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Liebe macht frei

Liebe macht frei

Um die Weltprobleme zu lösen, bedarf es nicht nur der Selbstermächtigung, sondern auch der bedingungslosen Liebe, vor allem zu uns selbst.

1966 kam ich auf eine Welt, die damals in revolutionärem Geist schwelte und sich anschickte, viele Themen weiter in die Freiheit zu entwickeln. Ich wuchs tief im Hunsrück auf, wo man noch das Schnauben der Ochsen oder Pferde zu hören meinte, die den Pflug einst mühsam zogen. Als Kind schon ärgerte ich mich über die Düngekügelchen, die auf den Feldwegen lagen, und den Glyphosatnebel, der jährlich über die Felder zog. Das Dorf hatte 40 Häuser und 40 Bauern.

Heute gibt es nur noch drei Landwirte, eigentlich nur einen richtig großen. Keine einzige Kuh, kein Schwein und nur noch eine Handvoll Hühner findet man in diesem kleinen Dorf. Das ist kein Einzelfall. Jeder hat ein Auto und fährt arbeiten in die ferne Stadt. Ich selbst studierte Philosophie und lernte endlich allerlei Nützliches und kam irgendwann zurück, um Bauer zu werden beziehungsweise eine Spezialgärtnerei zu etablieren, und das gar nicht mal mit Absicht, sondern eher aus Zufall, weil mir einfach nichts Besseres einfiel, um mich dem kontrollierten Leben der Gesellschaft und Politik zu entziehen.

Die Siebziger und Achtziger waren brutale Jahre, in denen immer wieder die Freiheit auf dem Spiel stand: Die Freiheit des Einzelnen zu entscheiden, was er machen will, was er denken will und was er fühlen will. Er, der Mensch und damit meine ich alle, einfach alle Menschen jeder Façon und jeder Couleur. Ich halte nichts davon, mich vom Männlichen trennen zu lassen, in dem ich weibliche Sprachformen nutze und mir Hirn und Maul verrenke oder schlimmer noch meinen Sprachfluss. Das fühlt sich an wie eine Spaltung der Menschen in zwei Geschlechter, allein schon durch das Miteinandersprechen. Von daher, nein ich bin keine Gärtnerin, eine Berufsbezeichnung hat keine Geschlechtertrennung. Ach doch, ich vergaß, Frauen werden immer noch in vielen Sparten schlechter bezahlt.

Wir wähnten uns frei vor dem Mauerfall. Reisten wohin wir wollten, allerdings mit Grenzkontrollen. Wir kauften, was wir wollten, und verschuldeten uns auch freiwillig. Wir konnten zwischen drei, später vier Fernsehsendern wählen, die alle Gleiches zeigten. Später kam dann noch die Arte-Gehirnwäsche dazu. Ich war Schüler und fühlte mich unfrei. Weil ich Schüler sein musste. Ich wollte aber, dass es gar keine Schule gab. In meiner Fantasie ging ich mit einem Lehrer den ganzen Tag durch den Wald und er erzählte mir was ich wissen könnte. Ich wollte auch keine Atomkraftwerke und auch nicht Jahr ein Jahr aus vollkommen identische Nachrichten sehen und hören. Heute sagt man Mainstreammedien dazu, and yes it just is one main stream since years!

Die Nachrichten lauten seit 50 Jahren ungefähr so: Konflikte im Nahen Osten, Bilder dazu: Männer, die Fäuste in die Luft recken auf staubigen Straßen; Medizin, Bilder dazu: meist eine nackte Schulter, in die eine Spritze gejagt wird; RAF-Bilder waren immer die Fahndungsplakate, auf denen man die einzelnen Gesichter ohnehin nicht erkennen konnte, also wäre mir ein Terrorist auf der Straße begegnet, hätte ich ihn sicher nicht identifizieren können; bin übrigens in den 1980er-Jahren mal in Madrid von einer ETA-Bombe aufgeschreckt worden; es gab Streiks und Tarifverhandlungen; die amerikanischen und russischen Präsidenten kamen und gingen, und es schien, mit Gorbatschow friedlicher zu werden; aber uns saß die Atombedrohung noch ganz tief in den Zellen, aufgefrischt durch Tschernobyl.

Wenn ich zurückschaue, hätte kein Mensch etwas verpasst, wenn er 50 Jahre lang keine Nachrichten geschaut hätte. Als die zwei Türme zusammenfielen, sagte ich nur nüchtern, dass das sicher selbst gemacht sei, denn danach wurde die Welt wieder ein Stückchen kontrollierter.

Für uns Menschen hat sich aber die Schlinge zugezogen. Eine Frau kann nicht einfach ein Kind auf die Welt bringen, friedlich mit einer Hebamme. Sie geht zum Arzt und wird noch nicht einmal gefragt, ob ein Aidstest gemacht werden darf. Das Kind kommt mit Ärzten auf die Welt, was ich schräg finde. Was haben Ärzte mit Geburt zu tun? Das gerade frisch Geborene wird registriert, gemeldet und nun mehr als zwei Jahre lang dauernd untersucht und erhält, wenn die Eltern keine Einwände haben, über 20 Impfungen. Etwas wird in den Körper eingespritzt, das die Natur nicht vorgesehen hat.

Der Mensch ist seit circa 2 Millionen Jahren hier auf der Erde und auf einmal ist es nötig, ihn zu impfen? Das Gesundheitsamt kommt einfach in die Schule und macht Tests und impft flächendeckend, zumindest habe ich als Kind einen Tuberkulosetest und ein paar Polioimpfungen in der Schule erlebt. Wie gesagt, ich fand Schule nicht gut, gar nicht gut. Wir bekamen ein paar lose Brocken Pseudowissen vor die Füße geworfen. 100 Puzzleteile aus unterschiedlichen Ecken des Gesamtbildes, wo es doch Billionen beziehungsweise unendlich viele Teile zu lernen, zu wissen und zu erfahren gäbe.

Ich nenne nur ein absurdes Beispiel: Im Biologieunterricht hieß es, dass 5 Prozent der Gene eine Funktion hätten, und der Rest wäre unbrauchbar. Als ich das hörte, schoss mir gleich durch den Kopf, dass diese 95 Prozent wahrscheinlich den eigentlichen Funktionsteil ausmachten, wir nur mit unserer vorurteilshaften Grobschlächtigkeit nicht feinsinnig genug messen und forschen könnten. Platon hat dazu gesagt, dass man allein durchs Denken alles erfahren könnte. Tja, und ich dachte mir auch, dass die Materie eigentlich aus Geist besteht, aus komprimierten, verdichteten Geist. Und wer kann mir erklären, warum man die Zerstörungsdaten eines Alexander des Großen lernen muss? In der Geschichte machen einzelne Menschen immer wieder und wieder Menschen, Städte, Nationen platt. Das ist Geschichte.

Als Abiturient wusste ich nicht, wie ich eine gelingende Beziehung führen könnte oder meine eigene Steuererklärung schreiben sollte. Da ich Schule, Staat, Kirche schon als Kind für unglaublich fragwürdig hielt und mir Freiheit wünschte, zu lernen wann und wo und was ich wollte, habe ich mich natürlich parallel selbst wirklich gebildet.

Wenn wir Menschen selbstermächtigt wählen würden, statt dem Diktat der großen Wirtschaftsmächtigen gefügig zu sein, dann würden wir das Leben und nicht den Tod wählen. Wir würden Pflanzen nicht vergiften, sondern das Unkraut essen, denn das ist ja viel gesünder als die vielen merkwürdigen, in Plastik verpackten Produkte. Würden wir überhaupt Landwirtschaft betreiben? Ist das nicht furchtbar mühselig? Ein Tier aus dem Wald, Wildkräuter, sprich Unkraut, Gemüse und Früchte gegessen — und schon hat der Tag unendlich viele Stunden. Nicht nur die EU hat uns Menschen verboten, Kräuter aus der Natur zu entnehmen. Schon im 19. Jahrhundert wurde uns verboten, auch noch die letzten natürlichen Dinge aus dem Wald zu entnehmen, wie Moos, Steine, Äste.

Schon lange durften wir einfachen Menschen kein Wild mehr erjagen. Das ist Wilderei. Eigentlich wäre das doch unser Geburtsrecht. Auf der Welt zu wandeln, wohin wir wollen, zu essen was und wann wir wollen. Wir würden uns neue Gedanken machen zur Energiegewinnung und auf die Bedürfnisse unserer Kinder individuell eingehen. Auf jeden Menschen würden wir individuell eingehen, wenn wir viel Zeit hätten, die wir nicht damit verschwenden, unsinnige Plastikteile herzustellen wie den Müll, der in Überraschungseiern steckt.

Würden wir der Erde ihre Schätze weiterhin als Sondermüll zurückgeben und würden wir immer noch in frisches Trinkwasser scheißen, das unnatürlich durch ein langes Rohrsystem schießt, nur um wieder in der Kläranlage, angereichert mit Hormonen und Mikroplastik, erneut umständlich gereinigt zu werden? Überhaupt hatten früher die Bauernhäuser in meinem Dorf alle einen eigenen Brunnen. Gewaschen wurde mit Kernseife.

Nehme ich nur ein Beispiel von Millionen Beispielen: Stelle man sich doch mal vor das Waschmittelregal in einem Supermarkt, und dann rechne man hoch, wie viele Supermärkte es auf der Welt gibt und wie viele Waschmaschinen mit diesen giftigen Substanzen täglich gefüllt beziehungsweise Gewässer verunreinigt werden, um die Wäsche zu reinigen beziehungsweise zu parfümieren und zu verschmieren, mit Weichspüler. Ich als Erde würde ächzen. Nun das kann man mit allen Produkten und Dingen durchspielen, die wir uns als lebendiger Mensch zumuten, unserer Erde zumuten.

Natürlich gibt es zu all dem schon Gegenentwürfe in Bioqualität, aber die sind gar nicht nötig. Auch hier wird in Plastik gepackt und lots of fancy silly products produced und statt einer natürlichen Waschsubstanz gibt es hier ebenso wieder unzählige Spielchen, die wir gar nicht brauchen.

Meine bunten Anmerkungen zu unserem modernen Leben verfolgen ein Ziel. Wir können alles in Frage stellen und Stück für Stück in eine gesunde, umwelt-, und menschenfreundliche Weise umwandeln. Es braucht dazu einfach nur Offenheit und Liebe zur Freiheit und Lebendigkeit. Dann hätten wir die vielen kleinen Alltagsdinge neu durchdacht. Essig statt Domestos. Schmetterlingswiese, statt Steinvorgarten. Ich würde gerne ein Auto mit Wasserstoffmotor fahren oder vielleicht mit freier Energie.

Um zu den heutigen Weltproblemen einen fröhlichen Gegenentwurf zu starten, bedarf es nicht nur der Selbstermächtigung, sondern vor allem der bedingungslosen Liebe, vor allem zu sich selbst. Das ist der erste Schritt. Wenn wir das in Angriff nehmen, dann können wir auch regierungslos durch die Welt ziehen, ohne uns die Köpfe einzuschlagen, was unweigerlich passieren würde, wenn sich einer schon an einem schönen Fleckchen Erde häuslich eingerichtet hat. Zu radikalem Umdenken und Neuhandeln bedarf es der liebenden Selbstreflexion. Die Frage ist, wie einsichtig sind wir, ist jeder Einzelne von uns?

Wie kommen wir zusammen?

Gerne darf unsere Internetseite Gegenzauber.com die virtuelle Begegnungsstätte sein. Mich würde es freuen, wenn wir in Zukunft auf eine neue Weise miteinander reden beziehungsweise einander zuhören. Aber noch viel wichtiger ist eine physische Zusammenkunft. An jener arbeite ich ab jetzt zunächst einmal hier auf meinen 5.000 Quadratmetern, auf denen ich ein vollökologisches Haus aus Hanfziegeln bauen werde, mit Raum zum Treffen und für liebevolle Veranstaltungen, für ein Tonstudio, mit Selbstversorgergarten und alles, was uns noch dazu einfallen wird.


Redaktionelle Anmerkung : Dieser Text erschien unter dem Titel „Freiheit und Selbstliebe“ zuerst auf gegenzauber.de.


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