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Flucht ist unmöglich

Flucht ist unmöglich

Anstatt uns in Weltraumfantasien zu verlieren, sollten wir auf der Erde Utopien für ein glückliches Leben entwerfen.

„Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Apollo 11 wurde uns in diesem Sommer der neue amerikanische Traum präsentiert: Die Rückkehr zum Mond und der Start eines bemannten Fluges zum Mars. In Zusammenarbeit oder im Wettbewerb mit einer Handvoll Multimillionären, die nicht wissen, wohin mit ihrem Vermögen, plant die NASA, in den 2030er Jahren Astronauten auf den roten Planeten zu schicken. Realisierbares Projekt oder zum Scheitern verurteilte Fantasterei?

Rein technisch scheint das Vorhaben durchaus möglich zu sein. Die Hinreise würde neunhundert Tage dauern. Es gibt bereits Pläne für ein Raumschiff, das dazu in der Lage ist, genügend Lebensmittel für die Reisenden zu produzieren und ihre flüssigen und festen Abfälle zu recyceln. Der Urin spielt dabei eine zentrale Rolle. Über ihn wird nicht nur der Flüssigkeitsbedarf der Passagiere gedeckt. Er bildet außerdem den Nährboden für die Zucht nahrhafter Mikroalgen. Ein entscheidendes Problem jedoch ist noch nicht gelöst: Wie können die abhebenden Erdbewohner im Weltraum am Leben und bei guter Gesundheit bleiben?

Die erste Herausforderung ist die Schwerelosigkeit, denn das Fehlen der Schwerkraft hat gravierende Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. 2017 verbrachte der französische Astronaut Thomas Pesquet sechs Monate auf einer internationalen Raumstation. Als er zurückkam, hatte er die Hälfte seiner Muskelmasse verloren, auch des Herzens, das ja bekanntlich ein Muskel ist. Seine Knochendichte war um sechs Prozent gesunken und er war sechs Zentimeter grösser als bei seiner Abreise. Auch wenn er seitdem seine ursprüngliche Größe widererlangt hat und sein Bewegungsapparat keine irreversiblen Schäden aufzuweisen scheint, ist wahrscheinlich, dass ein längerer Aufenthalt im Weltraum tödlich verlaufen wäre.

Die Menschen, die in der Schwerelosigkeit die Beschleunigung der Herzfrequenz und den Abfall des Blutdrucks überleben, müssen körperlich außergewöhnlich fit sein. Dazu kommt das Problem der Radioaktivität. Nur wenige wissen, dass der Weltraum wie ein gigantisches Atomkraftwerk ist, dessen ionisierende Strahlungen ein ungeschütztes Lebewesen innerhalb weniger Minuten auslöschen kann. Die Strahlen der Sonne und der kosmischen Tiefen verhindern innerhalb kürzester Zeit die im Knochenmark stattfindenden Prozesse zur Bildung der roten Blutkörperchen. (…)

Um diese Probleme zu umgehen, führt die NASA verschiedene Strategeme ins Feld wie Berechnungen zur Flugbahn der Rakete und zum Vermeiden der Sonneneruptionen, besondere Schutzanzüge für die Astronauten und Aluminiumschilder für die Kapsel. Mit diesen Maßnahmen soll die schädliche Strahlung so weit reduziert werden, dass Strahlenwerte, die etwa dem Röntgen der Lunge entsprechen, nicht überschritten werden. (…)

Es bestehen jedoch Zweifel an der Unbedenklichkeit dieser Werte: Im Jahre 2016 ergab eine in der Zeitschrift ‚Scientific Reports‘ veröffentlichte Studie, dass Mondexpeditionen schwere Schäden in den Körpern der Betroffenen hinterlassen (1). Von den 24 Teilnehmern des Apollo-Programms sind acht frühzeitig gestorben. Die meisten leiden an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die fünfmal häufiger auftreten als bei Astronauten, die nicht im Weltraum waren. Versuche an Tieren bestätigen den Verdacht. Entsprechenden Strahlungen ausgesetzte Mäuse etwa wiesen schwerwiegende Arterienschäden auf. In der Studie wurde außerdem deutlich, dass über die verminderte Sauerstoffzufuhr neuronale Schäden entstanden. So liegt die Vermutung nahe, dass ein menschliches Gehirn nicht dazu geeignet ist, eine Reise zum Mars zu überstehen. (…)

Doch es gibt noch eine weitere Gefahr, die den reisenden Erdbewohnern zu schaffen macht: Mikroben. Im März 2019 berichtete ein NASA-Team, dass das Herpes-Virus, das ebenfalls an der Entstehung von Windpocken, Gürtelrose und wahrscheinlich auch Alzheimer beteiligt ist, auf mysteriöse Weise in Weltraumreisenden aktiviert wird. Bei einer Analyse von Speichel-, Blut- und Urinproben haben die Wissenschaftler bei 61 von 112 Besatzungsmitgliedern eine abnormale Virulenz festgestellt. Die Aktivierung des Virus führte jedoch nicht immer zu Symptomen und nur sechs Astronauten litten an einem Herpesausbruch.

Die NASA bestätigte daraufhin offiziell die Vermutung, dass die Erkrankungen durch den psychischen Stress hervorgerufen wurden, dem die Astronauten ausgesetzt waren. (!) In jedem Fall jedoch stellt das mysteriöse Verhalten der Viren die Machbarkeit der geplanten Marsexpeditionen grundsätzlich in Frage.

Die Autoren der Studie glauben, dass ‚latente Viren‘ das Leben der Astronauten stark gefährden werden. Dazu kommt die bakterielle Bedrohung. Bestimmte Keime überleben die intensive Desinfektion der Raumfahrzeuge vor dem Start. Die resistenten Mikroben — Bakterien, Pilze und Archaeen, einzellige, rudimentäre Mikroorganismen — scheinen sich sogar, so vermuten die kalifornischen Forscher, von den Reinigungsmitteln zu ernähren, die verwendet werden, um sie zu eliminieren (2) (…).“

Auf dem Boden der Tatsachen

So gibt es also kein Entrinnen? Sind wir Menschen dazu verdammt, in unserem eigenen Dreck steckenzubleiben? Machen uns letztlich die kleinsten und ältesten aller Lebewesen dieses Planeten, über die wir trotz aller aktuellen Informationen zu ihrer Nützlichkeit immer noch die Nase rümpfen, einen Strich durch die Rechnung? Zeigen gerade sie uns, wie sehr wir mit der Erde verwachsen sind?

In den Jahrmillionen unserer Entwicklung haben wir uns perfekt an die Bedingungen unseres Planeten angepasst. Als Holobionten — biologische Systeme, die sich aus einem Wirtsorganismus und mehreren eng interagierenden Gastorganismen zusammensetzen — sind wir umso gesünder und stabiler, je mehr Arten zusammenleben. Je bunter die Wohngemeinschaft, desto besser (3).

Wir wissen heute: Der Motor des Lebens ist die Vielfalt. Probleme entstehen dann, wenn eine Art reduziert wird oder gar ganz ausstirbt. Die Leere, die sie hinterlässt, wird von anderen besetzt, die nicht unbedingt in das frei gewordene Milieu passen. Das kann zu Krankheit führen. Dennoch lassen wir es zu, dass auf unserem Planeten täglich hunderte Arten verschwinden, und privilegieren in jeder Hinsicht die Monokultur.

In jedem unserer Lebensbereiche geht der Trend zum Einzigen, zum Größten, zum Stärksten: der reichste Fußballer, der beste Schauspieler, der gewiefteste Geschäftsmann. So sammeln sich an den Spitzen der Pyramiden, die wir überall aufgebaut haben, immer nur einige wenige. Der Rest gleitet nach unten ab und hält die Oberen durch seine Bewunderung, seine Ignoranz oder seine Lethargie am Leben.

Zerstörerische Vorstellungen

Es ist dieses Denken, das uns schließlich mit der Auslöschung unserer eigenen Art konfrontiert. Anstatt das Terrain zu pflegen, verliert sich ein kleiner Teil der Menschheit in Größenwahn und Allmachtsfantasien, während der Rest sich zur Schlachtbank führen lässt. 500 Millionen: So viele Menschen sollen laut der in Amerika errichteten Georgia Guidestones (4) auf der Erde leben dürfen.

Was mit den anderen passieren soll, haben die anonymen Errichter nicht in die von den zehn Geboten inspirierten Granitplatten meißeln lassen. Doch es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, auf welche Weise sich die Menschheit heute reduzieren ließe. Auch wenn man nicht glauben muss, was da in acht modernen und vier altertümlichen Sprachen in Stein gehauen ist, sollte man sich doch fragen, wie ein Monument, in dem die Rede davon ist, die Menschheit massiv zu reduzieren, überhaupt errichtet werden durfte.

Im Humus der alten Welt

Ich will weder auf einen anderen Planeten auswandern noch mir im boomenden Geschäft mit dem Weltuntergang eine Pritsche in einem der in den Boden gestampften Überlebensbunker sichern. Auch will ich mich nicht in einen Cyborg verwandeln und zu den Auserwählten gehören, die die auf uns alle zukommenden Veränderungen überleben. Ich will Mensch sein und bleiben, ein verirrtes und gleichzeitig so wunderbares Erdenwesen.

Ich möchte zu Hause bleiben und meinen Garten pflegen, so gut es geht. Darum will ich mich kümmern. Hierhin soll meine Energie gehen.

Und so stelle ich mir vor, wie ich meine Liebe in meinen Garten hineinfließen lasse und ihn von Verschmutzendem freihalte. Ich pflege das Terrain und lasse bunte Vielfalt auf ihm gedeihen. Niemand anderes als ich trägt die Verantwortung für meinen Garten. So schön soll er sein, dass er anderen Menschen Lust macht, sich ebenfalls um ihren Garten zu kümmern.

Grundstein für eine neue Zeit

Wie ein Virus, der alle Hindernisse überwinden kann, breitet sich die gute Nachricht aus: Es ist möglich, genau hier aus einer Wüste ein Paradies zu machen, ein neues Eden. Die Mikroben, diese uralten Überlebenskünstler, zeigen uns, wie es geht: So wie sie es lernen, sich von den Substanzen zu ernähren, die sie vernichten sollen, können auch wir das nehmen, was uns zerstören soll, und es für uns nutzen.

Tun wir nicht so, als sei es nicht da oder als sähen wir es nicht. Es gibt keinen Weg an dem Problem vorbei. Doch es gibt einen Weg durch es hindurch, wenn wir uns nur von unserem Bewusstsein und dem Wissen um die gestaltende Kraft unseres Geistes leiten lassen. So können wir endlich damit aufhören, uns in Endzeitszenarien zu verlieren, und beginnen, den Grundstein für eine neue Zeit zu legen.

Keine spitze Pyramide soll darauf errichtet werden, sondern eine Sphäre, in der jeder dem anderen in die Augen blicken kann. Hier gibt es keine Versteckspielchen, keine geheimen Machtkämpfe und keine Ausbeutung. Hier sind wir alle gleich und haben dieselben Rechte. Hier wird niemand ausgeschlossen, hier haben alle Platz. Hier weiß jeder einzelne Gärtner um die Zusammenhänge des Ganzen, hier folgt jedes Lebewesen den Zyklen, die die Natur vorgibt. Hier braucht es keine Hierarchien und keine Gendarmen, denn jeder ist sich darüber bewusst, dass das, was er einem anderen antut, früher oder später zu ihm selbst zurückkommt.

So werden wir frei. Wir lassen uns nicht weiter den Unsinn von unserer Ohnmacht einreden und entsprechend manipulieren und ausbeuten. Wir kennen unsere Fähigkeiten und unsere Grenzen. Wir leben in Frieden mit uns selbst, wir achten das Lebendige und sind dankbar dafür, mitmachen zu dürfen. Um diese Utopie Wirklichkeit werden zu lassen, gibt es nur ein einziges Hindernis zu überwinden: unseren eigenen Zweifel, dass es möglich sein kann.


Quellen und Anmerkungen:

(1) https://www.nature.com/articles/srep29901
(2) Rasir, Yves; Néosanté, 14. August 2019, https://www.neosante.eu/restons-sur-terre/
(3) Charisius, Hanno; Friebe, Richard: Bund fürs Leben. Warum Bakterien unsere Freunde sind. Carl Hanser Verlag 2014
(4) Die Steine von Georgia wurden Ende der siebziger Jahre von einer Gruppe in Auftrag gegeben, die anonym bleiben möchte. Zu den Geboten gehören die Forderungen, die Fortpflanzung zu lenken, eine Einheitssprache zu bilden, Leidenschaft, Glauben und Traditionen zu beherrschen und ein Weltgericht zu gründen.


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