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Elvis, ich und der Holocaust

Elvis, ich und der Holocaust

Literatur ist ein Ort der Autonomie gegenüber dem Corona-Geschehen.

Am 23. März 2020 wurde der Lockdown in Deutschland verhängt. Ist es ein schönes Geschenk?, fragte ich mich, denn es war … mein Geburtstag. Ob es ein schönes Geschenk war, wusste ich nicht, aber ja, interessant war es schon.

In der Stadt waren fast alle Läden zu. Die normalerweise lebendige Universitätsstadt Tübingen war wie ausgestorben. Wie zum Trotz schien die Sonne, nicht stark, aber immerhin schimmerten in grauen Tönen goldige Farbstrahlen durch, wie Schmetterlinge.

Ein unheimliches Gefühl packte mich und ließ nicht los. Es war, als hätte mich eine unsichtbare Kraft am Hals gepackt. Und gedrückt. Stark. Noch stärker. Ich sah schwarz. Dunkle, vibrierende Farben. Keine Form, kein Inhalt. Vibrationen. Laute Schwingungen.

Huuuuuuuu … Huuuuuuuu …

Es roch muffig, Verwesung? Kälte verbreitete sich. Dunkle Wolken eroberten das düster-gewölbte Firmament. Aschgrauer Himmel. Die Hölle?

Wie bitte?

Musste anhalten.

Jetzt!

Als ich nach Luft rang, merkte ich plötzlich zittrige Beine. Meine? Ich musste an Elvis Presley, den King of Rock ‘n‘ Roll denken, der ebenfalls, auch wenn gespielt, sich auf unsicheren Füßen bewegte. Elvis und ich … ich und Elvis …

Nur, Elvis war tot – ich lebte. Lebte ich? War Mr. Presley tot? Und Michael Jackson?

Pause

Warum dachte ich an die beiden Sänger? Vielleicht weil sie Könige waren, Regenten des Rock und des Pop? Volkskulturherrscher … ihre Musik lebt weiter … Jailhouse Rock … Black and White … I did it … my way …

Nein, bitte nicht singen, hörte ich eine Stimme.

Wie bitte?

Pause

Beruhigen musste ich mich. Ich atmete tief ein und aus, ein und aus, mehrere Male. Meine Beine entspannten sich allmählich. Keine Elvis-Beine, nur Beine, normale, meine.

Ruhe.

Leiser Wind blies seine frische Frühfrühlingsmelodie einer planetarischen Neugeburt. Im Zeichen von Mars und des Widders. Feuer und Erneuerung. Der Anfang. Das Ende?

Jetzt musste ich mich selbst noch besänftigen, meine Seele, meinen Geist. Mit der Zunge befeuchtete ich meine trockenen Lippen. Ich fuhr mit den Händen übers Gesicht. Hatte den Drang, Lärm zu machen. Ahhhhhh.

Schrei!

Ich schrie nicht. Konnte nicht.

Ahhhhhhhhhh.

Weiter? Meine Füße fingen an sich zu bewegen, der linke und der rechte, der rechte und der linke. Links. Rechts.

Marschieren.

Los geht’s!

Wie ein Schlafwandler in einer unsichtbaren Armee von gleichgesinnten Schlafwandlern spazierte ich durch die Stadt, nur so, ich wusste nicht genau, warum. Ohne Ziel. Laufen. Spazieren. Weiter, immer weiter, unsicher.

Fußsoldat.

Im Krieg.

Werde ich sterben?

Es war, als wäre ich in einem Film gelandet, in keinem guten, in einem Albtraum, als wäre eine Atombombe gerade explodiert und nur ich, allein und einsam, am Leben geblieben. Ein Soldat ohne Land, ohne Volk, ohne Welt. An der Kriegsfront. Nur ich – und meine bohrenden Gedanken.

Gewehr an Schulter! Feuer frei!

Es ist nur ein Traum, sagte ich mir und lief weiter.

Hier und da liefen vereinzelt Menschen – die Überlebenden.

Traum oder Wirklichkeit? Ein unwirklicher Traum, blass, fast schwarz-weiß. Surreal. Covidreal. Krank. Ich hustete, hielt an, vor dem Schaufenster eines Ladens, musste husten, guckte den Laden an, keine Verkäufer, keine Käufer, ein Schild mit den Worten „Wir haben geschlossen!“ berichtete über die Weltlage. Uhren, viele Uhren, Uhren über Uhren, kleine, große, sehr große, Kuckucksuhren, typische Schwarzwaldkuckucksuhren, tickende, schlagende, pulsierende, lebendige … Uhren … ticktack … überall Zeitmessgeräte … tick … tack … tick … tack … und plötzlich: ich sah ein Gesicht, im Schaufenster, ein weißes, krankhaftes Gesicht, wie ein Gespenst, es guckte mich an, ich schaute weg, sah instinktiv wieder zurück, zwischen den vielen Zeitmessern merkte ich wieder das bekannte Gesicht, blutleer, verloren, ich!

Noch bevor der Lockdown verhängt wurde, sah ich mir die Nachrichten im Fernsehen an. Panik und Angst wurden täglich geschürt. Kompromisslos. Die Moderatoren ließen die Zuschauer wissen, dass es sich um eine sehr schlimme Pandemie handele. Die Sprecher machten den Eindruck, es ginge um sehr viel, um Gesundheit, um Leben und Tod. Um die Welt. Um mich, um dich, um uns.

Um alles.

Eine Weile habe ich den Zahlen der sogenannten Infizierten und „Kranken“, welche eigentlich nur positiv Getestete sind, keine große Beachtung geschenkt. Viel dachte ich mir nicht dabei. Wollte fühlen, mitfühlen – aber warum? Wozu?

Ab und an blitzten Gedanken in meinem Kopf auf, sie hämmerten und ließen nicht los.
Brrrrrmm … Brrrrrrrmmm ….

Denk nach, sagte eine Stimme in mir. Denk verdammt noch mal nach.

Gefangen zwischen dem Glauben an die fantastischen Zahlen im Fernsehen und die Freiheit des Selbstdenkens in meinem Inneren, entschied ich mich, mich zuerst nicht zu entscheiden, sondern offen zu sein. Wie eine Blume. Keine frische Blume, keine verwelkte. Eine reife Blume.

Wenn nicht jetzt, dann wann, sagte ich mir, sei offen, hör zu, öffne deine Augen.

Mit den ständigen Wiederholungen der Zahlen merkte ich, dass in der Darstellung der Fernsehmoderatoren etwas nicht stimmte.

Hier scheint etwas zu stinken, sagte ich mir und kratzte mich am Kopf, hier scheint etwas gewaltig schiefzulaufen!

Aufmerksam schaute ich die aktuellen Zahlen an, als ginge es um Lotto oder irgendein nicht koscheres Geschäft im Casino, da ich sah, Tag für Tag konnte ich sehen, dass die Zahlen nicht in Bezug gebracht worden waren. Einfach so. Hingeschmissene Zahlen. Ohne Kontext. Leblos. Tot.

Sprachlos beäugte ich die Glotze. Kann es wahr sein? Jeden Tag? Wie kann es sein? Wo befinde ich mich? In einem Irrenhaus?

Nichts mehr schien der leichten Normalität der Vorcovid-Ära zu ähneln. Alles fühlte sich schwer an, hitzig, fanatisch aufregend, einseitig, sehr einseitig; die kleine Mikrobe wurde zum Elefanten, verrückt. Alles stand Kopf. Nur die Moderatoren glotzten die Zuschauer hypnotisierend an und wiesen auf die neusten Zahlen. Überall nur noch Zahlen. Quantität, nur Quantität. Wo bleibt die Qualität?

Und es waren … ich sah es … ich sah es endlich: Es waren falsche Zahlen. Eigentlich nicht einmal falsch, sondern die Zahlen wurden als Instrument für etwas anderes benutzt. Ich wunderte mich, fragte mich, wofür genau waren diese Ziffern ein Mittel? Was war das Ziel der unkonkreten Nummern? Was wollte man mit den fiktiven Zahlen erreichen? Warum lügen, anstatt die Wahrheit zu sagen?

Jeden Tag wartete ich auf Zahlen, die wissenschaftlich in Relation mit der tatsächlichen, wirklichen Situation gebracht werden sollten. Ich wartete hoffnungsvoll auf echte Werte. Nichts. Es kam nichts. Ich harrte – nichts. Nada. Je mehr ich Ausschau hielt, desto mehr erschienen dieselben unwirklichen Ziffern. Nichtssagende abstrakte Daten. Stumpfe Angaben. Wieder nur noch starre, bedeutungslose Nummern. Illusorisch. Warum?

Tausende sind krank, grinsten die Moderatoren.

Close-up.

Lights, Camera, Action!

Pause

Man sah die kräftige Schminke. Die weißen Zähne. Neue Frisuren. Das gezwungene, unechte Lachen. Die neuen Kleider. Trotz der Kleider sahen manche Nachrichtensprecher nackt aus.
Tausende von mehr als achtzig Millionen, sagte ich mir.

Die Moderatoren schauten mich an und lachten.

Hier stimmt etwas nicht.

Und sie lachten und lachten.

Hahaha … Haha …

Und es stimmte, was ich mehr und mehr dachte. Die Verhältnisse passten nicht. Ich fing an, mich auch alternativ zu informieren. Ein Knopfdruck nach dem anderen. Informationen über Informationen. Wissen. Digital. Internet. Neues Wissen. Verdauen. Noch mehr Erkenntnisse. Kann nicht sein! Doch … vielleicht … offen bleiben. Augen öffnen. Einatmen, ausatmen. Atmen. Weiter forschen, Neues lernen. Weiter geht’s!

Tatsächlich fand ich heraus, dass mein Bauchgefühl, auch diesmal, richtig lag. In der Mainstream-Medien-Darstellung traf vieles nicht zu. Allzu viel harmonisierte nicht, um dies alles nur noch als Zufall anzusehen. Etwas Faules lag in der Luft. Ein ungutes Gefühl. Schwarz wie ein Rabe. Pechschwarz. Meine Zähne knirschten.

Habe ich bis zum heutigen Tag in einer Traumwelt gelebt?, fragte ich mich mehrere Male am Tag.

Ja?

Nein?

Ja!

Stets war ich ein kritischer philosophischer Mensch, jemand, der selbst dachte … jedenfalls so dachte ich. Ich dachte, dass ich selbst dachte, dass ich frei denken konnte. Vielleicht habe ich mich geirrt. So viele Jahre … so vieles falsch … nicht zu Ende gedacht, ohne es zu ahnen, ohne dabei bewusst zu sein. Einiges habe ich doch gesehen, zahlreiche Punkte, aber es fehlten die Verbindungen.

Ja, ich habe mit einem Schleier auf den Augen gelebt. Ich dachte, dass ich sehen konnte, wobei ich blind war. Ich sah verwischte Bilder unter dem blauäugigen Horizont.

Langsam fiel der Schleier, das Strahlen des ewigen Lichts wurde mehr und mehr sichtbar, offenbar.

Halleluja!

Alles war spannend und traumhaft. Eine neue Welt entfaltete sich. Der unentdeckte Kontinent. Oder das verlorene Atlantis. Das große Auge vibrierend an der Stirn. Das Innere brodelte wie heißes Lava im äußerst aktiven Vulkan vor dem Ausbruch – es war das Virus, das Virus der Freiheit.

Pause

Tick … tack … tick …

Licht.

Pause

Es wurde hell, heller, noch heller.

Gelborange.

Ich rieb mir oft die Augen, als wären sie liebevolle Katzen – oder nicht so liebevolle.
Cat scratch fever, spielte in meinem Ohr. Cat scratch fever … cat scratch … cat … miau …
Das Weiße der Augen lief blutrot an. Eine Verwirrung der Gefühle setzte ein. Ich wollte heulen.

Auuuuuuu. Auuuuuuuu.

Oder singen.

Hoch und unten. Unten und oben.

Eins ist alles, alles ist eins.

Kuckuck … Kuckuck … Miau …

Vielleicht weil meine Großeltern Holocaust-Überlebende waren, läuteten bei mir die Glocken. Und sie fingen stark zu läuten an, wie heulende Kriegssirenen. Scharf, schneidend, schonungslos.
SssssssssSSsssssssSSSssssssSchssssssssSchSchsssssssSchSchSchssssssSssssssss …

Ich hatte Fragen, viele Fragen. Und ich wollte Antworten. Nicht wie so oft in meinem Leben, ich wollte nichts mehr verschieben. Nicht wie früher, da hatte ich stets gesagt: morgen, vielleicht, übermorgen, es gibt doch Zeit. Nun wollte ich alles. Jetzt. Die Wahrheit. Das Schlechte als Chance betrachten. Die Lüge entlarven. Die Freiheit erlangen. Handelt es sich um eine Pandemie, wie man uns sagt, oder eher um eine geplante Pandemie, um eine Plandemie? Das war die Frage!

Mit jedem vergangenen Tag wurde es mir klar und klarer, dass es sich um ein geplantes Unterfangen handelte. Die sogenannte Pandemie fungierte als Mittel zu politischen Zwecken.
Ich wünschte mir eines: dass ich mich irre. Sehr gerne und sofort hätte ich zugegeben: Ich habe mich getäuscht. Ich habe Unsinn gedacht und verbreitet, es tut mir leid. Das war mein Wunsch. Ich wollte, dass ich mich verrechnet habe!

Leider konnte ich das aber nicht sagen. Dass ich falsch lag. Dass ich Blödsinn und Quatsch geredet habe. Mein Irrtum war ganz ein anderer. Das, was hinter den Kulissen im Namen der Gesundheit vorgetäuscht wurde, war größer, als ich es je hatte vermuten können.

Wie ein Architekt ohne Plan kein Haus baut, so wurde die sogenannte Pandemie konstruiert. Jahrelang. Schritt für Schritt. Was ich herausgefunden habe, war alles andere als schön. Eine kleine Gruppe von Menschen hat sich gegen die Menschheit verschworen. Und sie nutzten das Virus-Narrativ als Grund für ihr Verbrechen. Und das war nicht das erste Mal. Nur, diesmal wurde es mir kristallklar. Mir wurde die Übeltat der wenigen gegen die vielen so offensichtlich, dass ich kaum noch verstanden habe, dass Zahlreiche dies nicht durchblickten, nicht durchblicken wollten.

Es sind spannende, traurige Zeiten, sagte ich mir. Nach der Terror-Epoche, nun Bio-Terror? Sind wir so weit?!

Obwohl das Maskentragen ungesund, ja gefährlich ist und außerdem gegen Viren keinen Schutz bietet, wie ja auf den Verpackungen selbst steht!, wurden Menschen dazu gezwungen, das zu tun. Etwas für die Gesundheit vorspielen, was eigentlich gegen sie ist. Alles schien kopfzustehen – alles stand Kopf. Dann kamen die falschen Tests, die PCR-Tests, die nicht das Virus prüfen. Fake-Maskenschutz, Fake-Tests. Sollte es ein Witz sein? Ein schlechter Witz! Wie in einem rabenschwarzen Witzbuch. Dennoch glaubten die Menschen daran. Sie glaubten an das gefährliche Virus, an Masken, an den Test – nur weil es ihnen gesagt wurde, dass es so sei. Kniend verbeugten sie sich vor dem Altar des Todes. Amen. Glauben. Falsch. Lüge. Covid.

Dann kamen die Impfungen. Nur wer will, sagten sie. Freiwillig, schworen sie. Für eure Gesundheit, meinten sie. Sagen aber die Politiker, was sie meinen, und meinen sie, was sie sagen? Sagen die Politiker die Wahrheit? Ja, sie sagen die Wahrheit, wenn sie ihnen nutzt. Lüge oder Wahrheit spielt keine Rolle in der Politik. Nur die Agenda, nur die politischen Ziele zählen. Wenn Wahrheit diese Ziele nutzt, dann wird die Wahrheit gesagt. Wenn die Lüge nützlich sein sollte, dann wird schamlos gelogen.

Manche verstehen nicht, wie Politik funktioniert. Sie bewerten die Politik nur. Sie sagen, dieser Politiker ist schlecht, diese Politikerin ist gut. Die Menschen verstehen nicht, dass der Politik die Wahrheit oder die Lüge völlig egal sind. Die Politik hat Ziele – und diese müssen umgesetzt werden, ob mit Lügen oder Wahrheiten oder Halbwahrheiten, egal. Die Politik hat ihre eigenen Ziele, die sie den Menschen nicht mitteilt – für sie sind wir bloß Schafe. Idioten. Das dumme Volk. Steuern sollten wir zahlen, arbeiten und schweigen, das tun, was sie uns sagen, da sie es besser wissen. Sie wissen es nicht besser; sie kennen aber den Plan. Und wir kennen ihn nicht. Das ist der Unterschied. Nicht die Lüge oder die Wahrheit. Der Plan. Das Fundament, worauf das Haus gebaut wird.

Und dann kam langsam der Zwang. Stufenweise wurden Menschen dazu gezwungen – sonst … kein Urlaub, keine Arbeit, keine Familie, kein Essen. Man warb überall mit Impfungen. Warum fragen so wenige „Warum“ – warum? Warum? Und dann waren die Kinder an der Reihe – und zahlreiche Eltern machten mit. Mein Herz pochte und pochte für die verratenen Kinder, für die schönen Kinder, die eine bessere Welt verdient hatten als die Welt, die ihnen gegeben wurde. Wir Erwachsenen haben so sehr versagt, dass man es in Worten kaum zum Ausdruck bringen kann. Man kann unendliche Scham fühlen für unsere Dummheit. Das hilft den Kindern aber nicht …
Es war offensichtlich: Die Lüge war so riesig, dass die meisten nicht anders konnten, als an sie zu glauben, an ihr festzuhalten. Sie wurde zur Religion, zum Kult. Die Lüge wurde als Wahrheit verkauft, propagiert, erzwungen.

Und das alles konnte ich live beobachten.

Historische Zeiten, sagte ich mir und war über die Dummheit der Menschen erstaunt. Nicht weil ich nicht wusste, dass es viele dumme Menschen gibt. Ich realisierte, wie dumm ich selbst war – wie dumm ich immer noch bin. Es gab aber keinen Weg zurück. Diejenigen, die die Wahrheit sehen, können kaum die Lüge wählen. Wer plötzlich sieht, möchte kein Blinder mehr sein. Was ich über die Dummheit der Menschen stets geahnt hatte, konnte ich nun miterleben. Freuen über das Geschenk des Lebens, die Wirklichkeit zu durchschauen, gelang mir nicht wirklich, denn das Leid war groß. Mein Mitgefühl für meine Mitmenschen wuchs. Manchmal auch die Wut; daran musste ich arbeiten. Mein Unmut war aber selbstbezogen; ich war zornig auf mich. Ich musste an mir schuften; es gab viel hervorzubringen. Einatmen. Ausatmen. Atmen. Ich musste neu anfangen – wirklich, ich hatte keine andere Wahl.

Tick … tack … tick … tack … tick …

Von Weitem hörte ich die Trommeln nach Freiheit rufen. In meiner Verwirrung wusste ich nicht, wohin ich schauen sollte, nach links, nach rechts? Meinen Kopf in die Höhe hebend, guckte ich gerade aus und sah eine Menge Uhren vor mir. Mit wenigen Ausnahmen zeigten alle Uhren dieselbe Zeit an, als wären sie vorbestimmt für so eine Tätigkeit, dafür sozusagen von vornherein harmonisiert. Sogar meine Spiegelung im Schaufenster sah ich, nur diesmal erschrak ich nicht vor mir selbst. Auch wenn ich nicht perfekt war, akzeptierte ich mich, wie ich war, und freute mich über das weitere Lernen im Leben – denn das ist es, der Grund unserer Existenz. „Erkenne dich selbst.“ Es ist kein neuer Spruch, aber man wiederholt eben, was gut ist …

Pause

So einen Geburtstag hattest du noch nie, sagte ich mir und habe mich entschlossen, weiterzumarschieren, die Uhren hinter mir zu lassen. Ohne zu wissen wohin, drehte ich mich um und lief die leeren Straßen auf und ab, wie ein … Freiheitskämpfer.

Mein Herz sang, brüllte wie ein Löwe.

Cat scratch fever …

Irgendwann bahnte ich mir den Weg zum Park und setzte mich auf eine Bank. Tauben und Raben fühlten sich hier zu Hause, sie prügelten sich, spielten, aßen, sangen und liebten sich. Manche flogen weg, andere kamen. Die Bäume ließen sich von dem Lärm der Vögel nicht stören. Stolz und mit erhobener Brust hoben sie ihre Köpfe hoch, immer höher. Der Wind sauste und zischte wie ein vagabundierender Geist durch die Blätter und Äste und zog weiter, immer weiter.

Die Pflanzen wachsen und pflanzen sich fort, dachte ich mir auf der Bank sitzend. Die Tiere können sich bewegen und haben Emotionen. Und der Mensch – er kann frei sein!

Es schien, als würde die Sonne lachen. Stets geht sie um sechs Uhr in der Früh auf, um Mittag erreicht sie den höchsten Punkt des Tages, um achtzehn Uhr geht sie runter und um Mitternacht schläft sie. Und das Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr, Äonen für Äonen. Ist das kein Wunder? Kann so etwas Zufall sein?

Auf einmal schaute ich nach oben. Der Himmel war ozeanblau. Weiße Wolken kletterten nach oben wie Luftballons. Die Wolken formten nebelhafte Kreatur-ähnliche Wesen, die mir irgendwie bekannt vorkamen. Waren es Menschen? Tiere? Da fiel mir plötzlich ein – es waren Schafe! Kaum schwarze, wenige graue, fast nur weiße. Vielleicht lauerte sogar ein Wolf im Schafpelz dabei. Die Möglichkeiten waren unendlich.

Der Wind wehte und schien zu mir klar und deutlich zu sprechen: Määäääähhhhh. Und ich lachte, jawohl, ich musste lachen. Haha, ja, mein Bauch bebte vom vielen Lachen. Wärme stieg in meinem ganzen Körper auf. Eine weiße Taube stand still an einer Baumkrone; sie schien mich zu fixieren. Und ich konnte nicht aufhören mit dem Lachen. Ich lachte so, wie ich nie in meinem Leben gelacht habe.

Määääähhhh. Määäähhhh. Häääääpppääää Bääärthdäääääääääy. Määääähhhh. Hahaha.


Quellen und Anmerkungen:

Von Robert Scheer ist erschienen (Auswahl):
- Der Duft des Sussita, Hanser, 2012, neu aufgelegt 2020 im Hamsa-Verlag.
- Judenjazz, Erzählungen, Hamsa, 2021.
- Matthäus-Passion, Ein humorvolles Road-Movie aus Israel, Hamsa 2019.
Hier findet sich die vollständige Liste seiner Werke.


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