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Leere Worte

Leere Worte

Immer mehr Wissen über das aktuelle Geschehen anzuhäufen wird keinen Wandel bringen.

Verfolgt man die zahlreichen Medien, vor allem im Internet, dann scheint es, dass die Zivilgesellschaft höchst aktiv ist und sich in die politischen Angelegenheiten einmischt. Kein Wunder, denn überall auf der Welt eskalieren die Konflikte und Kriege. Mit der Ukraine ist der Krieg wieder so nah an den satten Westen herangerückt wie schon lange nicht mehr. Nun, mit der Eskalation in Israel, bei der nicht nur Hunderte Israelis getötet wurden, sondern gerade auch Tausende von Palästinensern massakriert werden, ist der Krieg auch emotional wieder an uns herangerückt. Denn niemand fühlt sich so verantwortlich für Israel, wie Deutschland es tut.

Und so wird viel geschrieben und geredet über den Krieg. Hintergründe werden analysiert, die Verflechtungen der USA, des internationalen Finanzkapitals, des World Economic Forum und anderer Institutionen und Organisationen aufgedeckt und minutiös seziert. Viele kluge Menschen gehen den wahren Gründen für die Kriege auf den Grund, legen dar, wie Erdöl und Erdgas, Land und Marktanteile, geopolitische Vorherrschaft und der Kampf um die unipolare Weltordnung das Geschehen bestimmen und dass es diese Dinge sind, die als eigentliche Auslöser der Kriege und der Gewalt anzusehen sind.

Andere rufen zur Einheit und zu Frieden auf, appellieren an die Regierungen, sich für Frieden einzusetzen, appellieren an die Palästinenser und Israelis, an die Ukrainer und Russen, die Waffen niederzulegen und sich auf friedlichem Wege zu einigen. Immer mehr Texte werden geschrieben und Interviews geführt, Videobotschaften publiziert und Tagungen abgehalten. Das Engagement scheint groß. Doch all diese Artikel und Videos, Aufrufe und Appelle versickern im Nichts. Sie zeitigen absolut keine Folgen, bringen kein großes Erwachen, keine Verbrüderung, kein Handeln. Der Krieg tobt ungeachtet der Empörung großer Teile der Bevölkerung vieler Länder einfach weiter, ja, er scheint sogar mit jedem Tag weiter zu eskalieren.

Denn diese Appelle und Artikel haben einen grundlegenden Mangel: Sie richten sich an Menschen, die überhaupt kein Interesse an Frieden und Freiheit haben. Appelle an Regierungen sind wirkungslos, weil die Regierungen, die in die jeweiligen Konflikte involviert sind, diese Kriege wollen.

Sie interessieren sich nicht für die hunderttausend Ukrainer, die in diesen bewusst geschürten Konflikten hingeschlachtet werden; erst recht sind ihnen die Russen egal, die ebenfalls zu den Opfern dieser Politik zählen. Entgegen allen Beteuerungen sind ihnen auch Israelis egal, und das obzwar das Wohl Israels angeblich deutsche Staatsräson ist. Für die Palästinenser, die seit Jahrzehnten in der westlichen Großmachtpolitik nur als Bauernopfer und vernachlässigbare Überflüssige vorkommen, interessiert sich erst recht niemand.

Tatsächlich sind in diesem politischen Spiel Menschenleben vollkommen gleichgültig. Es geht bei all diesen Kriegen nur um zwei Dinge: um die Vorherrschaft bestimmter Staaten und um Kapitalinteressen. Kriege sind Absatzmärkte, sie lassen die Kassen klingeln, sowohl während sie stattfinden als auch anschließend, durch den Wiederaufbau. Und dem Ziel, die westliche Vorherrschaft zu sichern, werden ungerührt Tausende oder Hunderttausende Menschenleben geopfert. Madeleine Albright, US-amerikanische Politikerin und unter anderem Außenministerin von 1997 bis 2001, war sogar bereit, 500.000 irakische Kinder diesem Ziel zu opfern.

Kriege erfüllen einen bestimmten Zweck, sie werden geführt, um die oben genannten Ziele durchzusetzen, indem sie Chaos stiften und Zerstörung anrichten. Chaos und Zerstörung sind nicht einfach ein notwendiges, unvermeidbares Übel, sie sind tatsächlich das Mittel zum Erreichen des Ziels dieser Politik. Sie erleichtern die Durchsetzung repressiver Zwangsmaßnahmen zur Überwachung, Entmündigung, Enteignung, Verfolgung von Opposition und eignen sich zur Verschleierung eines wirtschaftlichen Kollaps.

Und genau dieser Kollaps vollzieht sich seit geraumer Zeit. Schon der Coronafaschismus hatte keinen anderen Zweck, als den Niedergang eines aus dem Ruder gelaufenen Finanzsystems zu verschleiern und den Kapitalfluss mittels Zwang zu garantieren.

Daher die Nötigung zur Maske, zum Test, zur Impfung, daher die vielen Soforthilfeprogramme — es musste Geld fließen, und es musste neues Geld erzeugt und unter die Leute gebracht werden, damit der schleichende Kollaps des Systems nicht so sehr auffällt. Auch die Geschäftsschließungen sind einzig aus diesem Grund erfolgt. Auf diese Weise konnten die Kapitalflüsse verlangsamt werden; für den Niedergang der einzelnen Geschäfte machte man ein Virus als Sündenbock verantwortlich.

Dieser Kollaps und die notwendige Umgestaltung des Finanzsystems sind noch nicht abgeschlossen, und so müssen weitere Krisenherde genutzt werden, die Menschen abzulenken und eine gute Entschuldigung für die Verteuerung von Waren und das Versagen von Infrastruktur vorweisen zu können. Krieg und Krisen treiben die Preise notorisch in die Höhe, vor allem wenn man sie mit unsinnigen Sanktionen und endlosen Waffenlieferungen in die Länge zieht und die Preise weiter in die Höhe treibt. Krisen und Kriege werden gebraucht in einem System, das einfach am Ende ist.

Worte an die Verantwortlichen zu richten, Bitten und Betteln, für den Frieden und die Ordnung einzutreten, ist da vollkommen vergeblich. Es ist, als würde sich ein geprügeltes Kind an seinen prügelnden Vater wenden mit der Bitte, doch für Gewaltfreiheit und Liebe einzutreten. Das wird dieser Vater aber niemals tun, ebenso wenig wie die deutsche, die US-amerikanische oder die israelische Regierung Interesse an Frieden haben. So sind all die Artikel und Videos auch eine Art von Blitzableiter für den Zorn der eigenen Bevölkerung, der sie in der Passivität und von der Revolution abhält.

Es handelt sich schlicht um Aktivismus, der sich darin erschöpft, über die Dinge zu reden, zu flehen und zu appellieren. So können sich die Aktivisten der Zivilgesellschaft in dem Gefühl sonnen, etwas zu tun, dagegen zu sein und dementsprechend zu handeln, ohne dass sie tatsächliche Konsequenzen befürchten müssen. Wenn hin und wieder einer der Schreiberlinge oder Videoproduzenten von seinem eigenen Staat verfolgt und aus fadenscheinigen Gründen verurteilt wird, unterstützt das noch den Eindruck, sich in einer wirkungsvollen Opposition zu befinden. Denn wenn der Staat sich nicht bedroht fühlte, dann würde er sie auch nicht verfolgen, so die Meinung. Auf diese Weise unterstützt der Staat den Eindruck, der Schrift- und Videoaktivismus hätte eine irgendwie geartete Wirkung, und es bedürfe nur noch einiger weniger kritischer Artikel oder Videos, um den Kurs zu ändern oder die Regierung zu Fall zu bringen.

Dem ist allerdings nicht so. Und so werden in einem weiteren Schritt der Eskalation Demonstrationen angemeldet, die durch große Städte ziehen und Frieden und Freiheit fordern. Unter Umständen werden gar Petitionen geschrieben, in denen die Menschen eine Kursänderung fordern, die Beendigung des Krieges und ein Einsetzen für den Frieden. Doch auch das ist vollkommen wirkungslos.

Denn keine Regierung, zumindest in den westlichen Staaten, interessiert sich tatsächlich für die Meinung ihrer Bevölkerung. Sie haben eine Agenda, die sie umsetzen, Ziele, die sie erreichen wollen, und diese werden zumeist diktiert vom Finanzkapital. Es sind handfeste Wirtschafts- oder geopolitische Interessen, die letztlich hauptsächlich wirtschaftlichen Zwecken dienen.

Dabei sind die Menschen nichts als nützliche Schachfiguren, die gegeneinander ins Feld geführt werden. Israelis gegen Palästinenser, Ukrainer gegen Russen, Rechts gegen Links, Unterstützer der einen Seite gegen Unterstützer der anderen. Es ist das „Teile und herrsche“, das die Macht des Kapitals und der von ihm gestützten Regierungen erhält, die ewige Ausbeutung der Menschen ermöglicht und versteckt, sowie Machthierarchien erhält.

Artikel, Videos, Demonstrationen und Petitionen bilden einen pseudodemokratischen Schleier, einen Mythos, mit dem die moderne Welt, der moderne Staat umwoben wird, um den Anschein der Partizipation, der Rechtsstaatlichkeit, der Gerechtigkeit und des Fortschrittes zu erwecken. Der Firnis dieser Zivilisation ist allerdings dünn, und hinter dieser Fassade tobt ein beständiger Krieg gegen die Menschen, gegen die Natur. Die vielen Appelle und Demonstrationen, Analysen und Gespräche über die aktuellen Themen erfüllen den Zweck, die Illusion von Mitbestimmung aufrechtzuerhalten und auf diese Weise die ohnmächtige Wut, aus der ein berechtigter Zorn erwachsen könnte, umzulenken auf für das System ungefährliche Kanäle. Sie sind der erlaubte Weg, dem Unmut Luft zu machen, und können daher überhaupt nicht wirkungsvoll sein. Denn das System lässt nur dasjenige zu, das ihm keinen Schaden zufügen kann. „Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten.“ Dieser Spruch, der fälschlicherweise oft Kurt Tucholsky, Mark Twain oder George Orwell zugeschrieben wird, lässt sich auch auf alle anderen Mittel der angeblich demokratischen Partizipation übertragen. Der erlaubte Weg ist ein für Staat und Kapital ungefährlicher Weg und kann daher keine Änderung des Kurses dieses Systems bewirken.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat offen zugegeben, dass ihr die Meinung der eigenen Bevölkerung vollkommen egal ist — sie hat die ihr diktierten Ziele und vorgegebenen Pläne, die sie entgegen dem Wählerwillen durchzusetzen gedenkt. Damit spricht sie einfach nur aus, was in der Politik längst Usus ist: Es ist wirklich keine Neuigkeit, keine große Überraschung, dass sich Regierungen um ihre Bevölkerung keinen Deut scheren.

Daher gehen Appelle und Demonstrationen, Petitionen und Anfragen auch vollkommen ins Leere, sie perlen an den Verantwortlichen ab wie Wasser von Teflon. Solche Aktivitäten dienen nur der Revolutionsprophylaxe, indem sie den Schreibenden, Sprechenden, Demonstrierenden und Petitierenden den Eindruck wirkungsvoller Oppositionsarbeit vorgaukeln und die Konsumenten der Videos und Texte sich durch ihre Anhäufung von Wissen und Kenntnissen zu den entsprechenden Themen bereits in der Rolle einer wirkungsvollen Opposition sehen. Darin erschöpft sich der ganze Aktivismus auch schon und wird somit für alle Verantwortlichen vollkommen ungefährlich.

Nur Wissen anzuhäufen und kundzutun wird allerdings den Krieg in der Welt nicht beenden und wird nicht einmal ein Hindernis sein auf dem Weg der fortschreitenden Eskalation.

In gewissem Sinne könnte man sogar sagen, dass all die Analysen und Voraussagen das Eintreffen der apokalyptischen Szenarien nur noch viel wahrscheinlicher machen, durch eine Art der kollektiven Manifestation. Das Unterbewusstsein wird dadurch bereits auf die Szenarien vorbereitet, und so schwindet der Widerstand dagegen. Psychologische Kriegsführung an der Heimatfront.

Wenn aus all dem Wissen nicht wirklich Taten folgen, die über das hinausgehen, was das System ohnehin eingepreist hat, wird sich nichts ändern, werden keine Kriege beendet, wird der Totalitarismus nicht aufgehalten. Und wenn darüber hinaus nicht an der Wurzel all dieser Übel angesetzt wird, an den Generationen von Traumata, die durch Macht und Herrschaft entstanden sind, durch Geld zementiert, vom kapitalistischen System bedient und in neue Extreme fortgeschrieben werden, dann wird auch in Zukunft der Krieg nicht weniger, die Gewalt nicht abnehmen, und totalitäre Systeme werden unter immer neuen ideologischen Deckmäntelchen wiederkehren.


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