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Facebook und die Frage nach dem Glück

Facebook und die Frage nach dem Glück

Glück ist, die Antwort für sich zu behalten.

Warum will Facebook mein Glück?

Aus rein fürsorglichem Interesse fragt Facebook natürlich nicht. Das pfeifen inzwischen die Spatzen von den Dächern. Facebook verdient sein Geld mit dem Schalten von Werbeanzeigen. Ziel ist dabei, die Werbeeinblendungen möglichst themenrelevant und zielgruppenorientiert zu platzieren. Diese Strategie der Online-Werbung nennt man „targeting“.

Das steigert die Attraktivität von Facebook für Anzeigenkunden. Die Profile ihrer Nutzer sind für Facebook besonders interessant. Per Algorithmus werden bestimmte Stichwörter abgefragt und Daten gesammelt, um Werbung nutzerrelevant präsentieren zu können. Wer also „Mich macht Liebe glücklich“ oder „Reisen macht mich glücklich“ in seinem „Steckbrief“ angibt, kann demnächst mit Werbung rund um das Thema Liebe und Reisen rechnen.

Macht mich das glücklich, dass meine private Vorstellung von Glück dafür benutzt wird, dass mein Glück mit Konsum gleichgesetzt wird? Nein. Ist es für die Menschheit nützlich, wenn Facebook von meinem Glück erfährt? Nein. Dient es außer Facebook und den Anzeigenkunden noch jemandem, wenn ich Facebook erzähle, was mich glücklich macht? Nein.

Ist deshalb die Frage nach dem Glück schlecht? Nein.

Glück ist eine soziale Sache

Wenn Facebook fragt, „Was macht Dich glücklich?“ ist zumindest eins klar: Facebook weiß, dass Glück für die meisten Menschen eine sehr bedeutsame und erstrebenswerte Sache ist. Jeder Mensch möchte glücklich sein und freudvoll leben.

Der Psychologe Daniel Hess drückt es in seinem Buch „Glücksschule“ so aus: „Es gibt diesen tiefen Wunsch, dass sich unser Zusammenleben liebevoller, offener, großzügiger, echter, verbundener, spontaner gestalten kann, und die Überzeugung, dass das passieren kann, wenn die Menschen sich glücklicher und verbundener fühlen“.

Als „Soziales Netzwerk“ gaukelt uns Facebook Verbundenheit mit anderen Menschen nur vor. In Wahrheit liegen keine sozialen Ziele zugrunde, sondern egoistische wirtschaftliche Interessen. Das ist bei der Frage nach Glück besonders schäbig.

Glück ist eine radikale Sache

Stellen Sie sich ein kleines Kind vor, das glücklich ist. Vielleicht haben Sie so ein Kind schon einmal beobachten können, oder waren selbst eins und erinnern sich. Es ist wie ein Lehrer für Glück, denn IST einfach glücklich und wirkt wie eine Quelle für Leichtigkeit, Lebensfreude, Spontaneität und Neugierde.

,Radikal‘ bedeutet laut Duden „von Grund aus erfolgend, ganz und gar; vollständig, gründlich.“ Kleine Kinder sind in ihrem Glücklichsein in diesem Sinne radikal. Wenn Glück dran ist, dann gibt es nichts anderes nebenher außer Glück. Das hat eine ansteckende Wirkung. Man kann sich dem Strahlen eines glücklichen Kindes kaum entziehen. Wer selbst Kinder hat, kennt das Phänomen vielleicht: Wenn das Kind glücklich ist, haben die eigenen Sorgen partout keine Chance.

Versuchen Sie mal, einem Kind, das gerade glücklich und versonnen im Wald spielt und die Welt erforscht, ein anderes Spielzeug hinzuhalten. Sie werden nicht beachtet. Selbst Essen spielt als Bedürfnis keine Rolle.

Man kann einem glücklichen Kind nichts anbieten. Es hat alles.

Zum Glück Widerstand

Was also ist passiert? Wieso sind wir so oft von unserem Glück getrennt und fühlen uns matt, abgeschlagen, passiv, unkreativ und träge? Wo ist denn das kindliche Glück hin? Eine mögliche Antwort lautet, dass Menschen durch Fremdbestimmung, Manipulation und Machtinteressen von ihrem Glück abgetrennt werden (Hess). Das geht so weit, dass es sogar schwer geworden ist, überhaupt eine Vorstellung davon zu entwickeln, was Glück sein könnte. Hier fängt es an, kritisch zu werden.

Der Kieler Psychologe Rainer Mausfeld zeichnet in seinem Vortrag „Die Angst der Machteliten vor dem Volk“ (2016) genau nach, wie zerstörerisch es wirkt, wenn man lethargisch wird und Veränderung noch nicht einmal mehr denken kann.

Wenn wir Glück nicht mehr denken können, ist dies auch ein Ergebnis „kognitiver Mentalvergiftung“ und „jahrzehntelanger systematischer Indoktrination durch die herrschenden Eliten“ (Mausfeld), weil wir vergessen haben, wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Und in diesem Moment wird es Zeit für Veränderung und Widerstand.

Mausfeld appelliert am Schluss des besagten Vortrages:

„Die […] notwendige Veränderungsenergie kann nur von unten kommen – von uns. Das ist unsere Aufgabe und das ist unsere Verantwortung.“

Glücklich ist, wer Facebook keine Antwort gibt

„Verantwortung“ und „Widerstand“ sind Worte, die mit „Schwere“ konnotiert sind. Doch das muss nicht sein. Widerstand kann ganz einfach sein. Vollkommen stressfrei. Am Beispiel Facebook ist es besonders leicht.

Man kann wie gesagt davon ausgehen, dass Facebook einem Fragen stellt, die den Kern unseres Menschseins oder unseres Lebens berühren.

Man stelle sich also diese Fragen. Die Antwort bleibt man dann Facebook getrost schuldig. Schließlich muss man ja nicht immer antworten, wenn man etwas gefragt wird. Erst recht nicht, wenn derjenige nur aus egoistischen Motiven heraus fragt.

Stellen Sie sich einmal die Wirkung vor, wenn sich 28 Millionen Facebook-Nutzer einmal am Tag, und sei es auch nur für eine Minute, die Frage stellen, was sie glücklich macht.

Wenn man sich jetzt noch vorstellt, wie ansteckend Glück ist, dann kann sich Glück dank Facebook wunderbar verbreiten. Völlig unprätentiös, aber wirksam.

Die Frage: „Was macht mich glücklich?“ führt uns zu unserer Verbundenheit mit uns selbst und anderen Menschen zurück. Wir können unser Potential, unsere Kreativität, unsere Leichtigkeit und Freude allein dadurch wiederentdecken, dass wir uns diese Frage erneut und immer wieder mal stellen. Wenn es richtig rund läuft, dann erleben wir sie vielleicht nicht immer, diese Radikalität des Glücks, aber vielleicht immer öfter. Wer soll uns dann etwas andrehen können, was wir nicht haben wollen?

In der Frage nach Glück liegt Veränderungsenergie. Wir sind machtvoller als wir denken.

Danke Facebook, für die tollen Fragen!


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