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Erfüllte Pause

Erfüllte Pause

Redakteure, Macher und Schreibende versammeln sich vom 3. bis 5. September zur Rubikon-Autorenkonferenz, um Kraft und Ideen zu sammeln und für Sie noch besser zu werden.

Wie frühere Autorenkonferenzen zeigten, ist es durchaus möglich, ein verlängertes Wochenende lang zu debattieren, sich auszutauschen, Vorträge zu hören — und trotzdem am Ende erfrischt und mit neuer Motivation in den Alltag zurückzukehren. Der Grund für diesen Effekt liegt auf der Hand. Die Auseinandersetzung mit Menschen, die über eineinhalb Jahre offenbar in einem ganz anderen „Film“ waren, die nicht über unsere Informationen zur Corona-Frage verfügen und stattdessen tagtäglich ganz andere, regierungsnahe Erzählungen in sich aufgenommen haben, ist auf die Dauer zermürbend. Von aggressiven Angriffen, Impf-Bekehrungsversuchen und Erfahrungen der Ausgrenzung ganz zu schweigen.

Wenn aber der Umgang mit „Normalen“ auf die Dauer krank macht, was kann dann logischerweise heilsam sein? Das Zusammensein mit „Unnormalen“ — mit Menschen also, die einander auf natürliche Weise begegnen und sich nicht mit Ellbogen oder Fersenabsatz begrüßen. Menschen, die nicht nach Impf- und Testnachweis fragen, sondern nach unserem Charakter. Menschen, die nicht nur über Augen und einen Haaransatz verfügen, sondern auch über eine sichtbare Nase und einen Mund. Und aus deren Mund auch einmal Worte kommen, die von Widerstandsgeist, Frische und Eigenständigkeit der Gedanken zeugen, statt nur „Introjekte“ obrigkeitlicher Verlautbarungen zu sein.

Leider sind Begegnungen mit der letzteren Spezies im Alltag eher selten. Jedenfalls verfügt nicht jede und jeder über ein tragfähiges Netzwerk von Menschen, die mit ihnen politisch in dieser extrem aufwühlenden und spaltenden Zeit auf einer Wellenlänge sind. Manche fühlen sich allein mit ihren Gedanken, ihrer Wahrnehmung, ihrem Unbehagen an der schleichenden Verwandlung unserer alten Realität hin zum Bedrohlichen und Absurden. Wie der Held in Ionescus Theaterstück „Die Nashörner“ zweifelt so mancher an seinem Verstand, wenn die vertrauten Menschen in seiner Umgebung nach und nach „umfallen“ und zu einem Teil jener Konformitätskulisse werden, deren erste Ausläufer man anfangs noch verlacht hatte.

Auch wir vom Rubikon sind nicht immer frei von Zweifeln. Denn viele von uns „kämpfen“ tagsüber allein an ihren Schreibtischen, verbunden nur durch Mailkontakt und gelegentliche Videokonferenzen. In regelmäßigen Abständen tut es daher sehr gut, sich ab und zu auch persönlich zu sehen und quasi in einer Menge Gleichgesinnter zu baden. Man lernt einander auch als Menschen kennen, deren Wesen ja nicht auf „Corona-Skepsis“ beschränkt ist, mit denen man über Bedeutsames und Belangloses ratschen, essen, trinken, lachen und seine sonst oft „heruntergeschluckte“ Traurigkeit teilen kann. Wir stellten bei unserer ersten von Corona überschatteten Konferenz 2020 zu unserer Freude fest: Weder sind es wirklich wenige, die mit uns unsere Zweifel, unseren Zorn und unsere Angst vor weiteren staatlichen Schikanen teilen — noch fehlt es diesen Menschen an Verstand und argumentativer Kraft.

Es ist ja gerade das Großartige an der zunächst virtuellen Gemeinschaft, die sich — sei es als „Macherinnen und Macher“, als Autorinnen und Autoren oder als Leserinnen und Leser — um das Webportal Rubikon versammelt, dass man sich durch die Fülle und Tiefe der dargebrachten politischen Analyse aus dem Gefühl des Isoliert-Seins herausgerissen und ermutigt fühlen kann. Und dieser Vorgang des Ermutigens läuft nicht nur in eine Richtung — also von Redaktion zu „Publikum“. Wo stünden wir heute, hätte nicht ein nie versiegender Strom von klugen Artikeln und das positive Feedback so vieler Leser uns in unserer ersten Ahnung bestärkt, dass mit den Geschehnissen, die seit März 2020 die Welt überrollen, etwas nicht stimmen kann?

Die Bedeutung einer freimütig geäußerten Minderheitenmeinung ist größer, als die relativ geringe Anzahl ihrer Leser es vermuten ließe. Es ist der Effekt eines in der Nacht entzündeten Streichholzes, das noch in weiter Ferne gesehen werden kann — nicht weil dieses Holzstäbchen besonders groß wäre, sondern weil der Kontrast zum umgebenden Dunkel ihm Leuchtkraft verleiht. Minderheitenmeinungen rauben den Mehrheitsnarrativen den Nimbus des Selbstverständlichen und Allgegenwärtigen. Sie eröffnen überhaupt erst die Chance, zu vergleichen, abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen — etwas, was in einer Demokratie selbstverständlich sein sollte, es aber, wie wir in Coronatagen schmerzvoll erfahren, längst nicht mehr ist. Nur eine sichtbare und kraftvoll vorgebrachte Gegenmeinung kann die „kritische Masse“ erreichen, kann die Situation kippen lassen und Minderheiten in Mehrheiten verwandeln.

In der Summe bedeutet das: Unsere Arbeit ist wichtig. Wir sind wichtig. Und auch Sie sind wichtig. Das ist kein Größenwahn. Es ist der Versuch einer realistischen Einschätzung mit Blick auf das weithin verdorrte Feld möglicher Mitstreiter. Ich wäre froh, wenn es anders wäre. Wenn das, was ich und meine tapferen Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu sagen versuchen, quasi die Spatzen von den Dächern pfiffen. Dieses Streichholz in der Dunkelheit — es kann enorme Wirkung entfalten, aber es hat den Nachteil, dass es eben auch ziemlich leicht gelöscht werden kann. Die „Gegenpartei“ weiß das, und sie tut jetzt schon alles, was im Rahmen des Legalen möglich ist, um die ohnehin kleine Flamme des Widerstands auszutreten. Zugleich versucht sie, den Rahmen des Legalen immer weiter zu ihren Gunsten zu verschieben — bis eine Situation entsteht, in der „die“ fast alles dürfen und „wir“ fast nichts.

Wenn unabhängiger Journalismus nicht mehr möglich ist — und er steht schon jetzt unter massivem Beschuss —, dann kann das bedeuten, dass der letzte Damm bricht, der uns noch vor der Repressionsflut schützt. Wer demokratisch anspruchslos und mit einem System zufrieden ist, in dem Journalisten derzeit nicht inhaftiert werden, in dem es keine staatlich organisierten Pogrome gegen Minderheiten und keine Massenvernichtungslager gibt, der mag weiterträumen. Wichtig bleibt aber, nicht nur „den Anfängen zu wehren“ — den Anfang haben wir längst verschlafen —, sondern spätestens jetzt, auf einer mittleren Eskalationsstufe, mit allen verfügbaren Kräften gegenzusteuern.

Die zwar durchschaubare, jedoch nicht so leicht zu bekämpfende Strategie des Gegners müssen wir mit einer entschlossenen Gegenstrategie beantworten. Nichts wäre für die jetzt anstehenden Auseinandersetzungen schädlicher als die Annahme, es gäbe gar keinen Anlass zu kämpfen. Fast ebenso schädlich ist aber auch die Befürchtung, wir hätten ohnehin schon verloren.

Das „Corona-Establishment“ mit seiner Schläue und seinen Machtmitteln zu unterschätzen, könnte sich rächen. Wenn wir es umgekehrt jedoch überschätzen, erschaffen wir einen Mythos der Allmacht und Unangreifbarkeit, der den Widersacher in ein irreales, gottähnliches Licht taucht, uns selbst jedoch lähmt und entmutigt. Hilfreicher ist der Gedanke: Es wird schwer, aber wir können es schaffen — „wenn die Gemeinschaft zusammenhält“, wie es im Film „Der Herr der Ringe — die Gefährten“ heißt.

Nun haben wir noch eine Bitte an Sie:

Helfen Sie den Helfern!

Unterstützen Sie die Kämpfer, jene, die ihr Leben so organisiert haben, dass sie dem Einsatz für Demokratie und Freiheit mehr Zeit widmen können als Sie.

Diesen Menschen fehlt es oft nicht an Idealismus und weiterführenden Erkenntnissen — es fehlt ihnen schlicht an Geld. Bezogen auf unsere eigene Situation: Ohne die bisher zum Glück stetig eingegangen Spenden unserer Leserinnen und Leser stünden wir nicht dort, wo wir jetzt stehen. Ohne dass diese Spenden künftig weiter und möglichst noch reichlicher fließen, werden wir unsere wichtige Aufgabe aber auch in Zukunft nicht so erfüllen können, wie es die derzeit sehr beängstigende Gesamtlage erfordert.

Wir danken im Voraus. Für Ihren Zuspruch, Ihre Unterstützung und Ihre Spenden.

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Das Rubikon-Team wünscht Ihnen trotz aller Schreckensmeldungen “Auszeiten“ für Freude, Erholung und ermutigende Gemeinschaftserfahrung.

Es liegt auch an uns.


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