vertrauens
Aktueller Artikel

Räume des Vertrauens

Die Journalistin Christa Dregger-Barthels hat durch Gruppenarbeit erfahren, dass der Frieden am besten in kleineren Gemeinschaften erlernt werden kann.