„Die Gelehrten dieser Gemeinde hörten seit der Frühzeit niemals auf und werden bis zum Ende der Zeit nicht aufhören, aus dem Koran (rechtliche) Hinweise, Argumente, Beweisgründe, Einsichten und dergleichen abzuleiten, die noch kein Früherer erkannt hatte, ohne ihn deshalb für die Späteren auszuschöpfen. Vielmehr ist der Koran ein gewaltiges Meer, in dem man nie auf Grund stößt und nie durch ein Ufer zum Halten gebracht wird. Deshalb benötigt diese Gemeinde auch nach ihrem Propheten — Gott segne ihn und spende ihm Heil — keinen weiteren Propheten mehr (…), um nach (…) ihrer Schrift zu urteilen und die Menschen zu ihrem Heil im Diesseits und Jenseits zu führen.“ (Ibn al-Djazarῑ im Buch „Nashr“, Band 1)
Samuel P. Huntington prophezeite in seinem 1996 erschienenen Buch „Clash of Civilizations and the Remaking of World Order“ ausführlich den endzeitlichen „Kampf der Kulturen“, mit welchem sich die kolonialen Großmächte zum ersten Mal intensiv in der Belle Epoque von 1871 bis 1914 beschäftigten und Kriegstreiber wie Bilderbergerstammgast und Springervorstand Mathias Döpfner bis heute wertewestliche Militäroperationen legitimieren (1).
Obwohl Huntington elf unterschiedliche Zivilisationen identifizierte, zu denen er auch einzelne Länder wie Japan und Israel zählte, sah er die primären Konfliktpotenziale zwischen der westlichen, chinesischen und islamischen Hemisphäre. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf die Entwicklungen in der islamischen Welt. Dort bemerkte er eine zunehmende Glaubensradikalisierung bei exponentiellem Bevölkerungswachstum. Beides führt, laut seiner Schlussfolgerung, unablässig zu „bloody borders“ an den islamischen Außengrenzen.
Huntingtons Analyse war aber nicht unipolar. So sah er in Islam wie Christentum gleichermaßen durch Missionspflicht und Absolutheitsanspruch Konflikte und Kriege angelegt.
Tatsächlich scheinen sich circa 30 Jahre nach seinem Buch auf beiden Seiten ideologische Führungszirkel etabliert zu haben, die Macht und Wahrheit exklusiv für sich reklamieren und mit rücksichtsloser Gewalt durchsetzen.
Bei dieser kriegerischen Herrschsucht Innen und Außen bleibt nur zu hoffen, dass sich die darunter leidende Menschheitsfamilie zeitnah und konsequent zu Ambiguität (ambiguitas = Mehrdeutigkeit, Doppelsinn) und Toleranz (tolerare = erdulden, ertragen) bekennt und ihre selbstzerstörerische Wahrheitsobsession aufgibt. Dies würde ihr definitiv eine bessere Zukunft bescheren, als sie der frühere Geheimdienstberater des Apartheidregimes in Südafrika in seinem obigen Buch heraufbeschwor.
Der fortschrittliche Westen
„Resilienz“ und „Ambiguitätstoleranz“ sind zwei zentrale Schlagworte des aktuellen Jahrzehnts, welches laut World Economic Forum einer nie dagewesenen „Great Reset-Transformation“ zu dienen habe.
Dies ist nachvollziehbar, denn in einer Zeit der Krisen und staatlichen Übergriffigkeiten bräuchte es auf Seiten der Bürger wahrlich ein Maximum an Widerstandsfähigkeit (Resilienz). Jedoch sind moderne Entwicklungen auszumachen, welche dieser Kompetenz entgegenwirken. So wies Jonathan Haidt in seinem Bestseller „Generation Angst“ nach, dass insbesondere den nach 1990 Geborenen das Herausbilden von Stärke durch eine in der realen Welt überbehütete Kindheit und Jugend weitgehend abtrainiert wurde. Zeitgleich wurden sie durch die Machtübernahme der Smartphone- und Computerspielindustrie vor allem in Suchtverhalten und Passivität gedrängt sowie eines gesunden Selbstwertgefühls und einer altersgemäßen Kreativität beraubt. Gerade die Entscheidungsträger des deutschen Bildungssystems verweigern bis heute eine lösungsorientierte Auseinandersetzung mit dieser Problematik.
Ähnlich konträr verhält sich der moderne Zeitgeist zur geforderten Ambiguitätstoleranz. Obwohl in einer hochkomplexen Welt Ambiguitäten allgegenwärtig sind, wird mündigen Bürgern das kritische Hinterfragen aus- und stattdessen eingeredet, sich voll und ganz auf die unfehlbaren Aussagen von Politikern, drittmittelfinanzierten „NGO-Experten“ und digitalindustriellen Werkzeugen des maschinellen Lernens zu verlassen.
Ambiguitäten der Jetztzeit
So scheint es Machthabern auch in der „Post-Coronazeit“ weiter möglich, Narrative zu etablieren, welche aufgrund ihrer offensichtlichen Widersprüchlichkeit gut Orwells „1984“ entstammen könnten. Hier ein paar Beispiele:
Die Aufrüstung NATO-Deutschlands in Verbindung mit den permanenten Waffenlieferungen in Kriegs- und Krisengebiete dient zugleich der Sicherheit, dem Frieden, der Freiheit, der Demokratie und der feministischen Außenpolitik. Aggressionskriege führen per definitionem nur Nicht-NATO-Mitglieder, niemals die USA oder Israel. Ethische oder ökologische Einwände werden wahlweise als „Lumpenpazifismus“, „Israelhass“ oder „Putinfreundschaft“ abgetan. Globalistische Lautsprecher wie der ehemalige Wehrdienstverweigerer, Taxifahrer, Steineschmeißer, Belgradmitbombardierer und Außenminister Joschka Fischer malen sich in Interviews heroische Fronteinsätze aus: „Für die eigene Freiheit muss man einstehen. Wenn es darauf ankommt, auch kämpfen.“ (2) Duktus und Habitus offenbaren allerdings die traurige Realität, dass Fischer aufgrund ausgeprägter Senilität und Gebrechlichkeit niemals einen Heldentod für die NATO sterben wird.
Die Bibel spricht allgemein von der Bewahrung der Schöpfung, meint damit aber laut Exegese des Club of Rome ganz konkret die Feinjustierung des Weltklimas. Die damit einhergehende Verhinderung der ewigen Hitzehölle ist jederzeit und überall zu priorisieren. Als unvermeidbarer und alternativloser Kollateralschaden ist die Zerstörung von Natur und Wohlstand klaglos hinzunehmen. Mehr oder weniger kritische Stimmen von Fritz Vahrenholt bis Axel Bojanowski werden vom weltweiten IPCC-Netzwerk systematisch diffamiert und ausgegrenzt. Derweil lassen China und Indien als bevölkerungsreichste Länder der Welt das „böse“ CO2 ein lebenswichtiges Spurengas und das Klima wandelbar sein. So bauen sie ihren Wohlstand aus, was Mensch und Natur dort gleichermaßen zugute kommt. Parallel ließ die Weltpolizei USA aus Sicherheitsgründen die Berichtspflichten über militärische Emissionen sowohl beim Kyoto-Protokoll von 1997 als auch im Pariser Abkommen von 2015 ausklammern. Und selbstverständlich pflegen apokalyptische Apologeten wie Al Gore, Greta Thunberg oder Luisa Neubauer luxuriöse Jetset-Lebensstile, wie sie ihrer Herkunft und Bedeutung entsprechen. Besonders bemerkenswert ist dabei die Anpassungsfähigkeit ihres medienwirksamen Aktivismus von Klimapanik, Gesellschaftsspaltung und Russlandfeindlichkeit bis hin zu Gaza-Lobbyismus.
Die Digitalisierung macht das Leben insbesondere durch die Anwendung des maschinellen Lernens besser und bequemer. Den Bürgern wird erklärt, dass dadurch gerade im Verwaltungsapparat immense Einsparungen möglich seien. In Wahrheit kosten Aufbau und Pflege der Infrastruktur aber Milliarden, die zu großen Teilen amerikanischen Tech-Giganten zufließen. Außerdem sind in Bürgerbüros oder Bauämtern künftig keine Ansprechpartner mehr zu finden und wenig digitalaffine Bürger werden systematisch diskriminiert. Die Schattenseiten der Digitalisierung betreffen die Überwachung des Bürgers, den Handel mit hochsensiblen Gesundheitsdaten sowie die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Doch wer auch immer sich gegen den Wahnsinn von „Digital first — Bedenken second“ stellt, wird als rückwärtsgewandt aus dem Diskurs ausgeschlossen. Das neue Digitalministerium Deutschlands schafft im Schweinsgalopp Fakten.
Die Kryptowährung Bitcoin wird in Massen- und Alternativmedien gleichermaßen kritisch bewertet. Wahlweise wird eine vom Finanzkomplex gewollte Ruhigstellung kritischer Gruppen beziehungsweise eine geheimdienstliche Honigtopffalle vermutet, die Entziehung von Kapital aus dem Wirtschafts- und Steuerkreislauf gegeißelt oder auf die fehlende Physikalität der verschlüsselten Datenpakete verwiesen. Der Erfolg des Bitcoin spricht jedoch eine eigene Sprache. Außerdem forcieren Zentralbanken längst selbst die Einführung digitaler Währungen auf Blockchainbasis. Dass auch die globale Leitwährung US-Dollar seit 1973 keinen einklagbaren Gegenwert mehr besitzt, dürfte wie die untilgbare Schuldenlast der internationalen Staatengemeinschaft allgemein bekannt sein. Viel wichtiger als die ermüdenden Bitcoin-Diskussionen wäre also der zeitnahe Aufbau gerechter Währungssysteme auf regionalen Ebenen, bevor der nächste Crash globales Leid ungeahnten Ausmaßes bewirkt. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass Dänemark parallel zum Euro immer noch die Krone emittiert und es in der Menschheitsgeschichte nur zwei Währungen gab, die aufgrund ihrer Robustheit nie zusammenbrachen: Der Schweizer Franken und das Britische Pfund. Hinweis: Dies ist keine Anlageberatung.
Gerade die neuen Möglichkeiten des maschinellen Lernens von Hochleistungscomputern versetzen den Staat in die Lage, eine gerechte und zufriedene Gesellschaft zu bauen. Mithilfe von CO2-Budgets lassen sich gute und schlechte Verhaltensweisen der Bürger individuell belohnen und bestrafen. Viele Ökosozialisten sehen in einem Zusammenspiel von digitaler Zentralbankwährung und Klima-Ideologie die schlagartige Lösung aller kapitalistischen Verteilungsprobleme. Dem steht allerdings die historische Lektion gegenüber, dass Planwirtschaft nie funktioniert. Die absolute Staatsmacht führt stets zu absoluter Korruption und totaler Unterdrückung der freiheitsorientierten Bevölkerung. Kritiker haben es auch in dieser Debatte schwer, obwohl der frustrierte Arbeitnehmer in Deutschland bis in den Juli eines jeden Jahres hinein nur für den Staat schuftet (Stichwort: „Steuerzahlergedenktag“). Sozialistischen Dystopien entgegengesetzte Gesellschaftsentwürfe mit Elementen aus Anarchismus, Libertarismus oder Voluntarismus werden mit Egozentrik, Menschenfeindlichkeit oder Chaos gleichgesetzt. Dabei böten sie interessante Ansätze, um neue Wege in nachhaltigen Wohlstand, Freiheit und Frieden zu finden.
Die Verfechter des technokratischen Globalismus wünschen weder Nationalismus noch Basisdemokratie auf kommunaler Ebene. Deutsche Massenmedien und Kartellparteien betonen, dass ungezügelte Güter- und Menschenströme per se nicht nur alternativlos, sondern auch gut zu heißen sind. Die sozialen und kulturellen Herausforderungen seien zu „schaffen“. Diese Realitätsverweigerung liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Verantwortlichen weit entfernt von urbanen Brennpunkten aufhalten, in denen es schon lange kein sicheres Leben mehr gibt und das Angebot von Wohnraum, Arbeits- und Kinderbetreuungsplätzen sowie Gesundheitsdienstleistungen bei Weitem nicht ausreicht. Die Kaste wohlstandsverwahrloster Erfüllungsgehilfen empfindet wenig Unrechtsbewusstsein, wenn sie sich von Großkonzernen und NGOs korrumpieren lässt und ihre zerstörerische Agenda von Deindustrialisierung und Massenmigration konträr zum allgemeinen Bürgerwillen durchsetzt. Auch die bei unterdurchschnittlich Verdienenden besonders beliebte AfD hat bis jetzt keinen Standpunkt zu den sozialen Problemen und Ungerechtigkeiten der Gesellschaft entwickelt (3).
An diesen Ambiguitätsbeispielen dürfte klar geworden sein, dass sich im Sinne einer echten Demokratie neben der Abschaffung des Parteienkartells möglichst jeder Bürger differenzierte Meinungen zu den Themen unserer Zeit bilden kann.
Insbesondere beim Spaltpilz „Islam in Deutschland“ bringen voreilige Pauschalierungen überhaupt nichts. Es empfiehlt sich vielmehr, für eine fundierte Meinung gleichzeitig von Islamkritikern, Islamwissenschaftlern und praktizierenden Moslems zu lernen, um sich irgendwo zwischen gesellschaftszersetzender Islamophobie und -lobhudelei positionieren und begründete Forderungen an die religiöse Minderheit und die Politik formulieren zu können.
Der rückschrittliche Islam
Eine dieser wertvollen Wissensquellen ist Professor Dr. Thomas Bauer (4) vom Lehrstuhl „Islamwissenschaft und Arabistik“ der Universität Münster. In seinem 2021 zum siebten Mal aufgelegten Buch „Die Kultur der Ambiguität“ erzählt er eine „andere Geschichte des Islam“, die auf der Buchrückseite prägnant zusammengefasst wird:
„Über tausend Jahre lang pflegten arabisch-islamische Gesellschaften eine ‚Kultur der Ambiguität‘. Verschiedene Wahrheitsansprüche ließ man nebeneinander stehen und gab sich mit der Suche nach dem Wahrscheinlichen zufrieden. Erst der Kolonialismus übte im Nahen Osten des 19. Jahrhunderts den Druck aus, sich über eindeutige Normen und Werte zu definieren. Das tut der Islamismus auf seine Weise — in einem nur scheinbaren Rückbezug auf ‚traditionelle islamische Werte‘. Tatsächlich schaut der Westen im Islamismus auf die Fratze seiner eigenen Wahrheitsobsession.“
Das Buch macht dem interessierten Leser Lust sich mit der Geschichte islamischer Hochkultur genauer zu beschäftigen, die lange Zeit von enormer Kunst- und Sprachfertigkeit sowie Ambiguitätstoleranz geprägt war. Doch analog zum strengen Protestanten Georg Friedrich Wilhelm Hegel suchte auch der Islamismus des 19. Jahrhunderts, den eigenen Glauben als Höchststufe menschlicher Vernunft zu argumentieren. Daraus ließ sich wunderbar ableiten, dass ein Staat, der sich konsequent zu den vom Glauben determinierten Werten bekenne, die Bevölkerung stets in aufrechter und bester Weise führen müsse.
Der Einfluss europäischer Mächte auf diese radikale Transformation des Islam war groß. So unterstützte besonders Deutschland mit abgesandten Beratern, Bankern und Geheimagenten islamistische Unabhängigkeitsbestrebungen, um die Vormacht der Briten in den arabisch-persischen Regionen zu brechen (5).
Als es dann zum Ersten Weltkrieg kam, wurden die diplomatischen Masken fallengelassen. Kaiser Wilhelm II. verkündete lauthals, man solle die arabische Welt zu „wilden Aufständen“ gegen die Briten, „dieses verhasste, gewissenlose, verlogene Krämervolk“, anstacheln. Schon lange vor Beginn des Krieges hatte er das Osmanische Reich als „den letzten Trumpf des Deutschen Reiches“ bezeichnet und mehrfach besucht. Bald nach Kriegsbeginn forderte er von Enver Pascha, dem Kriegsminister in Konstantinopel, er solle „zum heiligen Kampf für das Kalifat“ mobilisieren. Man wolle, hieß es in einem Dokument des Auswärtigen Amtes in Berlin, dass „unsere Konsuln in Persien und der Türkei die ganze mohammedanische Welt gegen die Krämernation England aufstacheln“. Es ging um nichts weniger als die Initiierung eines panislamischen Aufstands.
Islamistischer Agitator mit jüdischen Wurzeln
Im Mittelpunkt dieser Agitation stand Max von Oppenheim aus gleichnamiger Bankiersfamilie, deren Nachfolger Anfang der 2000er Jahre einem gelernten Maurer ihr ehrenwertes Haus anvertrauten und es stante pede an die Deutsche Bank verloren. Im November 1914 verfasste dieser eine Denkschrift mit dem Titel „Die Revolutionierung der islamischen Gebiete unserer Feinde“. Der von Historikern auch „Abu Dschihad“ genannte Oppenheim schlug eine komplexe Strategie zur Mobilisierung und Aufwiegelung aller Muslime vor, insbesondere derer, die unter britischer Herrschaft lebten. Hauptzielländer sollten Ägypten, Afghanistan und Indien sein, aber auch Persien, die russisch-islamischen Gebiete sowie Marokko, Algerien und Tunesien. Oppenheim schrieb:
„Das Eingreifen des Islam in den gegenwärtigen Krieg ist besonders für England ein furchtbarer Schlag. Tun wir alles, arbeiten wir vereint mit allen Mitteln, damit derselbe ein tödlicher wird.“
Mit der Gründung der Muslimbruderschaft im Jahre 1928 formierte sich ungefähr ein Jahrzehnt später eine erste fanatische Form des Islamismus, die bis heute wichtige Machtpositionen besetzt. Noch im Alter von 80 Jahren versuchte Oppenheim, die deutsche Politik für die Unterstützung eines Dschihad zu gewinnen. Als Bürger mit jüdischen Wurzeln verfasste er während des Zweiten Weltkriegs erneut eine Denkschrift, in der er „die Revolutionierung des Vorderen Orients“ propagierte. Welcher Teufel muss diesen Menschen geritten haben, den Nationalsozialisten vorzuschlagen, islamischen Antisemitismus für ihre Kriegsziele zu nutzen, während diese längst mit unvorstellbarer Wucht und Akribie den Holocaust betrieben?
Adeliger Reichsbürger in dschihadistischer Mission
Genauso verstörend waren die Umtriebe Werner Otto von Hentigs, Vater des über seinen Lebensgefährten Gernot Becker tief in den Missbrauchskomplex an der Odenwaldschule verwickelten Hartmut. Während des Ersten Weltkriegs führte Werner Otto die vom deutschen Kaiser entsendete und großzügig finanzierte Niedermayer-Von Hentig-Expedition nach Afghanistan an, um den dortigen Emir Habibullah zu einem Krieg gegen die Briten zu bewegen und gleichzeitig die Befreiung Indiens zu unterstützen.
Doch Habibullah ließ sich auf ein solches Himmelfahrtskommando nicht ein. Einerseits war er wissbegierig, baute ein rudimentäres Post- und Stromnetz auf und holte westliche Medizin ins Land. Andererseits genoss er sein luxuriöses Emirleben im traditionellen Stil unter anderem mit einem Harem, in welchem 300 Frauen gelebt haben sollen. Er pflegte stets gute Kontakte nach Großbritannien und ließ sich in die weltumspannende Freimaurerei einführen. Für ihn war klar, dass seinem Land unter keinen Umständen rasante Veränderungen zuzumuten waren.
Von Hentig und seinen Leuten war es somit verboten, in Indien und Afghanistan den ersehnten „Heiligen Krieg“ vom Zaun zu brechen. Gerne durften sie aber vor Ort viel Wissen, Geld und Zeit investieren. So gründeten die Deutschen unter anderem eine Zeitung, reparierten und modernisierten marode Fabriken, bildeten die desolate Armee aus, empfahlen dem Emir eine neue weltliche Schulordnung und ein besseres Steuersystem. Kurz gesagt betrieben sie das bis heute beliebte Spiel namens „Nation Building“ durch Entwicklungshilfe nach eigenen Vorstellungen.
Von Hentigs Kontakte zum NS-Kollaborateur und SS-Mitglied Mohammed Amin al-Husseini, dem Mufti von Jerusalem sowie zum saudi-arabischen Königshaus und weiteren Repräsentanten der „Arabischen Liga“ wurden in Deutschland stets geduldet.
Auch die Gründung der neutralistischen „Vereinigung Deutsche Nationalversammlung“ 1961 führte nicht zu einem Ausschluss aus den elitären Kreisen, denen von Hentig entstammte. Dabei tat er sich dafür mit bekannt-berüchtigten Nationalrevolutionären wie Wolf Schenke, Hermann Schwann, Bogislaw Oskar Adolf Fürchtegott von Bonin und Theodor Kögler zusammen. Zu sämtlichen Männern lohnen sich umfassende Recherchen, die an dieser Stelle jedoch zu weit führten. Bei den verallgemeinernd unter „Neue Politik Hamburg“ subsummierten Bestrebungen ging es vorrangig um die weitgehende Ablehnung der jungen Bundesrepublik in vollkommener Abhängigkeit von den USA und Großbritannien. Bei berechtigter Kritik wurden dabei die nationalsozialistischen Anknüpfungspunkte nie verhehlt.
Von Hentigs Leben und Wirken bestätigte, dass privilegierte und weltweit vernetzte Eliten oft unter einem wundersamen Schutz stehen. So konnte das überzeugte NSDAP-Mitglied wie selbstverständlich direkt nach dem Zweiten Weltkrieg in hohe Positionen der evangelischen Kirche und des diplomatischen Dienstes aufsteigen. Er wurde sogar deutscher Botschafter im weitgehend muslimischen Indonesien. Auch in der Presse durfte er sich nach Lust und Laune betätigen, wobei ihm besonders durch seine Freundin Marion Gräfin Dönhoff bei der Zeit alle Türen offen standen.
Islamfreundliches Image als Pull-Faktor
Deutschland verfolgte über viele Jahrzehnte eine Verbrüderungsstrategie mit islamistischen Bewegungen. Diese Annäherungen waren relativ unbelastet, schließlich hatte Deutschland im Gegensatz zu vor allem England und Frankreich durch seine verpasste Kolonialisierungspolitik in den betroffenen Ländern keinen Hass auf sich gezogen.
Die guten Verbindungen zu den autokratischen Regimen der islamischen Welt zogen sich bis in die heutige Zeit und wurden zuletzt unter der ehemaligen Außenministerin Annalena Baerbock besonders deutlich. Sicher nicht unbeeinflusst von der umtriebigen Arbeit ihres damaligen Ehemannes Daniel Holefleisch bei der Lobbyagentur MSL kam es zu mehrfachen Treffen mit antiisraelischen Aktivisten höchsten Ranges. Während Baerbock an anderer Stelle einer Atommacht eigenmächtig den Krieg mit ganz Europa erklärte („We are at war with Russia.“) und der feministischen Außenpolitik und ihrem Großvater zuliebe jede Diplomatie missbilligte, argumentierte sie plötzlich ganz anders:
„Gerade in Krisenzeiten, wo Hass und Hetze, wo Antisemitismus, Rassismus, wo Menschenfeindlichkeit um sich greift, ist es so wichtig, dass man im Gespräch ist — gerade auch mit den Akteuren, deren Meinung man nicht teilt, um Hass und Hetze einzudämmen.“
Die angeführten Beziehungen zwischen deutscher und islamischer Politik waren für viele Migranten ein wichtiger Grund, auf ein besseres Leben und Verständnis gerade in der Bundesrepublik zu hoffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel erwarb sich dabei in Teilen Syriens und des Iraks beinahe einen Heiligenstatus, während sich Länder wie Dänemark, Ungarn und Polen weniger freundliche Images aufbauten.
Zwischen Abschiebung und Wahrheitssuspendierung
In diesem Text konnten die Einflüsse anderer Länder, insbesondere Russlands, Englands und der USA, auf islamisch geprägte Länder sowie die weitverzweigten Verbindungen zwischen der deutschen außerparlamentarischen Opposition inklusive Roter Armee Fraktion und militanten Palästinensern nicht besprochen werden. Letztlich führten die unzähligen Aggressionen von Innen und Außen zu Kriegen und Diktaturen in fast allen islamischen Ländern. Daraus entstand ein ungebremster Zuwanderungsstrom nach Europa, der auch in Deutschland nun endlich offen diskutiert wird.
Selbst Grünen-Politiker und Young Global Leader Cem Özdemir, Inhaber von circa 70 ehrenamtlichen Positionen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau, beim European Council on Foreign Relations und dem American Jewish Comitee et cetera, schlug nach der Bundestagswahl 2025 neue Töne an:
„Wer einen wertvollen Teil zu unserem Land beitragen kann und will, ist willkommen. Wer nachweislich Schutz sucht, dem helfen wir. Für alle anderen haben wir keinen Platz.“
Der islamistische Glaube an eine den universellen Menschenrechten widerstrebende „Scharia“ sollte ebenfalls absolutes Ausschlusskriterium sein. Ein solch allgemeines und vollständiges Rechtskonstrukt ist schon allein deshalb befremdlich, da der Koran zwar tatsächlich eine höchst wichtige, aber auch sehr beschränkte Rechtsquelle darstellt. Selbst Fragen des Ritus lässt er häufig unbeantwortet.
Wer etwa versuchen würde, allein aus dem Koran herauszulesen, wann und wie ein Muslim beten muss, käme nicht sehr weit. Zwar steht im Koran einiges über das Gebet, jedoch nicht, wie oft, wann und auf welche Weise es zu vollziehen ist. Es ist nicht von fünf Gebeten die Rede; stattdessen nur von einem „Nachtgebet“.
Weiterhin kann man dem Koran zwar entnehmen, dass eine Pilgerfahrt verpflichtend ist, aber ohne die an anderer Stelle dokumentierte Umsetzung durch den Propheten wüsste niemand, wie sie zu gestalten ist. In früheren Zeiten gab es auch eine langanhaltende Diskussion über das Verbot, das Fell beziehungsweise Leder verendeter Tiere zu verwenden. Denn der Koran sagt dazu nur in allgemeiner Strenge: „Euch ist Verendetes verboten!“.
Für andere Lebensbereiche gilt die unsichere Rechtsgrundlage der islamischen Schriften in noch höherem Maße. Im Koran fehlt zum Beispiel mit Ausnahme des Zinsverbotes ein Handelsrecht, ein Schadensrecht und auch weite Teile eines Strafrechts. Es heißt schlicht: „Das Urteil kommt nur Gott zu.“ Daraus können ausschließlich absolut verblendete Islamisten schließen, dass Gott dem Menschen die Verantwortung für eine gute Rechtsprechung abgenommen hat und sich eine Rückkehr zu einem archaisch-stumpfen Strafrecht wünscht. Offensichtlich reicht der Koran als Normgeber für ein islamisches Leben bei weitem nicht aus. Es bedarf darüber hinaus der Sunna, also der Überlieferungen zur vorbildhaften Praxis des Propheten. Schließlich muss sich die moderne Gesellschaft auch selbst über die rechtlichen Rahmenbedingungen verständigen. Oder welche Koranstelle oder Sunna schützt personenbezogene Daten im Internet?
Wie dem auch sei. Für Deutschland gilt selbstverständlich, hiesiges Recht kompromisslos durchzusetzen und die Bürger in Glaubensfragen und Weltanschauungen in Ruhe zu lassen, solange sie nicht zum Beispiel Frauen-, Kinder- oder Homosexuellenfeindlichkeit erkennen lassen. Überschreitungen wie Ausschluss vom Schwimmunterricht und Zwangsheirat der Töchter oder gewalttätige Aggressionen gegen die LGBTQAI+-Community haben konsequent zu Abschiebungen oder einschlägigen Strafen zu führen.
Die klare Verteidigung der eigenen Überzeugungen muss unbedingt mit einer weltweiten Wiederentdeckung der Ambiguitätstoleranz einhergehen.
Bauer schreibt dazu am Ende seines spannenden Buches zur Überwindung des „Clash of Civilizations“ treffend:
„Die anderen werden die eigenen Wahrheiten nicht übernehmen. Dies ist aber nur dann bedrohlich, wenn man glaubt, dass es außer den eigenen Wahrheiten keine anderen gibt. Dass es außer den selbst geglaubten Wahrheiten noch andere gibt, kann man aber nur ertragen, wenn die Tatsache der Anerkennung anderer Wahrheiten nicht dazu führt, dass man die eigenen zwangsläufig aufgeben oder relativieren muss.“
Ergänzend dazu zitiert er den Physik-Nobelpreisträger Max Born:
„Ich glaube, dass Ideen wie absolute Richtigkeit, absolute Genauigkeit, endgültige Wahrheit und so weiter Hirngespinste sind, die in keiner Wissenschaft zugelassen werden sollten (…) Diese Lockerung des Denkens scheint mir der größte Segen, den die heutige Wissenschaft uns gebracht hat. Ist doch der Glaube an eine einzige Wahrheit und deren Besitzer zu sein, die tiefste Wurzel allen Übels auf der Welt.“

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Quellen und Anmerkungen:
(1) https://www.welt.de/politik/ausland/plus256253998/nahost-krieg-israel-kaempft-auch-fuer-uns.html
(2) https://www.bild.de/politik/inland/joschka-fischer-fordert-wiedereinfuehrung-der-wehrpflicht-68469ecf6e8f4710ff28f1fd
(3) https://www.freilich-magazin.com/politik/warum-eine-volkspartei-nicht-ueber-die-wachsende-vermoegensungleichheit-schweigen-kann
(4) https://www.uni-muenster.de/ArabistikIslam/Mitarbeiter/bauer.html
(5) https://schmid.welt.de/2018/10/26/dschihad-fuer-das-reich-wie-deutschland-im-ersten-weltkrieg-den-islamismus-befeuerte/