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Gegen den Kriegszeitgeist

Gegen den Kriegszeitgeist

Im Gespräch mit Overton erläutert die Gegendruck-Redakteurin Annette van Gessel, warum Manova nun auch im analogen Raum Fuß fasst.

Roberto De Lapuente: Gegendruck heißt Ihr neues Printmagazin — könnte man sagen: Das Online-Magazin Manova goes Papier?

Annette van Gessel: Ganz so, wie Sie es fragen, ist es nicht. Ja, am 15. Juli erscheint die erste Ausgabe von Gegendruck, dem neuen Printmagazin von Manova. Doch damit gibt Manova nicht die Online-Plattform auf. Die Zukunft wird zeigen, wie lange Magazine, die keine Mainstream-Narrative verbreiten, noch online existieren können.

Sie fürchten Eingriffe?

Jeder aufmerksame Zeitgenosse kann beobachten, wie der Korridor der freien Meinungsäußerung immer weiter verengt wird. Sogenannte Fake-News im Internet zu löschen, dürfte aufgrund der technologischen Entwicklungen zukünftig immer einfacher werden. Wie Sie wissen, steht hinter Manova die Initiative zur Demokratisierung der Meinungsbildung. Ein wichtiges Zeichen für den Verfall der Demokratie ist ja gerade die zunehmende Zensur. Alle, die vom Regierungsnarrativ abweichende Meinungen vertreten, werden als Schwurbler, Verschwörungstheoretiker, sogar als Nazi und Rassist verunglimpft.

„Wir halten den Schritt angesichts der Zensur-Entwicklungen für richtig“

Und dem beugen Sie nun mit Papier vor?

Ja, bei Manova haben wir uns Anfang März 2024 Gedanken gemacht, ein Printmedium aus der Taufe zu heben. Und ich muss sagen, dass es mir große Freude bereitet, in unserem 7er-Team mitzuarbeiten. Wir treffen uns seitdem einmal wöchentlich zur Redaktionskonferenz und haben uns darauf geeinigt, das neue Medium vierteljährlich herauszugeben. Jede Ausgabe ist einem speziellen Thema gewidmet. Die erste Ausgabe ist dem Thema „Sie wollen Krieg“ gewidmet.

Aktuell planen wir die nächste Ausgabe mit dem Thema „Staat gegen Bürger“ und Ausgabe 3, deren Fokus auf KI und den Angriff aufs Gehirn liegen wird. Gegendruck profitiert davon, dass Manova inzwischen auf eine große Zahl qualifizierter Autorinnen und Autoren zurückgreifen kann. Die Resonanz ist gut, obwohl wir zur Voraussetzung machen, dass die Texte für Gegendruck exklusiv dafür geschrieben werden. Eine Ausnahme bilden Übersetzungen meist englischsprachiger Texte.

Etwas auf Papier zu bringen: Ist das zukunftsweisend? Stellen Sie sich in gewisser Weise gegen den Zeitgeist?

Ich denke, ich spreche im Namen des gesamten Gegendruck-Teams, wenn ich behaupte, dass uns der sogenannte Zeitgeist ziemlich egal ist. Sicher ist der Einsatz von Papier keine wirklich zukunftsweisende Vorgehensweise, sondern eher ein Schritt zurück in „vergangene“ Zeiten, als es das Internet noch nicht gab. Doch angesichts der vorab genannten Zensur-Entwicklungen, halten wir diesen Schritt für richtig.

Wir stehen mit unserer Entscheidung ja auch nicht alleine auf weiter Flur. Eine Reihe anderer Redaktionen hat sich ebenfalls seit einiger Zeit dazu entschlossen, Printmedien herauszugeben und diese über den Einzelverkauf oder Abos zu finanzieren. Und wie sich zeigt, sind viele Interessierte bereit, Gedrucktes zu kaufen und zu lesen.

Wie die Vergangenheit bewiesen hat, finden sich in der Leserschaft unabhängiger Medien, einschließlich Manova-Online, viele wache Menschen, die nach wie vor Bücher lesen. Das zeigen die hohen Verkaufszahlen der Bücher, deren Autoren den Regierungs-Mainstream nicht bedienen. Manche unserer Freunde haben Anfang 2022 damit begonnen, ein Archiv aus Büchern anzulegen, deren Autoren dem herrschenden Narrativ widersprechen. Auch das ist ein gutes Zeichen, „etwas auf Papier zu bringen“, wie Sie es in Ihrer Frage nennen.

Gegendruck ist herrschafts-, macht- und regierungskritisch

Sie sprachen von einem 7er-Team bei Gegendruck. Handelt es sich dabei um die Manova-Redaktion?

Nein, Jana Pfligersdorffer, die Manova-Geschäftsführerin, hat ein 7er-Team zusammengestellt, das völlig unabhängig vom Online-Magazin arbeitet, sodass die Manova-Redaktion keine zusätzliche Arbeit aufgebürdet bekommt. Auch wir sieben sind zwar arbeitsmäßig gut ausgelastet, gehen aber dennoch mit viel Elan an die neue Aufgabe heran.

Wie ist Gegendruck aufgebaut?

Wie schon gesagt, stellen wir jede der vierteljährlichen Ausgaben unter ein bestimmtes Thema. Wir haben uns dazu entschlossen, auf Fotos zu verzichten, sondern stattdessen Karikaturen einzusetzen. Die Karikaturen werden sich von Ausgabe zu Ausgabe unterscheiden, weil wir mit dem Entwurf jeweils einen anderen Karikaturisten beauftragen. Zudem sind nicht alle Texte zweispaltig gesetzt, sondern einzelne Beiträge einspaltig im Flattersatz. Auch unterbrechen groß herausgestellte Zitate das Layout, das so trotz der „Textlastigkeit“ ansprechend und abwechslungsreich gestaltet ist.

Wo würden Sie Gegendruck politisch verorten?

Das Motto von Gegendruck steht auf der U2: Lesen, was andere verschweigen. Die politische Verortung ist nicht ganz so leicht, da die Begriffe, was rechte Gesinnung, was linke ist, immer mehr verwischen. Die treffendsten Worte sind aus meiner Sicht „herrschafts-, macht- und regierungskritisch“. Vor allen Dingen wenden sich Manova und Gegendruck gegen die skandalösen Zentralisierungsbemühungen, die sämtlich zulasten der Demokratie gehen. Dazu braucht es kraftvolle Gegenbewegungen.



Hier können Sie das Heft vorbestellen: www.gegendruck.eu

Die erste Ausgabe von GEGENDRUCK: Sie wollen Krieg! erscheint am 15. Juli, hat 156 Seiten und kostet 18 Euro. Mit Beiträgen von: Eva Borst, Michael Brenner, Klaus-Jürgen Bruder, Roberto De Lapuente, Anneliese Fikentscher, Elisa Gratias, CJ Hopkins, Angela Mahr, Ullrich Mies, Andreas Neumann, Jan Oberg, Flo Osrainik, Tom-Oliver Regenauer, Nicolas Riedl, Jürgen Rose, Roland Rottenfußer, Ilia Ryvkin, Wolfgang Sachsenröder, Michael Straumann und Raymond Unger. Mit Zeichnungen von Henrich. Titelziffer von Flo Osrainik.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „»Der sogenannte Zeitgeist ist uns ziemlich egal«“ bei Overton.


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