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Die Hexenjagd

Die Hexenjagd

Die Sanktionierung der UNO-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese durch die Trump-Administration ist ein Unheil verkündender Vorbote für das Ende der Normen des Völkerrechts.

Wird einst die Geschichte des Völkermords in Gaza geschrieben, wird Francesca Albanese, Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen und seit heute (der Artikel wurde am 10. Juli 2025 veröffentlicht; Anm. d. Übersetzerin) von der Trump-Administration sanktioniert, eine der mutigsten und unverblümtesten Kämpferinnen für Gerechtigkeit und die Einhaltung des Völkerrechts sein. Die Funktion ihres Amtes besteht darin, Menschenrechtsverletzungen, die Israel an den Palästinensern begeht, zu beobachten und darüber zu berichten.

Albanese, die regelmäßig Morddrohungen erhält und gut organisierten Verleumdungskampagnen durch Israel und seine Verbündeten ausgesetzt ist, bemüht sich heldenhaft darum, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die den Völkermord unterstützen und aufrechterhalten.

Sie kritisiert das, was sie als „die moralische und politische Korruption der Welt“ bezeichnet und den Völkermord weiterhin zulässt, auf Schärfste. Ihr Büro gab detaillierte Berichte heraus, die Kriegsverbrechen im Gazastreifen und im Westjordanland dokumentieren. Einen dieser Berichte, „Genocide as Colonial Erasure“ („Völkermord als koloniale Auslöschung“), habe ich in meinem neuesten Buch, „A Genocide Foretold“ („Ein vorausgesagter Völkermord“) als Anhang abgedruckt.

Sie informiert bis heute private Organisationen darüber, dass sie „strafrechtlich verantwortlich“ für die Unterstützung Israels bei der Durchführung des Völkermords in Gaza sind. Sie kündigte an, dass David Cameron und ein weiterer früherer britischer Premierminister, Rishi Sunak, nach dem Römischen Statut strafrechtlich belangt werden könnten, falls es zutrifft, dass Cameron damit gedroht hat, sich aus dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) zurückzuziehen und dessen Finanzierung zu beenden, nachdem dieser Haftbefehle gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Yoav Gallant ausgestellt hatte. Das Römische Statut kriminalisiert diejenigen, die versuchen, die Verfolgung von Kriegsverbrechen zu verhindern.

Spitzenbeamten der EU gegenüber verkündete sie, dass diese wegen ihrer Unterstützung des Völkermords mit einer Anklage wegen Mittäterschaft an Kriegsverbrechen rechnen müssten und dass ihre Handlungen nicht straffrei bleiben dürften.

Sie war eine Fürsprecherin für die Madleen-Flottille, die die Blockade Gazas durchbrechen und humanitäre Hilfe leisten wollte. Das Boot, das von Israel abgefangen wurde, habe nicht nur Hilfsgüter, sondern eine Botschaft der Menschlichkeit transportiert, schrieb sie.

Hier ist mein Interview mit Albanese zu finden.

Ihr jüngster Bericht führt 48 Unternehmen und Institutionen auf — darunter Palantir Technologies Inc., Lockheed Martin, Alphabet Inc. (Google), Amazon, International Business Machine Corporation (IBM), Caterpillar Inc., Microsoft Corporation und das Massachusetts Institute of Technology (MIT), dazu Banken und Finanzunternehmen wie BlackRock, Versicherungs- und Immobilienunternehmen sowie Wohltätigkeitsorganisationen, die — unter Verletzung des Völkerrechts — Milliardengewinne aus der Besatzung Palästinas und dem Völkermord an den Palästinensern schlagen. Meinen Artikel über Albaneses neuesten Report finden Sie hier und hier die deutsche Übersetzung, Anmerkung der Übersetzerin/Redaktion).

(US-)Außenminister Marco Rubio verurteilte ihre Unterstützung für den Strafgerichtshof; vier seiner Richter wurden letztes Jahr von den USA sanktioniert, da sie Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant ausgestellt hatten. Er kritisierte Albanese für ihre Bemühungen, US-amerikanische oder israelische Staatsangehörige, die den Völkermord unterstützen, strafrechtlich zu verfolgen und behauptete, sie sei für den Dienst als Sonderberichterstatterin ungeeignet.

Zudem warf er Albanese vor, sie habe „kruden Antisemitismus verbreitet, Terrorismus unterstützt sowie unverhohlene Verachtung gegenüber den USA, Israel und dem Westen geäußert“. Die Sanktionen werden Albaneses, möglicherweise in den USA befindliches Vermögen, einfrieren und sie höchstwahrscheinlich davon abhalten, in die USA zu reisen.

Der Angriff auf Albanese prophezeit eine Welt ohne Regeln; eine Welt, in der Schurkenstaaten wie die USA und Israel ohne Zurückhaltung und Rechenschaftspflicht Kriegsverbrechen und Völkermord begehen dürfen.

Er entlarvt die Tricks, mit denen wir uns selbst täuschen oder versuchen, andere in die Irre zu führen. Er offenbart unsere Heuchelei, unsere Grausamkeit und unseren Rassismus. Von nun an wird niemand mehr unsere erklärten Bekenntnisse zu Demokratie, Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten ernst nehmen. Und wer könnte es ihnen verdenken? Wir sprechen ausschließlich die Sprache der Gewalt, die Sprache von Unmenschen, die Sprache der Massengemetzel, die Sprache des Völkermords.

„Die Tötungen, die Massenmorde, das Zufügen psychologischer und physischer Folter, die Zerstörung, die Schaffung von Lebensbedingungen, die ein Leben der Menschen in Gaza verunmöglichen — durch die Zerstörung von Krankenhäusern, massenhafte Zwangsumsiedlungen und massenhafte Obdachlosigkeit, während die Menschen täglich bombardiert werden, und das Verhungernlassen — wie soll man diese Handlungen isoliert betrachten?“, fragte Albanese in einem Interview mit mir, in dem wir über ihren Bericht ‚Genocid als colonial erasure’ (‚Völkermord als koloniale Auslöschung‘) sprachen.

Die für militärische Zwecke genutzten Drohnen, Kampfhubschrauber, Mauern und Absperrungen, Kontrollpunkte, Stacheldrahtrollen, Wachtürme, Gefangenenlager, Deportationen, Brutalität und Folter, das Verweigern von Einreisevisa, das apartheidähnliche Dasein ohne Papiere, der Verlust von Individualrechten und die elektronische Überwachung sind verzweifelten Migranten entlang der mexikanischen Grenze oder beim Versuch, Europa zu betreten, ebenso vertraut wie den Palästinensern.

Das ist es, was diejenigen erwartet, die Frantz Fanon als „die Elenden der Erde“ bezeichnet. Diejenigen, die die Unterdrückten verteidigen, wie Albanese, werden wie die Unterdrückten behandelt werden.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „The Persecution of Francesca Albanese“ auf dem Substack von Chris Hedges. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratteam lektoriert.


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