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Die Zeit des Wandels

Die Zeit des Wandels

Sowohl die Dystopie als auch die Utopie sind in eine greifbare Nähe gerückt.

Spätestens nachdem man etwas mit dem Chatbot ChatGPT geschrieben hat, kann man ein Gespür dafür bekommen, was Klaus Schwab mit der vierten industriellen Revolution meint, und wie gravierend die Veränderungen sind, die auf unsere Gesellschaft zukommen. Die Führer und Herrscher unseres Planeten sind sich des bevorstehenden Wandels im großen Maße bewusst und versuchen ihn nach ihren Visionen zu gestalten, welche — vereinfacht ausgedrückt — vorsehen: „Mehr Macht, mehr Rechte, mehr Ressourcen für uns, weniger für den Rest.“

Klaus Schwab konnte seine Erregung nur schwerlich verbergen, als er mit geballter Faust und in seinem deutsch akzentuierten Englisch bei seiner Eröffnungsrede vor dem Publikum des WEF-Meetings im Jahr 2022 sagte: „Die Zukunft passiert nicht einfach, die Zukunft wird von uns gebaut.“


„The future is built by us“: Klaus Schwab kicks off World Economic Forum 2022 Davos

Und sie sind schon eifrig dabei, die gesellschaftlichen Regeln clever zu ihren Gunsten zu gestalten: Keine Zulassung von Verbrennern ab dem Jahr 2035 innerhalb der Europäischen Union. Ausgenommen werden Kleinserienautohersteller mit einem Produktionsvolumen von weniger als 10.000 Neuwagen — was man als Hintertür für die Produktion von exklusiven Automobilen verstehen kann. Ähnliche Ausnahmen gibt es beim CO2-Handel für Luxusyachten und Privatflugzeuge, deren Eigentümer keine Emissionsrechte kaufen müssen, obwohl ihre Yachten und Jets erheblich CO2 ausstoßen und überhaupt Unmengen an Ressourcen verschlingen. Es ist der Plebs, der lernen muss zu verzichten.

In aller Munde sind jetzt auch die sogenannten „15-Minuten-Städte“. Sie werden uns mit der Trivialität angepriesen, dass man alles Notwendige in einem Radius von 15 Minuten zu Fuß, per Fahrrad oder Bus und Bahn erreichen kann. Zwar ist das in vielen Städten schon jetzt der Fall, doch verschweigt man raffiniert, dass man die Bewegungsfreiheit letztendlich begrenzen möchte. Wenn man schon alles in nächster Nähe erreichen kann, wozu sollte man dann sein Habitat verlassen wollen? In Oxford, England, hat man dazu schon vergangenes Jahr ein Pilotprojekt gestartet und Straßenbarrikaden aufgestellt, um den PKW-Verkehr zu unterbinden. Die Bewohner wussten sich aber dagegen zu wehren und beseitigten diese in Nacht-und-Nebel-Aktionen kurzerhand.

Wogegen kämpfen wir eigentlich an?

Viele Rebellen und Freiheitskämpfer sehen im Versuch der „Eliten“, die Weltherrschaft zu übernehmen, Widerspiegelungen des „Kommunismus“ beziehungsweise „Sozialismus“, den sie gelernt haben zu hassen. Zwar haben sie recht, dass die Weltherrschaft mit einer Planwirtschaft einhergehen wird, und dass der im Osten unternommene Versuch, eine eigentumslose Kollektivgesellschaft zu erschaffen, kläglich gescheitert ist. Doch verstehen sie auch, warum dieser Versuch misslungen ist? Dies sollte nämlich unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden: Einerseits unter dem Gesichtspunkt des Scheiterns einer Utopie, andererseits unter dem Aspekt des Scheiterns einer Dystopie.

Dystopie

Eine zentralisierte, totalitäre und somit dystopische Gesellschaft ist vorrangig deswegen gescheitert, da die technologischen Mittel fehlten, vor allem innerhalb der Informationstechnologie und der Überwachung. Die sozialistischen Machthaber waren nicht in der Lage, die Wirtschaft und ihre Akteure in Echtzeit zu überwachen und schnell zu reagieren.

Es fand jedoch innerhalb der letzten zwei Dekaden eine Wende statt, die diese Schwächen nun überwinden könnte. Die Überwachung des Internets sowie die Ansammlung und Verarbeitung von Informationen, welche von der Wirtschaft geschöpft und über Smartphones und andere internetfähige Geräte angehäuft und analysiert wurden, erlauben es nun, essenzielle gesellschaftliche Bereiche zu kontrollieren und zu steuern. Die Vermutung liegt nahe, dass die weit fortgeschrittene künstliche Intelligenz dabei eine entscheidende Rolle spielen könnte.

Die heutigen Machthaber haben nun die Möglichkeit, planwirtschaftlich Erfolge zu erzielen, von denen die damaligen Sozialisten nur träumen konnten.

Utopie

Das utopische Ziel hat man nicht erreichen können, da die sozialistischen Herrscher ihre Macht nicht an die Kommunen abgeben wollten, welche sich letzten Endes über demokratische Prozesse selbst verwalten sollten. Sie haben den Übergang vom Sozialismus in den Kommunismus nicht geschafft. Die nötige Dezentralisierung ist nie erfolgt, weil die erlangte, absolute Macht viel zu verführerisch war, um sie aus der Hand zu geben. Sie hat die Sinne der neu entstandenen Klasse der Herrschenden getrübt und das ursprüngliche Ziel aus den Augen verlieren lassen. Das lässt sich leider nur allzu oft beobachten: Sobald ein Mensch eine etwas erhöhte gesellschaftliche Position einnimmt, neigt er dazu, überheblich zu werden, mit seinen Untergebenen „von oben herab“ zu sprechen, Arroganz zu demonstrieren und seine Macht unmoralisch einzusetzen.

„Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut“ — Lord Acton.

Eine utopische Gesellschaft wird gelernt haben, Macht zu dezentralisieren, sie überschaubar und somit kontrollierbar zu halten, anstatt supranationale Institutionen und Konglomerate zu erschaffen, die sich durch ihre Größe und finanzielle Macht von jeglicher demokratischen Kontrolle lösen. Sehen wir uns nur die Europäische Union und ihre Institutionen an: In Brüssel belagern und bearbeiten schätzungsweise 25.000 Lobbyisten die Abgeordneten und Kommissare, bestechen sie auf vielfältige Art und Weise und legen ihnen vorgefertigte Gesetze vor, welche nur durchgewinkt zu werden brauchen. Wir einfachen Bürger haben so gut wie keinen Einfluss auf die Entscheidungen, die in Brüssel gefällt werden.

In der Kommune spielt sich das Leben anders ab. Kommunen sind Verwaltungsebenen, die sich durch ihre begrenzte Anzahl von Menschen in einem geographisch abgegrenzten, lokalen Gebiet auszeichnen. Neben der Selbstverwaltung stellt die Selbstversorgung die Haupteigenschaft einer Kommune dar. Die Menschen kennen sich, achten und helfen einander, aber — und das ist wichtig zu erwähnen — beobachten und kontrollieren sich gegenseitig. In Kommunen ist es wesentlich schwieriger, untugendhafte und unmoralische Verhaltensmuster auszuleben, da sie schnell dazu führen würden, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden.

Nicht die Hierarchie, sondern die Gemeinschaft ist das Konzept, um das herum eine utopische Gesellschaft aufgebaut wird.

Interessanterweise erfahren wir in den spirituellen Lehren Ähnliches. Nicht das „Ich“, sondern das „Wir“ führt uns zur Erlösung. Jesus sprach in Matthäus 18, 19-20:

„Wo zwei unter euch eins werden auf Erden, warum es ist, dass sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“

Ein anderer weiser Spruch sagt: „In den Himmel kann man nur gemeinsam eintreten.“

Es gibt auch ein erwähnenswertes Gleichnis über den Unterschied zwischen Himmel und Hölle: Dazu stellt man sich einen langen, wunderschön gedeckten Tisch vor, an dem alle Menschen gemeinsam sitzen. Der Sachverhalt gestaltet sich so, dass die Ellenbogen der Menschen versteift sind und sie somit die Köstlichkeiten, welche vor ihnen auf dem Tisch liegen, ihrem Mund nicht zuführen können — das ist die Hölle. Im Himmel herrscht dieselbe Situation, nur dass dort die Menschen sich gegenseitig beköstigen.

All diese Aussagen und Gleichnisse sollen unsere Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit der Überwindung des Egos lenken, welches unserem gespaltenen Geist entwachsen ist und unkontrolliert unser aller Leben steuert. Darin liegt der Schlüssel sowohl zu unserer persönlichen Erlösung als auch dem langersehnten, gesellschaftlichen Frieden. Wie wollen wir hier auf Erden das manifestieren, wenn es nicht auch im Fundament unserer Gesellschaft verankert wird? Es ist unabdingbar, die Geistesschulung des Menschen schon von klein an zu fördern.

Den Wandel mitgestalten durch die Schaffung klarer Regeln

Der Widerstand wächst, und zwar nicht nur durch eine immer größer werdende Unzufriedenheit, sondern auch durch eine immer größer werdende Anzahl von Menschen, die sich von der Gesellschaft entfremdet fühlt. Durch hohe Energiekosten, eine allgemein turbulente wirtschaftliche Situation sowie zwielichtige politische Entscheidungen kommt nun der Mittelstand ins Straucheln. Es ist eine Entwicklung, die Klaus Schwab in einem Interview schon im Jahre 2016 vorhergesehen hat, und nicht wenige glauben, dass sie von der herrschenden Klasse gewollt ist. Schließlich ist der Mittelstand die Klasse, die noch politische Macht besitzt und diese auch im Eigeninteresse einsetzt.

Vielen von ihnen haben Angst, in naher Zukunft das zu verlieren, was sie über Jahre, manchmal über Generationen hinweg aufgebaut haben, weigern sich aber oder kommen nicht auf die Idee, das Problem an der Wurzel zu packen, beispielsweise indem man Privateigentum Grenzen setzt.

Es ist eine Form von Hypokrisie, an einer auf dem Privateigentum gründenden, liberalen Wirtschaftsordnung festzuhalten, und dann zu klagen, wenn man vom Privateigentum anderer verdrängt oder vereinnahmt wird.

Menschen wollen ein Unternehmen aufbauen, sie wollen Arbeitgeber werden, weigern sich aber, die Konsequenz zu akzeptieren, dass es größere, bessere, schnellere und vor allem skrupellosere Unternehmer als sie gibt. Sie bauen Hierarchien auf, in denen eine klare Weisungsbefugnis etabliert wird, jammern aber, wenn sie merken, dass sie einer viel größeren Hierarchie untergeordnet sind, in der sie der Willkür anderer ausgeliefert sind.

Und so manifestieren wir in unserer Art zu wirtschaften die vielen kleinen Kriege, die wir untereinander führen, welche immer wieder einmal in einem großen Krieg münden. Es gilt also Antworten zu geben auf die Frage, wieviel Privateigentum angemessen ist und ab wann etwas automatisch kein Privateigentum mehr sein kann. Ist es in Ordnung, Eigentümer von mehr als einer Wohnimmobilie zu sein? Ist es in Ordnung, Eigentümer von mehr als einem Automobil zu sein? Ist es in Ordnung, von etwas Eigentümer zu sein, an dem mehrere Menschen zusammen gearbeitet haben? Oder wird dieses Etwas dann automatisch zu gemeinschaftlichem Eigentum? Ist es in Ordnung, Gegenleistung zu verlangen allein aufgrund eines Eigentumstitels? Und wenn ja, wie oft? Endlos? Das sind Fragen, auf die wir neue Antworten geben, faire Lösungen anbieten und neue Grenzen ziehen müssen.

Vielleicht lernen wir irgendwann, den Spieß umzudrehen, und richten die Aussage „Du wirst nichts besitzen und du wirst glücklich sein“ an Klaus Schwab, seine Konsorten und Vorgesetzten. Lassen wir sie erzittern, indem wir das, was sie ihr Eigentum nennen, nicht mehr anerkennen und es als gemeinschaftliches Eigentum deklarieren. Dabei geht es vorrangig um das Produktivkapital. Doch dazu müssen wir selbst lernen, uns über eingefahrene Verhaltensmuster zu erheben, indem wir sie zuerst benennen und anschließend ihren Irrsinn und ihre Lächerlichkeit aufzeigen. Dazu folgendes Beispiel:

Das Horten von Gold

Es ist tragisch und gleichzeitig höchst interessant, einige unserer Verhaltensmuster genauer unter die Lupe zu nehmen. Zum Beispiel das Horten von Gold: Wie, außer mit Wahnsinn, lässt es sich erklären, dass der Mensch so viel Aufwand betreibt, um dieses seltene Metall in seinen Besitz zu bringen, nur um es anschließend wieder unter der Erde zu vergraben?

Der Mensch baut Maschinen, mit Hilfe derer er Tonnen von Erde bewegt, er versklavt und fügt seinesgleichen erhebliches Leid zu, ja tötet in kleinen sowie großen Kriegen, um dieses glänzende Metall zu bekommen, welches letztendlich in großen Teilen in Form von Barren in unterirdischen Tresoren landet. Die Lagerung, verbunden mit einem Schutz, verursacht zusätzlichen, immensen Aufwand, den der Mensch auf sich nimmt, nur damit ein anderer Mensch ihm diese Barren nicht abnimmt, um sie in einem anderen, tief unter der Erde vergrabenen Tresor zu lagern. Falls es eine hochentwickelte, außerirdische Zivilisation gibt, die diesen Wahnsinn beobachten könnte, verursacht dieses Verhalten bei ihr vermutlich nicht mehr als Kopfschütteln und vielleicht etwas Mitleid.

Dabei ist seit mittlerweile 50 Jahren bewiesen, dass wir kein Gold brauchen, um Tauschgeschäfte zu vollziehen. Der Goldstandard des amerikanischen Dollars wurde 1971 aufgehoben, nachdem sich mehrere Länder dazu entschlossen hatten, ihre Dollarreserven in Gold einzutauschen, und zwar zum zuvor festgesetzten Preis von 35 Dollar je Feinunze. Es drohte der Ausverkauf der US-Goldreserven, worauf der damalige Präsident Nixon die Notbremse zog und die Goldbindung des US-Dollars kurzerhand aufkündigte. Seitdem hat man es nicht mehr für nötig gehalten, eine Währung auf dem sogenannten Goldstandard aufzubauen. Wozu auch? Im Grunde sind sowohl das Edelmetall als auch eine Banknote nur ein Hilfsmittel zum Tausch. Das Gold war durch seine Seltenheit und die Unmöglichkeit, es herzustellen, geeignet, eine Werterhaltungsfunktion zu tragen. Nichtsdestotrotz haben wir bewiesen, dass wir kein Gold brauchen, um ein Geldsystem zu organisieren; nur ein faires Regelwerk, das auch durchgesetzt wird.

Den Optimismus nicht verlieren

Das eben beschriebene Phänomen illustriert ziemlich gut den Irrsinn, von welchem ein Großteil der Menschheit betroffen ist und welcher — zu Ende gedacht — unsere Gesellschaft in den Abgrund führen wird. Ob es nun das Horten von Gold oder von etwas anderem ist, oder ob es die Illusion ist, etwas zu besitzen, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wenn man sich den Zustand der Gesellschaft so anschaut, scheint der Kampf aussichtslos zu sein. Ich möchte aber jedem versichern, dass dem nicht so ist.

Wir müssen nur darauf Acht geben, dass wir uns im Kampf gegen das Unrecht nicht selbst in das verwandeln, was wir uns zu bekämpfen aufgetragen haben. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht vom Ego steuern lassen, dessen Ziele feststehen und immer wieder dieselben Ergebnisse liefern werden wie bisher. Die Geschichte lehrt uns, wie heldenhafte Widerstandskämpfer vielfach zu Diktatoren mutierten, als sie von der Macht verführt wurden, der sie zuvor die Stirn geboten hatten. Bewahren wir uns jedoch den Optimismus, mit der Gewissheit, dass das Gute jeglicher Form des Bösen standhalten kann, so wie das Licht die Formen der Finsternis tilgt.



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