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Jenseits der Gewalt

Jenseits der Gewalt

Der Dokumentarfilm „Ahimsa“ von Claus Mikosch zeigt außergewöhnliche Menschen, die auf einfache Weise ein tiefes Wissen über Frieden vermitteln.

Elisa Gratias: „Wenn wir eine aggressive Welt geschaffen haben, dann nur, weil wir aggressive Wesen sind. Wie können wir also friedliche Wesen werden?“ Mit dieser Frage beginnt Ihr Dokumentarfilm „Ahimsa“. Glauben Sie wirklich, dass Menschen per se aggressive Wesen sind?

Claus Mikosch: Nein, überhaupt nicht. Erst im Laufe des Lebens werden Menschen aggressiv, oder besser: Die meisten von uns lernen nicht, auf gesunde Art und Weise mit ihrer Aggression umzugehen. Folglich ist die Frage zu Beginn des Films leider berechtigt: Wie können wir friedliche Wesen werden?

Die einzelnen Protagonisten haben mich sehr berührt: Zum Beispiel ein Musiker und Gefängniscoach in Deutschland, ein Philosoph in Spanien und eine Mutter, die zwei ihrer vier Kinder verloren hat, ebenfalls in Spanien. Besonders ihre Worte und ihre Kraft haben mich regelrecht aus der Bahn geworfen und ich konnte kaum aufhören zu weinen. Sie alle erzählen, was Frieden für sie bedeutet. Wie haben Sie diese Menschen kennengelernt und für Ihren Film ausgewählt?

In gewisser Weise war es anders herum: Nicht ich habe die Protagonisten gefunden, sondern die Protagonisten haben „Ahimsa“ gefunden. Bei diesem Film war es tatsächlich so, dass ich allen Beteiligten schon vorher begegnet war. Manche waren alte Freunde, andere flüchtige Bekannte. Als ich überlegt habe, welche Aspekte von Frieden und Gewalt ich in dem Film behandeln wollte, war relativ schnell klar, wen ich fragen musste. Niemand hat gezögert, alle haben sofort zugesagt — es passte einfach. Und übrigens: Ich habe beim Schneiden auch verdammt viel geweint …

Was ist Ihr Anliegen mit dem Film? Er ist kostenlos in mehreren Sprachen auf YouTube verfügbar und scheint zugleich sehr professionell und aufwendig gemacht zu sein. Wozu all die Mühe, wenn Sie damit anscheinend nicht einmal Geld verdienen?

Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Warum kostenlos? Ein Teil der Antwort ist, dass der Filmmarkt hart umkämpft ist, für Förderung war mein Projekt zu klein und generell sind nur relativ wenige Menschen bereit, Geld für ein separates Streaming zu bezahlen, wenn sie schon für Netflix und Co bezahlen. Ein anderer Teil der Antwort ist, dass ich an meinem Money-Mindset arbeiten muss. Und eine weitere Antwort wäre eine Gegenfrage:

Warum muss alles immer ein Preisschild haben? Sie fragen, wozu die Mühe? Weil mich das Thema bewegt hat. Der Film ist eine Entdeckungsreise gewesen, denn ich habe ja selbst auch nach Antworten gesucht.

Womit verdienen Sie Ihr Geld?

Mit dem Schreiben von Büchern. In Deutschland laufen sie unter der Rubrik Geschenkbuch, im englischsprachigen Raum finde ich das Genre etwas passender: inspirational fiction. Seit 1,5 Jahren studiere ich Astrologie, damit baue ich mir gerade ein zweites Standbein auf.

In welcher Sprache schreiben Sie die Bücher und wie bleibt Ihnen „nebenbei“ Zeit für das aufwendige Filmemachen? Oder haben Sie sich entschieden, eben weniger zu verdienen, dafür aber Zeit in eine Tätigkeit zu investieren, die Ihr Leben mit einem Sinngefühl erfüllt. So mache ich es mit Übersetzungen für Luxusunternehmen und meiner Arbeit als „Friedensjournalistin“.

Die Bücher habe ich fast alle auf Deutsch geschrieben. Und die zweite Frage: Ja genau, es ist wie bei Ihnen. Für den Film habe ich zum Beispiel sechs Monate meiner Arbeitszeit investiert — ohne finanzielle Entschädigung, dafür mit viel Sinngefühl. Aber ich sehe die Filmarbeit auch komplementär zum Schreiben. Inspiriert von Ahimsa habe ich zum Beispiel dieses Jahr ein Buch über Frieden geschrieben: der sechste Band vom kleinen Buddha, „Die Sehnsucht nach Frieden“, das im September erscheint. Aber klar, ständig kann ich das nicht machen, im Supermarkt müssen schließlich auch wir Künstler mit Geld bezahlen.

Die Protagonisten leben vor allem in Spanien und Deutschland. Wo leben Sie?

Zurzeit in Deutschland. Aber ich habe fast 20 Jahre in Andalusien gelebt, daher kommen einige der Kontakte und Drehorte des Films.

Sie haben auf Ihrem YouTube-Kanal noch weitere politisch motivierte Dokumentarfilme von erstaunlicher Qualität in mehreren Sprachen, aber dennoch wenige Abonnenten. Wie erklären Sie sich das?

Weil ich viel zu gerne Filme mache und Bücher schreibe — meistens bleibt wenig Zeit, mich um mehr Reichweite zu kümmern. Ich habe oft mehrere Projekte, die nach Aufmerksamkeit rufen. Und wenn ich mich zwischen einem spannenden Buch- oder Filmprojekt und Online-Marketing entscheiden muss, wähle ich nur selten das Marketing. Freiwillige, die das übernehmen möchten, mögen gerne vortreten.

Was motiviert Sie am meisten für Ihre Arbeit?

Eigene Fragen, die Vielfalt dieser Welt und die Liebe für das Leben.

Sie scheinen durch Ihre Arbeit als Filmemacher viele spannende Menschen kennengelernt zu haben, die aktiv daran mitwirken, die Welt so zu gestalten, dass sie für alle lebenswert ist und bleibt. Blicken Sie eher zuversichtlich oder eher ängstlich in die Zukunft?

Solange die Möglichkeit existiert, etwas zu ändern, bin ich zuversichtlich. Uns wieder als Teil der Natur fühlen und dementsprechend handeln, Ängsten zuhören, Dankbarkeit kultivieren und die Herzen sprechen lassen — all das ist möglich und würde einen riesigen Unterschied in der Welt machen. Wenn es diese Möglichkeiten eines Tages nicht mehr geben sollte, wäre ich vor allem eines: traurig. Aber noch ist die Chance da — ich bin gespannt, was wir aus ihr machen werden.

Danke für das Interview und alles Gute!



AHIMSA – embracing peace (komplette Doku DEUTSCH)


Quellen und Anmerkungen:

Weitere Informationen zum Film: https://www.clausmikosch.com/ahimsa


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