So sind einer neuen Studie zufolge, die nahezu eine Million Einzelmessungen an 13 verschiedenen Elektro- und Hybridfahrzeugmodellen umfasste und damit die bisher umfangreichste ihrer Art war, Fahrer und Passagiere von E-Autos regelmäßig überraschend starken elektromagnetischen Impulsen ausgesetzt (2). Es handelt sich bei den sogenannten Transienten um schnelle Energiestöße, die entstehen, sobald sich etwas im elektrischen System eines Fahrzeugs ändert, also beispielsweise beim Beschleunigen, Bremsen oder Einschalten der Sitzheizung.
Über die gesundheitlichen Auswirkungen jener Transienten wird seit 40 Jahren kontrovers diskutiert, ohne dass hier ein klarer Wissensstand vorliegt. Immerhin haben gemessene Spitzenwerte dieser Studie oft die europäisch geltenden Referenzgrenzwerte überschritten — insbesondere beim Starten des Motors.
Während der Fahrt waren die Magnetfelder in der Nähe des Fahrzeugbodens am stärksten, in dem ja ein Großteil der Verkabelung untergebracht ist, sodass die unteren Körperteile von Fahrer und Beifahrer am stärksten exponiert sind. Die im Bauchraum gemessenen Werte lagen zwar unterhalb der europäischen Grenzwerte, doch diese wurden nicht aufgrund chronischer, langfristiger Auswirkungen festgelegt, wie das bei der Entstehung von Krebs nötig wäre.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat die Ergebnisse dieser Studie unter Hinweis auf die eingehaltenen Grenzwerte heruntergespielt:
„Zwar wurden in einigen Fällen — lokal und zeitlich begrenzt — vergleichsweise starke Magnetfelder festgestellt. Die empfohlenen Höchstwerte für im Körper hervorgerufene Felder wurden in den untersuchten Szenarien aber eingehalten, sodass nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand keine gesundheitlich relevanten Wirkungen zu erwarten sind.“ (3)
Zudem hätten es die Hersteller in der Hand, mit einem intelligenten Fahrzeugdesign lokale Spitzenwerte zu senken und Durchschnittswerte niedrig zu halten (4). Besorgt zeigt sich hingegen Louis Slesin – unter anderem, weil das geltende Messprotokoll „die wichtigsten Transienten in Elektrofahrzeugen außer Acht“ lasse (5).
Die Frage nach der biologischen Verträglichkeit von E-Autos drängt sich doch wohl deutlicher auf, als es Herstellern, Betreibern, Verkäufern, aber auch dem Käuferkreis lieb sein mag. Für die Personen im Fahrgastraum sollten die elektromagnetischen Immissionen eigentlich möglichst gering sein. Dass mit den entsprechenden Risiken nicht zu spielen ist, zeigte bereits ein Beitrag der RTL-Fernsehsendung „Explosiv“ vom 28. Oktober 2017 über ein wissenschaftliches Experiment mit einem Arzt als Fahrer eines elektronisch bestens ausgestatteten Pkws, überwacht durch Professor Wolfgang Schöllhorn vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Mainz (6).
Bei dem gründlich durchgeführten Versuch kam es zu einer überraschend großflächigen Aktivierung über ungefähr alle Hirnareale hinweg, insbesondere unter WLAN-Strahlung. Die zunehmende E-Smog-Belastung des untersuchten Gehirns löste Symptome aus, die normalerweise nur unter hohem Stress vorkommen und sich dann auch aufs Herz auswirken können.
Das entspricht exakt den Ergebnissen, die in dem besagten YouTube-Video von 2024 vorgelegt wurden. Stärkere Abgeschlagenheit, Müdigkeit und mangelnde Konzentrationsfähigkeit gelten als Folgen solcher Zustände. Professor Schöllhorn beschloss auf Grund dieser Resultate immerhin, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu alarmieren. Bei einem zweiten Versuch eine Woche später zeigte sich damals übrigens, dass das im Auto durch allerlei Strahlung erzeugte magnetische Wechselfeld um ein Mehrfaches über der Grenze lag, ab der Krebsgefahr aufkommen kann.
Anzunehmen ist, dass sich die entsprechenden Probleme in „Autonomen Autos“, denen bekanntlich die Zukunft gehören soll, noch vermehren (7). Im Kontext des entsprechend gestalteten Auto- und Straßenverkehrs dürfte es dann nicht nur um radargestützte Bremsassistenten gehen, sondern auch um radarbasierte Erfassung automatisierter Kraftfahrzeuge. Das Ziel lautet diesbezüglich aktuell: „die Robustheit von Wahrnehmungssystemen erheblich zu steigern und die Forschung in den Bereichen Sensorfusion und Radar-Signalverarbeitung voranzutreiben“ (8). Autonomes Fahren ist nicht zuletzt wegen den möglicherweise mit Radar verbundenen Gesundheitsrisiken für viele Menschen eine „Horrorvision“ (9).
Bei E-Autos kommt übrigens noch die prekäre Problematik der niederfrequenten Strahlung von Ladeboxen hinzu — zumindest sofern solche wallboxes im direkten Umfeld von Privathäusern liegen, wie mir ein Baubiologe und auch betroffene Anwohner darlegten. Und ob das „Tanken“ beziehungsweise Laden wegen der elektromagnetischen Felder der Ladegeräte für E-Autos gesundheitlich riskant sein könnte, insbesondere für Menschen mit Herzschrittmachern, wird ebenfalls diskutiert (10).
Mag die Frage einer möglichen Schädigung biologischer Systeme durch elektromagnetische Felder nach wie vor umstritten sein (11), so liegt freilich auf der Hand, dass Industrie und Wirtschaft an E-Mobilität hochinteressiert sind, was nicht ganz ohne Einfluss auf betreffende Forschungsergebnisse bleiben dürfte.
Armin Grunwald hat als Leiter am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse betont:
„Die großen Konzerne investieren nicht Unsummen in selbst fahrende Autos, um der Menschheit einen Gefallen zu tun. Sondern sie wollen, und das ist völlig legitim, auch in Zukunft Gewinne machen, und das in harter Konkurrenz zueinander.“ (12)
Umso mehr kommt es darauf an, dass Politik und Gesellschaft Aspekte möglicher Gesundheitsgefahren auch und gerade bei E-Autos wirklich ernst nehmen und diese weder um finanzieller beziehungsweise wirtschaftlicher Interessen noch um reiner Bequemlichkeit auf Seiten der Kundschaft willen unter den Tisch gekehrt oder Forschungsergebnisse einfach „zurechtinterpretiert“ werden. Jedenfalls fallen in den laufenden Debatten um einen möglichst langfristigen Erhalt von „Verbrennern“ nicht zuletzt die genannten Argumente, die zugunsten eines politischen Überdenkens des geplanten EU-Verbots sprechen dürften.
Die anhaltende Skepsis in der Bevölkerung gegenüber Elektroautos könnte sehr wohl auch mit gesundheitlichen Gründen zu tun haben — und nicht nur mit dem immer noch mangelhaften Ausbau der entsprechenden Infrastruktur. „Ökologische“ Darlegungen zum Thema sollten diese Bedenken künftig stärker und differenzierter miteinbeziehen.

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Quellen und Anmerkungen:
(1) Vgl. Werner Thiede: Cloud frisst Erde. Die Illusion einer umweltverträglichen Digitalisierung, in: Salzkorn 4/2020, 34-36 (https://www.ojc.de/salzkorn/2020/oekologie-schoepfungstheologie-hoffnung/digitalisierung-cloud-umweltvertraeglich/).
(2) Siehe näher in Louis Slesin, Magnetfeldbelastung in E-Autos: Weckruf für die Elektrofahrzeugindustrie (ein von der Verbraucherorganisation Diagnose:Funk übersetzter und publizierter Fachartikel [https://www.diagnose-funk.org/aktuelles/artikel-archiv/detail?newsid=2277], dessen englischsprachige Originalfassung am 11. September 2025 in microwaves news erschienen ist unter https://www.microwavenews.com/news-center/wakeup-call-ev-industry.
(3) https://www.bfs.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/BfS/DE/2025/005.html (Abruf 1.10.2025).
(4) Siehe die Pressemeldung „Strahlung in E-Autos: BfS-Experte fordert bessere Fahrzeugdesigns“ in auto motor und sport 9/2025 vom 10. April 2025.
(5) Slesin im in Anm. 1 genannten Beitrag.
(6) https://www.ibes-gegen-elektrosmog.de/veraenderte-gehirnstroeme-im-auto/
(7) Dazu bereits meine Aufsätze „Autonome Autos ohne Technikfolgenabschätzung? Ethische Fragen zwischen Sicherheitsfanatismus und Horrorvision“ (Zeitschrift für Evangelische Ethik 60, 2/2016, S. 131-138) und „Selbstfahrende Autos: Mehr Risiken als Chancen“ (raum & zeit 37, Nr. 214, Juli 2018, S. 86-91).
(8) https://www.fhr.fraunhofer.de/de/suche.html?_charset_=UTF-8&numberResults=10&page=1&scope=FHR&lang=de&queryString=autonomes+fahren.
(9) Siehe ferner https://www.next-mobility.de/autonomes-fahren-und-seine-chancen-und-risiken-fuer-die-verkehrswende-a-957913/ .
(10) Zum Beispiel https://www.apotheken.de/news/13668-e-auto-laden-zu-gefaehrlich oder https://cnevcharger.com/de/does-the-bus-charger-have-electromagnetic-radiation/.
(11) Warnend äußerten sich zum Beispiel Arthur Firstenberg: Die Welt unter Strom. Eine Geschichte der Elektrizität und ihrer übersehenen Gesundheitsgefährdung, 2. Aufl. 2022, und Silvio Hellemann: Ständig unter Strom. Das Handbuch für Elektrosensible und alle, die ohne Elektrosmog leben möchten, 2010.
(12) Armin Grunwald: Der unterlegene Mensch. Die Zukunft der Menschheit im Angesicht von Algorithmen, Künstlicher Intelligenz und Robotern, 2019, 101.