Kürzlich kam ich in Kontakt mit einer Wissenschaftlerin der DDR, Irmgard Hollnagel. Sie schickte mir ihren Appell „Mit Herz und Verstand“. Es entstand eine lebhafte Diskussion, und nach einer ganzen Reihe Änderungen steht nun ein Text, der uns beide begeistert. Auch Tradition ist mit drin. Warum das denn? Neulich saßen meine Frau und ich mit unseren Mitbewohnern aus aller Welt auf der Terrasse. Sika aus Togo war gerade aus Bayern zurück. Sie war begeistert, dass die Leute dort oft ihre Trachten tragen. Was bringt uns eigentlich dazu, die Klamotten, die Musik und immer häufiger auch die Sprache aus den USA zu übernehmen? Von dort kommt doch schon lange nicht mehr die Macht der Blumen, die „Flower Power“, sondern nur noch Krieg und Kommerz.
Das macht die Welt nicht bunt, sondern blind. Viel zu viele sitzen in Echokammern und klimpern Beschimpfungen ins Netz. Das Bürgertum ist satt und matt und versucht seine innere Leere zu kaschieren. Politik und Medien sondern pausenlos Floskeln ab, die auch von einer KI stammen könnten. Es gibt Demos, aber keine öffentliche Debatte. Und wehe, es sind die Falschen dabei. Alles dreht sich nur noch um Ausgrenzung, ums Dagegensein, nicht mehr um die Zukunft. Wenn jeder, der anders tickt, zum Feind erklärt wird, ist der heiße Krieg nur eine Frage der Zeit.
Frieden mit Herz und Verstand? Ja, wir sind davon überzeugt: Das kann eine Orientierung sein, um konservative und progressive Kräfte gegen alle Widerstände auf eine gemeinsame Basis zu stellen. Dann können die Unterschiede kontrovers, aber konstruktiv diskutiert werden.
„Und weil wir dies Land verbessern, lieben und beschirmen wir‘s“ (1).
Ach, Bertolt, das könnte schön sein (2).
Eine Friedensinitiative hat Erfolg, wenn sie dauerhaft flächendeckend die gesamte Bevölkerung erfasst. Die Menschen müssen raus aus der selbstverschuldeten Isolation. Eine Idee: Jeder, der etwas unternehmen möchte, ruft Freunde und Nachbarn am ersten Sonntag im Monat von 16.00 bis 18.00 Uhr zu einer Tasse Tee für den Frieden zusammen. Man tauscht sich aus, denkt gemeinsam nach, was man für den Frieden tun könnte, im unmittelbaren Umfeld, in der Gemeinde, im Land, in der Welt. Jeder Anfang ist unscharf, diffus, aber so wird die Sehnsucht nach Frieden konkret, zum Bewusstseinswandel, von niemandem kontrollierbar, an Tausenden von Orten im ganzen Land. Hämische Kommentare bezahlter Kriegstreiber und ewiger Nörgler sind vorhersehbar — aber egal. Nichts kann den Frieden aufhalten, als die teuflischen 3F: Faulheit, Feigheit und Fatalismus.
Der Rahmen ist einfach: Die Person, die einlädt, bereitet ein paar Anhaltspunkte für die Diskussion oder geplante Aktionen vor, stellt den Tee und ein bisschen Gebäck auf den Tisch — fertig ist die Friedenslaube. Es wird Jugendgruppen geben und Rentnertreffs, mal sind die Menschen links angehaucht, mal rechts, mal christlich, mal muslimisch, mal anarchistisch, aber die Grundlage ist für alle gleich: die 10 Punkte von „Zusammen mit Herz und Verstand“. Und zum Abschluss wird die Kinderhymne „Anmut sparet nicht noch Mühe“ gesungen. Ach, Bertolt, das wird so schön sein.
Aufruf an alle: Zusammen mit Herz und Verstand! Frieden ist das oberste Gebot.
- Gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit sind die Grundlage der Gesellschaft.
- Ehrlichkeit und Anstand bestimmen das Handeln des Staates und aller seiner Bewohner.
- Gemeinwohl und Menschenrecht stehen über Eigeninteresse und Eigentumsrecht.
- Der Stärkere hilft dem Schwächeren, der Reiche dem Armen.
- Mit Diplomatie schafft Deutschland Vertrauen zur friedlichen Beilegung von Konflikten.
- Deshalb ist Deutschland neutral und gehört keinem Militärbündnis an.
- Jeder Lebensentwurf und jede friedliche Religion werden geachtet und respektiert.
- Die Arbeit von Frau und Mann erfährt die gleiche Wertschätzung und Bezahlung.
- Sprache, Kultur und Tradition sind die Basis, auf der wir der Welt offen begegnen.
- „Anmut sparet nicht noch Mühe“ von Bertolt Brecht/Hanns Eisler ist Deutschlands neue Hymne:
„Anmut sparet nicht noch Mühe,
Leidenschaft nicht noch Verstand,
dass ein gutes Deutschland blühe,
wie ein andres gutes Land.
Dass die Völker nicht erbleichen
wie vor einer Räuberin,
sondern ihre Hände reichen
uns wie andern Völkern hin.
Und nicht über und nicht unter
andern Völkern wolln wir sein,
von der See bis zu den Alpen,
von der Oder bis zum Rhein.
Und weil wir dies Land verbessern,
lieben und beschirmen wir’s.
Und das liebste mag’s uns scheinen
so wie andern Völkern ihrs.
Initiiert von Opas und Omas für den Frieden, 3. Juli 2025
Irmgard Hollnagel
Dorfstraße 5
19069 Seehof
Stefan Nold
Tulpenweg 9
64291 Darmstadt

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Quellen und Anmerkungen:
(1) Bertolt Brecht (1950): Anmut sparet nicht noch Mühe. Zeitschrift Sinn und Form, Heft 6/1950. Vertonung: Hanns Eisler (1950). Siehe: Hanns Eisler: Lieder und Kantaten. Band 1, Seiten 8 und 9. VEB Breitkopf & Härtel, Leipzig 1955.
Ernst Busch: https://www.youtube.com/watch?v=gTmNoTt7_h4. Textbesprechung: Iring Fetscher (11. Oktober 1975): Leidenschaftlich, aber kontrolliert. FAZ: https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/M%2002.24%20Kinderhymne.pdf
(2) Willy Dehmel (Text) und Frank Grothe (Melodie), gesungen von Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller (1958): Ach, das könnte schön sein. Aus dem Film: Das Wirtshaus im Spessart. Regie: Klaus Hoffmann, Drehbuch: Heinz Pauck und Liselotte Pulver. Produzent: Georg Witt. https://www.youtube.com/watch?v=J7s3z4PzY7o