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Schmiergeschichten-Demokratie

Schmiergeschichten-Demokratie

Schon gehört? Die USA haben inzwischen 16 Militärbasen in Syrien. Illegal und völkerrechtswidrig. Aber das ist denen egal.

Das ist dir ganz neu? Ja, wenn du nur die Tagesschau guckst .... Uns wäre es übrigens ganz recht, wenn Russland entsprechende Verhandlungen auch mit Venezuela führen würde. Mit Ecuador, mit Bolivien, mit Nicaragua. Schließlich haben die Amis an die 1000 Militärbasen weltweit, wenn man die Besatzungsgebiete mitzählt. Russland hat nur knapp 20, alle in seiner engen Nachbarschaft. Keine dicht an den Grenzen der USA. Während es umgekehrt viele hundert US-amerikanische „Camps“ nahe der russischen Grenzen gibt. Allein 179 US-Militäreinrichtungen in Deutschland; 54 000 Soldaten sind da stationiert, und gerade wird für eine weitere US-Brigade mit 4000 Mann Quartier in Norddeutschland gesucht.

Aber du weißt ja: Der Russe ist schuld. Die USA sind die Guten. Das vermittelt dir die ARD-aktuell tagtäglich. Wenn nicht expressis verbis, dann mindestens atmosphärisch.

Komm doch endlich rein. Setz dich. Nee, du störst nicht. Die Hintergrundgeräusche? Das sind die Hühner. Die lachen sich gerade schlapp. Sie haben mitgekriegt, dass der NDR-Rundfunkrat jetzt, im November 2017, das letzte Dutzend unserer 144 Programmbeschwerden vom vorigen Jahr abgearbeitet hat und schrieb:

„Nach intensiver Diskussion, der jeweils eine ausführliche Beratung im Programmausschuss bzw. im Rechts- und Eingabenausschuss vorausgegangen war, und sorgfältiger Prüfung der Sachverhalte weist der Rundfunkrat Ihre Programmbeschwerden zurück. Der Rundfunkrat kann in keinem der oben genannten Fälle einen Verstoß gegen die für den NDR geltenden Rechtsvorschriften
feststellen.“

Ein Jahr Bearbeitungszeit! Mal sehen, ob den Hühnern das Lachen vergeht, wenn wir uns auf dem Rundfunkratsmüll eins ihrer Eier backen.

Du willst mit uns über das Nachrichtenangebot in der Wunderlampe plaudern? Schon wieder? Na gut. Aber wir schauen gezielt auf Informationen, die in der öffentlich-rechtlich geordneten Tagesschau nicht vorkommen, ja? Wenn du dem Rundfunkrat darüber Beschwerden schickst, passiert nämlich ein Verwaltungswunder. Der Rat antwortet blitzschnell. Also nicht erst nach einem Jahr, sondern „schon“ nach vier Wochen. Im Endlager für ausgediente Verbandsfunktionäre drückt einer auf den Knopp am Schreibautomaten. Der spuckt dann aus:

„Im vorliegenden Fall monieren Sie, dass über ein Thema bzw. bestimmte Aspekte eines Themas nicht berichtet worden sei. (...) Ein förmliches Beschwerdeverfahren gemäß § 7 der Geschäftsordnung des Rundfunkrates wird nicht eingeleitet.
§ 13 NDR Staatsvertrag unterscheidet zwischen Anregungen und Beschwerden. In diesem Fall handelt es sich um die Anregung, dass die Programme des NDR sich mit einem von Ihnen genannten Thema oder einzelnen Aspekten befassen sollen/befasst haben müssten. Dies ist – auf die Bezeichnung der Zuschrift oder auf den Willen des Autors kommt es insoweit nicht an – eine Anregung, die als solche auch behandelt wurde. Dieser Vorgang ist hiermit für uns abgeschlossen.
Dieses Vorgehen ist mit der Rechtsaufsicht des NDR abgestimmt.“

Ist das nicht wunderbar? Du reichst eine Beschwerde bei diesem Fossilienstadel ein. Dort streicht einer dein Wort „Beschwerde“ durch und stempelt „Anregung“ drüber. Du wirst nicht vorher gefragt. Man knallt dir vor den Latz, dass es auf deine Meinung nicht ankommt.

Täglich zwei Beschwerden auf dem Tisch! Das überfordert unsere 58 NDR-Rundfunkräte. Zuviel Mühe! Drum haben sie mit der Staatskanzlei Niedersachsens abgekaspert, dass sie Beschwerden über die schwerwiegendste Verletzung des Programmauftrags einfach ignorieren: die Unterdrückung wichtiger Informationen (die Staatskanzlei in Hannover führt turnusgemäß die Rechtsaufsicht über den NDR, im Wechsel mit den drei anderen NDR-Staatsvertragsländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern).

Deine Beschwerde über Propaganda mittels Nachrichtenunterschlagung schiebt der große Vorsitzende einfach an die von dir kritisierte Redaktion. Dort macht einer zwei Löcher in den Rand und heftet das Schreiben ab.

Weiter passiert nichts. Jedenfalls nichts, was man im Programm merken könnte. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk pfeift auf seine Funktion als eine die Politik kontrollierende „vierte Gewalt“. Seine Manager kungeln lieber mit der Staatskanzlei Prozeduren aus, wie man das Publikum in aller Ruhe verarscht. Auch dafür zahlst du deine Rundfunkgebühren. Prachtvoll, ne? Reg dich nicht über unsere vulgäre Sprache auf. Die ist adäquat.

Im Staatsvertrag steht, dass ein Widerspruch gegen Entscheidungen des Rundfunkrats nicht möglich ist. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die öffentlich-rechtliche Deutungshoheit ist vor gerichtlicher Prüfung geschützt.

Was tun, wenn der Rat sich von vornherein weigert, eine Programmbeschwerde zu diskutieren? Dem Verfasser bleibt dann nur die Alternative „resignieren oder kämpfen.“ Wir haben Klage beim Verwaltungsgericht Hamburg eingereicht (Aktenzeichen: 17 K 6864/17). Schaun mer mal. Wir betrachten Programmbeschwerden nicht zuletzt als Mittel, Gegen-Öffentlichkeit zu erzeugen. Das Verwaltungsgericht kann nur ein Nebenschauplatz sein.

„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist eine demokratische Errungenschaft aus der Nachkriegszeit.“

Früher haben wir diesen Spruch vor uns hergetragen wie der Pfaffe seine Monstranz auf der Fronleichnamsprozession. Den politischen Gutmenschen-Weihrauch haben wir dabei auch verströmt, zugegeben. Heute möchte man lieber Schwefel und Gestank verbreiten. Wegen des Propagandadrecks der ARD-aktuell beispielsweise.

Diese Hühner! Lachen sich den Ast ab, auf dem sie sitzen.

Du hast jetzt auch keinen Bock mehr, dich nur bei ARD-aktuell zu informieren? Gut, den Kalauer „Kannst ja ZDF-heute gucken“, verkneifen wir uns. Alternative Medien, Internet, ja? Lass dich nicht von den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern und ihrem Warngeschrei beeindrucken, von wegen zuviel „fake news“ im Net. Das Gespür für das Richtige muss und kann jeder selbst entwickeln. Er braucht es ja auch beim Konsumieren der Tagesschau-Nachrichten. Zweifeln ist Pflicht.

Kennst du den schon: Sagt Schweinchen Schlau zu Schweinchen Süß: „Die mästen uns nur, weil sie uns bald schlachten wollen“. Darauf Schweinchen Süß zu Schweinchen Schlau: „Du und deine Verschwörungstheorien!“. Zu dem Scherz kursiert eine Variante mit Melkkühen. Lässt sich ja schön auf den Umgang mit der Milch der frommen Denkungsart vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk übertragen.

Wo waren wir gerade? Ach ja, bei den alternativen Informationen von außerhalb der öffentlich-rechtlichen Hirnblockade.

Nee, die Wunderlampe bleibt aus. Da kommt das nicht: Die Bundeswehr rechnet bis 2040 mit dem Zusammenbruch der Europäischen Union und mit sozialen Unruhen. Und rät gemäß einem strategischen „Geheim“papier, sich für diesen Fall ordentlich zu wappnen. Nichts davon gehört? Ja, wenn du nur die Tagesschau...

Bundeswehreinsätze im Inneren sind verfassungswidrig? Hör mal, das ist nun aber wirklich das ganz kleine Karo. Lies die Notstandsgesetze. Und erinnere dich, dass Deutschland die Demokratie seit 16 Jahren am Hindukusch verteidigt. Schon der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der Bundeswehr auf Jugoslawien stand nach dem Urteil unserer allerhöchsten Verfassungsrichter ganz im Einklang mit dem Grundgesetz. Denn das Grundgesetz verbiete lediglich die Vorbereitung eines Angriffskriegs, nicht die Führung eines solchen.

Wenn du zusammentragen willst, wie oft seither Regierung, Parlament und „Rote Roben“ in Friedensfragen Schindluder mit unserem Verfassungsrecht getrieben haben, kommst du monatelang nicht mehr zum Schlafen.

Ach ja, die NATO erhöht gerade wieder den Einsatz in Afghanistan. Es ging gleich im Anschluss an die größten Manöver los, die sie seit Ende des Kalten Krieges je veranstaltet hat. In unmittelbarer Nähe der russischen Grenze, klar doch. Der Russe ist gefährlich, ne? Die 3000 weiteren NATO-Mörder, die Hälfte in Ami-Uniform, sind dagegen Wohlfahrtsbeauftragte. Die sollen bloß Afghanen kujonieren. Beispielsweise In Geheimgefängnissen mit höchstem Hygienestandard, sogar Waterboarding dabei.

Auch für das Bundeswehr-Kontingent in Afghanistan ist an Verstärkung gedacht. Garantiert werden zusätzliche „Ausbilder“ gebraucht. Unsere Jungs morden ja nicht, die bringen nur anderen bei, wie man´s macht. Der Bundestag muss das Mandat verlängern? Hat er doch schon. Und du hast nicht mitgekriegt, dass die Tagesschau darüber berichtete? Ja, warum wohl nicht?

Nehmen wir die Kurve zu unserem Thema. Reden wir über den Rudeljournalismus. Jens Wernickes Wortschöpfung ist treffend, obwohl sie höflich die Neigung einer Journaille ignoriert, führenden Politikern Rektalvisiten abzustatten und anstelle kritischer Informationsarbeit die eigene Moral zu verkaufen.

Sehr geehrte Rundfunkräte, es wäre einem Wunder gleichgekommen, wenn der deutsche Rudeljournalismus über die konstituierende Sitzung einmal anders als gewohnt, nämlich kritisch distanziert und sachlich, berichtet hätte, statt wie üblich personalisierend und systemfromm bis schleimig. Der nunmehrige Präsident des Bundestags, Schäuble, galt einigen journalistischen Schmieranten gar als "Herzensparlamentarier", vom "Präsidenten der guten Worte" wurde berichtet, von demjenigen, der den "oft beschworenen Willen des Volkes verortet habe". Barocke Schnörkelei statt kühler Sachlichkeit war angesagt. Dass Parteifreunde und parlamentarische Kollegen derart zeremonielle und hyperdiplomatische Floskeln abließen, war das eine; dass Parlamentsberichterstatter der Medien solche peinlichen Lobhudeleien distanzlos referierten, war das andere.

Die rollen tatsächlich den Schäuble durch den Teich in der Grotte von Lourdes, singen dazu ihr Mantra vom Finanzminister der Herzen ab und merken nicht, dass der Mann ganz der Alte blieb und seither bloß neue Pneus am Rollstuhl hat. Plus Scheinheiligenschein als Baldachin.

Die ARD-aktuell lief brav im Journalistenrudel der Traditionsmedien mit. "Parlamentarier aus Leidenschaft" sei er, erklang es getragen aus dem Tagesschau-Off, derweil den Bildschirmhintergrund das Foto eines fröhlichen Schäuble zierte. Fröhlich ging´s weiter, Blumen und Gratulationscour mit einem sich tief verneigenden Cem Özdemir an der Spitze der Gratulanten. Wie gut, wie schön!

Nur ja nicht in der Tagesschau daran erinnern, dass Schäuble, nunmehr der protokollarisch zweithöchste Mann im Staate, einst 100.000 D-Mark als verbotene Parteispende von einem Waffenschieber eingestrichen hat und sich später nicht ums Verrecken mehr erinnern konnte, wo die Kohle abgeblieben war. Gab es in dem Skandal nicht sogar ein Meineid-Verfahren, das von tüchtigen Staatsanwälten niedergeschlagen wurde? Und Özdemirs dunkle Vergangenheit ist ebenfalls längst vergessen: seine anrüchige Bonusmeilen-Veruntreuung, seine Steuerschulden, seine faulige Privatkreditgeschichte, sein Alimenten-Empfang vom German Marshall Fund, seine Abrichtung in den USA.

So schrieben wir denn den Rundfunkräten weiter, es sei in ihren Augen wohl ein

„herz- und humorloser Miesepeter, wer sogar vom zeremoniellen Zusammentritt des neuen Parlaments erwartet, dass dessen Mitglieder sich demonstrativ als Diener des Volkes verstehen und dessen Problemen Vorrang vor höfischen Artigkeiten geben. Ein penetranter Missgünstiger, der von den öffentlich-rechtlichen Medien erwartet, dass sie entsprechende Missverhältnisse kritisch wahrnehmen und darstellen. (..) Ein Treppenwitz der Weltgeschichte: Schäuble, der Gebenedeite, hat im neuen Amt auch die korrekte Parteienfinanzierung zu überwachen.“

Zum Schluss kam übrigens in dem hier kritisierten Tagesschau-Beitrag Tina Hassel von der "Atlantikbrücke" – jaja, die Chefin des ARD-Hauptstadtstudios, schon klar! – mit dem typisch öffentlich-rechtlichen „Wort zum Sonntag“ zum Zuge:

"(...) ganz überwiegend hat sich das Parlament von einer Seite gezeigt, wie sich alle Parteien wieder stärker wünschen, als Ort demokratischen Streites, klar in der Sache, aber ohne verbale Entgleisungen und persönliche Diffamierung."

Dabei war doch erst Mittwoch. Solches Gelaber zu konsumieren, das ist, auf Pfälzisch gesagt, „wie Spucknapf leersaufen: ´s gähd runner wie an änem Schdick.“ Danach bist du satt.
´tschuldigung! Stimmt, wir wollten uns ja über Themen austauschen, die nicht von der Wunderlampe ausgestrahlt worden waren. Überleg aber mal, ob Politiker und Medien nicht ein Täterkombinat darstellen, das gemeinsam Systemkritik verhindert: Keine bewusstseins- und widerstandsformenden Nachrichten über Kinder- und Altersarmut, Zerstörung unseres einst blühenden Sozialstaates, aggressive Außenpolitik, illegalen Einfluss des großen Geldes ... . Schön, nehmen wir gleich die „Paradise Papers“.

Ja doch! Natürlich kamen die „ausführlich“ in den Nachrichten vor. Rein quantitativ betrachtet. Fünf Millionen Dokumente hat der „Recherche-Verbund von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung“ angeblich ausgewertet. Ja was nicht gar! Dann mussten schon fünf Minuten Sendezeit dafür geopfert werden. Ob du nun dran glaubst oder nicht, dass ein paar journalistische Pappnasen in wenigen Monaten fünf Millionen Finanzdokumente „auswerten“ können.

Zwischenruf: Hat hier schon mal jemand problematisiert, was das eigentlich für eine klebrige Zusammenarbeit ist, die sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk einerseits und das kommerzielle Gesangbuch für transatlantische Gemütlichkeit andererseits leisten? Dass sie in einem weltweiten Verbund von annähernd tausend Journalisten mitmachen, der zu wesentlichen Teilen von dem Währungsspekulanten und Multimilliardär Soros finanziert wird?

Fünf Millionen Dokumente gesichtet. Und daraus kaum wesentlich mehr Erkenntnis gesogen, als dass superreiche Schlotbarone und ihr politisches Funktionspersonal Milliardenvermögen in Steueroasen schleusen und den Fiskus ganz legal verlöten? Hier wird, lautet die ARD-aktuell-Botschaft, leider nur ganz ehrlich beschissen.

Regt dich die Schote auf? Wirklich? Ihr Informationsgehalt war doch so frisch wie die Semmeln von Kaisers Geburtstag. Hochfinanz und Politik haben Mittel und Wege, legalen Steuerbetrug zu üben. Das konnte jeder wissen, ohne jemals eine Zeile Marx gelesen zu haben. Lass nur! Der olle Kalle im Sauerkraut ist schon 134 Jahre tot und in London begraben. Aber mindestens 134 Milliardäre leben unter uns hier in Deutschland. Und kaum ein Mitglied dieses erlauchten Kreises fand namentlich Erwähnung in der Empörungsarie der ARD-aktuell über die Paradise Papers. Nicht Quandt, nicht Springer, nicht Mohn, nicht Klatten, nicht Albrecht, nicht Würth. Auch keiner vom reichen Hochadel, also derer von Tut und Taugt nix... Ach ja, die Queen wurde berücksichtigt. Die ist aber soo beliebt. Residiert aber immer noch nicht in Deutschland. Für ihre miesen Steuertricks ist bestimmt ihr Personal verantwortlich, sie nicht.

Auch keines der vielen Mätzchen wurde aufgezählt, mit denen unsere Finanzminister von Theo Waigel (CSU) über Hans Eichel und Peer Steinbrück (beide SPD) bis zu Wolfgang Schäuble (CDU) unseren Oligarchen beim Kohleschaufeln und -bunkern behilflich waren. Volksdiener, die für die Superreichen den Spitzensteuersatz kappten, die Vermögenssteuer abschafften, die Gewerbekapitalertragssteuer strichen, die Erbschaftssteuer eindampften, Abschreibungen erleichterten, Bankgeschäfte deregulierten...

Eifrig haben Tagesschau & Co., statt die ungezählten Schweinereien ordentlich aufzulisten, sich nur über die ausländischen Steueroasen empört, nicht jedoch über deutsche Superreiche und deren Politlakaien. Da wurde nachdrücklich auf die Bahamas gedeutet, die Isle of Man, die Niederlande, Malta, „Groß“-Britannien. Aber nicht auf die USA und deren himmlischste Steueroase überhaupt: Delaware, der US-Bundesstaat mit denkbar laxer Steuerpolitik und faktisch keiner Finanzkontrolle. Die Herren des kapitalismustypischen Lumpensystems, die Eliten des US-Imperiums, blieben ungenannt.

ARD-aktuell wahrte die stramm transatlantische Linie. Kein Wunder. Alle, die sich da als vorgebliche Spitzenleute des investigativen Journalismus spreizen, sind Mitglieder der „Atlantik-Brücke e.V.“: Stefan Kornelius, Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, Tom Buhrow, WDR-Intendant, Jörg Schönenborn, WDR-Fernsehdirektor und Georg Mascolo, NDR, den Geheimdiensten der USA und der BRD aufs Innigste zugewandt und Leiter des gesamten „Rechercheverbundes“.

Diese Hühner! Wollen wohl gar keine Ruhe geben heute!

Von Atlantikbrücklern und den Nachrichtenangeboten, die sie veranlassen und zu verantworten haben, ist eines keinesfalls zu erwarten: Der Hinweis, dass mit jeder der entzogenen Steuermilliarden der Hunger auf der Welt jeweils ein Jahr lang beseitigt werden könnte. In den Paradise Papers geht es sogar um hunderte von Milliarden! Ein Nachweis darüber, wie hoch der Blutzoll ist, den die Reichen und ihre Helfershelfer der Menschheit abpressen. Um mit Jean Ziegler zu sprechen:

„Jedes Kind, das verhungert, wird ermordet. Diese Spekulanten sind Massenmörder.“

Die Rechtsanwältin Dagmar Schön erinnert in einem beeindruckenden Leserbrief an die „Abendzeitung“ (München) an dieses Zitat. Wir können dessen Aussage aber getrost auf die erwachsenen Verhungerten ausdehnen.

Erwarte nur nicht, dass in den Nachrichten der Wunderlampe solche Zusammenhänge angesprochen werden. Dort wird ja nicht mal leise an der Oberfläche gekratzt, wenn darunter kapitalistischer Dreck hervorkommen könnte. Beispiel Ukraine.

„Sehr geehrte Rundfunkräte, die Stellungnahme des Dr. Gniffke ist unbrauchbar, da sie keine Anhaltspunkte darüber enthält, nach welchen Kriterien Ukraine-Meldungen bei ARD-aktuell ausgewählt bzw. weggelassen werden. Würde er die erweislichen Kriterien aufführen, träte der propagandistische Charakter der Sendungen deutlich zutage. Er kann nicht leugnen, dass, wie in der Ukraine-Thematik, die Nachrichtenauswahl die effektivste Waffe der Propaganda ist. In der Ukraine-Berichterstattung liefert ARD-aktuell seit 2014 den eindeutigen Beweis: Was dem Image des Oligarchen-Systems der Maidan-Putschisten dient, wird gesendet, was nicht, wird unterschlagen.“

Zu allgemein, sagst du? Es fehlt der konkrete Vorwurf? Bitte, hier, davon kam nichts übern ARD-aktuell-Kanal: Vor der Rada in Kiew haben Demonstranten eine Zeltstadt aufgebaut, der vormalige georgische Präsident und spätere Odessa-Gouverneur Saakaschwili betreibt mit tausenden Demonstranten und wöchentlichen Redeauftritten einen Aufstand gegen Staatspräsident Poroschenko (vulgo: Farbenrevolution beziehungsweise „Maidan 3“), 20.000 Proto-Nazis und Neofaschisten zogen fackeltragend vor dem Parlament auf. Ein großer Teil der Demonstranten bekommt sattes Taschengeld. Rate mal, von wem!

Dem Schokoladenkönig und Milliardär Poroschenko trauen nur noch 3 Prozent der ukrainischen Wähler über den Weg. Die Korruption in der Ukraine ist ins Unermessliche gewachsen. Die Armut auch. Trotzdem bekommt die Regierung in Kiew weiter Milliardenspritzen der EU und die Unterstützung der NATO (Geld, Waffen, Fachpersonal und geheimdienstliche Erkenntnisse). Wusstest du alles? Aber bestimmt nicht von Tante Tagesschau!

„Sehr geehrter Herr Vorsitzender Dr. Hörmann, sehr geehrte NDR-Rundfunkräte, nachdem Sie uns nun erneut mitteilen, dass das Unterdrücken von Nachrichten nichts ist, womit man sich als Rundfunkteilnehmer an den Rundfunkrat wenden kann, weil so etwas nach Ihrem Verständnis den Rundfunkrat nichts angeht, möchten wir Sie auf das Buch ,Die Unbelangbaren‘ Ihres Genossen und Medienwissenschaftlers Prof. Thomas Meyer hinweisen. Dort heißt es u.a.: ,Die Medien zeigen uns die Welt – allerdings nicht wie in einem Spiegel, sondern unvermeidlich als von ihnen erzeugte Welt, als Ergebnis eines höchst eigensinnigen Auswahl- und Produktionsprozesses. Diesen Prozess selbst zeigen sie aber nicht: Weder die Filter noch die Zutaten, noch die ,geheimen‘ Künste ihres Handwerks‘. (...) Wer keine Sensibilität dafür entwickelt, über welche Themen er lediglich hinweghastet und bei welchen er ungebührlich verweilt, weiß am Ende nichts Verlässliches von der Welt, die ihm da gezeigt wurde. Und ist doch überzeugt, sie mit eigenen Augen gesehen zu haben.‘“

Fühlst du dich berührt? Nach unserer Erfahrung kratzen dergleichen Erkenntnisse echte NDR-Rundfunkräte kein bisschen. Das sind Honoratioren, die eher Logik und Ratio gemeinsam um Erbarmen betteln lassen, als dass sie sich ermannten, dem NDR-Management die Meinung zu geigen. Es scheint sie nicht zu belasten, dass sie ihre Funktion als Kontrolleure im gesellschaftlichen Auftrag zu einer Papageienrolle im Dienste der Geschäftsleitungen verformten. Funktionspersonal auch hier, nur zuständig fürs Nachplappern. Honoriert mit TV-„Glamour“, wenn „Promis“ zu Rundfunkratssitzungen eingeladen sind und ihnen Aufmerksamkeit schenken, als wären das höhere Weihen. Der frühere NDR-Justiziar Dr. Werner Hahn übrigens nannte Rundfunkräte in öffentlicher Rede „Laienspielgruppe“. Punktgenau. Der Mann war schließlich selbst mal Journalist. À la bonne heure. Beim WDR.

Beruhige dich. Wenn man sich übers transatlantisch-propagandistisch unvollständige Nachrichtenangebot der ARD-aktuell beim NDR-Rundfunkrat beschwert, bekommt man manchmal von Antworten Kenntnis, mit denen Chefredakteur Gniffke gegenüber Intendant Marmor die Händchen in Unschuld wäscht.

„Jeden Tag wird bei ARD-aktuell aufs Neue darüber diskutiert und gerungen, über welche Ereignisse in welchem Umfang berichtet wird. Nachrichten zu machen, bedeutet stets, Nachrichten zu gewichten und eine Auswahl zu treffen, denn aus Tausenden von Meldungen muss zwangsläufig eine Auswahl getroffen werden. ARD-aktuell ist sich dieser Tatsache bewusst, und wir gehen so verantwortungsvoll wie wir können damit um. Dabei sind wir keiner politischen Instanz, Partei oder sonstigen Interessengruppen verpflichtet. Das öffentlich-rechtliche ARD-Gemeinschaftsprogramm wird aus Rundfunkbeiträgen finanziert und arbeitet frei von staatlicher Einflussnahme. Ob und in welchem Umfang über ein Thema berichtet wird, hängt auch davon ab, was sich an dem jeweiligen Tag noch alles ereignet hat. So kommt es vor, dass bestimmte Begebenheiten an einem Tag Einzug in unser Nachrichtenangebot erhalten, an einem anderen Tag dagegen nicht. Die Relevanz eines Themas ist gewissermaßen relativ und kann nur im Zusammenhang mit anderen tagesaktuellen Themen bewertet werden.“

Solche platten Sprüche kloppt ein ARD-aktuell-Chefredakteur in einer Stellungnahme für seinen Intendanten. Und der lässt sich das nicht bloß gefallen, sondern schickt es auch noch weiter, mit der Anmerkung: „Seh ich genauso wie der Chefredakteur.“ An Intelligenz- und Empathie-Allergiker kommst du mit Argumenten nicht ran.

Was bleibt sonst noch außen vor, weil ARD-aktuell viel Wichtigeres zu vermelden hat? Nur ein paar beispielhaft hingeschriebene Schlagzeilen: Die EU-Kommission hält die von Deutschland gewünschte Gas-Pipeline „Nordstream 2“ aus Russland für „überflüssig“ und versucht, dieses Projekt zu torpedieren. Iran und Russland wollen ihre Gegengeschäfte nicht mehr in US-Dollar abwickeln. Langfristig ist eine neue Welt-Leitwährung mit Golddeckung der Garantiestaaten Russland und VR-China in Sicht, das Ende der US-Dollar-Hegemonie dämmert herauf. Die NATO plant weitere europäische Hauptquartiere einzurichten, mindestens eines davon in Deutschland. Bei den „Jamaika“-Gesprächen könnte sich die Forderung nach Abzug der US-Atombomben aus dem Standort Büchel als Kracher erweisen.

Nichts von alldem hörst du über die ARD-aktuell-Kanäle. Dort wird so Manches einfach ausgesessen.

Der offiziell beklagte Fachkräftemangel hat sich tatsächlich längst bis in die Spitzen von Politik und Medien hochgefressen. Was da nun sitzt, lässt billige und unlautere Sprüche ab, wie hier aus der Gniffke-Stellungnahme zitiert. Du kannst darauf nur noch niederdeutsch antworten: „Weißte Junge, der Gestank hier is ja nich dat Schlimme. Dat Schlimme is dat Brennen inne Augen.“
Beispiele von wichtigen Informationen, die Tante Tagesschau zur Wahrung ihrer Schlagseite weglässt, könnten wir zuhauf liefern. Machen wir hier heute aber nicht, jetzt muss endlich was Positives her. Die gute Nachricht, an der ARD-aktuell einfach nicht vorbeikam. Was sie unausweichlich melden musste. Kanzlerin Angela Merkel über die „Jamaika“-Verhandlungen, O-Ton:

"Aber ich glaube nach wie vor, dass wir die Enden zusammenbinden können, wenn wir uns mühen und anstrengen, und zwar in einer Art und Weise, dass jeder Partner seine Identität zur Geltung bringen kann."

Visionäre Berliner Politik. Auf jedem Dorf kriegst du eine Maulschelle, wenn du mit solch einem Geschwätz daherkommst und dafür bezahlt werden willst. Aber aus Angelas Mund geht das als höhere Weisheit ab in die Nachrichtensendung. Eine Kopfgeburt nach wochenlangem Jamaika-Vorspiel und sich anschließenden Luftnummern.

Da sitzt du vor der Wunderlampe und ersäufst in Andacht. Sie überkommt dich bei dieser quasi-religiösen Offenbarung. Du gehst in die Knie, legst die Hände zusammen und sagst: Lieber Gott, ich danke dir, dass Deine Seraphim bei ARD-aktuell uns auch diese Merkelei verkünden durften.

Sogar die Hühner draußen sind jetzt still.


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